Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
-
- Royal Syntektor
- Beiträge: 487
- Registriert: Do Nov 26, 2009 20:56
- Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
- Wohnort: Stuttgart
Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Hallo zusammen,
die Frage kommt sicherlich einigen komisch vor, deshalb der Hintergrund:
Ich bin Anfang der 90er geboren, ich kann mich noch an die Radio Fernseh (Fach) Geschäfte erinnern die auch eine entsprechende Beratung boten. Die meisten davon hatten sich aber schon auf "Klasse statt Masse" spezialisiert und hatten eher hochpreisige Produkte im Angebot, Loewe, Metz, B&O... Damals gab es aber schon überall MediaMarkt und Saturn die praktisch alles hatten, vorallem aber fast unbeschränkten Platz in Ihren Märkten. Die konnten von jedem Hersteller Fernseher in allen Preisklassen in der Vorführung bieten.
Mein Großvater hat 1949 seine Ausbildung als Radiotechniker (Oder Radiomechaniker?) abgeschlossen und in den 50ern einen eigenen Laden aufgemacht, er verkaufte besonders gerne Grundig und SABA. Der Laden existiert heute noch, steht momentan leer, ist aber winzig im Vergleich zu dem was ich aus den 90ern kannte.
Ich frage mich jetzt, wie lief das üblicherweise ab wenn ein Kunde in den 50ern ein neues Radio kaufen wollte? Hatten die Radiogeschäfte üblicherweise eine breite Auswahl an Herstellern mit Geräten unterschiedlicher Preisklassen oder sich eher auf wenige Hersteller spezialisiert? Wenn ich mir für mehrere Monatsgehälter ein Radio kaufen möchte wäre es für mich selbstverständlich die Geräte in meiner Preisklasse möglichst alle direkt Vergleichen zu können, war soetwas möglich?
In den 30ern und früher, gab es da schon Rundfunk Fachgeschäfte oder wurden die Geräte auf anderen Wegen verkauft?
Was waren damals die Argumente für den Kauf einen bestimmten Apparates bzw. nach was wurde gefragt? Klar, Optik und Klang waren wohl das wichtigste. Ich vermute Kreiszahl, besondere Features die ja die meisten Hersteller bei den Spitzengeräten hatten (Automatic und Motorabstimmung, Fernbedienung, 3D Klang in allen Formen, leistungsstärkere Endstufen...) waren verkaufsfördernd.
Bekannt ist mir das Versandhäuser wie Neckermann Radios verkauften, Teilweise auch Spitzenprodukte wie den Royal der ja nicht Billig war. Wie passt das ins Bild, wer kauft sich ein Radio ohne es zuvor gesehen/gehört zu haben?
Eine "Ergänzungsfrage" hätte ich noch die nicht direkt mit dem Verkauf zu tun hat. Ich habe bestimmt 15-20 Radios überarbeitet von allen möglichen Herstellern in allen möglichen Preisklassen. Alle klangen unterschiedlich, auch die Spitzengeräte sind schwer zu vergleichen. Ein Grundig 5040W "Bollert", ein SABA Bodensee WIII klingt erstaunlich ausgeglichen und eine Capella 753 kommt dem späteren HiFi Klang sehr nahe. Einige Spitzengeräte sind allerdings von der Lautsprecherbestückung eher mager, z.B. ein Uranus 54 oder ein Rheingold 54 müssen mit 2 Tieftonlautsprechern auskommen und werden vermutlich keine gute Höhenwidergabe bieten. Für gleich viel Geld hätte man sich einen Grundig 5040W kaufen können, ein Gerät das schon einen eigenen Hochtöner besitzt und sicher klanglich deutlich besser da steht. Ich kann mir eigentlich nur vorstellen das es kaum Möglichkeiten gab Geräte direkt nebeneinander zu vergleichen oder das der Zeitgeschmack den "dumpferen" Klang entsprach. Man kannte ja noch Mittelwelle, auf einmal gab es Hochton bis über 10kHz. Auch eine Möglichkeit wäre, ähnlich wie bei der Schatulle P48, das man damit große Räume beschallen wollte mit Verzicht auf die Klangqualität. (Gaststättenradio) Hatte man da eventuell einen anderen Kundenkreis im Blick?
Vielen lieben Dank!
Gruß Jan
die Frage kommt sicherlich einigen komisch vor, deshalb der Hintergrund:
Ich bin Anfang der 90er geboren, ich kann mich noch an die Radio Fernseh (Fach) Geschäfte erinnern die auch eine entsprechende Beratung boten. Die meisten davon hatten sich aber schon auf "Klasse statt Masse" spezialisiert und hatten eher hochpreisige Produkte im Angebot, Loewe, Metz, B&O... Damals gab es aber schon überall MediaMarkt und Saturn die praktisch alles hatten, vorallem aber fast unbeschränkten Platz in Ihren Märkten. Die konnten von jedem Hersteller Fernseher in allen Preisklassen in der Vorführung bieten.
Mein Großvater hat 1949 seine Ausbildung als Radiotechniker (Oder Radiomechaniker?) abgeschlossen und in den 50ern einen eigenen Laden aufgemacht, er verkaufte besonders gerne Grundig und SABA. Der Laden existiert heute noch, steht momentan leer, ist aber winzig im Vergleich zu dem was ich aus den 90ern kannte.
Ich frage mich jetzt, wie lief das üblicherweise ab wenn ein Kunde in den 50ern ein neues Radio kaufen wollte? Hatten die Radiogeschäfte üblicherweise eine breite Auswahl an Herstellern mit Geräten unterschiedlicher Preisklassen oder sich eher auf wenige Hersteller spezialisiert? Wenn ich mir für mehrere Monatsgehälter ein Radio kaufen möchte wäre es für mich selbstverständlich die Geräte in meiner Preisklasse möglichst alle direkt Vergleichen zu können, war soetwas möglich?
In den 30ern und früher, gab es da schon Rundfunk Fachgeschäfte oder wurden die Geräte auf anderen Wegen verkauft?
Was waren damals die Argumente für den Kauf einen bestimmten Apparates bzw. nach was wurde gefragt? Klar, Optik und Klang waren wohl das wichtigste. Ich vermute Kreiszahl, besondere Features die ja die meisten Hersteller bei den Spitzengeräten hatten (Automatic und Motorabstimmung, Fernbedienung, 3D Klang in allen Formen, leistungsstärkere Endstufen...) waren verkaufsfördernd.
Bekannt ist mir das Versandhäuser wie Neckermann Radios verkauften, Teilweise auch Spitzenprodukte wie den Royal der ja nicht Billig war. Wie passt das ins Bild, wer kauft sich ein Radio ohne es zuvor gesehen/gehört zu haben?
Eine "Ergänzungsfrage" hätte ich noch die nicht direkt mit dem Verkauf zu tun hat. Ich habe bestimmt 15-20 Radios überarbeitet von allen möglichen Herstellern in allen möglichen Preisklassen. Alle klangen unterschiedlich, auch die Spitzengeräte sind schwer zu vergleichen. Ein Grundig 5040W "Bollert", ein SABA Bodensee WIII klingt erstaunlich ausgeglichen und eine Capella 753 kommt dem späteren HiFi Klang sehr nahe. Einige Spitzengeräte sind allerdings von der Lautsprecherbestückung eher mager, z.B. ein Uranus 54 oder ein Rheingold 54 müssen mit 2 Tieftonlautsprechern auskommen und werden vermutlich keine gute Höhenwidergabe bieten. Für gleich viel Geld hätte man sich einen Grundig 5040W kaufen können, ein Gerät das schon einen eigenen Hochtöner besitzt und sicher klanglich deutlich besser da steht. Ich kann mir eigentlich nur vorstellen das es kaum Möglichkeiten gab Geräte direkt nebeneinander zu vergleichen oder das der Zeitgeschmack den "dumpferen" Klang entsprach. Man kannte ja noch Mittelwelle, auf einmal gab es Hochton bis über 10kHz. Auch eine Möglichkeit wäre, ähnlich wie bei der Schatulle P48, das man damit große Räume beschallen wollte mit Verzicht auf die Klangqualität. (Gaststättenradio) Hatte man da eventuell einen anderen Kundenkreis im Blick?
Vielen lieben Dank!
Gruß Jan
Igitt! Da ist ein Transistor in meinem Röhrenradio! (-;
-
- Kuba Komet
- Beiträge: 1140
- Registriert: So Mär 23, 2014 21:00
- Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: Esslingen am Neckar
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Hallo Jan,
da die Geschäfte, welche ich (Jahrgang 1956) noch kenne, eher klein waren, ist davon auszugehen, dass die Händler längst nicht alles vorrätig hatten.
Es kann auch sein, dass vorwiegend das verkauft wurde, was in der Region hergestellt wurde, hier im Großraum Stuttgart z.B. Südfunk (Stuttgart), Schaub-Lorenz (Pforzheim), Wega (Fellbach).
Natürlich war Grundig sehr verbreitet, aber auch Saba.
Bei Plattenspielern dann vor allem Dual.
Südfunk hat auch Geräte für den Versandhandel (z.B. Neckermann) produziert.
Ich selbst hatte auch Geräte von Neckermann, die waren gar nicht schlecht!
Es war allerdings nicht ersichtlich, wer der eigentliche Hersteller war.
Musiktruhen wurden vermutlich nach Katalog bestellt und dann an die Kunden geliefert und aufgestellt.
Viele Grüße
Martin
da die Geschäfte, welche ich (Jahrgang 1956) noch kenne, eher klein waren, ist davon auszugehen, dass die Händler längst nicht alles vorrätig hatten.
Es kann auch sein, dass vorwiegend das verkauft wurde, was in der Region hergestellt wurde, hier im Großraum Stuttgart z.B. Südfunk (Stuttgart), Schaub-Lorenz (Pforzheim), Wega (Fellbach).
Natürlich war Grundig sehr verbreitet, aber auch Saba.
Bei Plattenspielern dann vor allem Dual.
Südfunk hat auch Geräte für den Versandhandel (z.B. Neckermann) produziert.
Ich selbst hatte auch Geräte von Neckermann, die waren gar nicht schlecht!
Es war allerdings nicht ersichtlich, wer der eigentliche Hersteller war.
Musiktruhen wurden vermutlich nach Katalog bestellt und dann an die Kunden geliefert und aufgestellt.
Viele Grüße
Martin
-
- Kuba Komet
- Beiträge: 1426
- Registriert: Mo Aug 27, 2012 13:47
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Zu meinen Kinder- und Jugendzeiten gab es drei Häuser weiter "Radio Ohm", den Radio- und Fernsehfachhändler des Viertels. Der hatte in einem Laden von geschätzten 75 m2 einen Querschnitt durch das Angebot verschiedener Marken, Preisklassen und Ausstattungsvarianten. Das waren um die 20 Geräte, Kofferradios inbegriffen. Dazu noch ein knappes Dutzend Fernseher. Und natürlich die kleine Plattenbar. Auch die mit einer sehr überschaubaren Auswahl. Gekauft wurde, was gefiel, was Herr Maes, der Inhaber, empfahl und was man sich leisten konnte. So einfach war das.
Es gab halt keine Magazine mit ellenlangen Vergleichstests, und gekauft wurde in der Regel dann, wenn das alte Gerät nicht mehr reparabel oder technisch überholt war, z.B. wegen fehlendem UKW.
Als man mich anno 54 in die Welt gesetzt hat, gab es zu Hause ein Mende 188WU.

Das hat sich irgendwann mit einem Knall verabschiedet. Darauf kam ein Grundig 3040M. Das hat bis zum Umzug meiner Mutter ins Altersheim vor 3 Jahren im Wohnzimmer gestanden. In der Küche gab es einen Blaupunkt Derby 660 und, nachdem ich den in mein Zimmer verschleppt hatte, ein kleines japanisches Cassettenradio. Auch das steht jetzt bei mir.
Natürlich gab es auch damals und lange vor Saturn in der Innenstadt große Radioläden mit viel größerer Auswahl, aber warum der Aufstand, wenn es alles, was man brauchte, auch an der nächsten Ecke gab? Zudem kannte man sich seit jeher und wenn es mal einen 'Servicefall' gab, ging man die besagten drei Türen weiter und musste nicht erst noch zur Telefonzelle laufen, um in der Stadt anzurufen.
Es mag heute schwer vorstellbar sein, aber in anderen Branchen sah es nicht anders aus. Keine zehn Sorten Waschpulver, Mehl oder Seife. Im Tante-Emma-Laden nebenan gab es Gold- und Silbermilch in Pfandflaschen und lose Milch, dazu lose und Deutsche Markenbutter. Weder Müller, noch Tuffi noch Kerrygold. Und nein, das war nicht in der Ostzone, sondern in einer westdeutschen Großstadt. Und wir haben 'trotzdem' überlebt.
Ralf
Es gab halt keine Magazine mit ellenlangen Vergleichstests, und gekauft wurde in der Regel dann, wenn das alte Gerät nicht mehr reparabel oder technisch überholt war, z.B. wegen fehlendem UKW.
Als man mich anno 54 in die Welt gesetzt hat, gab es zu Hause ein Mende 188WU.

Das hat sich irgendwann mit einem Knall verabschiedet. Darauf kam ein Grundig 3040M. Das hat bis zum Umzug meiner Mutter ins Altersheim vor 3 Jahren im Wohnzimmer gestanden. In der Küche gab es einen Blaupunkt Derby 660 und, nachdem ich den in mein Zimmer verschleppt hatte, ein kleines japanisches Cassettenradio. Auch das steht jetzt bei mir.
Natürlich gab es auch damals und lange vor Saturn in der Innenstadt große Radioläden mit viel größerer Auswahl, aber warum der Aufstand, wenn es alles, was man brauchte, auch an der nächsten Ecke gab? Zudem kannte man sich seit jeher und wenn es mal einen 'Servicefall' gab, ging man die besagten drei Türen weiter und musste nicht erst noch zur Telefonzelle laufen, um in der Stadt anzurufen.
Es mag heute schwer vorstellbar sein, aber in anderen Branchen sah es nicht anders aus. Keine zehn Sorten Waschpulver, Mehl oder Seife. Im Tante-Emma-Laden nebenan gab es Gold- und Silbermilch in Pfandflaschen und lose Milch, dazu lose und Deutsche Markenbutter. Weder Müller, noch Tuffi noch Kerrygold. Und nein, das war nicht in der Ostzone, sondern in einer westdeutschen Großstadt. Und wir haben 'trotzdem' überlebt.
Ralf
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.
-
- Philetta
- Beiträge: 18
- Registriert: Mo Mär 27, 2023 14:56
- Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Was die Tante Emma-Läden angeht, kann ich Ralf nur beipflichten. Mein Vater hatte bis 1958 auch so einen, wie er es immer ausdrückte, Käseladen.
Da gabs alles lose, Reis, Mehl, Zucker Mil, auch Schokolade, das Stück für 5Pf.
Als dann die ersten "Großläden" in Hanau war das der Latscha, aufmachten. Sah mein Vater die Zeit gekommen sich anderweitig zu orientieren.
So ist das auch mit den Radio- und Fernsehläden.
Da gabs alles lose, Reis, Mehl, Zucker Mil, auch Schokolade, das Stück für 5Pf.
Als dann die ersten "Großläden" in Hanau war das der Latscha, aufmachten. Sah mein Vater die Zeit gekommen sich anderweitig zu orientieren.
So ist das auch mit den Radio- und Fernsehläden.
Gruß Der Hesse
der mit der Hexe tanzt
(Piaggio Hexagon180)
der mit der Hexe tanzt
(Piaggio Hexagon180)
-
- Geographik
- Beiträge: 2502
- Registriert: Do Nov 04, 2010 17:42
- Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
- Wohnort: 47877 Lavendel-Traumland (NRW)
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Nun noch ein kleiner Roman vom Ende der 50ger bis...
Meiner-einer hat seine Lehre ende der 50ger in einem kleinen Radio- und Fernsehladen in Säckingen am Hochrhein absolviert. Der Laden war recht klein, ich denke der Verkaufsraum lag bei etwa 50m², plus Mini-Werkstatt und Schallplattenecke, mit zwei Schaufenstern an der Frontseite. Wobei in dem einen Schaufenster eigentlich nur die Ladentheke zu sehen war. Hinter dem Ladentisch befand sich durch eine dünne Wand abgetrennt die kleine Werkstatt. Hinter dem anderen Schaufenster waren einige Geräte ausgestellt: Fernsehgeräte von Telefunken, Schaub-Lorenz und Philips. Natürlich fehlten auch einige Saba Geräte nicht, wobei da jedoch die Rundfunkgeräte dominierten, selbstredend waren auch Rundfunkgeräte der anderen oben genannten Firmen vertreten. Das Angebot war daher recht übersichtlich.
Bei den Fernsehgeräten boten wir bevorzugt Philips Geräte an, weil diese unter den damals erschwerten Empfangsbedingungen in der Region die beste Bildqualität boten. Die meisten Geräte standen in 'Kommission' in dem Geschäft, weil die Firmen sehr am Verkauf ihrer Geräte interessiert waren. Trotzdem lagerte meist nur ein Gerät pro Hersteller in dem Laden und das waren die, welche im Schaufenster zu sehen waren. Bei Kundeninteresse wurde dann das ausgesuchte Gerät bestellt und konnte dann nach einigen Tagen ausgeliefert werden.
Als Spitzenrundfunkgerät stand auch ein Freiburg 3DS im Schaufenster aber es fand keinen Käufer - das Teil war damals für den Normalverdiener vom Preis her etwas heftig. Da kaufte man sich lieber ein Fernsehgerät.
Weiterhin befand sich im Hintergrund (hinter den ausgestellten Geräten) des Schaufensters die damals obligatorische Schallplattenbar. Und so konnte ich immer die neuesten Hit's hören, welche die Tochter Chef's, ihr oblag die Schallplattenecke, dann manchmal so oft abspielte, dass das gelegentlich bei den Reparaturen in der Werkstatt nervte - einige 'Hits' nervten grundsätzlich! Sie, die Werkstatt, war nur durch einen Vorhang von der 'Gräuschquelle' abgetrennt. Irgendwann waren mir alle aktuellen Schlager vertraut und erkannte sie bereits an den ersten Takten.
Solange im Bereich Säckingen nur der Sender 'Feldberg' im Schwarzwald, trotz hohem Antennenaufwand, mit mäßiger Qualität zu empfangen war lief das Fernsehgeschäft eher schleppend, da überwog der Umsatz mit Radiogeräten.
Das änderte sich schlagartig als in der Nähe, auf dem 'Eggberg', ein Lückenfüllsender für das Rheintal im UHF-Bereich in Betrieb genommen wurde. Danach konnte man sich vor Aufträgen kaum noch retten. Es wurden viele neue Fernsehgeräte verkauft, viele Bestandsgeräte mit UHF-Tunern nachgerüstet und vor allem boomte der Antennenbau besonders. Da freute sich mein Chef.
Irgendwann, Jahre nach meiner Lehrzeit, konnte der Chef ein eigenes Haus mit einer größeren Ladenfläche erwerben. Dies führte er zusammen mit seinem Sohn bis er das zeitliche segnete. Danach kamen zunehmend - nicht mehr für ihn aber für seinen Sohn - Probleme auf, weil sich mittlerweile die ersten Supermärkte in der Umgebung etablierten. Viele 'Kaufinteressenten' informierten sich in dem Laden ausführlich, erwarben das Gerät dann aber im Supermarkt zum Superpreis.
Dabei vergaßen sie aber, dass es mit dem Kauf alleine nicht getan war. Für den einwandfreien Betrieb war ja immer noch ein vernünftige Antenne erforderlich. Und mit diesem Service sah es bei den Supermärkten nicht so rosig aus. Also kamen die Kunden dann wegen des Antennenbaus kleinlaut in das kleine Geschäft zurück. Sie wurden dort auch fachgerecht versorgt und bekamen all ihre Wünsche, natürlich zu 'Sonderpreisen', erfüllt. Auch wegen der Reparaturarbeiten kam man wieder auf den kleinen Laden zurück. - So konnte er den Laden am 'Laufen' halten, bis schließlich auch er verstarb. Damit war dann auch der Laden fertig...
Meiner-einer hat seine Lehre ende der 50ger in einem kleinen Radio- und Fernsehladen in Säckingen am Hochrhein absolviert. Der Laden war recht klein, ich denke der Verkaufsraum lag bei etwa 50m², plus Mini-Werkstatt und Schallplattenecke, mit zwei Schaufenstern an der Frontseite. Wobei in dem einen Schaufenster eigentlich nur die Ladentheke zu sehen war. Hinter dem Ladentisch befand sich durch eine dünne Wand abgetrennt die kleine Werkstatt. Hinter dem anderen Schaufenster waren einige Geräte ausgestellt: Fernsehgeräte von Telefunken, Schaub-Lorenz und Philips. Natürlich fehlten auch einige Saba Geräte nicht, wobei da jedoch die Rundfunkgeräte dominierten, selbstredend waren auch Rundfunkgeräte der anderen oben genannten Firmen vertreten. Das Angebot war daher recht übersichtlich.
Bei den Fernsehgeräten boten wir bevorzugt Philips Geräte an, weil diese unter den damals erschwerten Empfangsbedingungen in der Region die beste Bildqualität boten. Die meisten Geräte standen in 'Kommission' in dem Geschäft, weil die Firmen sehr am Verkauf ihrer Geräte interessiert waren. Trotzdem lagerte meist nur ein Gerät pro Hersteller in dem Laden und das waren die, welche im Schaufenster zu sehen waren. Bei Kundeninteresse wurde dann das ausgesuchte Gerät bestellt und konnte dann nach einigen Tagen ausgeliefert werden.
Als Spitzenrundfunkgerät stand auch ein Freiburg 3DS im Schaufenster aber es fand keinen Käufer - das Teil war damals für den Normalverdiener vom Preis her etwas heftig. Da kaufte man sich lieber ein Fernsehgerät.
Weiterhin befand sich im Hintergrund (hinter den ausgestellten Geräten) des Schaufensters die damals obligatorische Schallplattenbar. Und so konnte ich immer die neuesten Hit's hören, welche die Tochter Chef's, ihr oblag die Schallplattenecke, dann manchmal so oft abspielte, dass das gelegentlich bei den Reparaturen in der Werkstatt nervte - einige 'Hits' nervten grundsätzlich! Sie, die Werkstatt, war nur durch einen Vorhang von der 'Gräuschquelle' abgetrennt. Irgendwann waren mir alle aktuellen Schlager vertraut und erkannte sie bereits an den ersten Takten.
Solange im Bereich Säckingen nur der Sender 'Feldberg' im Schwarzwald, trotz hohem Antennenaufwand, mit mäßiger Qualität zu empfangen war lief das Fernsehgeschäft eher schleppend, da überwog der Umsatz mit Radiogeräten.
Das änderte sich schlagartig als in der Nähe, auf dem 'Eggberg', ein Lückenfüllsender für das Rheintal im UHF-Bereich in Betrieb genommen wurde. Danach konnte man sich vor Aufträgen kaum noch retten. Es wurden viele neue Fernsehgeräte verkauft, viele Bestandsgeräte mit UHF-Tunern nachgerüstet und vor allem boomte der Antennenbau besonders. Da freute sich mein Chef.
Irgendwann, Jahre nach meiner Lehrzeit, konnte der Chef ein eigenes Haus mit einer größeren Ladenfläche erwerben. Dies führte er zusammen mit seinem Sohn bis er das zeitliche segnete. Danach kamen zunehmend - nicht mehr für ihn aber für seinen Sohn - Probleme auf, weil sich mittlerweile die ersten Supermärkte in der Umgebung etablierten. Viele 'Kaufinteressenten' informierten sich in dem Laden ausführlich, erwarben das Gerät dann aber im Supermarkt zum Superpreis.
Dabei vergaßen sie aber, dass es mit dem Kauf alleine nicht getan war. Für den einwandfreien Betrieb war ja immer noch ein vernünftige Antenne erforderlich. Und mit diesem Service sah es bei den Supermärkten nicht so rosig aus. Also kamen die Kunden dann wegen des Antennenbaus kleinlaut in das kleine Geschäft zurück. Sie wurden dort auch fachgerecht versorgt und bekamen all ihre Wünsche, natürlich zu 'Sonderpreisen', erfüllt. Auch wegen der Reparaturarbeiten kam man wieder auf den kleinen Laden zurück. - So konnte er den Laden am 'Laufen' halten, bis schließlich auch er verstarb. Damit war dann auch der Laden fertig...
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.
Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
-
- Kuba Komet
- Beiträge: 1686
- Registriert: So Okt 18, 2009 18:36
- Wohnort: bei Fulda
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Hallo Jan,
zu deiner Frage möchte ich ein wenig zum Kaufverhalten einer ledigen Tante mit gutem Verdienst in einer norddeutschen Kleinstadt schreiben.
Ihr erstes Radiogerät war ein Saba (Meersburg oder Bodensee W3), das mich als Kind schon wegen der Grösse des Hauptlautsprechers und der schönen Skala beeindruckte. Sehr zu meiner Enttäuschung war das Gerät eines Tages weg und wurde durch eine eher armselige Grundig Musiktruhe in Volltransistortechnik ersetzt. Ich konnte irgendwann den Schaltplan mal einsehen: Endstufen eher schwach mit AC187/187K. Dieses Gerät mit Plastikfurnier fand ich potthässlich...
Die Tante kaufte ihre Elektrosachen immer bei einem fussläufig erreichbaren Elektro-und Radio/Fersehgeschäft. Ganz sicher hatte der Händler das alte um 1954 gekaufte Radio "in Zahlung" genommen und dann entsorgt. Das sollte so 1968 gewesen sein. Vermutlich spielte das Radio noch aber die Tante wollte sicher ein Gerät mit Schallplattenspieler haben, wo sie ihre Karel Gott-Platten hören konnte. Ich denke, die Tante (heute längst verstorben) kaufte einfach auf Empfehlung ihres vertrauten Händlers. Sicher spielte der Preis auch eine gewisse Rolle und ein Gerät wurde natürlich auch vorgeführt.
Noch vor etwa 30 Jahren war ich selbst bei diesem Händler und konnte immerhin kostenlos ein defektes Grundig Stereo-Tischradio mitnehmen. Die Endröhre ELL80 hatte Luft gezogen. Das war damals ein Totalschaden da diese Röhre kaum mehr zu bekommen war.
Natürlich hatte die Tante beizeiten auch einen Fernseher aus dem vertrauten Geschäft. Es war ein Saba, so um 1963/64 gebaut. Interessant fand ich damals bei diesem mit Stationstasten ausgestatteten Gerät den LDR-Widerstand, der mit seiner Elektronik die Helligkeit des Bildes an die Raumbeleuchtung anpasste. Dunkel erinnere ich mich an ihre Aussage, wonach das Gerät häufig zur Reparatur musste...
Im Schlafzimmer hatte besagte Tante ein Nordmende Transita Kofferradio in schwarz. Immerhin ist dieses Gerät heute in meiner Sammlung und erinnert mich an die mit über 90 verstorbene Frau. Der Händler existiert heute natürlich auch nicht mehr.
zu deiner Frage möchte ich ein wenig zum Kaufverhalten einer ledigen Tante mit gutem Verdienst in einer norddeutschen Kleinstadt schreiben.
Ihr erstes Radiogerät war ein Saba (Meersburg oder Bodensee W3), das mich als Kind schon wegen der Grösse des Hauptlautsprechers und der schönen Skala beeindruckte. Sehr zu meiner Enttäuschung war das Gerät eines Tages weg und wurde durch eine eher armselige Grundig Musiktruhe in Volltransistortechnik ersetzt. Ich konnte irgendwann den Schaltplan mal einsehen: Endstufen eher schwach mit AC187/187K. Dieses Gerät mit Plastikfurnier fand ich potthässlich...
Die Tante kaufte ihre Elektrosachen immer bei einem fussläufig erreichbaren Elektro-und Radio/Fersehgeschäft. Ganz sicher hatte der Händler das alte um 1954 gekaufte Radio "in Zahlung" genommen und dann entsorgt. Das sollte so 1968 gewesen sein. Vermutlich spielte das Radio noch aber die Tante wollte sicher ein Gerät mit Schallplattenspieler haben, wo sie ihre Karel Gott-Platten hören konnte. Ich denke, die Tante (heute längst verstorben) kaufte einfach auf Empfehlung ihres vertrauten Händlers. Sicher spielte der Preis auch eine gewisse Rolle und ein Gerät wurde natürlich auch vorgeführt.
Noch vor etwa 30 Jahren war ich selbst bei diesem Händler und konnte immerhin kostenlos ein defektes Grundig Stereo-Tischradio mitnehmen. Die Endröhre ELL80 hatte Luft gezogen. Das war damals ein Totalschaden da diese Röhre kaum mehr zu bekommen war.
Natürlich hatte die Tante beizeiten auch einen Fernseher aus dem vertrauten Geschäft. Es war ein Saba, so um 1963/64 gebaut. Interessant fand ich damals bei diesem mit Stationstasten ausgestatteten Gerät den LDR-Widerstand, der mit seiner Elektronik die Helligkeit des Bildes an die Raumbeleuchtung anpasste. Dunkel erinnere ich mich an ihre Aussage, wonach das Gerät häufig zur Reparatur musste...
Im Schlafzimmer hatte besagte Tante ein Nordmende Transita Kofferradio in schwarz. Immerhin ist dieses Gerät heute in meiner Sammlung und erinnert mich an die mit über 90 verstorbene Frau. Der Händler existiert heute natürlich auch nicht mehr.
Viele Grüße
Frank
Frank
-
- Geographik
- Beiträge: 2661
- Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
- Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: Unterfranken-W
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Ein paar eigene Eindrücke zum Thema, wobei ich bei den Radios bleiben möchte.
Ich bin in Anfang der 60er in einer Kleinstadt aufgewachsen, ländlicher Raum. Großstädte waren weit entfernt.
In dieser Kleinstadt gab es diverse Radio- und Fernsehhändler, i.d.R. boten sie Radios (und Fernseher) nur in einer sehr eingeschränkten Auswahl an, da sie zumeist noch andere Gerätschaften veräußerten (vom Bügeleisen bis zum Fön, bis zum elektrischen Rasierer usf.).
Man kaufte dort Glühbirnen und Batterien, und oft waren es Geschäfte, die auch noch Elektroinstallationen ausführten. Also ein bunter Mix, auf zumeist sehr begrenzter Ladenfläche.
Das bedeutete im Umkehrschluß, wenn man mal auf Radios blickt:
Da war "etwas" von jeder Preislage im Laden vertreten, aber oft eben nur 1 Gerät je Klasse. Jeder Kunde sollte etwas finden können, und die Kunden kamen zumeist nicht mit genauen Marken-/Typvorstellungen ins Geschäft.
Man schaute nach einem Radio
- das gefiel,
- das ins Budget passte,
- das an seinen vorgesehenen Aufstellort passte,
- das "gut" klang
und
- dessen Verkäufer nach Möglichkeit Ratenzahlung bot bzw. ein evtl. noch vorhandenes Altgerät (bis zum Vorkriegsempfänger !) in Zahlung nahm. Gut aufgehoben fühlte man sich in einem Geschäft, das auch Radios reparierte, für den Fall der Fälle.
So wurden die meisten Geräte verkauft, wobei ich nicht ausschließen will, daß eine Beratung auch anhand der Großhandelskataloge vorgenommen wurde, und nicht im Laden befindliche Geräte auch auf Kundenwunsch bestellt werden konnten. Etwa wenn man bei Bekannten doch einen so toll klingenden Nordmende Othello gesehen hatte und nun ein ebensolches, nicht im Laden vorrätiges Gerät haben wollte.
Die Radiohändler bestellten über den Großhandel, Versandhändler wie Neckermann waren die Ausnahme, und im Fall des letztgenannten "abgestraft", da Neckermann am Großhandel vorbei seine Radios direkt vom Hersteller bezog und veräußerte, womit die Handelsspanne eben dieser Ebene "Großhandel" umgangen wurde und die Radios somit preiswerter waren. Namhafte Hersteller weigerten sich, ihn zu beliefern, Einzelhändler verweigerten die Reparatur dieser Geräte usf., so daß Neckermann ein eigenes Werkstättennetz aufziehen mußte.
Ein gute Quelle der damaligen Praxis bieten die Radiokataloge der 50er Jahre, da deren oft sehr umfangreiches Vorwort Marktanalysen, Rabattgestaltung, Absatzprognosen für die Zukunft und Planungshilfen für die Radiohändler umfänglich darlegt.
Abschließend zu deiner Frage über die 30er Jahre:
Natürlich gab es auch damals schon örtliche Radiohändler. Und natürlich waren deren Geschäfte / Filialen in den Großstädten mitunter recht groß, Beispiel:
Radio - Zentrale PROHASKA, in Berlin. Die verkauften nicht nur vor Ort, sondern gaben auch einen eigenen Katalog heraus und versendeten ihre Ware deutschlandweit, von Einzelteilen bis zu Komplettgeräten. Darüber gibt am besten ein Nachdruck der alten Kataloge Aufschluß; sowas wird bei ebay oft angeboten.
Sehr schön: Hier gibt es solche Uralt-Kataloge in digitalisierter Form
https://www.gfgf.org/de/historische-kataloge.html
Ich bin in Anfang der 60er in einer Kleinstadt aufgewachsen, ländlicher Raum. Großstädte waren weit entfernt.
In dieser Kleinstadt gab es diverse Radio- und Fernsehhändler, i.d.R. boten sie Radios (und Fernseher) nur in einer sehr eingeschränkten Auswahl an, da sie zumeist noch andere Gerätschaften veräußerten (vom Bügeleisen bis zum Fön, bis zum elektrischen Rasierer usf.).
Man kaufte dort Glühbirnen und Batterien, und oft waren es Geschäfte, die auch noch Elektroinstallationen ausführten. Also ein bunter Mix, auf zumeist sehr begrenzter Ladenfläche.
Das bedeutete im Umkehrschluß, wenn man mal auf Radios blickt:
Da war "etwas" von jeder Preislage im Laden vertreten, aber oft eben nur 1 Gerät je Klasse. Jeder Kunde sollte etwas finden können, und die Kunden kamen zumeist nicht mit genauen Marken-/Typvorstellungen ins Geschäft.
Man schaute nach einem Radio
- das gefiel,
- das ins Budget passte,
- das an seinen vorgesehenen Aufstellort passte,
- das "gut" klang
und
- dessen Verkäufer nach Möglichkeit Ratenzahlung bot bzw. ein evtl. noch vorhandenes Altgerät (bis zum Vorkriegsempfänger !) in Zahlung nahm. Gut aufgehoben fühlte man sich in einem Geschäft, das auch Radios reparierte, für den Fall der Fälle.
So wurden die meisten Geräte verkauft, wobei ich nicht ausschließen will, daß eine Beratung auch anhand der Großhandelskataloge vorgenommen wurde, und nicht im Laden befindliche Geräte auch auf Kundenwunsch bestellt werden konnten. Etwa wenn man bei Bekannten doch einen so toll klingenden Nordmende Othello gesehen hatte und nun ein ebensolches, nicht im Laden vorrätiges Gerät haben wollte.
Die Radiohändler bestellten über den Großhandel, Versandhändler wie Neckermann waren die Ausnahme, und im Fall des letztgenannten "abgestraft", da Neckermann am Großhandel vorbei seine Radios direkt vom Hersteller bezog und veräußerte, womit die Handelsspanne eben dieser Ebene "Großhandel" umgangen wurde und die Radios somit preiswerter waren. Namhafte Hersteller weigerten sich, ihn zu beliefern, Einzelhändler verweigerten die Reparatur dieser Geräte usf., so daß Neckermann ein eigenes Werkstättennetz aufziehen mußte.
Ein gute Quelle der damaligen Praxis bieten die Radiokataloge der 50er Jahre, da deren oft sehr umfangreiches Vorwort Marktanalysen, Rabattgestaltung, Absatzprognosen für die Zukunft und Planungshilfen für die Radiohändler umfänglich darlegt.
Abschließend zu deiner Frage über die 30er Jahre:
Natürlich gab es auch damals schon örtliche Radiohändler. Und natürlich waren deren Geschäfte / Filialen in den Großstädten mitunter recht groß, Beispiel:
Radio - Zentrale PROHASKA, in Berlin. Die verkauften nicht nur vor Ort, sondern gaben auch einen eigenen Katalog heraus und versendeten ihre Ware deutschlandweit, von Einzelteilen bis zu Komplettgeräten. Darüber gibt am besten ein Nachdruck der alten Kataloge Aufschluß; sowas wird bei ebay oft angeboten.
Sehr schön: Hier gibt es solche Uralt-Kataloge in digitalisierter Form
https://www.gfgf.org/de/historische-kataloge.html
k. steht für klaus
Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur. (Friedrich II.)
-
- Geographik
- Beiträge: 10237
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Ein Bekannter, der von den 60er bis in die 80er Jahre ein Rundfunk- und Fernsehgeschäft mit Werkstatt betrieb, erzählte mir einmal folgendes: Für viele Radiokäufer war ein wichtiges Kriterium für die Kaufentscheidung, wie viele verschiedene Sender man damit empfangen kann. Oft wurden im Laden stundenlang alle Wellenbereiche durchsucht, und das Radio, das die exotischsten Sender empfing, war der Favorit. Stand es dann zu Hause, ließ das Interesse am Empfang ferner Sender schnell nach, dann wurden nur noch ein oder zwei, selten mehr verschiedene Ortssender gehört.
Lutz
Lutz
-
- Kuba Komet
- Beiträge: 1426
- Registriert: Mo Aug 27, 2012 13:47
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Ich habe nie verstanden, warum meine Eltern damals den teureren Mende mit den vielen Kurzwellenbereichen angeschafft hatten. Damit hat nie jemand Kurzwelle gehört. Wenn mein Vater abends zu Hause war, lief gewöhnlich der Polizeifunk. Aber das ist eine Anekdote für eine andere Gelegenheit.röhrenradiofreak hat geschrieben:Für viele Radiokäufer war ein wichtiges Kriterium für die Kaufentscheidung, wie viele verschiedene Sender man damit empfangen kann.
Ralf
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.
-
- Royal Syntektor
- Beiträge: 487
- Registriert: Do Nov 26, 2009 20:56
- Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
- Wohnort: Stuttgart
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Vielen lieben Dank für Eure Antworten, das ist sehr Interessant!
Man merkt das das eine andere Zeit war, heute sind wir die rissige Auswahl gewohnt weil man praktisch überall in Deutschland Großmärkte hat in denen man vergleichen kann.
Über das Internet ist es relativ leicht sich selbst zu informieren, die Funkschau kannte damals sicher auch nicht jeder. Klar informiert man sich da beim RFT wo man das Gerät dann auch erwirbt.
Mein Opa erklärte mir mal das man die TVs die man besonders gerne verkaufen wollte (Großer Lagerbestand, guter Einkaufspreis etc) ein wenig besser einstellte sodass sich die Bildqualität von den anderen Geräten abhebt. Schau ich heute bei den Großhändlern in die TV Abteilung ist das das gleiche.
Gruß Jan
Man merkt das das eine andere Zeit war, heute sind wir die rissige Auswahl gewohnt weil man praktisch überall in Deutschland Großmärkte hat in denen man vergleichen kann.
Über das Internet ist es relativ leicht sich selbst zu informieren, die Funkschau kannte damals sicher auch nicht jeder. Klar informiert man sich da beim RFT wo man das Gerät dann auch erwirbt.
Mein Opa erklärte mir mal das man die TVs die man besonders gerne verkaufen wollte (Großer Lagerbestand, guter Einkaufspreis etc) ein wenig besser einstellte sodass sich die Bildqualität von den anderen Geräten abhebt. Schau ich heute bei den Großhändlern in die TV Abteilung ist das das gleiche.
Gruß Jan
Igitt! Da ist ein Transistor in meinem Röhrenradio! (-;
-
- Geographik
- Beiträge: 10237
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
In den 30er bis 50er Jahren kostete ein Radio ungefähr einen Monatsverdienst. Da überlegte man natürlich genau, was man kauft, ließ sich beraten und legte Wert auf Service, damit das wertvolle Gerät lange hält. Heute findet man beim Discounter Radios aus Fernost für einen oder wenige Stundenlöhne. Die kann man beim Wocheneinkauf mal eben mitnehmen, ohne lange zu überlegen, wie man sich das Geld dafür zusammenspart, und wenn es ein Fehlkauf war, ist das nicht schlimm. Mitunter findet man dasselbe Gerät im Internet noch ein paar Euro billiger. Eine Reparatur lohnt nicht, wenn eine Werkstattstunde mehr kostet als ein neues Gerät. All das hat bewirkt, dass die klassischen Fachgeschäfte nahezu ausgestorben sind.
Lutz
Lutz
-
- Freiburg Automatic
- Beiträge: 199
- Registriert: Mi Feb 03, 2016 10:05
- Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: Wien
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
In meiner Nähe (in Wien) gibt es auch 1-2 Geschäfte, welche tatsächlich überlebt haben. Die haben früher Röhrenradios und andere Elektrogeräte verkauft und jetzt verkaufen sie immer noch Radios (Stereoanlagen) und Haushaltsgeräte.
Dort gab es mal eine alte Werbebroschüre --> Man konnte die Radios damals auch per Ratenzahlung kaufen.
Ein anderes Geschäft, wo ich manchmal mit meinem Vater war, gibt es nicht mehr.
Dort gab es auch Gebrauchtgeräte zu kaufen, natürlich repariert und geprüft.
Das ging von Radios, Fernseher bis hin zu Videorecorder. Neugeräte konnte/wollte sich nicht jeder leisten.
Irgendwann waren aber die Geräte aus Fernost so billig, dass das unrentabel wurde.
Als Kind/Jugendlicher durfte ich auch bei einem Radio-/Fernsehtechniker zusehen.
Er hat mir damals beim Reparieren der Fernseher schon gezeigt, wie gut sich die alten Geräte (Philips) reparieren ließen. Man konnte dort die ELektronikplatinen einfach raus klappen. Bei anderen (moderneren Geräten) waren teilweise schon ICs drauf und es wurde nicht mehr repariert, sondern nur mehr die gesamte Platine getauscht.
Dort gab es mal eine alte Werbebroschüre --> Man konnte die Radios damals auch per Ratenzahlung kaufen.
Ein anderes Geschäft, wo ich manchmal mit meinem Vater war, gibt es nicht mehr.
Dort gab es auch Gebrauchtgeräte zu kaufen, natürlich repariert und geprüft.
Das ging von Radios, Fernseher bis hin zu Videorecorder. Neugeräte konnte/wollte sich nicht jeder leisten.
Irgendwann waren aber die Geräte aus Fernost so billig, dass das unrentabel wurde.
Als Kind/Jugendlicher durfte ich auch bei einem Radio-/Fernsehtechniker zusehen.
Er hat mir damals beim Reparieren der Fernseher schon gezeigt, wie gut sich die alten Geräte (Philips) reparieren ließen. Man konnte dort die ELektronikplatinen einfach raus klappen. Bei anderen (moderneren Geräten) waren teilweise schon ICs drauf und es wurde nicht mehr repariert, sondern nur mehr die gesamte Platine getauscht.


-
- Geographik
- Beiträge: 10237
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Bei uns am Ort (Klerinstadt) gab es in den 1970er/1980er Jahren mehr als ein halbes Dutzend Fachgeschäfte für Unterhaltungselektronik. Eines davon, eröffnet in der 60ern, hat bis heute überlebt. Die meisten gaben um die Jahrtausendwende auf, ausschlaggebend war die Eröffnung eines Mediamarktes in einer Nachbarstadt. Auch ein paar Elektrogeschäfte und zwei Einkaufsmärkte verkauften nebenher Radios und Fernseher.
Aus dem ältesten Fachgeschäft am Ort, das 1919 als "Elektrotechnisches Büro" für Landmaschinen mit Ankerwickelei eröffnet wurde und seit Anfang 1924 Radios verkaufte, wurde 1998 ein Fachmarkt im Stil von Mediamarkt. Dieser wird heute noch von Nachfahren des Firmengründers geführt.
Lutz
Aus dem ältesten Fachgeschäft am Ort, das 1919 als "Elektrotechnisches Büro" für Landmaschinen mit Ankerwickelei eröffnet wurde und seit Anfang 1924 Radios verkaufte, wurde 1998 ein Fachmarkt im Stil von Mediamarkt. Dieser wird heute noch von Nachfahren des Firmengründers geführt.
Lutz
-
- Geographik
- Beiträge: 2661
- Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
- Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: Unterfranken-W
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Jean Luc hat geschrieben:In meiner Nähe (in Wien) gibt es ...
Dort gab es auch Gebrauchtgeräte zu kaufen, natürlich repariert und geprüft...
Das war auch in Deutschland, insbesondere in den 50ern, absolut üblich. Für gebrauchte Röhrenradios gab es bis in die 60er Jahre richtige TAXLISTEN (z.B. vom Franzis-Verlag), die es dem Rundfunkhändler ermöglichten, das jeweilige Modell zu einem marktgerechten Preis in Zahlung zu nehmen und repariert wieder zu verkaufen. Im Grunde genommen das gleiche Prinzip wie bei Autos.
Hier ein Link zu solchen Taxlisten: https://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/ ... zis-Verlag
Manches Radio nahmen die Rundfunkhändler allerdings nicht zum Wiederverkauf in Zahlung, sondern schlicht, um dem Kunden einen verdeckten Rabatt zu gewähren. Die Geräte standen dann in den Kellern, dienten allenfalls zur Teilegewinnung zwecks preiswürdiger Reparatur von Altempfängern, bis sie irgendwann zum Sperrmüll wanderten.
k. steht für klaus
Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur. (Friedrich II.)
-
- Geographik
- Beiträge: 10237
- Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
- Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
- Wohnort: östliches Niedersachsen
Re: Radiokauf in den 30ern bis 50ern, wie lief das ab?
Der erste Fernseher der Eltern eines Freundes hatte einen Münzautomaten. Für einen Einwurf von 50 Pfennig konnte man eine bestimmte Zeit fernsehen. Er wurde regelmäßig von dem Händler, der den Fernseher geliefert hatte, geleert.Jean Luc hat geschrieben:Man konnte die Radios damals auch per Ratenzahlung kaufen.
Lutz