Radio mit ohne Hersteller

Hier könnt ihr die schönsten Stücke eurer Sammlung zeigen oder Geschichten zu besonderen Radios erzählen.
Längsnahtberstventil
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Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Längsnahtberstventil »

Hallo, ich bin der Neue! :hello:

Schönes Forum habt ihr hier. :super:

Bin bereits vor fast 30 Jahren vom Röhrenradiofieber gepackt worden und habe bis dato einige Radios erfolgreich wiederbelebt.
Nun habe ich auf dem Dachboden meiner Eltern ein altes Schätzchen ausgegraben und grob vom Schmutz befreit. Es juckt mich schon in allen Fingern, die Kiste wieder zum Klingen zu bringen.
Das Gerät war halb zerlegt, Skalenseil abgesprungen, Lautstärkepoti festgefressen, einige Leitungen sind ohne Verbindung, der Lack kann kaum mehr als solcher bezeichnet werden, Rost auf dem Chassis, die Ausgangsübertrager schauen ziemlich mitgenommen aus... eine ganze Menge Arbeit also... :P
Leider findet sich nirgends ein Hinweis auf den Hersteller.
Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn mir jemand bei der Identifizierung helfen könnte.
Bestückt ist es mit den Röhren AF3, AZ1 und AL4. Demnach könnte es ein Vorkriegsgerät sein.

Gruß
Längsnahtberstventil
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Vagabund
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Vagabund »

Moin Längsnahtberstventil,

welch einfallsreicher Vorname...
Es ist so, dass man trotz vollkommender Anonymität im Internet doch zumindest aus Respekt der anderen Nutzer gegenüber seinen Vornamen nennen könnte.

Wie dem auch sei. Bei dem Gerät und der Röhrenbestückung tippe ich auf einen Geradeausempfänger aus der letzten Hälfte der 40er, einem sogenannten Notradio. Aus der Not der Teileversorgung wurden hier oft alte Radios "verwurstet" oder zumindest Teile davon. Deine Bilder lassen sich zumindest bei mir nicht wirklich vergrössern, ich sitze mit verkniffenen Augen davor, sehe aber einen Spulenturm aus einem VE und einen Lautsprecher aus einem DKE.

Also für mich Eigenbau- oder Notradio.
Viele Grüße
Philipp

"Lohnt es sich denn?" fragt das Hirn. "Nein aber es tut so gut!" antwortet das Herz.
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Längsnahtberstventil »

Hallo Philipp,

ich heiße Volker.
Danke für die schnelle Antwort. Die Bilder sind leider etwas zu klein geraten, ich stelle sie nochmals größer ein.
Habe nochmals meinen Dad gefragt, du hast recht, hier handelt es sich wohl um ein Notradio Marke Eigenbau.
Ist das Gehäuse dann auch selbstgebaut?


Gruß
Volker
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paulchen
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von paulchen »

Hallo Volker und willkommen hier.

Deine Frage nach dem Gehäuse. Ja, Selbstbau.
Das Chassis dürfte meiner Meinung nach mal was anderes gewesen sein. Ist dann auf besagten Einkreiser umgebaut worden.
Die Skale sieht für mich aus wie früher Nachkrieg für Selbstbauradios.

Hoffe das hilft erstmal weiter.

paulchen
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Längsnahtberstventil »

Hallo Paul,

vielen Dank für deine Antwort und die nette Begrüßung.
Hätte noch eine Frage: Warum sind hier zwei Übertrager verbaut? Der linke schaut ziemlich vergriesknaddelt aus und das Etikett ist nicht mehr lesbar. Wie kann ich messen, ob dieser noch ok ist?

Gruß
Volker
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Vagabund
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Vagabund »

Ah jetzt, Volker, so geht es besser. Vielen Dank.
paulchen hat es ja auch bestätigt, dann war ich schon nicht verkehrt.
Ich sehe aber auf dem Chassis noch einen blanken Draht, der wohl mal für eine Röhre mit Anoden- oder Gitterkappe benutzt worden ist.

Wenn mich nicht alles täuscht und der Lautsprecher ein hochohmiger DKE-LS ist, dann ist mir das unklar, warum hier Ausgangsübertrager benutzt werden, aber das müsste man messen. Möglich wäre auch, dass einer der "Trafos" als Drossel im Netzteil benutzt wird.
Das optische hat wenig Auswirkung, solange die Trafos, Drosseln oder AÜs technisch funktionstüchtig sind.

Interessant wäre eine Schaltung zu dem Radio, dann könnte man technisch mehr sagen. Notradios und Eigenbauten sind, wenn sie denn auch funktionieren, recht interessant und auch eine gute Grundlage zum Dampfradiobasteln. Ich experimentiere momentan mit Ersatzröhrenbestückungen zu Europa-Röhren.

Vielleicht hat dazu aber noch paulchen oder jemand anderes eine Idee.
Viele Grüße
Philipp

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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von eabc »

Philipp, kann der Lsp. nicht auch ein permanent magnetischer sein ?, weil ja offensichtlich eine Netzdrossel und ein AÜ zu sehen sind.
Volker, auch von mir ein herzliches Willkommen
Evtl. machst du mal vom Lautsprecher als gesamt Bauteil ein Foto
M.f.G.
harry

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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Vagabund »

Ja Harry, das wäre die einzige Erklärung. Mit dem DKE-LS bin ich nur rein optisch draufgekommen, von dem Fitzel was man sieht.
Tippe aber auch auf Netzdrossel, AÜ und permanentdynamischen LS, alles andere macht keinen Sinn.
Viele Grüße
Philipp

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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Längsnahtberstventil »

Hallo harry,

danke für den Willkommensgruß und für deine Antwort.
Ich habe noch einige Fotos vom Übertrager, der Drossel und dem Lautsprecher gemacht. Dieser hat eine transparente Plastikmembran.
Schaltbild habe ich leider keins, und jener, welcher das Radio gebaut hat, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Könnte es sein, dass das gelbe Kabel mit der Schlaufe unter den Anodenanschluss der AF3 gehört?

Schöne Grüße

Volker
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von eabc »

Hallo Volker,
dank der Bilder ist nun doch ersichtlich, das es ein permanent magnetischer Lsp. ist.
Was uns noch fehlt, sind mehrere Bilder von der Chassisunterseite, auch von der Lötstelle, an der die fragliche gelbe leitung kontaktiert ist.
Der obere Steckanschluß ist an der AF 3 nicht die Anode, sondern das Steuergitteranschluss.
M.f.G.
harry

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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Vagabund »

Harry hat recht, ist ein permanentdynamischer Lautsprecher. Tippe daher wie Harry auf Netzdrossel und AÜ. Vielleicht ist die Drossel mal warm geworden? Oder eine Beschichtung hat sich verabschiedet, wie die Isolation der Kabel.

Bitte die losen Kabel nicht irgendwo anklemmen, das muss erst geklärt werden, genauso die alten Kondensatoren. Die Optik finde ich jetzt mal nicht so schlimm, da hab ich schon andere Baracken gehabt.
Schönes Gerät, ich sehe da Potential, was die spätere Optik angeht. Stichwort Hartöl, wie von paulchen vorgestellt und gepredigt, kann ich ebenso empfehlen. Macht sich bei solchen Geräten sehr gut, aber erstmal um die Technik kümmern.

Edit: Harry war schneller...
Viele Grüße
Philipp

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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von paulchen »

Zu den Trafos.
Netztrafo ist ja auf dem Chassis. Drossel sehe ich hier eigentlich weniger. Der linke AÜ scheint mal durchgebrannt zu sein, daher wurde der rechte wohl einfach mal daneben gesetzt. Eine Drossel hätte ja eigentlich nur zwei Abgriffe, hier sehe ich jeweils ein paar mehr (ist beim rechten ja auch eindeutig ran geschrieben).

Hartöl würde ich hier nur zum Anfeuern des Furniers nehmen (hat das Gehäuse überhaupt sowas oder ist das massives Holz??).
Drüber würde ich Ballenmattierung geben.

paulchen
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Längsnahtberstventil »

Hallo,

vielen Dank für euer Engagement.

Es handelt sich bei dem verkrusteten Teil wohl tatsächlich um eine Netzdrossel. Die beiden Leitungen führen direkt zu den Anschlüssen des Hochvoltelkos. Ich habe sie einer Schönheitskur unterzogen und die Drähte neu isoliert. Kaum wiederzuerkennen. Bei einer Messfrequenz von 100 Hz weist sie eine Induktivität von 861 mH und einen Gleichstromwiderstand von 1,3 kOhm auf. Ist das o.k. so?

Leider ist der HV-Elko hinüber. Er sollte eine Kapazität von 8 + 4 uF haben. Gemessen habe ich 2,9 uF und 16 nF. Da ist wohl nix mehr mit formieren. Gibt es solche Elkos noch?

Ausserdem ist mir aufgefallen, dass die AZ1 und AL4 im jeweils falschen Sockel steckten. Die AZ1 muss doch in jenen Sockel, zu dem die Anschlüsse des Elkos führen?

Das Lautstärkepoti lässt dich nicht drehen. Mit welchem Mittelchen macht man das am besten wieder gangbar, ohne es vollends zu ruinieren?

Das Gehäuse ist furniert (siehe Fotos). Wenn man es anfasst, bekommt man schwarze Finger; auf der Oberseite fehlt der Lack zum Teil, das Furnier schimmert rötlich. Wie bekomme ich das Gehäuse wieder schön?

Die Teerkondensatoren werde ich auch noch tauschen.

Fragen über Fragen, ich hoffe, es nervt nicht allzusehr.


Viele Grüße

Volker
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von Längsnahtberstventil »

Noch eine Frage.

Ich möchte gerne testen, ob der Netztrafo o.k. ist. Leider fehlt der Sicherungshalter halb und die Sicherung ganz. Welchen Wert sollte die Sicherung ca. haben?
Wenn alle Röhren entfernt sind, dann kann ich die Spannungen am Trafo messen, ohne dass etwas abraucht, oder?


Viele Grüße

Volker
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Re: Radio mit ohne Hersteller

Beitrag von eabc »

Hallo Volker,
als Primärseitige Netztrafo Sicherung kannst du zunächst eine 0,4 - 0,63 A nehmen
Ohne Röhren könntest du den Trafo schon probieren, lasse aber bitte den netzeingang über eine Vorschaltlampe mit zunächst einer 25 er Glühlampe als Vorwiderstand laufen.
Den Lautstärkeregler kannst z.B. auslöten und über Nacht in eine Schale mit Petroleum oder Diesel legen, nachdem dieser dann wieder drehbar ist, solltest du Ihn noch einmal in Bremsenreiniger oder Benzin baden und anschließend mittels Druckluft restefrei blasen und die Wellenlagerung mit wenigen Tropfen Feinmechaniköl benetzen.
M.f.G.
harry

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