Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

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edi
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Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

Nach dem "unmöglichen" Empfänger "Octamonic" noch eine "unmögliche" Schaltung: Der "Infradyne".

Da wegen der Bild- Beschränkungen eine vernünftige Beschreibung hier nahezu unmöglich ist, veröffentliche ich auf meiner Homepage.
Dazu ein Download: Ein "Edi- Buch" mit allen Veröffentlichungen zu dem Thema, derer ich in Internet- Archiven habhaft weren konnte, dazu ein bis jetzt im Internet nicht findbares Handbuch, welches mir freundlicherweise ein amerikanischer Radiofreund sofort einscannte und zusandte, sowie zusätzliche Informationen.

Fragen beantworte ich gern hier, ich besitze aber (noch) kein solches Gerät.

Hier ist die Infradyne- Seite

01 Edi-Buchdeckel blau Infradyne_350.jpg
Vorstellung_b.jpg
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von radio-hobby.de »

Auch für diesen Beitrag, Herr Freiberg, herzlichen Dank
Insbesondere Dank für so viel Recherche in den USA.

Die Idee beim Infradyne, eine hohe Zwischenfrequenz zu verwenden, damit es einfach wird, die Spiegelfrequenz zu unterdrücken, findet man später ja im Prinzip auch beim Doppelsuper, der dann aber typischerweise nach der ersten hohen ZF noch die zweite, niedrige ZF hat.
Es mit den Mitteln von 1926 bei einer einzigen hohen (3 MHz) Zwischenfrequenz zu belassen, erscheint mir interessant, und bevor ich durch Ihren Artikel den "Infradyne" kennen lernte, habe ich mich immer schon gefragt, warum nicht a priori dieses Prinzip mit einer einzigen hohen ZF verwendet wurde.
Experimente mit rückgekoppeltem Audion haben mir nämlich schon beim Einkreiser eine ausreichende Trennschärfe auch im Kurzwellenbereich, zum Beispiel bei 3 oder 4 MHz gezeigt.

Witzig auch die Idee beim Infradyne, die Summenfrequenz aus Eingangsfrequenz EF und Oszillatorfrequenz OF als Zwischenfrequenz ZF zu verwenden, und nicht die Differenz, wie beim Superhet. Wurde das beim Infradyne deswegen so gemacht, weil dadurch die Oszillatorfrequenz recht niedrig ausfallen konnte (1,5 MHz bis 2,5 MHz), niedriger jedenfalls als die ZF, was bei den damaligen Röhren einfacher war?

Oder könnte die Überlegung gewesen sein, dass eine Konstruktion mit OF-EF=ZF das Armstrong-Patent zum Superhet verletzt hätte?

Interpretiere ich die Infradyne-Schaltung richtig, insofern als dass bei den damaligen Möglichkeiten, was Röhren aber auch Spulen anbetrifft, nötig war, eine kräftige, ggf. einstellbare "Gegenkoppelung" (Neutralisation) vorzusehen, weil der ZF-Verstärker von sich aus mehr als genug "Mitkoppelung" hatte und ohne Neutralisation immer ins Schwingen geraten wäre?

Für mich sieht es so aus, als würden die Toroid-Spulen ein Versuch gewesen sein, durch Verkleinerung des Streufeldes der Spulen die unerwünschte Mit-Koppelung wenigstens teilweise zu vermindern und dadurch die Neigung zum Schwingen zu reduzieren, wodurch weniger "Gegenkoppelung" (weniger Neutralisation) nötig wurde, was ein Vorteil sein kann, weil die Neutralisation die Verstärkung reduziert. Wie sehen Sie das?

Gruß
Georg
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

Oder könnte die Überlegung gewesen sein, dass eine Konstruktion mit OF-EF=ZF das Armstrong-Patent zum Superhet verletzt hätte?
DAS... nehme ich an.
Steht auch auf S. 8 des Buchs: "Der "Infradyne" ist im Prinzip ein Superhet, obwohl E. M. Sargent den Begriff tunlichst
vermied- um Patentansprüche von Armstrong nicht zu berühren."


Wer ein Radiogerät produzieren und verkaufen wollte, mußte also Lizenzgebühren löhnen, oder eine eigene Konstruktion an den Start bringen, die keine Patente berührt.
Egal wie. z. B. "umgekehrte Schaltungen", die die Stufenfolge oder die Signalverarbeitung "umdrehen", Frequenzkonversionen anderer Art, Trickschaltungen, Aufteilung der Funktion auf unzählige EInzelstufen, usw.

Nette Sache: Die Röhrenzahl war ein Werbeargument- es gab Geräte mit immer mehr Röhren, später wurden sogar Röhren mitgeheizt, die in der Schaltung... überhaupt keine Funktion hatten.
Das gab es noch bis in die 5oer/ 60er Jahre, bei billigen Fernost- "Solid State"- Transistor- Taschenradios.
Es mit den Mitteln von 1926 bei einer einzigen hohen (3 MHz) Zwischenfrequenz zu belassen, erscheint mir interessant, und bevor ich durch Ihren Artikel den "Infradyne" kennen lernte, habe ich mich immer schon gefragt, warum nicht a priori dieses Prinzip mit einer einzigen hohen ZF verwendet wurde.
Experimente mit rückgekoppeltem Audion haben mir nämlich schon beim Einkreiser eine ausreichende Trennschärfe auch im Kurzwellenbereich, zum Beispiel bei 3 oder 4 MHz gezeigt.
Ich habe selbst gestaunt, wie weit die Bandbreite heruntergedreht werden kann- siehe S. 224 und 225. Bei 3,4 MHz... irre !
Aber- das setzt eine Menge abgestimmter Kreise, verlustarme Bauteile UND eine Rückkopplung voraus.

Hätte man verwenden können- aber letztere widerspricht ja dem angestrebten Vorteil des Superhets ggü. dem Audion- die "Einknopfbedienung".
Aber für aufwendigere Geräte nahm man das wohl hin.
Für mich sieht es so aus, als würden die Toroid-Spulen ein Versuch gewesen sein, durch Verkleinerung des Streufeldes der Spulen die unerwünschte Mit-Koppelung wenigstens teilweise zu vermindern und dadurch die Neigung zum Schwingen zu reduzieren, wodurch weniger "Gegenkoppelung" (weniger Neutralisation) nötig wurde, was ein Vorteil sein kann, weil die Neutralisation die Verstärkung reduziert. Wie sehen Sie das?
Die Toroid- Spulen wurden nicht lange verwendet. Fertigung zu kompliziert oder fehleranfällig, vielleicht zu teuer- wir werden es wohl nie erfahren.

Haupt- Baugruppe, und eigentlich auch die "Schwingkiste" ist eher der ZF- Verstärker, der ja durch seine eigenartige Konstruktion -Spulen ohne Schirmkammern, also aufeinander koppelnd- durch hohe Röhrenkapazitäten, die Kopplung des "schwebenden Bezugs" über alle Stufen, sowie die Einstellung des Kondensators zwischen dieser Verbindung und den Kathodenfäden immer eine Haaresbreite vor dem Schwingen stand- im Prinzip ist das ganze Ding ein Rückkopplungsaudion.
So sehe ich das.
2 Vorstufen plus einen Verstärker, bei dem alles stimmt, insgesamt 8 abgestimmte Kreise- das bewirkt aber auch eine beachtliche Resonanzüberhöhung und damit schmale Bandbreite und die genannte, maximale Trennschärfe.
Zumindest im Originalzustand, wie auf S. 224 beschrieben- der Tester hatte eben ein nie benutztes Exemplar testen können.
Die Werte sind doch absolut Hammer !
8 Kreise- das hatten in den 30er Jahren in DE die Spitzen- Großsuper, wie der Telefunken "Spitzen-Super D860WK"

Meiner Meinung nach ist die Auswahl der Röhren dabei entscheidend gewesen- allein schon der "Arbeitspunkt"- der ja mangels Gitter- Bezug "schwebend" ist.
Sowas würde heute kaum jemand einfallen.
Ich nehme an, daß genau die aufgeführten Punkte das Gerät erst funktionsfähig machten- mit anderen Röhren könnte dieses Gleichgewicht aller Einstellungen verloren sein- in Radiomuseum org beschrieb jemand auffallend geringe Verstaerkung.
Bermerkung: Der betreffende Tester verwendete andere Röhren !


Zumindest zur Zeit dieses Gerät gab es sehr gute, enthusiastische Berichte von Leuten, die den "Infradyne" gekauft/ gebaut hatten, z. B. auf S. 195- ich halte diese Texte nicht füre Schwindel, und auch dies Youtube- Videos (Videos weiter unten auf der Seite) beweisen die Funktionsfähigkeit.

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Munzel
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von Munzel »

edi hat geschrieben: Do Jul 24, 2025 0:10Die Röhrenzahl war ein Werbeargument- es gab Geräte mit immer mehr Röhren, später wurden sogar Röhren mitgeheizt, die in der Schaltung... überhaupt keine Funktion hatten.
Daß ist mir noch nicht aufgefallen. Es wurden tw. sehr viele Röhren verwendet, z.B. als Verstärker für die Regelspannung oder alles einzelne Frieden in der NF. Aber gänzlich funktionslose Röhren?

Geräte mit vielen Röhren lassen sich zumeist besser reparieren als so Spargurken.


MfG
Munzel
edi
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

Daß ist mir noch nicht aufgefallen. Es wurden tw. sehr viele Röhren verwendet, z.B. als Verstärker für die Regelspannung oder alles einzelne Frieden in der NF. Aber gänzlich funktionslose Röhren?
Röhrenradios dieser Zeit ,mit "Phantomröhren" habe ich selbst nicht noch gesehen, es wurde von Radiofreunden berichtet.
Lange her.
Bei den genannten Billigst- Transistortaschenradios habe ich es gesehen. Hübsches Ding, Schwarz/ Chrom. 2 Transis in Reflex, 2 Dummies. Ohne Funktion, aber immerhin schon mal parellelgeschaltet.
Geräte mit vielen Röhren lassen sich zumeist besser reparieren als so Spargurken.
Kann sein.
"Spargurken" ist aber doch etwas fies.
Es Ist auch eine andere EInstellung zur Technik. Deutsche Techniker erfanden Methoden, um -damals irre teure- Röhren einzusparen.
Schon die Liebenröhre wurde...
...als Reflexröhre verwendet !!! (Telefunken- Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.: "v.Lieben-Relais, Abschrift /Sr." 1913).

Die Amis dagegen nahmen für jede Funktion, sei sie noch so klein und unwichtig, eine Röhre. Leistung erzielte man nötigenfalls mit Parallschaltungen. So kam man dann schon mal auf "Röhrengräber" mit 40 - 50 Röhren (Scott "Quaranta"), Gewicht 320 Kg, ob ein Gabelstapler dazu gestellt wurde, ist nicht bekannt.
edi
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

edi hat geschrieben: Do Jul 24, 2025 21:05
Daß ist mir noch nicht aufgefallen. Es wurden tw. sehr viele Röhren verwendet, z.B. als Verstärker für die Regelspannung oder alles einzelne Frieden in der NF. Aber gänzlich funktionslose Röhren?
Röhrenradios dieser Zeit ,mit "Phantomröhren" habe ich selbst nicht noch gesehen, es wurde von Radiofreunden berichtet.
Lange her.
Bei den genannten Billigst- Transistortaschenradios habe ich es gesehen. Hübsches Ding, Schwarz/ Chrom. 2 Transis in Reflex, 2 Dummies. Ohne Funktion, aber immerhin schon mal parallelgeschaltet.
Geräte mit vielen Röhren lassen sich zumeist besser reparieren als so Spargurken.
Kann sein.
"Spargurken" ist aber doch etwas fies.
Es Ist auch eine andere EInstellung zur Technik. Deutsche Techniker erfanden Methoden, um -damals irre teure- Röhren einzusparen.
Schon die Liebenröhre wurde...
...als Reflexröhre verwendet !!! (Telefunken- Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.: "v.Lieben-Relais, Abschrift /Sr." 1913).

Die Amis dagegen nahmen für jede Funktion, sei sie noch so klein und unwichtig, eine Röhre. Leistung erzielte man nötigenfalls mit Parallschaltungen. So kam man dann schon mal auf "Röhrengräber" mit 40 - 50 Röhren (Scott "Quaranta"), Gewicht 320 Kg, ob ein Gabelstapler dazu gestellt wurde, ist nicht bekannt.
Edit, ich habe mal gegoogelt:
"Nebenbei: die Mitzählerei ging in USA so richtig Mitte der 30er Jahre an, als man mit der Röhrenzahl Verkaufsförderung betrieb, auch indem überflüssige Röhren eingebaut wurden. Auch z.B. 2 Einweggleichrichter für die Doppelweggleichrichtung und schlimmeres (Billige Röhren ohne Funktion, die aber eindrucksvoll mitglühten). Oder zwei Gleichrichter parallel..."
Quelle und hier, je im ersten Beitrag.

Meiner Erinnerung nach stand Ähnliches in der Zeitschrift "Funk- Technik", aber Google kann nur Texte finden, wenn diese auch lesbar sind (OCR- Scans).
Munzel
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von Munzel »

Es waren aber Spargurken. Der Telefunken 331WLK oder Jotha 332 (im Reparaturbrett) sind typische Vertreter dieser Gattung. Akrobatik der Rundfunktechnik, doppelter Salto ins Nichts. Bewundernswert wäre es dann gewesen, wenn es jemals stabil und zuverlässig über längere Zeit funktioniert hätte.
Aus dieser Perspektive ist die Herangehensweise, jeder Röhrenstufe exakt eine Funktion zuzuordnen, völlig nachvollziehbar.
Möglicherweise wurden die vielen Röhren auch gerade aufgrund der mäßigen Eigenschaften der Reflexschaltungen zu einem Verkaufsargument. Vielleicht stellten die Radiohörer bald fest, daß 9 Röhren mit 11 Funktionen langzeitstabiler waren als drei Röhren mit 10 Funktionen.
Zwei Gleichrichter parallel hat man übrigens auch bei Philips gemacht, im Heli VS-1 waren auch zwei EZ81 drin.

Der ungute Hang zu Reflexschaltungen hielt aber noch länger vor. Ich hatte vor einiger Zeit eine Schaltung gesehen, wo man meinte, die UKW-ZF nochmal durch das Eingangsteil leiern zu müssen, um auf 4 ZF-Stufen zu kommen. Was für ein Tinnef. In der DDR, wo man immer sparen mußte, verwendete man zu dem Zweck korrekterweise eine zusätzliche Pentode.


MfG
Munzel
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

"Es waren aber Spargurken.... Akrobatik der Rundfunktechnik, doppelter Salto ins Nichts. Bewundernswert wäre es dann gewesen, wenn es jemals stabil und zuverlässig über längere Zeit funktioniert hätte."

Weil mancher es nicht hinbekommt, ist es nicht von Hause aus schlecht. Ein Reflexer funktioniert bei mir sehr gut, da ist wegen Reflex gar nichts unstabil, Schaltungserklärung hier (S. 6 und 7), einen AM- Pendler habe ich auf AM zu hervorragender Funktion kriegen können. Der genannte DDR- Empfaenger verwendete eine Tetrode, die Hälfte der fetten DDR- Doppeltetrode UEL51, die außer für Zimmerheizung :-) für andere Zwecke gedacht war, das funktioniert auch gut, ich habe das Gerät.

Ok, manches Gerät hat schon so Probleme mit Trickschaltungen gehabt, aber viele Hersteller haben es ihrerzeit hinbekommen- wenn heute sich Radiofreunde daran setzen, die mit den Schaltungs- Grundlagen und Besonderheiten früherer Bauelemente nicht vertraut sind, dann wird das ganz schwer !!!

Und damit sind wir wieder beim Thema dieser Beitragsfolge:
Ein Radiofreund berichtete im Radiomuseum.org uber schlechte Eigenschaften des "Infradyne"- Radios von 1926, die den Meßwerten eines Technikers von 1955 widersprechen, der... einfach nicht beachtet hat, daß da Röhren verwendet wurden, die für heutige Verhältnisse grottig schlecht sind- aber vor 99 Jahren gab es keine besseren Röhren !
Das muß beim Röhrenersatz beachtet werden. Für den Nachbau des "Octamonic" habe ich die Röhren "schlecht gemacht", hier war aber nur die Steilheit/ Verstärkung herunterzusetzen. Das geht aber auch nicht mit jeder "Ersatz"- Röhre !

Es wurde also mit den Bauteilen von einst entwickelt, und begeisterte Nachbauer- Zuschriften, sowie die spätere Messung zeigen, daß es gute, manchmal sogar sehr gute Konstruktionen waren- wie eben der "Infradyne".

Und die Eignung der Grund--Baugruppe (Im "Infradyne- Adapter"), die andere Geräte, besonders Geradeausempfänger, bis zum Großsuper aufwertet- ist sicher sehr besonders.

(Bitte bei Fragen oder Bemerkungen zu anderen Konzepten eine eigene Beitragsfolge aufmachen, Danke- Edi.)
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von Munzel »

Ganz recht, Du hast ein Reflexgerät hinbekommen daß es funktioniert. Auf dem Werkstattisch, unter genau kontrollierten Bedingungen, Temperatur und Luftdruck.

Das ist aber nicht zu vergleichen mit einer Großserie, wo Bauteile mit mehr oder weniger großer Streuung verwendet werden und dem praktischen Einsatz, wo die Geräte aufgrund unterschiedlicher Umgebungsbedingungen auch unterschiedlich alterten.
Ich bleibe dabei, vielen Radios hätten weniger verzwickte Schaltungen und ein paar mehr Röhren gut getan.
edi
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

Wäre es möglich, dieses Thema nicht mit Beiträgen zu ganz anderen Themen zu verlängern und zu zerstören, und beim Thema zu bleiben ?
Sie können gern eine neue Beitragsfolge eröffnen.
Danke. Edi
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von radio-hobby.de »

Zu der "schwebenden Masse":
Mal meine ganz mutige Frage: Wenn der Hersteller nicht wünscht, dass jemand seine Konstruktion "Infradyne" nachbauen kann, dann könnte der doch zu einem Trick greifen? Zum Beispiel: Ich stecke in eine übliche Papphülse oder gläserne Hülse, wie sie für Kondensatoren genutzt wurde, nicht nur den deklarierten Kondensator, sondern parallel gelötet und durch viel schwarze Vergussmasse gut getarnt verstecke ich auch noch einen hochohmigen Widerstand, welcher nicht deklariert wird, der das Gitter heimlich ganz konventionell auf definiertem Massepotential hält? Und lache mich tot, wenn die Konkurrenz meine Schaltung mit schwebender Masse nachbaut, dann aber nicht zum Laufen bringt?? Denn nur mit "Qualitätsbauteilen" aus meiner Produktion kann das Gerät laufen?? Ginge das? Oder wäre solch ein Gedanke abwegig?

Gruß
Georg
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von Munzel »

edi hat geschrieben: Fr Jul 25, 2025 14:54 Wäre es möglich, dieses Thema nicht mit Beiträgen zu ganz anderen Themen zu verlängern und zu zerstören, und beim Thema zu bleiben ?
Aber selbstverständlich. Evtl. kann die Moderation den Teil des Threads abtrennen und passend verschieben.
edi hat geschrieben: Fr Jul 25, 2025 14:54 Sie können gern eine neue Beitragsfolge eröffnen.
Siezen in Foren gilt seit der Erfindung des Internets als unhöflich. Soll ich das so einordnen? :?
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von Munzel »

radio-hobby.de hat geschrieben: Sa Jul 26, 2025 1:00 Zu der "schwebenden Masse":
Mal meine ganz mutige Frage: Wenn der Hersteller nicht wünscht, dass jemand seine Konstruktion "Infradyne" nachbauen kann, dann könnte der doch zu einem Trick greifen?
Das kann schon sein. Dann ist man bei Reparatur auf die "Spezialbauteile" des Geräteherstellers angewiesen. Sowas nennt man heute Vendor-Lock-in und ist eine schäbige Methode.
Nächste Möglichkeit wäre Elektrometerschaltung, wofür man z.B. die DC762 entwickelte https://www.jogis-roehrenbude.de/Roehre ... /DC762.pdf oder z.B. im Mikrofon M92a besonders ausgesuchte EC92 nutzte.

Hier steht aber was dazu: https://frank.pocnet.net/sheets/029/9/99.pdf
Die Auflösung ist: es funktionierte aufgrund der lausigen Röhren.


Es war halt die Pionierzeit der Elektronik, neben guten und tauglichen Sachen baute man auch eine Menge Schraddel. Nicht nur kleine Klitschen, sondern auch etablierte und große Firmen griffen bisweilen daneben:
https://www.jogis-roehrenbude.de/Roehre ... cotron.htm
https://www.jogis-roehrenbude.de/Roehre ... ron201.pdf
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

radio-hobby.de hat geschrieben: Sa Jul 26, 2025 1:00Wenn der Hersteller nicht wünscht, dass jemand seine Konstruktion "Infradyne" nachbauen kann, dann könnte der doch zu einem Trick greifen? Ich stecke in eine übliche Papphülse oder gläserne Hülse, wie sie für Kondensatoren genutzt wurde, nicht nur den deklarierten Kondensator, sondern parallel gelötet und durch viel schwarze Vergussmasse gut getarnt verstecke ich auch noch einen hochohmigen Widerstand...nur mit "Qualitätsbauteilen" aus meiner Produktion kann das Gerät laufen?? Ginge das? Oder wäre solch ein Gedanke abwegig?
Durchaus nicht abwegig- das gibt es, ich habe es im "Westinghouse "RC", da ist genau das beschriebene Bauteil in eine Art größerer Sicherungsfassung drin.
Nannte sich "Grid Leak", es enthält die die berühmte R parallel C- Gitterkombination, wie man sie vom Audion kennt (Bild).

Erklärung: Die Amis nennen damals die Gittervorspannungserzeugung per RC- Glied "Grid Leak" = "Gitter- Leck".
Eztwa: Die Röhre hat durch die am Gitter vorbeifliegenden Elektrönchen auch einige, die auf dem Gitter "hängenbleiben", bis das Gitter voll ist mit den Viechern.
Ist das Gitter sehr eng- werden durch ABstoßung gleicher Ladungen die nächsten Elektronen nicht mehr durchs Gitter können- die Röhre sperrt.
Um die Sperre zu verhindern, läßt man durch ein Gitter- Leck (keine Bohrung in die Röhre, das ist ein symbolischer Ausdruck) die Elektronen nach Faden = Kathode zurückfließen, auf daß sie nochmal Anlauf für die Reise zur Anode nehmen können.
Dabei entsteht durch den Widerstand des "Grid Leak" ein Strom, und über dem R eine Gittervorspannung.
Das kann man genau einstellen, bei Mischröhren- Trioden MUß man das sogar einstellen, bei denen ist da ein genauer Gitterstrom vorgegeben., z. B. 150 µA bei den ACH1, ECH11 u. v. a. jener Zeit.


Die "schwebende Masse" war aber im Infradyne wirklich so verwendet worden.
Ich arbeite das gerade auf- es gibt Grundlagen dazu, und habe erst gestern Messungen angestellt.

Und- es scheint so, als ob das eine Eigenschaft der Röhren UX199 war. Ich habe leider keine UX199, aber ich habe eine 01 mit sehr gut- Emission aus dem Westinghouse, sowie zum Vergleich die Nachbau- Röhren "Edi-O1"(Bild).

Die Röhren von damals hatten sehr geringen Anodenstrom, ein Gitter mit weiten Durchlässen für Elektronen, dadurch eine sehr geringe Steilheit, und...
...das Vakuum wird vom Prüfgerät (Funke) als grottig ausgewiesen.


Und genau das ist es !
Barkhausen beschreibt das im Band 1, "Allgemeine Grundlagen", S. 45. Die Röhren von Hause aus "ihre eigene Gittervorspannung" OHNE "Grid Leak"- Gitterkombination, die mögliche Gittervorspannung wird von ihm mit 1-2 V ausgewiesen, die günstigste Gittervorspannung für leistungslose Steuerung wird sogar von Wikipedia für die UX199 mit 1 V angegeben.
Beachtlich: Wikipedia, für eine Röhre von vor 100 Jahren ! Es gibt aber Audiofreaks, die den "Röhrenklang" der uralten Glührollen lieben, diese Funzeln aufkaufen, und in ihre "Goldohren-Verstärker" einbauen..

Und so können die ZF- Röhren im "Infradyne" dudeln.

Wenn man die Lampen im "Infradyne 700- Amplifier" -oder auch in anderen Geräten- ersetzt, sollten das eben Originalröhren sein, andere Röhren die man ggf. mittels Beschaltung"verschlechtert" hat, und/ oder man gibt definierte Vorspannungen über eine Gitterspannungsquelle.
Letzteres habe ich beim "Octamonic" gemacht

E. M. Sargent hat also eine spezielle Eigenschaft der Röhren seiner Zeit genutzt, schon Jahre später hatte sich das gegessen.
Heutige Röhren sind top- "die können grottig nicht" !.


Vergleich:
Die originale "01": Der Zeiger geht beim Vakuumtest hoch- Funke sieht das als furchtbare Fehlererscheinung an- "Wilde Schwingungen haben eingesetzt" !!!
Die "Edi- 01"- Röhren (Batterieröhre 3B4 mit spezieller Beschaltung)- beim Vakuumtest zuckt der Zeiger des Prüfgräts nicht mal.
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Grid Leak.jpg
Dsci4788_Westinghouse_RC_Gitterkombi_500.jpg
01_aus_RC_250.jpg
Edi 01 201 301_2_500.jpg



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edi
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Re: Und noch eine unmögliche Schaltung: Der Infradyne

Beitrag von edi »

So, hier die Messungen.
Leider werden Dateien mit 179 kB als "zu groß" abgelehnt !
Also in mieser Quali- aber die Schrift ist ja erkennbar.
Auf meiner Seite kommt das in größerer Auflösung rauf.

Ist eine Original- 01, eine UX-199 habe ich leider nicht. Die 01 ist aus der Zeit, um 1922.

Die Messung zeigen, daß, wie ich schlußfolgerte, die Uralt- Röhre
1. Vakuum- mäßig grottig ist.
2. ihre eigene Gitterspannung" hat, aufgrund ihrer Eigenschaften, der Anodenstrom liegt zwischen den Werten Gitter Null und Gitter -4 V.

Die modernen Röhre haben dieses Verhalten kaum, wie vorhergesagt, für eine brauchbare Funktion müßten die Lampen mit einer definierten Gittervorspannung, etwa aus einer "Gitterbatterie", betrieben werden..


Die Gitterspannung -4V ist eine Prüfspannung des RPG "Funke W19".
Die Prüfmethoden sind hier dargestellt.

Die "Infradyne- Betrieb- Prüfung" ist einfach: Gitter- Kontakt durch den gezogenen Gitter- Stift des RPG abgetrennt, das Gitter "hängt in der Luft".
Eine Messung der selbsterzeugten Spannung durch ANlauf ist nicht möglich- die Spannung ist dermaßen hochohmig, daß schon bei Annäherung von Meßstrippen eine Änderung eintritt- die wäre vielleicht mit einem Elektrometer meßbar.
Der Strom ist aber meßbar, und der sagt eben, daß eine Gitteranlaufspannung auftriit, die einen Betrieb ermöglicht.

Ob die "schwebende Gitterspannung" nun die Methode ist... muß man 100 Jahre später nicht mehr diskutieren- E. M. Sargent ist schon lange in den ewigen Stromkreisen, es hat bei seinem "Infradyne", meßtechnisch von G. Reber 1952 nachgewiesen, vor einigen Jahren von einem Besitzer mit einem Video bestätigt, sehr gut funktioniert, und nach dem "Infradyne" hat es ohnehin niemand mehr angewandt.

Edit: Seite mit Bildern in guter Qualität erstellt: hier

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Z_Pruefung_1024.jpg
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X_Tests_Original_01_beschr_800.jpg
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Die folgenden Fotos zeigen die Röhre in einer anderen Fassung- die "Original- 01" hat den amerikanischen UX4- Sockel, meine "Edi- O1" hat einen deutschen Sockel B4- Sockel, die Anschlüsse auf dem RPG sind gleich, so daß ich die Karte der 01 verwenden kann.
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X_Tests_Edi-01_Nr_1_beschr_800.jpg
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X_Tests_Edi-01_Nr_2_beschr_800.jpg
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Zuletzt geändert von edi am Sa Jul 26, 2025 20:23, insgesamt 2-mal geändert.