In den letzten Tagen hatte ich mir wieder einmal ein Autoradio vorgenommen: ein Blaupunkt Essen, Baujahr 1964.
Nach der Beseitigung einer Unterbrechung am Spannungswahlschalter und dem Tausch einiger Elkos und einer Zenerdiode, die sich im UKW-Teil befindet, spielte es zwar, aber der UKW-Empfang war extrem schlapp, man könnte sagen, fast nicht vorhanden.
Also machte ich mich an einen Abgleich und fing in der ZF an. Aber das 10,7 MHz-Signal des Messsenders wollte durch einen Teil der ZF-Filter partout nicht durchgehen.
Was ich überhaupt nicht erwartet hatte: Das Radio ist für UKW ein Doppelsuper mit einer 1. ZF von 10,7 MHz und einer 2. ZF von 6,7 MHz! Das hat Blaupunkt scheinbar bei der ersten Generation von Volltransistor-Autoradios mit UKW durchgängig so gemacht, man findet auch die Modelle Frankfurt, Köln und München mit dem gleichen Prinzip. Ab 1965 waren die Schaltungen dann "normal".
Nach dem korrekten Abgleich empfängt das Radio nun wieder recht gut.
Lutz
Doppelsuper
-
- Geographik
- Beiträge: 10252
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
-
- Geographik
- Beiträge: 2091
- Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17
Re: Doppelsuper
Moin,
auch bei den letzten Roehrengeraeten (z.B. die Hybride Frankfurt TR/TR de luxe oder Koeln TR) war der UKW-Teil ein Doppelsuper. Hier entstand er aus der Notwendigkeit, eine hohe Verstaerkung und Trennschaerfe bei geringem Roehrenaufwand zu bekommen. Ein Autoradio ist von Raumnot gepraegt
Eine ZF von 6,75 MHz haette in kritischen Empfangslagen Spiegelfrequenzprobleme gehabt, eine von 10,7MHz eine geringere Verstaerkung und Trennschaerfe. So nahm man eine erste ZF von 10,7MHz, um die Weitabseklektion (Spiegelfrequenzsicherheit) zu verbessern, die zweite ZF kuemmerte sich dann um die Verstaerkung und Nahselektion (Trennschaerfe). Bei den ersten Transistorgeraeten hat man das Konzept beibehalten, die Raumnot war zwar kleiner, aber Transistoren teuer und man hatte eine bewaehrte Schaltungstechnik.
Der Nachteil des Ganzen ist, dass man zwei Oszillatoren hat, die stabil laufen muessen. Der der Hauptabstimmung ist kritischer, er laeuft bei 100MHz und ist daher schwieriger stabil zu bekommen. Aber man kann ihn jederzeit nachstellen
Der zweite Oszillator muss dagegen stabil sein, er laeuft daher mit nur 4MHz, wo eine gute Stabilitaet einfacher zu erreichen ist.
Autoradios arbeiten schliesslich unter erschwerten Bedingungen: Starke Temperaturwechsel, starke Erschuetterungen, instabile Betriebsspannung.
73
Peter
auch bei den letzten Roehrengeraeten (z.B. die Hybride Frankfurt TR/TR de luxe oder Koeln TR) war der UKW-Teil ein Doppelsuper. Hier entstand er aus der Notwendigkeit, eine hohe Verstaerkung und Trennschaerfe bei geringem Roehrenaufwand zu bekommen. Ein Autoradio ist von Raumnot gepraegt

Eine ZF von 6,75 MHz haette in kritischen Empfangslagen Spiegelfrequenzprobleme gehabt, eine von 10,7MHz eine geringere Verstaerkung und Trennschaerfe. So nahm man eine erste ZF von 10,7MHz, um die Weitabseklektion (Spiegelfrequenzsicherheit) zu verbessern, die zweite ZF kuemmerte sich dann um die Verstaerkung und Nahselektion (Trennschaerfe). Bei den ersten Transistorgeraeten hat man das Konzept beibehalten, die Raumnot war zwar kleiner, aber Transistoren teuer und man hatte eine bewaehrte Schaltungstechnik.
Der Nachteil des Ganzen ist, dass man zwei Oszillatoren hat, die stabil laufen muessen. Der der Hauptabstimmung ist kritischer, er laeuft bei 100MHz und ist daher schwieriger stabil zu bekommen. Aber man kann ihn jederzeit nachstellen

Autoradios arbeiten schliesslich unter erschwerten Bedingungen: Starke Temperaturwechsel, starke Erschuetterungen, instabile Betriebsspannung.
73
Peter
-
- Geographik
- Beiträge: 10252
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
Re: Doppelsuper
Ich denke eher, dass man bei der benötigten hohen Verstärkung und dem gedrängten Aufbau ein Schwingen des ZF-Teils befürchtete und deshalb die Verstärkung aufteilte. Denn so weit auseinander liegen die ZFs 10,7 und 6,7 MHz nicht, dass sie sich sehr unterschiedlich verhalten.
Nun zeigt sich bei dem Radio doch noch ein hartnäckiger Fehler. Bei ganz leichtem Biegen der Platine setzt der UKW-Empfang beinahe aus, das Radio ist dann fast taub. Leider lässt sich der Fehlerort nicht richtig lokalisieren, er muss irgendwo im Bereich der 1. ZF-Stufe liegen. Deshalb hatte ich u.a. das erste ZF-Filter ausgelötet, zerlegt und auf schlechte Lötstellen usw. überprüft. Nach dem Wiedereinlöten war das Radio ständig taub, und ein Kreis des Filters ließ sich nicht mehr abgleichen. Angefeuert durch die Wärme beim Löten hat einer der Schwingkreiskondensatoren (Styroflex) seinem Leben mit einer Kurzschlusshandlung ein Ende bereitet. Nach Erneuern des Kondensators ist aber der Aussetzfehler immer noch vorhanden.
Im Moment suche ich im Bereich des UKW-Schaltschiebers, der leider kaum zugänglich ist.
Lutz
Nun zeigt sich bei dem Radio doch noch ein hartnäckiger Fehler. Bei ganz leichtem Biegen der Platine setzt der UKW-Empfang beinahe aus, das Radio ist dann fast taub. Leider lässt sich der Fehlerort nicht richtig lokalisieren, er muss irgendwo im Bereich der 1. ZF-Stufe liegen. Deshalb hatte ich u.a. das erste ZF-Filter ausgelötet, zerlegt und auf schlechte Lötstellen usw. überprüft. Nach dem Wiedereinlöten war das Radio ständig taub, und ein Kreis des Filters ließ sich nicht mehr abgleichen. Angefeuert durch die Wärme beim Löten hat einer der Schwingkreiskondensatoren (Styroflex) seinem Leben mit einer Kurzschlusshandlung ein Ende bereitet. Nach Erneuern des Kondensators ist aber der Aussetzfehler immer noch vorhanden.

Lutz
-
- Geographik
- Beiträge: 8346
- Registriert: Di Nov 22, 2011 16:49
- Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: Müritzkreis
Re: Doppelsuper
Lutz, genau so ergeht es mir mit einem Köln aus den späten 60ern, auch hier suche ich schon seit Tagen nach einem Aussetzer der ZF, kleinste Bewegungen und der Empfang ist da und Sekunden später wieder weg, wiederum kleinste Klopfbewegung und alles ist wieder in Butter oft auch für mehrere Minuten.
Dadurch, das dass Gerät auch einen Suchlauf hat, geht es extrem eng zu auf der HF/ZF Platte.
Dadurch, das dass Gerät auch einen Suchlauf hat, geht es extrem eng zu auf der HF/ZF Platte.
M.f.G.
harry
--------------------------------------------------------------------
- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
--------------------------------------------------------------------
harry
--------------------------------------------------------------------
- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
--------------------------------------------------------------------
-
- Geographik
- Beiträge: 10252
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
Re: Doppelsuper
Ja, manche Köln-Geräte sind bis auf den letzten Kubikzentimeter vollgestopft...
Aber bei meinem Radio habe ich nun den Fehler gefunden: Die Kontaktbleche des UKW/AM-Umschalters stehen oben gut 1 mm aus dem Schaltschieber heraus. Darüber befindet sich, senkrecht angeordnet, die AM-HF-Platte. Irgendein Bauteil oder Anschlussdraht darauf muss je nach Bewegung des Radios eine der Kontaktfedern berührt haben. Messen konnte ich das, sehen aber selbst mit einem kleinen Spiegel nicht, weil man weder den Schalter noch die HF-Platte mit überschaubarem Aufwand ausbauen kann. Aber ich konnte die Blechwinkel, mit denen die HF-Platte befestigt ist, so nachbiegen, dass sie nun nicht mehr gegen die Kontaktfeder kommt.
Lutz
Aber bei meinem Radio habe ich nun den Fehler gefunden: Die Kontaktbleche des UKW/AM-Umschalters stehen oben gut 1 mm aus dem Schaltschieber heraus. Darüber befindet sich, senkrecht angeordnet, die AM-HF-Platte. Irgendein Bauteil oder Anschlussdraht darauf muss je nach Bewegung des Radios eine der Kontaktfedern berührt haben. Messen konnte ich das, sehen aber selbst mit einem kleinen Spiegel nicht, weil man weder den Schalter noch die HF-Platte mit überschaubarem Aufwand ausbauen kann. Aber ich konnte die Blechwinkel, mit denen die HF-Platte befestigt ist, so nachbiegen, dass sie nun nicht mehr gegen die Kontaktfeder kommt.
Lutz