Klangregelung, aber wo?

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Jacke01
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Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Jacke01 »

Hallo zusammen,

Ich bin nun gerade dabei meinen selbstgebauten Verstärker durch eine Klangregelung zu ergänzen.

Nun stellt sich mir die Frage, wo denn eine Klangregelung am meisten Sinn macht.

Bisherige Versuche habe ich mit Schaltungen von dieser Seite gemacht: https://www.michael-twiste.de/roehren/klang.html

Dabei habe ich primär die Loudness Regelung und die Bassanhebung/Klangblende verbaut, aber immer vor der ersten Vorstufenröhre. In vielen Schaltplänen von alten Radios, sieht man die Klangregelung aber häufig nach der ersten Vorstufe.

Was macht denn da am meisten Sinn, inwiefern verändert dies das Klangbild und die Dimensionierung der Klangregelung?

Viele Grüße,
Jacke
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Hobbybastler
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo Jacke,

ich hab' mir das mal bei drei mir vorliegenden Schaltungen von Radios angesehen.

Dort befindet sich die Klangregler (Klangsteller wäre eigentlich richtig, geregelt wird da nichts) in der Tat nach der ersten Vorstufe.
Allerdings ist das bei diesen Schaltungen aus dem Grund so gemacht, weil die Klangbeeinflussenden Teile Bestandteile der Gegenkopplung sind und keine eigenständigen Klangstellernetzwerke, wie z.B. ein sogenannter 'Kuhschwanzentzerrer'.

Ein eigenständiges Klangstellernetzwerk hat zwangsläufig Verluste, welche durch weitere Verstärkerstufen ausgeglichen werden müssen.
Bei meinem Grundig 4085 ist dazu eine ECC83 erforderlich, diese besorgt nach dem 'Wunschklanregister' die erforderliche Vor- und Nachverstärkung.
Das Grundig Wunschklangregister wäre im heutigen Sprachgebrauch ein Equalizer.

Auch bei meinem Eigenbau-Vorverstärker habe ich je Kanal eine Doppeltriode als Vor- und Nachverstärker, um die Verluste auszugleichen und wieder auf eine Line-Pegel zu kommen.


Viele Grüße

Martin
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Jacke01
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Jacke01 »

Hallo Martin, vielen Dank für deine Antwort.

Du hast recht, auf die Gegenkopplung habe ich in vielen Fällen garnicht geachtet.


Wenn du sagst, jeder Klangsteller braucht bei dir seine eigenen Vor- und Nachverstärkung mit einer ECC83 pro Kanal, meinst du also, dass du den Klangsteller zwischen die beiden Triode Hälften setzt?

Viele Grüße,
Jacke
Munzel
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Munzel »

Na, schau dir doch einfach mal einige Schaltungen von reinen Verstärkern an. Nicht von Radios, dort hat man die Klangbeeinflussung bisweilen in schlecht zu überblickender Art und Weise reingehäkelt.
MV3, V125, Regent 60 wären dahingehend ergiebig.

MfG
Munzel
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Jacke01
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Jacke01 »

Danke, das hilft mir schonmal weiter.

des Weiteren habe ich in meiner Sammlung viele Potis mit zwei Mittelabgriffen bzw. insgesamt 4 Anschlüssen. Hat da jemand informationen, wie ich diese beschalte?
Soweit ich gelesen habe, ist der zweite Mittelabgriff direkt für Loudness-Schaltungen vorgesehen.

Bisher konnte ich allerdings nur Schaltungen finden, in welchen Potis mit drei oder mehr Abgriffen genutzt werden...

Ich habe mal eins der Potis von mir ausgemessen. Es ist ein 250k log Poti.

Nur zwischen den beiden Mittelabgriffen ist eine Veränderung zu messen. Von den "Außenkontakten" zum "Loudness Kontakt" verändert sich der Widerstand nicht.

Ich messe bei Linksanschlag 70kOhm, bei Mittelstellung 0Ohm und bei Rechtsanschlag 180kOhm.

Viele Grüße,
Jacke
Munzel
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Munzel »

Na, dann nimm Dir doch ein paar Schaltungen von Geräten mit gehörrichtiger Lautstärkeregelung her. Ich würde da nicht bei den allerbilligsten Büchsen schauen. Juwel 2, Rossini 6002, 6010, Stradivari 3 wären meine ersten Anlaufstellen.
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Bernhard W »

Hallo zusammen,

für die Lautstärker wurden oft Potis mit zwei oder drei Abgriffen und linearer Kennlinie verwendet. Die logarithmische Kennlinie wird dann durch die Loudness-Außenbeschaltung eingestellt.

Recht gute Eingenschaften zur Klangeinstellung bietet die Schaltung von Peter Baxandall, siehe
https://en.wikipedia.org/wiki/Peter_Baxandall
Dort ist auch ein Link zu seiner originalen Schaltung "Negative Feedback Tone Control" als PDF-Datei.
Fig. 6 darin zeigt die gesamte Schaltung.

Später wurde die Schaltung etwas geändert, damit man beim Bass-Poti nur noch einen Kondensator benötigt und beim Höhen-Poti keinen Mittelabgriff mehr, dafür nur zwei Festwiderstände mehr.
Suche nach "Baxandall" liefert viele Fundstellen.

Bernhard
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Jacke01 »

Hallo zusammen, ich habe mir die Pläne einmal angeschaut, allerdings sind dort immer Potentiometer mit mehr Angriffen als ich habe verbaut.

Vielleicht habe ich das auch etwas falsch beschrieben. Meine Potis haben alle die normal drei Anschlüsse und einen zusätzlichen Abgriff. Die in den Plänen haben immer die drei normalen + 2 weitere Abgriffe.
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Schirmgitter »

Schau mal nach Kuhschwanzentzerrer.

Die Klangregelung in Radios ist ja doch meistens auf das Gerät (Gehäuse, Lautsprecher, ..) abgestimmt und somit für einen Verstärker, der universell benutzt wird, nicht so wirklich angesagt. Da ist der gute alte Kuhschwanzentzerrer wesentlich geeigneter. Und der begnügt sich mit ganz simplen Potis.
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Munzel »

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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Jacke01 »

Ich hab in meine Schaltung mal die Klang „regelung“ aus dem Regent 60 integriert. Ich bin wirklich zufrieden damit.

Ich habe dann auch die Vorstufe aus dem Regent 60 mit eingebaut, weil sonst die Lautstärke stark unter der Klangregelung gelitten hat. Die Kondensator und Widerstandswerte musste ich teilweise leicht abwandeln, wenn ich nicht genau die genutzte Größen da hatte.

Was mich ein wenig stört:

Wenn ich den Bass verstelle, schwankt der Anodenstrom der Endröhren während der Drehbewegung. Soweit so gut und nicht allzu schlimm. Sobald man dann aufhört zu drehen, pendelt er sich wieder ein… außer im Bereich von sehr starker Bassanhebung. Da kommt es manchmal vor, dass der Strom dann weiter pendelt, auch wenn man nicht mehr am Poti dreht. Das macht sich in unangenehmen permanenten Lautstärkeschwankungen bemerkbar.
Das ganze lässt sich wieder einpendeln, wenn man den Bass einmal weit abdreht und dann langsam wieder auf.

Hat da jemand einen Verbesserungsvorschlag, um das zu beheben?
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von albert66 »

Bitte einfach mal Stromversorgung überprüfen. Bässe ziehen mehr "Saft" aus dem Netzteil. Evtl. reicht dazu auch eine Vergrößerung von Lade- und Sieb-C. Ist ein spontaner Verdacht.

(Ich hatte ähnliche Probleme beim Austausch von Selengleichrichter mit Dioden, wenn ich den "Ersatz-Innenwiderstand" des Selengleichrichters zu hoch gewählt hatte. D.h. der Innenwiderstand des Netzteils muß runter und/oder die Cs vergrößern. Gibt im Netz auch ähnliche Berichte dazu.)

Gruß Peter
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Jacke01
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von Jacke01 »

Hmm…

Das würde mich aber schon wundern in der Hinsicht, dass das Netzteil in anderen Schaltungen schon deutlich mehr Strom geliefert hat, problemlos.

Ich hatte die Schaltung in etwas anderer Art anfangs mit 50-60mA pro Endstufenröhre betrieben.
Aktuel läuft sie mit ca. 30mA pro Endstufenröhre. In besagtem Falle sinkt der Strom auf ca. 20mA ab und schwankt dann zwischen 15-25mA…

Ich werd allerdings mal probieren, die Lade- und Siebelkos zu vergrößern.
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glaubnix
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Re: Klangregelung, aber wo?

Beitrag von glaubnix »

Hallo Jacke,

die Schaltung sieht soweit recht gut aus. Du hast jetzt den klassischen 'Kuhschwanz' (Fachbegriff: Baxandall) eingebaut: das ist eine gute Wahl. Auch 'Schirmgitter' sagte das bereits.
Dein aktuelles Problem könntest du wohl durch Einfügen eines zusätzlichen Koppelkondensators beheben; damit wird der Bass-Steller DC-Spannungsfrei. Momentan lieferst du beim Verstellen des Basses zusätliche Gleichspannungs-Sprüge an die Folgestufen, deren Arbeitspunkt sich dadurch verschiebt es dauerts dann ein wenig bis sich die danach folgenden Koppelkondensatoren wieder auf den ursprüglichen Wert 'zurückladen' - anders ausgedrückt, einpendeln.

Durch Einfügen des zusätzlichen Kondensators sollte das Problem zwar grundsätzlich behoben sein, jedoch empfiehlt es sich in diesem Zusammenhang auch C14 auf 22nF...47nF zu verkleinern. Das Gleiche gilt auch für C9/C10 - auch sie sind mit 47nF ausreichend dimensioniert. Es hilft nämlich nichts die Endröhren mit derart tiefen Frequenzen zu 'malträtieren' welche der Ausgangstrafo ohnehin nicht weiter verarbeiten kann - er schliesst sie mit seiner Ohm'schen Komponete einfach kurz!

Im folgenden SB-Ausschnitt habe ich alles was ich meine dargestellt:
Klang-Jake-net.jpg
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.