Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

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röhrenradiofreak
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Re: Wega 809: Waren die Leute in den 50ern spannungsfester ?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hier ein Ausschnitt aus dem Schaltplan eines Nordmende 350-10 GW von 1952/53:
350-10_GW_Ausschnitt1.jpg
Der folgende zweite Ausschnitt des selben Plans zeigt, dass das wirklich ein klassisches Allstromgerät ist:
350-10_GW_Ausschnitt2.jpg
Die Stellen, auf die es ankommt, habe ich in beiden Plänen grau markiert.

Entweder ist das ein Fehler im Schaltplan, oder der Betrieb eines Plattenspielers an diesem Radio ist lebensgefährlich.

Lutz
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Re: Wega 809: Waren die Leute in den 50ern spannungsfester ?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Vor 1 1/2 Jahren hatte ich das schon einmal gepostet:
viewtopic.php?f=2&t=26102&p=237299&hilit=350#p237299
Da das damalige Thema nicht auf einen bestimmten Gerätetyp bezogen war, passte der Beitrag m.M.n. besser, aber Resonanz gab es so gut wie keine.

Lutz
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holger66
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Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von holger66 »

Hallo zusammen,

in meinem Thread über den kleinen Wega 809 wurde von Lutz auch der Plattenspielerbetrieb mit dem Nordmende 350-10 GW erwähnt. Siehe den hierhin verschobenen Post vom Lutz.

Nun ist das ja ein recht seltenes Radio, ich hatte es noch nicht auf dem Tisch. Daher die Frage in die Runde: hat jemand so ein Radio, möglichst in unverbasteltem Originalzustand ? Der mal nachschauen könnte, ob der tatsächliche Bestand dem Schaltplan entspricht, den Lutz gezeigt hatte ?

Würde mich schon sehr interessieren, ob das wirklich so gebaut wurde.

Holger
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
andreas1962
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Re: Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von andreas1962 »

Hallo,

aus der Nordmende Kundendienstmappe 1952/1953 habe ich mal das Schaltbild zu dem Nordmende 350-10GW gezogen. Es ist hier so verschaltet, wie bereits von Lutz angegeben (3-polige TA-Buchse), zum Vergleich zwei Ausschnitte aus dem Scan. In den Schaltbildern zu anderen Nordmende Allstrom-Radiogeräten habe ich die 2-polige TA-Buchse "gefunden".
Nordmende Allstrom Radiogeräte hatte ich noch nicht auf dem Reparaturtisch.

Viele Grüße


andreas
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Re: Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von Klarzeichner »

Bei den meisten Allstrom-Nordmendes dieser Zeit ist die TA-Buchse nur zweipolig gezeichnet.

Ich halte den vorliegenden 350GW-Schaltplan für einen Zeichenfehler. Denn so wie gezeichnet war es gegen die damalige Norm. So stand das Plattenspielerchassis je nach Netzsteckerpolung unter Spannung. Bestimmt hast dieses Detail der Zeichner beim Umzeichnen des 350W- zum 3350GW-Bild übersehen.
Daher wäre es wirklich interessant, wie ein Gerät hier tatsächlich aussieht.

Gruß
Stefan
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Re: Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von KlausM »

Beim Loewe Opta 2710W ist das exakt genau so gezeichnet und verdrahtet.
Grüße vom Westerwald,
Klaus
klausw
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Re: Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von klausw »

KlausM hat geschrieben:Beim Loewe Opta 2710W ist das exakt genau so gezeichnet und verdrahtet.
Grüße vom Westerwald,
Klaus
Hallo Klaus,

interessant, zwar ein Wechselstromgerät, aber mit Nur-Heiztrafo.
https://nvhrbiblio.nl/schema/LoeweOpta_2710W.pdf

Da dies Dein erster Beitrag hier ist: Herzlich Willkommen. Magst Du Dich an anderer Stelle vorstellen?

Gruß
k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
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MichaelM
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Re: Wega 809: Waren die Leute in den 50ern spannungsfester ?

Beitrag von MichaelM »

röhrenradiofreak hat geschrieben:...Entweder ist das ein Fehler im Schaltplan, oder der Betrieb eines Plattenspielers an diesem Radio ist lebensgefährlich...
Sieht alles ziemlich normal aus... Die alten TA-Buchsen waren meistens dreipolig; rechts und links rund wie Bananenstecker und mittig war es rechteckig für einen Flachstecker...

Und die Schaltung des Netzteiles, wo ein Pol an Masse geht, ist für die Allstromgeräte auch ein für die damalige Zeit völlig normaler Standard gewesen.

Daher waren ja auch die sogenannten Trennkondensatoren an Antenne und Erde Pflicht. Sämtliche Schrauben, die von außen berührt werden konnten, waren etweder vergossen oder aus Plastik.

Vermutlich wäre ein anzuschließender "Tonabnehmer" ebenfalls sowas wie "vollisoliert"; ansonsten drohte schlicht und einfach Lebensgefahr...

- -

Bei sehr vielen TV war es gang und gäbe, dass die Chassis einpolig auf Masse lagen, ein Trenntrafo war daher für Reparaturen Pflicht.
Penthode?
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omega
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Re: Wega 809: Waren die Leute in den 50ern spannungsfester ?

Beitrag von omega »

MichaelM hat geschrieben:ansonsten drohte schlicht und einfach Lebensgefahr...
und darauf hinzuweisen, ist die Intention dieses Threads.
Weil normalerweise vom mittleren (flachen) Stift am originalen TA-Stecker eine direkte Verbindung zum Chassis des Plattenspielers bestand; die "Masse" des TA-Systems lief getrennt zum zugehörigen runden Steckerstift.
Somit müßte im Radio ohne Netztrennung die flache Buchse über einen Trennkondensator mit Masse des Radios verbunden sein, so wie Erde auch; im vorgestellten Beispiel Nordmende 350-10 GW scheint dies nicht zu sein, wie von Lutz beobachtet wurde.

Viele Grüße Michael
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Re: Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Beim zwei Jahre jüngeren Rigoletto GW ist es genauso:
Rigoletto_Ausschnitt.JPG
Im Schaltplan anderer GW-Modelle von Nordmende ist die TA-Buchse nur zweipolig gezeichnet, ohne Mittelstift. Diese Geräte sind alle aus den Jahren bis 1952. Nordmende hat wohl relativ früh aufgehört, Allstromgeräte zu bauen. Das Rigoletto aus dem Modelljahr 1954/55 ist das letzte mir bekannte Allstromgerät von Nordmende. Manche Hersteller bauten bis weit in die 60er Jahre Allstromradios (die Fernseher, bei denen das sogar noch bei den ersten Volltransistor-Chassis üblich war, lasse ich mal außen vor).

Es würde mich auch interessieren, wie die Buchse in diesen Radios wirklich verdrahtet ist.

Lutz
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Klarzeichner
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Re: Nordmende 350-10 GW lebensgefährlich ?

Beitrag von Klarzeichner »

Was die Phonobuchse im Allstromradio betrifft, wiederhole ich mal meine Post von 2017:

Zu Lebzeiten der Allströmer kamen als Tonquellen ja nur Plattenspieler in Betracht. Und die wurden an Allströmer übrlicherweise dreipolig angeschlossen:
1. Heißes Ende TA-System,
2. kaltes Ende TA-System, dieses berührungssicher und isoliert (!) vom Plattenspielerchassis gehalten und zum Radio geführt, und
3. die Plattenspielermasse, separat zum Radio geführt und an den flachen Mittelkontakt des TA-Steckers angeschlossen.
Dieser Mittelkontakt war nach vorschrift immer radiseitig mit einem Trennkondensator 5nF versehen.

Durch diese getrennte Führung wurde das Brummen erträglich gehalten. Alle drei Phonokontakte hatten einen eigenen Trennkondensator (von 5nF, das war schon damals der vorgeschriebene Maximalwert), sodass Brummströme von der Plattenspielerchassismasse nicht am kap. Widerstand des Trennkondensators der kalten TA-Leitung Spannung abfallen ließ. (Verständlich?)

Wichtig zu wissen: Manche Hersteller ließen den Trennkondensator in der kalten TA-Leitung ganz weg, um das Brummen ganz zu eliminieren!! In diesen Fällen hängt das TA-System galvanisch am Radiochassis! Daher der Hinweis "Gefahr! Verwendet nur Tonabnehmer nach VDE". Denn bei diesen war das Tonabnehmersystem und seine Leitung berührungssicher.

SO. Und als aktuelle Ergänzung die Feststellung, dass der Nordmende 350GW und auch die erwähnte Bella den Mittelkontakt, um den geht es hier, eben ohne Trennkondensator nach Masse liegen haben, so dass das Spielerchassis galvanisch mit dem Radiochassis verbunden ist. Das ist das Rätselhafte.

Gruß
Stefan