Eine Reparatur, die sich eigentlich nicht lohnt

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik für frühe Transistorgeräte bis in die 1970er Jahre.
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röhrenradiofreak
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Eine Reparatur, die sich eigentlich nicht lohnt

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ein befreundeter Oldtimerfahrer brachte mir ein Blaupunkt-Autoradio:
http://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt_ ... 76353.html
Erstaunlicherweise stehen auf dem Typschild zwei Modellnamen: Ludwigsfafen und Bonn, aber nur eine Typennummer.
Fehlerbeschreibung: kein Empfang, nur Rauschen.

Wegen des durchwachsenen Wetters fiel ein geplanter Ausflug aus. Also habe ich mich über Ostern mit dem Radio beschäftigt.

Das UKW-Teil sah aus, als hätte es Feuchtigkeit abbekommen: An der Abschirmung war einiger Grünspan. Wie zu erwarten war, steckte der Fehler im UKW-Teil. Also habe ich es demontiert.

Am schlimmsten sah der Bereich der UKW-Vorstufe aus. Sowohl die Leiterbahnen in diesem Bereich, als auch die Anschlussdrähte des Vorstufentransistors und eines Widerstandes waren weitgehend weggegammelt.

Das war aber noch nicht alles. Der Oszillator lief nicht. Dem Oszillatortransistor fehlte die Emitterspannung, weil eine Leiterbahn, die eigentlich einwandfrei aussah, keinen Durchgang hatte.

Nachdem ich auch das in Ordnung gebracht hatte, lief der Oszillator, und es war ein wenig Empfang vorhanden - aber nur mit extrem starken Eingangssignalen. Die Mischstufe arbeitete auch nicht, dem Transistor fehlte die Basisspannung. Ursache war ein Kurzschluss eines keramischen 56 pF-Kondensators.

Nach dem Zusammenbau hatte des UKW-Teil wieder keine Funktion. Durch das viele Hantieren hatte sich die Zuleitung für die Betriebsspannung in der Leiterplatte gelöst.

Dass das Radio nach einem geringfügigen Nachgleich wieder einwandfreien Empfang hatte, war schon ein Erfolgserlebnis.

Dann habe ich noch die falsche (viel zu starke) Skalenlampe durch die richtige ersetzt, den dadurch durchgebrannten Vorwiderstand erneuert und die obligatorischen kalten Lötstellen am Lautstärkeregler/Ein-Aus-Schalter und an den Endstufentransistoren beseitigt.

Mal sehen, wie die Gegenleistung für diese Reparatur aussieht. Der Besitzer des Radios ist in mechanischen Arbeiten sehr versiert. Da fällt mir vieles ein, das an meinen Oldtimern noch gemacht werden müsste...

Lutz
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Re: Eine Reparatur, die sich eigentlich nicht lohnt

Beitrag von rettigsmerb »

Moin Lutz,

das beschriebene Bild lässt den Schluss zu, dass Nässe über die Antennenleitung in das Radio eingedrungen ist. Das ist garnicht einmal so selten, denn der verwendete Antennenleitungstyp geht auch als Gartenschlauch durch, da der einadrige dünne Innenleiter gewendelt eben in einem Isolierschlauch geführt ist. Und wenn die Antenne etwas undicht ist, säuft die Leitung bei einem Regenguss ab und das Wasser sucht sich dann den Ausgang - und der ist leider im Radio!
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röhrenradiofreak
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Re: Eine Reparatur, die sich eigentlich nicht lohnt

Beitrag von röhrenradiofreak »

So habe ich das noch gar nicht betrachtet.

Für diese Theorie spricht, dass auch die Antennenbuchse ziemlich angefressen aussieht.

Dagegen spricht, dass die Bereiche der Hauptplatine, die dann auch betroffen sein müssten, es aber nicht sind - es sei denn, das Radio war mit der Front nach unten eingebaut.

Vielleicht erfahre ich vom Verkäufer, wie die Feuchtigkeit ins Radio gekommen ist.

Lutz
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röhrenradiofreak
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Re: Eine Reparatur, die sich eigentlich nicht lohnt

Beitrag von röhrenradiofreak »

Jetzt weiß ich, wie die Feuchtigkeit ins Radio gekommen ist. Es lag in einem Regal in einer Auto-Bastelhalle, deren Dach undicht war. Dadurch haben viele dort gelagerte Sachen sehr gelitten, das Radio hat noch vergleichsweise wenig abbekommen.

Lutz