Heute habe ich mal eine ganz andere Baustelle aufgemacht: Ein Transistorradio aus Mitte der 1960er Jahre. Die teilweise ausgelaufenen Elkos´s habe ich schon alle gewechselt. Trotzdem gibt es ein Probelem:
Zuerst hatte ich keinerlei Reaktion auf dem Basssteller. Dafür, nach dem Einschalten ein Lautstärkeregler unabhängiges, lautes Brummen. Schnell stellte sich der Basspoti als Ursache heraus. Ich habe die Kontaktierung nachgelötet und teilweise Leiterbahnen durch Kabel ersetzt. Jetzt geht der Basspoti, aber immer wieder kommt das Brummen zum Vorschein, beim lauterstellen, beim Bass herein bzw. rausstellen, oder wenn ich den Bassteller nur berühre. Hat jemand eine Idee, wie ich das reparieren kann?
LG Ralph
Zuletzt geändert von röhrix am So Sep 06, 2020 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
Ich habe den Eindruck, das es an der Stabilisierung der Betriebsspannung liegt. Die beiden Elko´s habe ich aber erneuert. Wenn ich den 1000µf mit einen 2200µf überbrücke, kann ich eine ganze Ecke lauter stellen, bzw. mehr Bass reinstellen. Was kann hir im Argen liegen?
LG Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
am Schaltplan kann ich nichts Kritisches erkennen.
Die Verbindungen am Bass-Poti sind auch nicht besonders hochohmig:
Auf der einen Seite liegt das Lautstärkepoti R1 (50 kOhm). Steht es am Leise-Anschlag, ist die Leitung zum Basspoti mit Bezugspotential (= Pluspol der Versorgung) verbunden, also sehr niederohmig. Wenn dann etwas brummt, ist diese Verbindung (z. B. Draht vom Lautstärkepoti zum Anschluss 430) oder der Schleiferkontakt im Lautstärkepoti, nicht mehr niederohmig.
Auf der anderen Seite liegt der Eingang des Verstärkertransistors T503. Dessen Eingangsimpedanz beträgt um 7 kOhm, wenn R515 (27 kOhm) und R516 (10 kOhm) in Ordnung sind.
> ... wenn ich den Bassteller nur berühre ...
Dessen Bedienfläche muss isoliert zu den elektrischen Kontakten sein.
Wenn man eine der Leitungen am Basspoti mit dem Finger berührt, darf es brummen. Im Gehäuse eingebaut kann das aber nicht vorkommen.
Kennst du die Frequenz des Brummens?
50 Hz -> Einstreuung in den Signalweg
100 Hz -> vom Netzteil.
Welches Netzteil verwendest du? Das sollte wenig Restwelligkeit aufweisen.
Bernhard
Edit: Eingangsimpedanz von T503-Schaltung korrigiert, kleine Textergänzungen.
vielen Dank für deine ausfühliche Antwort. Ich verwende zum Betrieb des Gerätes 5x 1,5V Batterien. Die Probleme rühren nicht vom Bass - Poti her. Ich konnte mittlerweile herausfinden, das es sich wohl um einen Spannungseinbruch handelt. So wird es ausgelöst, wenn ich die Lautstärke erhöhe, den Bass mehr reindrehe oder die Skalenbeleuchtung hinzu schalte. Wenn ich die Kapazität der Elko´s C526 oder 528 erhöhe, z. Bsp. um 2200µf, kann ich bei leisem hören das Licht hinzuschalten, ohne das es brummt. Außerdem kann ich wesentlich lauter höhren und mehr Bass reinstellen, bevor es anfängt zu brummen. Das Brummen ist wohl eher ein schnelles pumpen mir ziemlich hoher Membranauslenkung.
LG Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
das nennt sich Motorboating, und tritt immer dann auf wenn es ein Problem mit der Spannungsversorgung gibt. Also z.B. Batterien fast leer, was ich mal auschließe, oder Stromaufnahme des Gerätes zu Hoch.
Messe doch mal, bei zugedrehtem Lautstärkeregler, die Gesamtstromaufnahme des Gerätes und den Ruhestrom der Endstufe.
Beste Grüße
Peter
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.
danke für Deine Hinweise. Die Gasamtstromaufnahme werde ich morgen messen, heute komme ich nicht mehr dazu. Den Ruhestrom - da weis ich noch nicht, wo ich bei dem verbauten Gerät das DMM zwischen schalten kann. An den dafür vorgesehenen Poti komme ich nicht ran, kann ihn nur mit viel Mühe überhaupt sehen.
LG Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
an das Poti brauchst Du nur mit einem Schraubendreher um ggf. die Einstellung zu korrigieren. Anscheinend hast Du nur einen Schaltplan zur Verfügung, lade Dir folgendes mal runter
Das ist das komplette Manual. Auf Seite 7 steht unter Gleichstromabgleich wie vorzugehen ist. Da ist nur eine Leitung abzulöten und an diese kommt man auch recht gut heran.
Beste Grüße
Peter
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.
die 300mA sind die Gesamtstromaufnahme? Das ist ja schon mal eine richtige Hausnummer, kein Wunder das es da zu dem Problem kommt.
Um das jetzt mal grob einzugrenzen, wenn das die Gesamtstromaufnahme ist, was macht der Ruhestrom im Fehlerfall?
Beste Grüße
Peter
Ergänzung: Bei solch einer hohen Stromaufnahme kann es eigentlich wohl nur von der Endstufe kommen, bzw. deren Ansteuerung. Schau Dir bitte mal C527 und R535 an, Die sitzen im Schaltplan direkt am Ausgangsübertrager.
Ich hatte hier mal einen T50 der fast den gleichen Fehler hatte, nur nicht so extrem. Hier war C527 (bei diesem Gerät) schon fast zu einem Widerstand mutiert und hatte R535 (bei diesem Gerät) schon dezent gegrillt.
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.
C527 ist bei meinem Schaltplan ein 220nf Kondensator, R530 finde ich überhaupt nicht; in Reihe mit C527 liegt R536, 47 Ohm, zwischen den Kollektoren der beiden AD155. Im Radio selbst finde ich da nichts.
Mal ein paar Bilder vom AÜ:
Die beiden C´s 68nf und 100nf gehören zum Basspoti. Sonst ist nur noch der 1 µf zu sehen, sonst gibt es da keine C´s.
LG Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
Eine Stromaufnahme der Endstufe von 180 mA ist, wenn sie kräftig ausgesteuert wird, im normalen Bereich. Auch 300 mA können bei Vollaussteuerung vorkommen. Motorboating bedeutet, dass die Endstufe ausgesteuert wird, oft bis an ihre Aussteuerungsgrenze. Die 180 mA sind nicht der Ruhestrom, denn der Ruhestrom ist definiert als Stromaufnahme der Endstufe ohne Aussteuerung.
Die Stromaufnahme spielt bei der Entstehung von Motorboating eine Rolle, ist aber nicht die eigentliche Ursache. Deshalb würde ich mich bei der Fehlersuche nicht nur auf die Stromaufnahme konzentrieren, sondern nach Fehlern in der Stromversorgung und Masseführung im NF-Teil suchen. Oft ist ein Elko defekt, der eine Betriebsspannung für eine Srufe (das kann auch eine NF-Vorstufe sein) sieben soll, oder etwas mit der Masseführung stimmt nicht.
Übrigens liegt bei diesem Radio das Chassis weder am Plus-, noch am Minuspil der Versorgungsspannung. Vielleicht ist die Ursache eine fälschliche Verbindung zwischen Batterie-Minuspol und Chassis, das setzt einen Teil der Siebung der Betriebsspannung außer Funktion und kann somit zu Motorboating führen.
nachdem ich jetzt alle Hinweise so gut ich es kann abgearbeitet habe, ist mir jetzt aufgefallen, das der Fehler weg ist, wenn ich den Kontak "C" in der Anschlussbuchse für den Autobetrieb einen Isolator einfüge. Der Empfang wir dann aber etwas schlechter und die Skalenbeleuchtug geht nicht mehr. Wen ich den betreffenden Knopf drücke, geht das Radio aus.
Vieleicht hilft Euch dieser Hinweis, mir noch etwas zu raten, was ich überprüfen könnte.
Die Elko´s sind alle gewechselt, eine Verbindung zum Batterie - Minus gibt es auch nicht, ich habe aber schon den Eindruck, das irgendwo ein Fehlverbindung die Ursache ist. Es ist nur alles so unübersichtlich, ich finde da nichts.
LG Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.