In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Stereowaage
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In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Stereowaage »

Transistor-Verstärker aus dem Jahr 1975 (Pioneer SA-9100) - geplante Überarbeitung; Bitte um eure Meinung (fachlich)

Typische Fehler bei sonst ungestörtem Betrieb (Halbleiter alle soweit intakt):
Knackende Schalter mit teilweise schlechtem Kontakt,
Ansprechen der DC-SChutzschaltung.

Als erstes werden die zahlreichen Schalter zu gereinigt und geprüft ob dies noch erfolgreich ist (Kontaktgabe, Knacken).

Dann sollen die Kondensatoren ersetzt werden bis auf: a) Eingegossene KSFolienkondensatoren, b) Keramikkondesatoren und c) Styroflexkondensatoren.
Die Lade-Siebelkos erscheinen auch optisch noch OK, könnten aber bei dem Alter sicher auch gewechselt werden...

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mit besten Grüßen
Hbose
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Hbose »

Hallo

bei Geräten dieser Bauart gibt es zwei Hauptbaustellen:

- die Tantal Kondensatoren sind nach 40 Jahren 100% Schrott. Die sind mit Sicherheit für das DC Problem verantwortlich.
- die Wire Wrap Verbindungen neigen zu Oxydation. Am besten verlöten.

Die Relais Kontakte dürften auch eine Überarbeitung benötigen, 800er Schleifleinen ist da das richtige Hilfsmittel.

Ansonsten ein schönes Gerät.

Salu Hans
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Stereowaage
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Stereowaage »

Danke Hans,

ich werde mich dran machen, in aller Ruhe. 6 Tantal habe ich schon im Blick, ich werde aber auch die Elkos und Entstörkondensatoren erneuern und das LS-Relais sowie die großen Elkobecher stehen notfalls auch schon auf der Liste. Schau'n mer mal... :wink:
mit besten Grüßen
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Ralph
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Ralph »

Hallo Stereowaage,

falls benötigt, bei HifiEngine gibt's das Service Manual:

http://www.hifiengine.com/manual_librar ... 9100.shtml

Man muß sich dafür aber anmelden. Oder, wenn Du möchtest, ziehe ich das runter, da ich dort angemeldet bin.

Gruß zum Sonntag,

Ralph
Und klingt der Netzbrumm schauerlich, das Radio spricht: NOCH LEBE ICH!
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Stereowaage
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Stereowaage »

Danke Ralph für dein Angebot! Das Servicemanual habe ich. Dann werde ich mal langsam die zu den Platinen gehörenden BOM vornehmen und meine Einkaufsliste bearbeiten...
mit besten Grüßen
Hbose
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Hbose »

Stereowaage hat geschrieben:Danke Hans,

ich werde mich dran machen, in aller Ruhe. 6 Tantal habe ich schon im Blick, ich werde aber auch die Elkos und Entstörkondensatoren erneuern und das LS-Relais sowie die großen Elkobecher stehen notfalls auch schon auf der Liste. Schau'n mer mal... :wink:
Hallo

die Elkos aus dieser Zeit hatten eine gute Qualität, die würde ich erst tauschen wenn du nicht weiter kommst.

Salu Hans
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von hf500 »

Moin,
persoenlich wuerde ich mir erstmal nur die Elkos auf der Netzteilplatte (links vor den grossen Elkos) genauer ansehen und ggf. tauschen. Dort wird es im Geraet am waermsten, wie die Platine zeigt. Sie zeigt damit auch, dass man zumindest die Leistungstransistoren auf der Platine nachloeten sollte. Pauschal alle Elkos tauschen... wuerde ich bei _dem_ Geraeteaufbau nicht machen wollen. Tauschen, was defekt ist und erstmal gut. Elkos werden nicht automatisch schlecht, nur weil sie 40 Jahre alt sind. Bei den grossen Elkos kann man es gut sehen. Ist der Gummistopfen ok, zeigt keine Ausbeulungen oder Spuren von Fluessigkeitsaustritt, dann duerften die Kondensatoren noch gut sein. Die Dinger haben, gemessen an aktuellen Typen, ein ziemlich grosses Volumen, was ihnen Reserven gibt.

Was ich bei Wirewraps immer mache, solange die irgendwie erreichbar sind: Anloeten. Ich habe es schon oft erlebt, dass das einige Zipperlein zum Verschwinden brachte.

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Peter
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Stereowaage »

Hallo Hans, Peter,

eure Hinweise und Vorschläge hinsichtlich wire wrapping
https://encrypted.google.com/url?sa=t&r ... xg&cad=rja
https://de.wikipedia.org/wiki/Wickelverbindung
und Elkos werde ich mir merken und natürlich auch gerne umsetzen wenn ich dadurch unnötige Arbeiten vermeiden kann. Leider werde ich den einen oder anderen Wire-wrap lösen und später dann durch Löten ersetzen müssen da man sonst z.B. zwei Kleinplatinen, die von der Ober- und Unterseite bedrahtet sind, nicht zum Bauteiltausch auslösen kann.
mit besten Grüßen
Hbose
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Hbose »

Hallo

die beiden Links passen nicht zur Wire Wrap Technik die in dem Verstärker benutzt wurde. Das sind zwei verschiedene Techniken.

In den Links geht es um bedeutend geringere Drahtstärken und andere Drähte und andere Pfosten, das ist nicht vergleichbar. Das Problem der Wickelverbindungen im Verstärker liegt in den verzinnten Pfosten und dem verzinnten Draht, diese Kombi ist anfällig für Oxydation.

Salu Hans
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von rettigsmerb »

Nicht nur Oxydation, sondern auch die unangenehme Eigenschaft des so genannten "Kaltflusses" bei Weichloten sorgt nach ein paar Jahren Betrieb für Ungemach. Die Folge können dabei sogar komplett abgebrannte Verbindungen sein. WireWrap-Technik eignet sich m.E. ausschließlich für möglichst versilberte Volldrähte. Die Aussage mache ich an den gewonnenen Erfahrungen nach über 20 Jahren Betrieb der Boeing 747-400 fest. Trotz aller Unkenrufe bei der Einführung dieses Flugzeugmusters über diese Verbindungstechnik war die Fehlerrate hier nämlich verschwindend gering. Und das bei -zig tausenden Verbindungsstellen dieser Art pro Flugzeug. Gerade hier sind die Betriebsbedinungen alles andere als "gemütlich":
> Durch die Aerodynamik verursachte Vibrationen, nieder- wir höherfrequent
> Landestöße
> stark schwankende Temperaturen
> stark schwankende Luftfeuchtigkeit

Die ersten Maschinen dieses Typs wurden mittlerweile schon ausgemustert und zu Coladosen umgestaltet - die Avionic hat bis zur letzten Landung perfekt funktioniert...
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Re: In Richtung "kleine Kondensatorkunde"

Beitrag von Stereowaage »

Habe so ganz nebenbei schon eine Menge über diese Wickeltechniken und Kaltschweißen gelernt. Danke Hans und Herbert!
mit besten Grüßen