Hallo,
die Übernahmeverzerrungen werden um so größer, je höher diejenige Basis-Emitterspannung der verwendeten Endtransistoren ist, die für die Ansteuerung des Transistors auf einen nennenswerten Kollektorstrom nötig ist.
Zum Beispiel bei Germanium sieht dies mit 0.2 Volt sehr gut aus - macht wenige Übernahmeverzerrungen.
Trotzdem wäre ein R3 wahrscheinlich sinnvoll, um den Klirrfaktor ideal niedrig zu halten (ich habe schon gut funktionierende Schaltungen mit AC187/188 ohne solchen R3 gesehen).
Bei Silizium mit 0.55 Volt ist dies schon nicht mehr so günstig; wohl deswegen wurde hier der R3 mit 100 Ohm zwischen Basis und Emitter der beiden Endtransistoren so geschaltet, dass das Treiber-IC den Lautsprecher über R3 betreibt, so lange die Endtransistoren noch beide sperren, also im Übernahmebereich.
Das geht mit 8 Ohm Lautsprecherwiderstand noch irgendwie ein bisschen, aber mit der Hälfte = 4 Ohm vielleicht nicht mehr. Wenn Du nun R3 auch auf die Hälfte =50 Ohm verkleinerst, muss das IC mehr Strom liefern; ob es das kann?
Wenn Du jetzt zum Beispiel als Endtransistoren Darlington verwenden würdest - einfach mal theoretisch überlegt - dann müsstest Du mit einer noch höheren Übernahmeverzerrung rechnen. Denn um die Darlington auszusteuern, wären ca. 1.0 bis 1.1 Volt nötig. R3 müsste dann noch viel kleiner werden. Ob das der OP leistet?
Die Gegenkoppelung kann ohne einen ausreichend wirksamen, d.h. niedrig-ohmigen R3 die Übernahmeverzerrungen nicht vollständig ausbügeln. Der OP müsste sonst im Übergang einen extrem schnellen "Sprung" von -1.1 auf +1.1 Volt hinlegen (das gilt bei Darlington, bei 2 x Silizium wäre es von -0.55 auf +0.55 Volt) , und ein solcher Sprung würde extrem hohe Frequenzanteile enthalten müssen. Ohne solche extrem hohen Frequenzanteile wären Verzerrungen zu hören, so dass es sich eigentlich verbietet, die obere Grenzfrequenz zu begrenzen, was aber tatsächlich nötig ist, um ein Schwingen der Schaltung zu unterbinden. Beide Forderungen gleichzeitig erscheinen mir jetzt unerfüllbar. Oder R3 und auch die Ansteuerung werden entsprechend sehr viel niederohmiger ausgelegt, aber ob der IC 5534 am Ausgang niederohmig genug ist, weiß ich nicht.
Ich hoffe, Euch bei Euren Überlegungen neuen Zündstoff geliefert zu haben,
Viele Grüße
Georg,
der sich vor 40 Jahren ausgiebigst mit ganz genau dem Thema beschäftigt hat, und genau deswegen an solche Verstärker (OP-Amp und ruhestromlose Silizium-Endtransistoren) nur Kopfhörer mit entsprechend hohem "Lautsprecher"-Widerstand von z.B. 50...300 Ohm angeschlossen hat, weil in meinen Ohren alles andere (also 8 Ohm oder gar 4 Ohm) zu viele hörbare Übernahme-Verzerrungen machte.
Anbei meine funktionierende Schaltung von ca. 1980
HIFI Stereo Kopfhörerverstärker.JPG
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