Rohde&Schwarz LRH

Alles zum Thema Selbstbau, Elektrobasteln und Messtechnik
mrossx
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Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Hallo Leute,

ich restauriere gerade ein Indukivitätsmessgerät von R&S.

Ich habe hier einige Infos gefunden:
http://www.museum-nt.de/objekte/rs_lrh.html
http://www.radiomuseum.org/r/rohde_lrh.html

Demnach (Seriennummer) ist das Baujahr meines Geräts vor 1948 (aber nach 1941, da in Memmingen produziert).

Leider ist mein Gerät (augenscheinlich) nicht mehr ganz original (aber sicher bin ich mir da nicht, siehe unten).

Original-Röhrenbestückung sollte sein 2x EF12 und 1x AZ11. Mein Gerät ist aber auf Noval-Sockel umgerüstet und ins Adapterblech ist je "EF89" gestempelt. Es stecken aber 2x Telefunken EF804 drin :?: Die Gleichrichterröhre fehlt, das Loch ist verschlossen, ich nehme an unten ist ein kleine Selengleichrichter dran (hab das Gerät noch nicht weiter aufbekommen, einige Schrauben sitzen fest..).

Muss das so? Der Umbau sieht relativ sauber gemacht aus soweit ich das sehen kann bislang. Ggf. eine Umrüstung von R&S selbst, die dann später durchgeführt wurde?

Ein Rückbau in den Originalzustand (EF12 und AZ11) ist wohl kaum sinnvoll nehme ich an, angesichts der Bezugsproblematik?

Viele Grüße,
Marc
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Martin
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Martin »

Das corpus delicti ist eher der Gleichlauf des Oszillators mit der Skala.
Wenn der stimmen sollte würde ich es so lassen, andernfalls kann man das umbauen.
Besonders kritisch ist der Messbereich der kleinsten Induktivitäten, da wirkt jeder Draht mit.
Brings mal zum laufen und mess ein par Spülchen damit aus :bier:
lG Martin
mrossx
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Scheint prinzipiell zu funktionieren, da ich allerdings grade keine bekannte Induktivität zur Hand habe muss ich den Genauigkeitstest etwas verschiebenen. Nach einigen Minuten Betrieb war ein minimales, bratzelndes Geräusch zu hören und die Resonanz ging stark zurück. Abgeschaltet, einer der beiden MP-Elkos (Hydrawerk, 2uF/350V)) war etwas weniger als handwarm. Offenbar ist der hinüber, scheinbar sind nicht nur die Hydrawerk-Elkos anfällig sondern auch die MPs.

Auf jeden Fall scheint das Teil relativ verbastelt.. Die Betriebsanzeige (Glimmlampe) ist zwischen P/N und Gehäuse geschaltet. D.h. sie leuchtet je nach Steckerposition immer oder gar nicht, ungeachtet dessen ob das Gerät eingeschaltet ist oder nicht. Ohne Schutzleiter leuchtet sie ebenfalls nicht, logisch. Ich kann mir nicht vorstellen dass R&S das so gebaut/umgebaut hat... oder hat diese Verdrahtung irgendeinen historischen Sinn?

Viele Grüße,
Marc
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Hans_L
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Hans_L »

könnte so beabsichtigt sein (vom "bastler")
als Indikator für die Steckerstellung,
Glimmlampe Aus = richtig eingesteckt
Glimmlampe Ein = falsch eingesteckt,
PE gabs damals noch nicht, wurde also sicher nachgerüstet
Gruß
Hans
Martin
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Martin »

hoffentlich het es seinen Netztrafo noch, diese Art Verbastelung hab ich schonmal gesehen.
Da fehlte der und es surd direkt aus dem Netz versorgt.

lg Martin
mrossx
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Netztrafo ist noch drin, und ist kein Spartrafo. Es gibt also galvanische Trennung zwischen Versorgung und Gehäuse, das hab ich natürlich vor der Inbetriebnahme nachgemessen 8_)

Ich denk ich bringe die Primärverdrahtung mal auf neuen Stand. Das Netzkabel zum Trafo sieht mir etwas sehr dünn aus. Der Haptik nach ist es nur ein etwas dicker lackierter Draht - nicht sehr vertrauenserweckend bei 230V. War das echt mal für Netzspannung gedacht oder war da ein "Künstler" am Werk?

Viele Grüße,
Marc
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Schlappmacher
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Schlappmacher »

Aloha,

ohne das Gerät zu kennen: Du kannst davon ausgehen, dass ein solcher Pfusch niemals die R&S Fertigung verlassen hat. Wenn ich die defekte Isolierung der Netzleitung links neben der Lüsterklemme so anschaue: Deine Entscheidung, das Gerät neu zu verdrahten ist goldrichtig...

Viel Erfolg,

Der Schlappmacher
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mrossx
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Hallo,

das Gerät ist wieder voll funktionsfähig, nicht zuletzt Dank Matt's Hilfe! :danke:

Anfänglich hatte es nach Kauf funktioniert (nach vorsichtigem Hochfahren via serieller 60W-Birne). Nach einigen Minuten Betrieb hat dann allerdings offenbar der Hydrawerk-MP-Kondensator einen Kurzschluss entwickelt, was eine der zwei Gleichrichter-Dioden (AEG) geschossen und die Feinsicherung gekillt hat.

Reparatur:
Glimmlampe richtig angeklemmt, über den Eingangsklemmen des Trafos. Primärverdrahrung neu.
Kondensator ersetzt durch 1uF MP (vorher war 2uF drin, funktioniert aber gut) und Dioden durch 1N4007 ersetzt. Die defekte Diode hatte einen sehr interessanten Fehlermodus: nach Tausch des Kondensators und Betrieb über 60W-Birne hat diese unregelmässig und sehr stark geflackert. Das kam offenbar von der defekten Diode, was auch am Kennlinienschreiber sehr deutlich zu sehen war: die Kennlinie zappelte nur so herum. Vielleicht kann Matt ja noch ein Bild von der Diode knipsen, so ein Exemplar hatte ich vorher noch nicht gesehn.
Dann fiel uns noch auf dass die Messwerte um 10er-Faktoren danebenlagen. Matt's scharfes Auge hat dann erkannt dass offenbar der Bereichswählschalter im Inneren keinen eigenen Endanschlag hat, dazu gibts einen Anschlag am Knopf aussen (bei allen anderen Knöpfen Anschlag intern und aussen). Offenbar beim Putzen der Knöpfe den Wählschalter versetzt montiert.. Kaum macht mans richtig gehts dann auch :super:

Das LRH misst jetzt wieder einwandfrei. Da die alten Röhren relativ rar und teuer sind werde ich es im aktuellen, auf moderne Röhren umgerüsteten Zustand lassen. Laut Stempel auf dem Drehwählschalter im Inneren wurde das Gerät 1948 oder 1943 (nicht genau zu erkennen) gebaut.

Ein sehr schönes Gerät!

Viele Grüße,
Marc
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von BugleBoy »

Hihi..

Kleine nochmalige sorry , für meine chaotische Wohnung ( nebenbei erfasse ich gerade Röhrenbestände aus Ladenauflösung und eigene Bestände) Sodass ich theoretisch keine Zeit für reinliche Säuberung.

Zu Selen-Gleichrichter E300C10, einer hat saubere Kennlinie, wie man erwartet.
Aber andere hat beim 5V Rückwärtspannung schon Durchbruch und zittert heftig. (ist wie Diode mit extreme Wackelkontakt)
Foto kann ich nicht machen, da ich den jedoch getötet habe, ohne zu wollen.. an Tektronix 575 geprüft, meine wertvollste Instrument für überprüfung von Halbleiter und ähnlich.

R&S LRH zieht allgemein nicht so viel Strom sicherlich höchest 5mA, deswegen ist 1µF statt2µF als Siebkondensator auch OK, aus meine Sicht.
Derzeitig sitzt EF804 als EF12_Ersatz. Was Funktional korrekt ist. Ich erwähne sogar mit Rückbau auf EF12 aus meine Bestände.
Allerdings was mache wir wenn EF12 doch am Ende Geist aufgibt, der wird immer teuerer wegen primitive Audioprojekt.

Zu Schalter... hab gewundert,dass Schalter um eine Postition verschoben sollte, damit der richtig funktioniert.
Dann gucke ich und spiele lang mti Schalter wegen Anschlag rum, bis Marc mir gesagt, dass Anschlag Knopf zuständig ist, nicht Drehschalter (Quasi eine Freiläufer-Schalter :mrgreen: ), ruck und zuck ist Drehknopf auf richtige Postition (mit 2te lauf)

Dann ist Messwert recht pausibel (habe keine Normal-Spulen)

Grüss
Matt
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Phalos Southpaw »

EF12 hab ich fünf Stück da, alle noch sehr gut, falls du an einen Umbau denkst.
mrossx
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Ich glaube ich lass es erstmal so. Zumindest bis ich festgestellt habe ob alle Bereiche sauber abgeglichen sind.

Viel wichtiger wären also aktuell (leihweise) ein paar Referenz-Induktivitäten mit denen ich mal quer durch die Bank testen kann. Aktuell nämlich nur mit zwei Induktivitäten im 2-stelligen uH Bereich getestet. Falls jemand sowas hat.. ggf. kann ers ja zum Treffen in Nbg mitbringen :hello:
Martin
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Martin »

dazu ein par Anmerkungen.

Induktivitäten müsste man eigentlich immer so angeben...

10uH@100kHz

denn die haben sogut wie immer auch interne Kapazitäten zwischen den Windungen und Lagen, zudem spielt auch das Kernmaterial sofern vorhanden eine wichtige Rolle dabei.
Daher wirst du nur zu einer brauchbaren Spule kommen wenn diese in dem Frequenzbereich gemessen wird den sie später auch benutzen wird. Ich steh aus iesem Grunde dem Begriff Referenzspulen eher skeptisch gegenüber.

Die ideale Art zu einer brauchbaren Spule zu kommen ist somit der Resonanztest, d.h. wir schalten ihr einen genau bekannten C parallel und wobbeln sie dann sehr lose gekoppelt durch auf Resonanzfrequenz. Ist diese ermittelt läßt sich das L sofort ausrechnen und entspricht dann der Wahrheit, aber nur bezogen auf die ermittelte Resonanzfrequenz.

Ich knn solche Kreise anfertigen, brauche dazu aber die Angabe der Frequenz auf die sich das L beziehn soll.

lg Martin
mrossx
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Hi Martin,

das LRH arbeitet genau nach diesem Resonanzprinzip. Lx wird zu einem bekannten Kondensator parallel geschaltet und dann der lose angekoppelte Oszillator durchgestimmt. Ich habe es mit dem Oszi mal durchgemessen, die Messfrequenz ist ca. 5 MHz bei 0,1uH und geht runter bis ca. 100 kHz für die ganz großen (mH-Bereich). Laut R&S Manual: "Die Messgenauigkeit beträgt +/- 1%. Der Einfluss der Eigenkapazität von Selbstinduktionsspulen ist innerhalb der angegebenen Genauigkeit ohne Einfluss auf den Messwert". Ich nehme an, weil die Spulen etwa in den Frequenzbereichen ausgemessen werden, in denen sie später typischerweise auch zum Einsatz kommen.

Ich denke extra anfertigen ist ein bisschen zu viel des Aufwands. Vielleicht hat ja jemand zufällig schon einen fertigen Satz. :mauge:

Viele Grüße
Marc
Martin
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von Martin »

hallo Marc,

evtl möglich dass es Lx in Serie mit Lintern parallel zu bekanntem C einsetzt?

eine 0,1uH landet bei idealem C schon im hohen VHF Bereich

lg Martin
mrossx
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Re: Rohde&Schwarz LRH

Beitrag von mrossx »

Ja, das ist sehr wahrscheinlich so, da das Gerät intern mehrere abgeglichene Spulen hat in der auf den Bildern sichtbaren "Dose" (zur Schirmung). Muss aber nochmal den Schaltplan nachher genauer studieren.