Sicherung beim Stradivari 3

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snookerfly
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Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von snookerfly »

Hallo zusammen,

habe ein Stradivari 3 ersteigert und vor der ersten Inbetriebnahme die Sicherungshalter gereinigt und mit neuen Feinsicherungen bestückt. Beim Einschalten hat es sofort die 0,5A Sicherung erwischt. Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte?
Bei der Reinigung sind mir an den Röhrensockeln oder Cs keinerlei Spuren aufgefallen, lediglich die Rückwand sieht etwas aufgequollen aus. Das Radio hat wohl längere Zeit auf einem Dachboden feucht gestanden, daher auch die korrodierten Sicherungshalter.

Danke schon einmal für die Hilfe!

Viele Grüße,
Matthias
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BugleBoy
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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von BugleBoy »

Ja, man sieht an Kondensator nicht an, aber der kann Übel sein.

Darum ist man gut beratet, Kondensator erneuern, wenn man ihm in Alltagsbetrieb führen will, sofern es orginal und unberührt ist.
Gut, dass du nicht danach mit 10A Sicherung reintuen hast und dafür uns fragst.


Grüss
Matt
すみません
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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es an einem oder mehreren der folgenden Kondensatoren liegt:

Die beiden 5 nF-Kondensatoren, die wahrscheinlich hinter der Platte mit dem Netzspannungs-Umschalter und den Sicherungshaltern sitzen und zwischen Netzeingang und Chassis geschaltet sind. Diese sollten unbedingt ersatzlos entfernt werden, denn für die Funktion des Radios sind sie nicht erforderlich, können aber im Fehlerfall das gesamte Chassis, einschließlich der Anschlussbuchsen für Plattenspieler, Zweitlautsprecher und Antennen unter Netzspannung setzen.

Die beiden 5 nF-Kondensatoren, die parallel zur Anodenspannungswicklung des Netztrafos geschaltet sind, diese befinden sich vermutlich unterhalb oder in der Nähe der Röhre EZ81. Beim Ersatz unbedingt auf ausreichende Wechselspannungsfestigkeit achten: mindestens 350 V, besser 400 V. Testen kann man erstmal auch ohne diese Kondensatoren.

Wenn die Sicherung danach immer noch auslöst: die Röhre EZ81 ziehen und die dicken Leitungen der Heizstromversorgung ablöten. Da dieses Radio zwei getrennte Heizkreise hat, gibt es davon 4 Stück, je Heizkreis muss mindestens eine Leitung abgelötet werden. Löst die Sicherung dann immer noch aus, ist entweder der Netztrafo defekt, oder ein Isolationsfehler in der Verdrahtung rund um den Netztrafo, oder der Netzspannungswähler falsch eingestellt.

Wenn das Radio dann spielt, müssen im Interesse der Betriebssicherheit trotzdem noch einige Kondensatoren überprüft oder erneuert werden.

Lutz
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TPM
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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von TPM »

Hallo...

Vielleicht sind Bilder wo die Entstörkondensatoren sitzen hilfreich...
Die Bilder sind von der meienr Stradivari II.
röhrenradiofreak hat geschrieben:Die beiden 5 nF-Kondensatoren, die parallel zur Anodenspannungswicklung des Netztrafos geschaltet sind, diese befinden sich vermutlich unterhalb oder in der Nähe der Röhre EZ81. Beim Ersatz unbedingt auf ausreichende Wechselspannungsfestigkeit achten: mindestens 350 V, besser 400 V. Testen kann man erstmal auch ohne diese Kondensatoren.
Das wäre der hier (2x5nF in einem Gehäuse):
Bild
röhrenradiofreak hat geschrieben:Die beiden 5 nF-Kondensatoren, die wahrscheinlich hinter der Platte mit dem Netzspannungs-Umschalter und den Sicherungshaltern sitzen und zwischen Netzeingang und Chassis geschaltet sind. Diese sollten unbedingt ersatzlos entfernt werden, denn für die Funktion des Radios sind sie nicht erforderlich, können aber im Fehlerfall das gesamte Chassis, einschließlich der Anschlussbuchsen für Plattenspieler, Zweitlautsprecher und Antennen unter Netzspannung setzen.
Das sind die hier, direkt am Netzschalter.

Bild
Schöne Grüße, Tim-Peder

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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hallo Tim-Peder,

danke für die Bilder. Hoffentlich sitzen die Teile beim Stradivari 3 an den selben Stellen.

Der Kondensator auf dem ersten Bild ist das Bauteil, das zwischen den beiden Widerständen zu erkennen ist.

Lutz
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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von Dorian Ryan »

Hallo liebe Mitbastler,

die Kondensatoren sitzen auch beim Stradivari 3 an diesen Stellen. Ich hatte die gleichen Probleme: die Kondensatoren hatten einen Widerstand von einigen KiloOhm. Das ist mir so bei Teerkondensatoren noch nicht untergekommen.
Ich frage mich übrigens, warum diese Teerbomben im Schaltplan als "Berührungsschutz" deklariert sind? Bei mir wohl eher das Gegenteil :lol:
Gruß
Dorian
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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von rettigsmerb »

Hier ist ein Blick in die Kondensator-Kunde immer wieder hilfreich: http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=4364
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Re: Sicherung beim Stradivari 3

Beitrag von röhrenradiofreak »

Dorian Ryan hat geschrieben:Ich frage mich übrigens, warum diese Teerbomben im Schaltplan als "Berührungsschutz" deklariert sind? Bei mir wohl eher das Gegenteil :lol:
Die meisten Kondensatoren in einem Röhrenradio haben mit dem Berührungsschutz nichts zu tun. Einige wenige haben damit zu tun. Man findet sie nicht in jedem Radio und kann sie in zwei Kategorien einteilen: 1.) Entstörkondensatoren zwischen Netzeingang und Chassis, 2.) Trennkondensatoren an Anschlussbuchsen für externe Geräte. Dein Radio hat zwei Kondensatoren, die zu ersten Kategorie gehören (die beiden am Netzschalter). Ihre primäre Aufgabe ist zwar nicht, für Berührungsschutz so sorgen, aber wenn einer von ihnen einen Isolationsfehler oder gar einen Kurzschluss hat, ist das Chassis des Radios mit dem Stromnetz verbunden. Insofern haben diese Kondensator mit dem Berührungsschutz zu tun. Sie müssen nach heutigen Maßstäben bestimmte Eigenschaften haben, damit der Berührungsschutz sichergestellt ist. Man darf als Ersatz nicht irgendwelche Kondensatoren verwenden, die zufällig passende Kapazität und Spannungsfestigkeit haben, sondern nur Entstörkondensatoren der Klasse Y1. Eine Alternative ist, diese Kondensatoren ersatzlos wegzulassen, denn für die Funktion des Radios sind sie nicht erforderlich.

Lutz