Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerkstatt

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SABA78
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Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerkstatt

Beitrag von SABA78 »

Wenn man selbst genügend Geräte in der Sammlung hat, aber gerne repariert und bastelt, dann freut man sich über Fremdgeräte an denen man sich austoben darf.

Diesmal ist es ein Grundig 4097, was ein Geschenk für die Hobbywerkstatt werden soll.
20170609_185844 B.jpg
Das Gerät wurde soviel ich weiß auf einem Flohmarkt erstanden. Zur Historie ist mir sonst nichts bekannt. Von selbst verrät der Apparat bei genauer Untersuchung aber auch etwas. Zum Beispiel dürfte er einige Zeit ungünstig gelagert gewesen sein. Der Lack hat überall feine Risse, blättert aber nirgends ab. Die Chassis-Schrauben zeigen, dass da schonmal jemand dran gedreht hat. Ebenso die vier Holzschrauben der Bodenabdeckung - vier verschiedene - lassen ebenfalls den Schluss zu, dass Chassis und Gehäuse bereits mindestens ein Mal getrennt gewesen sein müssen. Untermauert wird der Eindruck durch die Lötstellen der Lautsprecherverdrahtung am Ausgangsübertrager.
Wie dem auch sei: Das Radio ist vollständig, macht an sonsten keinen verbastelten Eindruck und der Aufkleber "spielt" neben den Drucktasten lässt einerseits hoffen, andererseits auch fürchten :)
Die Sicherung ist die Originale und intakt - auch ein gutes Zeichen.
20170609_204232 B.jpg
Auf einen Probelauf habe ich verzichtet und gleich mit dem Austausch der Kondensatoren begonnen. Den Doppelelko und einen 4µF Siemens-Elko habe ich belassen. Letzteren habe ich gemessen - ESR und Kapazität waren absolut in Ordnung.
Ansonsten hatte man es mit den viel zitierten üblichen Verdächtigen zu tun: Wima "Backpflaumen", weiße EROs und ein gelber NEOKON. Den NEOKON habe ich spaßeshalber gemessen, weil er äußerlich völlig unauffällig aussah. Ergebnis: ESR 110 Ohm, Kapazität 183 statt 47nF.
20170609_205632 B.jpg
Die Reparaturfreude wird bei diesem Modell etwas durch drei WIMA-Backpflaumen getrübt, die im Klangregister vergraben verbaut sind. Ohne eine Auswahl kleiner Zangen verschiedener Form, wäre ein Austausch nicht möglich gewesen.
20170609_214634 B.jpg
Auf dem Foto wird das gar nicht so deutlich, wie versteckt die Teile da eingebaut sind.

Nach dem Tausch der Kondensatoren, der erste Probelauf: Empfang auf UKW ist da, auch auf LMK funktioniert scheinbar alles grundsätzlich, was aber auffiel war ein Knistern, dass nur im UKW-Betrieb zu hören war.
So zog ich zuerst die ECC83, welche die EL84 ansteuert - das Knistern war weg.
ECC83 wieder rein, EAA91 raus - Knistern bleibt.
EAA91 rein, EBF89 gezogen - Knistern bleibt.
Betätigung des Lautstärkestellers - das Knistern lässt sich in der Lautstärke beeinflussen.

So forschte ich bei gezogener EBF89 von der EL84 aus rückwärts durch die Schaltung, bis ich nach einigem Trennen, wieder einlöten usw. bei der EM34 ankam. Als ich die zog, war das Knistern verschwunden.
Das hatte ich bisher auch noch nicht, dass eine Anzeigeröhre Störgeräusche verursacht. In der Röhre klimpert es deutlich.

Auf dem Programm steht nun das Nachmessen der Betriebswerte, der Einbau einer EM34 (die darf ruhig dunkel sein), die Aufbereitung des Gehäuses und Endmontage aller Baugruppen...
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Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Tja, zu früh gefreut :(

Mit einer anderen EM34 knistert's wieder. Aber - wie vorher - nur bei UKW. Bei TA und LMK ist Ruhe.
Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von faz »

Hab schon 2 Grundig 4077 in den Fingern gehabt.
Die WiMa´s im Klangregister zu tauschen , da bin ich bei dir , ist echt eine Strafarbeit.

Wenn du Geknister bei UKW hast , kontrolliere bitte mal die Kontakte der
Tasten. Bei den beiden 4077 hatte ich jeweils üble Kontaktprobleme. Nach
der Reinigung (die auch nicht ohne ist) war zumindest bei mir Schluss damit.

Generell hatte ich das schon bei mehreren Grundig Geräten. Irgendwie
ist es da besonders auffällig.

Wenn das Radio wieder richtig spielt - es macht ordentlich "Dampf".
Hat mich an direkt die Wand gespielt beim aufdrehen der Lautstärke :mrgreen:
Gruß Steven :hello:
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von AlfredG »

Hallo Daniel,
tausche doch mal die Widerstände an der EM, ich hatte damit schon so manchen seltsamen Effekt.

Alfred
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das Triodensystem der EM34 hängt bei diesem Radio am NF-Weg bei UKW. Es dient offensichtlich zur Rauschverminderung bei schwachen Sendern bzw. ohne Empfang. Ich denke, das Knistern kommt daher, dass es im Bereich der EM34 eine kleine Funkenbildung gibt oder einer der Widerstände nicht mehr konstant ist, das würde dann direkt in den NF-Weg eingekoppelt. Wenn Du C36 und C39 ablötest und dann Ruhe ist, wäre das der Beweis. Dann würde ich folgendes überprüfen: die Widerstände R21, R22 und R23, die Kondensatoren C36 und C39 sowie die Fassung der EM34.

Lutz
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Vielen Dank für die Hinweise. :danke:


Im Bereich der EM34 hatte ich schon geforscht und zunächst C39 an der stelle abgelötet, wo er mit R21 verbunden ist. Dann war Ruhe.
C39 ist ein Styroflex. Da ich mit denen bislang keine Probleme hatte, habe ich C39 wieder angelötet und R21 abgelötet. Jetzt ist immernoch Ruhe.
Das scheint Deine Vermutung zu untermauern, Lutz.

Aber ich glaube ich werde erst morgen (heute vormittag) dazu kommen.
Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Leider komme ich nicht weiter.

Ich habe die Kontakte der Röhrenfassung gereinigt, die Widerstände an der Fassung testweise gegen andere, geprüfte, ersetzt, eine weitere EM34 probiert...
Es knistert weiter. Was ich noch bemerkt habe, ist ein Mikrofonie-Effekt an den Drähten, die zur EM34 führen.

Sobald ich die EM34 entferne, oder C39 einseitig entlöte, ist Ruhe. Dann klingt die NF gut.
Vielleicht verursacht eine verbrauchte EM34 einfach immer dieses Knistern.
d_grundig_4097_schaltung Auszug1.png
Da es ja ein Werkstatt-Radio werden soll und daher kein Top-Gerät gewünscht wird, überlege ich, C39 einfach zu isolieren. Es wird vermutlich sowieso nie mehr eine intakte EM34 oder ähnliches in dem Gerät gewünscht werden...
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Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von röhrenradiofreak »

Was denn, so schnell gibt man doch nicht auf.

Ob die EM34 leuchtet oder nicht, sie hat bei diesem Radio jedenfalls einen Einfluss auf die Wiedergabe.

Mikrofonie an den Zuleitungsdrähten? Entweder lösen sie sich komplett auf, was ich für unwahrscheinlich halte, oder deren Lötstellen sind nicht mehr in Ordnung (nachlöten), oder das Problem liegt an einem Bauteil, das mechanisch damit zusammenhängt.

Mit "Fassung der EM34" meinte ich weniger ein Reinigen der Kontakte, sondern eher ein Reinigen und Überprüfen der Isolierteile auf Kriechströme und ähnliches. Besonders kritisch ist dabei der Bereich der Stifte 4 und 5.

Außerdem würde ich testweise R21 erneuern.

Wenn das alles nicht hilft, könntest Du noch testweise die Verbindungen an Stift 5 und 6 ablöten, um festzustellen, ob die Störung von dort ausgeht.

Lutz
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Hallo Lutz,

so schnell will ich auch nicht aufgeben! :) Schließlich entwickelt man sich ja nur weiter, wenn man seine Probleme löst, statt sie zu umgehen. Anders sähe es aus, wenn man die Ursache gefunden hat, die Instandsetzung aber nicht mehr verhältnismäßig wäre.

Daher möchte ich die bisher ermittelten Symptome nochmal zusammenfassen:

R21 getrennt - Fehler ist weg
R21 ersetzt - Fehler besteht
C39 getrennt - Fehler ist weg
C39 ersetzt - Fehler besteht
C36 getrennt - Fehler besteht
R23 getrennt - Fehler besteht

Sollte der Fehler grundsätzlich durch verbrauchte EM34 entstehen, so werde ich das Gerät modifizieren, da dieser Ersatz aus Kostengründen und auf Grund des Erhaltungs- und späteren Nutzungszustands nicht gerechtfertigt wäre.

Mal sehen was passiert, wenn das Gitter der EM34 auf Masse gezogen wird...
Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Gitter EM34 auf Masse - Stille
R15 unterbrochen - Fehler besteht
Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von mnby101 »

Hi Daniel,

das Ganze ist schon mehr als merkwürdig. Aus was für einem Material besteht den die Fassung der EM34 ? Bleibt ja fast nur noch die Möglichkeit das es an der Fassung Kriechströme gibt. Hast Du eine Ersatzfassung ? Falls ja, würde ich die Fassung versuchsweise einfach mal austauschen.
Grüße aus Ingelheim am Rhein,
Norbert (DF8PI)

Ein Forenmitglied dass kein Problem damit hat seinen Vornamen und Wohnort zu nennen. :)
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Ich könnte die mal ablöten und mit 1000V prüfen :)
Aber eine Ersatzfassung hätte ich noch.
Das Pertinax sieht aber noch sehr gut aus. Außer an einer Stelle, da war sie leicht angekohlt. Das hab ich aber gründlichst entfernt.
Gruß,
Daniel


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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von BugleBoy »

tauscht ihm trotzdem, denn Kriechstrecke gehört zum Sorte " Arshlochfehler "

Grüss
Matt
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ich denke auch, ein Kriechstrom von Stift 3 oder 5 zu Stift 4 ist die Ursache. Auch wenn er nur sehr klein ist, durch das Triodensystem der EM34 wird er verstärkt und tritt dann im NF-Signal störend in Erscheinung.

Lutz
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Re: Grundig Konzertgerät 4097 - Ein Radio für die Hobbywerks

Beitrag von SABA78 »

Mit einer neuen EM34 läuft das Radio ruhig. Mit verbrauchten (mehrere versucht) knistert's.
Die EM34 NOS bekam ich leihweise zum Testen.

Also werde ich wohl versuchen müssen, diesen Teil der Schaltung still zu legen.
Gruß,
Daniel


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