Totalsanierung eines Grundig 495 W (Großsuper)

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Beromünster
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Totalsanierung eines Grundig 495 W (Großsuper)

Beitrag von Beromünster »

In einem Anfall von Übermut und Leichtsinn habe ich in der Bucht auf diesen Empfänger geboten und erhielt den Zuschlag.
Nach dem Eintreffen und näherer Bestandsaufnahme kam die Ernüchterung.
Erhebliche Wasserschäden und feuchte Lagerung haben dem Empfänger starke Schäden zugefügt-
Verwitterter Lack , Furnierschäden, Kürschner , Anobienlöcher,- all das sieht nach viel Arbeit aus... : :?
Mh aber insgeheim doch ein tolles Gerät welches der gute alte Max Grundig hier gebaut hat.. bestückt mit vielen Stahlrören aus der ''TFK - Schmiede''
Auserdem gefällt mir die Form sehr gut , Die Front und Laibung ist mit feinem Makassar Ebony furniert 8_) , - und das Gerät hat 2 Lautsprecher!
Also das wird meine Winterarbeit und ich werde hier immer wieder news updaten über meine Arbeitsschritte..
Ob so einem Indianer wie mir die Restaurierung gelingt :roll: ... hoffentlich wird das was???
Gruss Beromünster
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Opus92
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Beitrag von Opus92 »

Hallo,

einen schönen Fang hast du da gemacht. Hat das nicht eine EL12 oder täusche ich mich da?

Grüße

Nicolai
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Schumi
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Re: Totalsanierung eines Grundig 495 W (Großsuper)

Beitrag von Schumi »

In einem Anfall von Übermut und Leichtsinn...
Das kommt bei Sammlern öfters vor :P
Nach dem Eintreffen und näherer Bestandsaufnahme kam die Ernüchterung
Kommt auch öfters vor, nur nicht unterkriegen lassen und locker bleiben 8_)

Sag mal, sind am Furnier Fehlstellen auszumachen oder ist lediglich der Lack verwittert ? Wie sieht der Rest des Gehäuses aus ? Um eine Neulackierung wirst Du kaum herumkommen.
Gruß
Schumi

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
Erstens durch Nachdenken, das ist der Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der Leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der Bitterste.
Beromünster
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Beitrag von Beromünster »

Hi Opus ja das Gerät hat eine EL 12 Entpentode heute habe ich das Chassis ausgebaut und die Glasscheibe sicher verwahrt , die backside hat durch die Feuchtigkeit erheblich gelitten also die Beschriftung ist schon porös die Innenseite werde ich demzufolge garnicht reinigen!
Ja Schumi es sind auch Furnierschäden Vorhanden ,und selbstverständlich bekommte der Korpus eine schöne neue Robe.
Lackieren weiss ich noch nicht,- ha ich habe mir eine primitive Pistole vom Baumarkt für 39 Euro geleistet und die ist umständehalber immer noch jungfreulich . :oops:
Im Keller lagen 2 Korpusse zur Oberflächenbehandlung parat ein mende und ein Saba, dann gabs Hochwasser- , ich Diletant hatte die Rückstauklappe nicht verschlossen und nach sehr starkem Regen im Sommer 70Liter pro m2 wurde der Keller überflutet das Furnier ist wieder aufgequollen, darauf war ich so down und hab die Kisten auf den Dachboden gestellt.
Dann musste ich die Fasade renovieren und ein Carport musste ich auch noch basteln,-( Darunter kann ich jetzt alle meine Empfänger restaurieren) :D dann noch Sachkundeprüfung und und und--- jetzt ist das Jahr wieder fast um .Zum Lackieren ist es bereits zu kalt
Mal sehn erst werde ich den Korpus herrichten dann gehts an das Chassis anbei noch 2 Pics von den Schäden am Korpus.
Durch die Eschütterungen beim Transport haben die Glaskolben an der EL 12 und an der Gleichrichterröhre etwas abbekommen ich habe die Röhren heute ganz vorsichtig mit dem Schraubendreher aus den Fassungen gehebelt.
Die Glaskolben sind jetzt etwas gelockert und wackeln leicht.
Nun bräuchte ich vielleicht noch einen Tipp von den Experten wie und womit kann man den Glaskolben mit dem Bakelitsockel wieder kleben??
MFG Bero
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

Wow!! :shock:
Das ist ein Spitzenfang!
Dieser Großsuper ist eine Glanzleistung der Grundig-Ingenieure!
Eine Restaurierung lohnt da in jedem Fall!

Ziemlich links, - dieser senkrechte, schwarze Zylinder, - der sieht aus als wenn er nicht schon immer dort gewesen wäre. Selbst auf den briefmarkengroßen Spaßbildern des RMorg läßt sich erkennen, daß da mal etwas silbriges gewesen sein müßte.
Nun bräuchte ich vielleicht noch einen Tipp von den Experten wie und womit kann man den Glaskolben mit dem Bakelitsockel wieder kleben??

Hierzu kursieren mehrere Meinungen.
Im Gespräch ist zuweilen Zweikomponentenkleber. Es wird aber zum Teil wegen anscheinend mangelhafter Elastizität davon abgeraten.
Weiterhin wird der Holzleim Ponal empfohlen. Damit habe ich selbst schon einmal einen Sockel neu befestigt. Das hat dann auch gehalten, - ich habe es aber vermieden, die Grenzen der Haltbarkeit auszutesten. Ich habe die Röhre trotz neuer Befestigung (wie man es machen sollte) nur am Sockel und nicht am Glas belastet beim herausziehen und wiedereinsetzen.

In früheren Schriften (um 1940) ist von der Substanz Cohesan die Rede. Vielleicht weiß hierzu jemand etwas. Ebenfalls erwähnt werden Wasserglas, Schuhkitt und Siegellack.
Vielleicht kann auch hierzu jemand Erfahrungswerte beitragen.

Gruß

Rocco11
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werners
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Beitrag von werners »

Hallo,
mal eine vielleicht dumme Frage: Was sind "Kürschner" im Sinne dieser Beschreibung? Ein umgangssprachlich hierzulande nicht geläufiger Ausdruck?
Gruss: werners
Beromünster
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Beitrag von Beromünster »

Ja PL504 es sind alle Bauteile vorhanden incl.Rückwand :D
@Rocco11,-der Elko wurde nachträglich eingebaut unterm chassis befindet sich dito so eine Nachrüstung ein 100+100 Microfarad Elko.
Sollte der Siebelko marode sein werde mich mal ans entkernen wagen, da ich hier ziemlich original Restaurieren und Renovieren möchte...

Mit den Glaskolben werde ich mich noch zur gegebenen Zeit beschäftigen.. vorab Info ist alles wies so schön heisst.. :)
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo werners,

"Kürschner" sind auch in meinen Gefilden nur im Zusammenhang mit Pelzhandwerkern ein Begriff.

Und 'Anobien' sind eigentlich Nagekäfer.
Im Volksmund wird das Insekt (Anobium punctatum) als Holzwurm bezeichnet. (Klugscheiß) :P

Gruß

Rocco11
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Beitrag von Beromünster »

Sali werners, :D
es gibt keine dummen Fragen ... ist die Anhaftung des Furniers auf dem Blindholz oder hier der Holzwerksoff (Sperrholz) verlorengegangen zb. durch Feuchtigkeit oder Leimlösung spricht man von einem ''Kürschner''..
Diese nicht vorhandene Haftung des Furniers zeichnet sich durch Welligkeit an der Oberfläche aus der komplette rechte Part an der rechten Korpusoberfläche ist davon betroffen auch teils mitten drin.
werde hier warscheinlich mit Skalpel und Warmleim arbeiten müssen.
werde das aber in jedem Fall dokumentieren.
MFG Beromünster
Cocobolo
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Beitrag von Cocobolo »

Wenn die Kürschner nicht rissig sind und somit kein Schmutz eindringen konnte, reicht es meistens, die Stelle ein wenig anzufeuchten, 10 Minuten zu warten und dann mit einem z.B. im Backofen auf 50 - 100 Grad angewärmten Holzbrett und einer Zwinge anzupressen. Die Feuchtigkeit und die Wärme lösen den alten Knochenleim, nach dem Abkühlen hält das Furnier wieder. Einen Versuch ist es allemal wert!

Beste Grüße,

Jörg
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Beitrag von Beromünster »

Servus Jörg,
kollegiale Grüsse nach Österreich,- ja der Tick ist mir schon bekannt,- aber das Funier wurde hier schon mit PVAC- Leim aufgezogen ,- werde deshalb schon wie beschrieben vorgehen müssen.
Hi Rocco -na das freut mich zu wissen dass ich keinen Seich ersteigert habe.-Mal sehn ob das was wird :roll:

Nun zum Bericht welche Tätigkeiten durchgeführt wurden.
zuerst ließ ch den feuchten Korpus langsam aklimatisieren,- das interieur wurde gereinigt und dabei entdeckte ich einen Datumsstempel 9 März 1950,- die Kste ist 59 Jahre alt.
der Korpus wurde sehr solide gebaut der Un terboden ist aus massiver Fichre in Nut und Fderverbindung verleimt und hat eine Wandstärke von 14mm.
Dann wurde mittels der gezeigten Werkzeuge der Blendrahmen herrausoperriert..
Folgende Werkzeuge werden dazu benötigt , Stecheisen, Zange, div. Schraubendreher und 2 Nagelheber die etwas getunt wurden ,- einfach die Klauenfüsse etwas anschleifen ,- somit lassen sich feine Drahtstifte besser erfassen.
das Werkzeug wurde alles für kleines Geld aus rostigen Flohmarktkisten gezogen!
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Beitrag von Beromünster »

Danach wurden die Messingzierleisten mit Rot Weis Polierpaste und Stahlwolle 3mal die Null poliert.Die Rot Weiss Paste ist 100% Siliokonfrei und ein professionelles Produkt der KFZ Reparatur (Karosseriebau)
Erfahrungsgemäss lässt man beim Polieren die Messingleisten noch am Korpus und dies geschieht grundsätzlich vor dem Abbeizen somit dringt kein Schmutz in die Holzporen.
Die Zierleisten sind jetzt blitzeblank. Später werden die Leisten mit Zaponlack lackiert dadurch wird eine erneute Oxidation verhindert.
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Beitrag von Beromünster »

Ist der Lack schon ganz ab muss das Furnier unbedingt abgeklebt werden dazu verwende ich ein no name produkt Master Car System Klebeband auch ein professionelles Klebeband gleichwertig mit dem 3M Produkt aber günstiger.
Erst nach dem Polieren der Leisten am Korpus,- werden die Zierleisten entfernt.
Dazu entfernt man die Drahtstifte Vorsichtig und mit Bedacht!mittels flachem Schlitzschraubendreher Nagelheber und Zange.
Das dünne Messingblech ist um eine Holzfeder ummantelt die Holzfeder wurde in den Korpus in einen eingefrästen Fals eingelegt und mittels Drahtstifte fixiert .
Je weiter der Korpus zerlegt werden kann desto leichter wird die darauffolgende Bearbeitung .. insgeheim ist dieser Korpus sehr verarbeitungsfreundlich... ob die Grundigingeneure voraussahen dass hier nach 59 Jahren noch an so einer maroden Kiste Restauriert wird? :wink:
Fortsetzung folgt...
MFG BM
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Beitrag von Beromünster »

Heute hatte ich Zeit und es wurde wieder gebastelt,zuerst wurde der ''blinde'' NC- Lack mittels scharfem Stecheisen vom Furnier abgezogen.
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Beitrag von Beromünster »

Danach wurde Glutinleim 2/3 Knochenleim und 1/3 Hasenhautleim in einem Fläschchenwärmer erwärmt den ich zuvor über Nacht eingeweicht habe.
Viele Stellen sind aufgrund der massiven Feuchttigkeit aus dem Leim und müssen nachgeleimt werden.
Selbstverständlich kann man diese Arbeiten auch mit Weissleim (PVAC-Leim )ausführen; ich bin aber etwas konservativ angehaucht , ausserdem hat diese Arbeitsweise auch Vorteile dazu aber später mehr...
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