Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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surfrie
Philetta
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Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von surfrie »

Hallo,

seitdem meine Tochter ein defektes Grundig Typ 97 vom Flohmarkt mitgebracht hatte, haben mich die Röhrenradio der 50er fasziniert und ich habe mich mit meinen bescheidenen Kenntnissen in der Elektrotechnik in Restauration des Radios gestürzt. Mittlerweile habe ich so bisher 10 Radios sehens- und hörenswert hergerichtet. Dabei habe ich jeweils die verdächtigen Kondensatoren getauscht und ggf. Röhren und Elkos ausgewechselt bzw. formiert.
Nun möchte ich mich daran wagen und bei Bedarf einen einfachen Abgleich durchführen. Eine entsprechende Anleitung habe ich schon gefunden.
Und genau hier benötige ich Hilfe.
Wie gehe ich am besten vor und was sind die geeigneten Geräte. Sicherlich brauche ich einen Messsender o.ä. Im Netz sind gelegentlich Geräte wie z.B: Signal Generator CTR SG-25 angeboten. Ist so etwas geeignet.
Was ist mit den sogenannte DDS Funktionsgeneratoren (tlw. sehr billig aus China).
Bin für jeden Tipp dankbar

Viele Grüße

Matthias
hoeberlin
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, Matthias,

Es gibt mehrere Ansätze, und zu jedem Radio meistens eine Abgleichanleitung. Seinerzeit gab es in den meisten Radiowerkstätten allenfalls einen Prüfsender einfacher Art, wie z.B der besagte CTR.

Im meiner Lehrwerkstatt gab es so etwas gar nicht, mein Meister hat das "nach Gehör" gemacht, und das hat meistens funktioniert.

Ich würde auf jeden Fall damit rechnen, dass die ersten Versuche darin enden, das nichts mehr funktioniert, deshalb sollte dafür ein Gerät hergenommen werden, was später sowieso entsorgt werden kann.

Für mich hat sich ein kleines Taschenradio mit digitaler Frequenzanzeige sehr bezahlt gemacht, weil damit die Frequenzeinstellung eines einfachen Meßsenders überprüft werden kann. Die bei solchen Geräten vorhandenen Skalen sind häufig ungenau. Wahlweise kann natürlich auch ein Frequenzzähler verwendet werden.

Ich bin gerne bei weiteren Fragen behilflich.

Das beste ist allerdings, sich das mal zeigen zu lassen. Deine Wohnortangabe fördert vielleicht hilfsbereite Mitstreiter zutage.

VG Henning
Schlau ist, wer weiss, wo er nachlesen kann, was er nicht weiss
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz
funkbase
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von funkbase »

Guten Abend,

Ein Funktionsgenerator ist eigentlich nicht dafür geeignet. Gute Geräte gehen bis 25 MHz. Die sind aber nicht als HF-Generator zu gebrauchen. Außerdem können sie kaum mit AM und FM moduliert werden.
Habe das hier gefunden z.B. Ebay-Nr: 121497466990

Diese alten Geräte sind vollkommen ausreichend.
Oder die alten russischen.

Wohne in der Nähe von Leipzig.Zur Not auch hier vor Ort.

Heiko
hf500
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von hf500 »

funkbase hat geschrieben: Habe das hier gefunden z.B. Ebay-Nr: 121497466990
Moin,
warte mal ab, das laeuft noch knapp 10 Tage. Ein Schnaeppchen wird das nicht werden, man muss nur mal sehen, was fuer Werkstattabgleichsender (z.B. Nordmende, Grundig) gezahlt wird. Ausserdem braucht es zum Radiobasteln keinen Sender bis 1 GHz, 100MHz reichen schon.

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Peter
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von captain.confusion »

Hallo!

Messsender wie der CTR SG-25 sind leider sehr ungenau und ziemlich Frequenzinstabil.
Sinnvoll ist es die Skala des Messender - wie von Henning beschrieben - zuerst mit einem Radio mit Digitalanzeige zu "eichen".
Das nächste Problem ist die Frequenzinstabilität. Die Messfrequenz "wandert" also, vorallem in den höheren Frequenzbereichen. Das liegt an der mangelnden Temperaturkonstanz von den Spulen und Kondensatoren im Schwingkreis. Machen kann man da nicht viel, außer das Gerät mindestens eine Stunde warmlaufen lassen.
Hier bietet sich eine Frequenzzähler an mit dem man die Messfrequenz kontrollieren kann. Ordentlich Geräte bekommt man gebraucht halbwegs bezahlbar.
Werkstatt-Messsender sind meistens ziemlich teuer. Das geht bei ca. 150,- Euro los und endet bei 600-700,- Euro.
Am Anfang bietet es sich an, streng nach der Abgleichanleitung zu arbeiten. Und vorallem Zeit nehmen, so ein Abgleich kann gerne mal zwei Stunden in Anspruch nehmen. Ich habe mir auch angewöhnt, die Abgleichpunkte im Gerät mit einem Edding zu kennzeichnen, analog der Bennenung in der Abgleichanleitung. So kommt man nicht durcheinander.

Viele Grüße
Frank
Viele Grüße aus der Pfalz!

Nicht nur alte Radios klingen schön, sondern auch alte Flugzeuge klick
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von Binser »

Hallo zusammen,

also, die ersten Abgleichversuche würde ich ohne Messsender machen... Da ist die Gefahr, das Gerät komplett zu verstimmen, geringer. Wichtig ist vor allem, eine Abgleichanleitung für das Gerät zu haben um zu wissen, wo die relevanten Kerne sitzen. Erstmal würde ich am FM-Abgleich üben. Die ZF bis auf den Demodulatorkreis zwischen den Sendern auf Rauschmaximum abgleichen. Dann würde ich zwei (drei) FM-Transmitter (für wenige Euros erhältlich) parallel an einen MP3-Player o.ä. anschließen. Einen auf unteres Skalenende einstellen (88MHz), den anderen auf oberes Skalenende (100MHz). Sodann Oszillator und Vorkreis nach Anleitung abgleichen. Spannungskontrolle am Ratio-Elko genügt. Am Schluss Ratiomitte abgleichen. Fertich...

Wenn's dann mal mehr sein soll, ich benutze den hier in Verbindung mit drei Transmittern und kann ihn vollumfänglich empfehlen!

Grüße,

Jörg
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surfrie
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von surfrie »

Hallo,

vielen Dank an alle für die wertvollen Tipps. So werde ich mit der "Transmitter-Methode" klein anfangen.
Vielleicht komme ich dann mit Fragen auf dieses Forum zurück.
Ansonsten warte ich auf eine günstige Gelegenheit für einen einfachen Prüfsender.

Viele Grüße

Matthias
hf500
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von hf500 »

Moin,
und nochwas, nur abgleichen, wenn sicher feststeht, dass ein Fehlabgleich vorliegt. Der ist naemlich zumindest in der ZF recht selten.
Der Grund fuer die Zurueckhaltung liegt in den mit Wachs festgelegten Kernen der Bandfilter. Das muss man freiprokeln, die Kerne koennen trotzdem noch feststecken und die Schraubenschlitze in dem Ferrit brechen gerne aus, wenn man, wie eigentlich ueblich, keinen ganz genau passenen Abgleichschluessel hat.

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Peter
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Re: Hilfe bei ersten Abgleichversuchen

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wenn nötig, gleiche ich Radios nach vorhandenen Sendern mit bekannten Frequenzen ab. Wenn eine Abgleichanleitung vorhanden ist, suche ich je Wellenbereich zwei Sender mit Frequenzen aus, die in der Nähe der laut Abgleichanleitung vorgegebenen liegen, ansonsten je einen möglichst etwa 10 % vom unteren und oberen Bandende entfernt. Wichtig ist, dass die Sender mit konstantem Pegel empfangen werden. Durch ein Dämpfungsglied am Antenneneingang oder ähnliche Maßnahmen sorge ich dafür, dass der Empfang nicht zu stark ist.

Oft ist laut Abgleichanleitung z.B. an der Zweitlautsprecherbuchse ein Pegelmesser anzuschließen und auf maximalen NF-Pegel abzugleichen. So mache ich das nicht, sondern ich gleiche auf UKW (mit Ausnahme des Ratiokreises) auf maximale negative Steuerspannung am magischen Auge ab, auf den AM-Bereichen auf maximale Hörbarkeit eines schwachen Senders (Grund siehe unten). Mit etwas Umsicht klappt das sehr gut.

Wenn eine Abgleichanleitung vorhanden ist, sollte man in der Reihenfolge vorgehen, die darin vorgegeben ist. Das ist um so wichtiger, je weniger eigene Erfahrung mit dem Abgleichen vorhanden ist.

Bei vielen Radios gibt es im UKW-Teil einen Trimmer für die Neutralisation. Manchmal sind es auch zwei für die beiden Stufen im UKW-Teil (Vorstufe und Oszillator), oder ein Spulenkern. Diese Abgleichelemente bitte auf keinen Fall verstellen, denn mit den normalerweise vorhandenen Mitteln, einschließlich der schon genannten, bekommt man sie nicht wieder korrekt eingestellt.

Bei manchen Radios, z.B. vielen Saba-Geräten, ist die Kopplung der ZF-Filter einstellbar. Hierbei sollte man sich genau an die Abgleichanleitung halten, die Methode "alles auf Rauschmaximum" führt nicht zu einer korrekten Einstellung.

Und dann gibt es noch die speziellen ZF-Filter in vielen Philettas, bei denen oben Messingschrauben herausstehen. Daran bitte nicht drehen, wenn es sich irgend vermeiden lässt. Der eigentliche Spulenkern ist nämlich am unteren Ende der Messingspindel mit einem hauchdünnen Röhrchen befestigt, dessen Klebung sich oft bei der ersten Drehung löst. Dann fällt der Spulenkern nach unten ins Filter, welches sich dann nicht mehr abgleichen lässt.

Vorsicht auf den AM-Bereichen. Die meisten Sender auf diesen Bereichen haben eine dynamische Trägerabsenkung, die in den Modulationspausen die Sendeleistung reduziert, um Energie zu sparen. Bei solchen Sendern ist es schwierig bis unmöglich, beim Abgleichen das Maximum der Steuerspannung für das magische Auge zu finden.

Lutz