Nordmende Caruso 0/614 Trafo wird sehr heiß

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Concerto
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Nordmende Caruso 0/614 Trafo wird sehr heiß

Beitrag von Concerto »

Hallo zusammen,

ich bräuchte mal wieder Euren guten Rat. Die Forensuche hat zwar ähnliche Beiträge zu Tage gebracht, aber eine wirkliche Hilfe sind sie nicht.

Ich habe gerade die gute alte Musicbox meiner Großeltern in der Mache. Ich möchte das Gerät für die beiden wieder in einen würdigen Zustand versetzen (leben beide noch). Sie haben es sich soweit ich weiß 1959 oder 1960 gekauft, jedenfalls datieren sämtliche Kondensatoren auf 1959. Das Gerät ist sicher nichts besonderes, aber ich hänge dran. Es ist ein richtiges Familienstück ... :)

Die Kondensatoren (ERO 100, Neokon, ..., ebenso die Elkos) habe ich alle getauscht. Das Gerät funktioniert eigentlich wieder prima, allerdings wird der Trafo sehr heiß, was mich stutzig macht. Die genaue Temperatur kann ich nicht messen, aber es ist so heiß, dass es nach ein paar Sekunden im Finger wehtut, wenn man draufdrückt. Sicherlich > 60°C.

Hinter dem Trafo (vor dem Gleichrichter) messe ich anodenseitig einen Stromfluss von 85 mA (AC), laut Trafoaufschrift müsste dieser 120 mA liefern können. Im Schaltplan ist die Rede von "95 mA eff" und "60 mA" direkt hinter dem Gleichrichter. Hinter dem Gleichrichter habe ich nicht gemessen. Ich gehe davon aus, dass der Gleichrichter (siehe Bild) OK ist.

Der Heizkreis soll laut Trafoaufschrift 2,8 A liefern, was ich aber nicht messen kann (funktioniert seltsamerweise mit meinem Multimeter nicht). In dem Kreis befindet sich eine Sicherung, "Runddraht 0,2 Cu versilbert", die auch nicht durchbrennt. Der Kreis ist vermutlich also auch OK.

Meint Ihr, ich muss mir Sorgen machen, oder kann ich den ganzen Kram wieder in das Gehäuse bauen? Ich habe Angst, dass sich der Trafo grillt ... :shock:

Viele Grüße,
Sebastian


BildBildBild
nordmender
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Beitrag von nordmender »

Hallo Sebastian,
ich habe bei 30-40 oder mehr Geräte von Nordmende mit neuen Gleichrichtern versehen müssen.
Diese AEG Flachgleichrichter egal ob silberfarben,rot usw. sind heute einfach
nur Schrott.
Leckstrom ist so hoch,daß sie dem Trafo Strom abrufen,der nur für ihre eigene Erwärmung sorgt.
Bei aller Bewahrung von Originalität bei den Geräten zählt für mich nur
der absolut risikofreie mögliche Dauerbetrieb.
Das heißt,alle diese "schleichenden Stromfresser" zu ersetzen.
Das beginnt bei leckendem Koppelkondensator,ebenso der Kondensator am Poti für Höhnregler,der Siebkondensator ( 0,1µF) für die Versorgung der Anode/Triode EABC80,usw.
Alle diese ungewollten "Verbraucher" heizen den Trafo auf.
Eine Temperatur von 50 Grad ist allerdings für einen Netztrafo keine Gefahr.
Das ist meine persönliche Erfahrung,ohne Meßtechnik im Labor und Orakel.
Claus
Wer mit der Röhre hört,der hört,wie es richtig röhrt :D
Quax68
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Beitrag von Quax68 »

Warum sollte es mit deinem Multimeter nicht funktionieren? Geht doch mit Jedem normalen Multimeter. Weißt du wie man es Anschließen muss um Ampere zu messen? bitte nicht falsch verstehen.


Gruß Helmut
Erik
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Beitrag von Erik »

Quax68 hat geschrieben:Warum sollte es mit deinem Multimeter nicht funktionieren? Geht doch mit Jedem normalen Multimeter. Weißt du wie man es Anschließen muss um Ampere zu messen? bitte nicht falsch verstehen.


Gruß Helmut
Mein kleines (altes) Multimeter geht nur bis 200mA. Vielleicht ist das bei seinem auch so?



Ich habe natürlich noch ein zweites, größeres Multimeter. Bei den Preisen heute...
Concerto
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Beitrag von Concerto »

Hallo Helmut & Erik,

mit der Frage habe ich schon fast gerechnet :D ... Vermutlich ist der 10A-Bereich bei meinem Multimeter kaputt, jedenfalls zeigt es mir nur "00.00" and und es kommt nicht genug "Saft" im Radio an: die Skalenlampen (hängen auch im Heizkreis) leuchten deutlich zu schwach. Hm, da könnte ich mir ja direkt ein neues mal gönnen. :oops:

Hallo Claus,

hab' herzlichen Dank für Deinen ausführlichen und nützlichen Beitrag. Auf Deine Nordmende-Erfahrung (Wahnsinn!) werde ich mich stützen und mir den Gleichrichter nochmals genauer anschauen und ggf. durch einen modernen Brückengleichrichter+Widerstand ersetzen (das Rezept scheint hier irgendwo im Forum zu stehen).

Die restlichen kritischen Bauteile habe ich denke ich 100% getauscht. Alle Papierkondensatoren und sonstige vergossene -- ausgeschlossen die Styroflex bzw. Kunststoffolien-Kondensatoren -- habe ich getauscht. Netzfilterelko ist auch ersetzt, darf aber als "totes Holz" zur Zierde drin bleiben.

Interessanter Weiße wurde der Trafo später nicht mehr heiß, als ich den danach überholten Dual 1007 getestet habe. Irgendwas ist da also noch nicht ganz 100% OK, evtl. ein Bauteil mit sporadischem Feinschluss.

Viele Grüße, Sebastian
Erik
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Beitrag von Erik »

Concerto hat geschrieben: Interessanter Weiße wurde der Trafo später nicht mehr heiß, als ich den danach überholten Dual 1007 getestet habe. Irgendwas ist da also noch nicht ganz 100% OK, evtl. ein Bauteil mit sporadischem Feinschluss.

Viele Grüße, Sebastian
Also bei "TA" wird der Trafo nicht heiß? Wie ist denn bei "TA" die Leuchtkraft der Skalenlämpchen, werden die dann heller?

Ich hatte vor ein paar Wochen einen Schaub-Lorenz Goldy hier, da war das Skalenlämpchen auch düster. Nach Reinigen der Sicherungshalter war es auf einmal deutlich heller!

Ich kann mir gut vorstellen, daß so ein Röhrenradio in der Stellung "TA" weniger Strom zieht. Weshalb dann der Trafo nicht so heiß wird.
Concerto
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Beitrag von Concerto »

Moin Moin,

also die Skalenlämpchen sind OK und leuchteten auch nur bei meiner Messung so schwach. Im Normalbetrieb ist, wie gesagt, alles OK.

Vermutlich ist mein MM nicht OK oder ich habe wirklich falsch gemessen (wobei man da ja nicht viel falsch machen kann :roll: ). Ich werde mir das morgen nochmals anschauen.

Ich denke auch, dass der Heizkreis OK ist. Wenn da irgendwas verdammt viel Strom ziehen würde, würde wohl die Sicherung durchbrennen oder die Spannung einbrechen.

In der Stellung "TA" sollte das Gerät nicht weniger Strom ziehen -- das muss ich aber noch prüfen. Vielleicht werden wirklich ein paar Röhren anodenseitig abgeschaltet (die Heizungen dieser aber nicht).

Ein Steckdosen-Strom-Messerät hat mir 47W angezeigt, und der ist bei allen Wellen gleich, egal ob Leerlauf oder Vollaussteuerung. Wobei das Messgerät wohl eher das Alter des Radios misst (so ganz grob :D )

Gruß, Sebastian
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paulchen
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Beitrag von paulchen »

Mahlzeit!
Ich kann mir gut vorstellen, daß so ein Röhrenradio in der Stellung "TA" weniger Strom zieht.
Och nö, laß mal gut sein. Dieser Unterschied ist minimal.

@ concerto

Ich kenne Dein Multimeter nicht, aber prüfe doch mal, ob da eine Sicherung für den großen Strommessbereich drin ist und ob die ok. ist.

Wenn Du Ströme um den Gleichrichter messen willst, dann bitte dahinter, also auf der Gleichspannungsseite. Und hier * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* nach dem eventuell vorhandene Siebungswiderstand (sonst hast Du noch zuviel Wechselspannungsanteile drin, die die meisten Multimeter sehr "verunsichern").

Wenn die Heizungen der Röhren alle glühen und an den Skalenlämpchen 6,3V ~ anliegen, ist der Heizkreis erstmal als i.O. anzusehen. Wenn dann noch 7V / 0,3A Skalenlämpchen drin sind (oder noch alte 6,3V) sollte da eigentlch auch alles prima sein.

Zum Gleichrichter.
Natürlich ist der recht oft defekt. Wenn Du einen sicheren Dauerbetrieb haben willst, kannst Du den auch ungesehen wechseln. Aber bevor Du dies machst, solltest Du einfach mal die Spannung dahinter gemäß Schaltplan messen.
Hierbei auf die eventuelle Umstellung auf 240V achten.
Ob dies gemacht werden sollte, entscheidet sich an der Heizspannung. Ist diese 6,3V ~, würde ich nichts umstellen. Ist sie höher, sollte man dies eventuell probieren. Entscheident ist hier meiner Erfahrung, wo die Heizspannung hingeht.
Danach kannst Du wie gesagt erste sinnvolle Messungen machen, die auch Aussagewert haben.
Soweit meine Erfahrungen...

paulchen
Jean_Berlin
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Beitrag von Jean_Berlin »

Hallo,

hast Du die alten Netzteilelkos elektrisch getrennt, oder die neuen Elkos einfach parallel zu den alten geschaltet(das machen immer noch einige)? Das könnte zu höherem Stromfluss und Erwärmung des Trafos führen.

Grüsse aus Berlin,
Jean
Concerto
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Beitrag von Concerto »

Hallo Jean,

den alten Elko habe ich natürlich abgeklemmt ...

Hallo zusammen,

habt herzlichen Dank für Eure Hilfe soweit.

Ich habe heute früh umfangreiche Messungen angestellt. Vermutlich ist wirklich der Gleichrichter fehlerhaft (siehe unten), und mir wird nichts anderes übrig bleiben, diesen zu tauschen -- auch wenn es mich davor graust.

Die Heizspannungen sind 6,1V (bei 220V) und 6,7V (bei 240V). Ich lasse also die 220V-Einstellung.

Die Stromaufnahmen im Anodenkreis habe ich auch gemessen (mA):

Code: Alles auswählen

          TA     L      M      K     UKW
-----------------------------------------
220V:    47,5   55,5   56,7   57,2   59,0
240V:    40,5   48,9   50,0   50,6   52,0 
Im Schaltplan steht folgendes, wobei "gestrichelt" AM is, "durchgezogen" FM:

Bild

Die Stromaufnahme ist offensichtlich niedriger, als es im Schaltplan steht. Gemessen habe ich hinter dem Gleichrichter.

Jetzt der interessante Teil: der Gleichrichter. Ich habe alle Kombinationen durchgemessen und die Werte kommen mir spanisch vor (in M-Ohm):

Code: Alles auswählen

           A      B
---------------------
WE1-WE2:  1,19   1,40
MIN-PLU:  0,86   1,52

WE1-MIN:  0,20   0,60
WE2-MIN:  1,55   1,80

WE1-PLU:  0,45   0,77
W22-PLU:  0,50   1,00
A und B sind die beiden Messrichtungen, WE1 und WE2 die Wechselspannungs-Eingänge und MIN und PLU sind Minus und Plus.

Zumindest sollten sie irgendwie annähernd symmetrisch sein ...

Was meint Ihr? Gnadenlos raus damit?

Bei meinem Multimeter gibt es übrigens keine Sicherung im 10A-Bereich. Es ist ein Mastech MS8209, vor 7 Jahren 40 Euro von Polling. Chinakracher, aber einer der besseren, denke ich (http://www.devhardware.com/c/a/Mobile-D ... -Review/1/).

Viele Grüße, Sebastian
Concerto
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Beitrag von Concerto »

Noch etwas für die Community: Falls jemand mal das gleiche Gerät auf den Tisch bekommt, aber keinen Schaltplan hat, soll er/sie mir eine PM schicken. Für das Forum ist das PDF leider zu groß (2,5 MB)

In der Hoffnung dass es jemandem hilft,
Sebastian
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Manu
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Beitrag von Manu »

Hey,
ist es möglich das du dich bei der Heizspannung vertan hast?
Es kommt mir schon komisch vor das bei 220v nur 6,1v Heizspannung heraus kommt und bei 240v 6,7v
lg
Grüße Manu
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Der Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.
http://www.Quadbahn-Bispingen.de
Concerto
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Beitrag von Concerto »

Hallo Power-Radio,

das ist wirklich komisch. Wer misst, misst Mist (oder ist zu dumm die richtigen Werte zuzuordnen) - ich habs nochmal neu gemessen:

220 V: 6,83 V
240 V: 2,21 V

Ich lasse jetzt nur mal die Heizung laufen und schaue, ob sich der Trafo davon erwärmt. Wenn nicht, liegt der Fehler sicherlich am Gleichrichter.

Gruß, Sebastian
Petzi
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Beitrag von Petzi »

Moin Sebastian,
220 V: 6,83 V
240 V: 2,21 V
Also da ist doch was oberfaul (mit dem Meßgerät :?: :?: )

Gruß Petzi
Concerto
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Beitrag von Concerto »

Oh Gott - lasst es mich auf die hohen Temperaturen hier schieben. :shock:

Gemeint ist natürlich:

220 V: 6,83 V
240 V: 6,21 V

Gerade habe ich nur die Heizung laufen und den Temperaturfühler vom Multimeter (so ein kleines Kugelteil) in eines der Nietlöcher des Trafos eingeschoben. Damit der Luftwiderstand umgangen wird, mit einem Tropen Öl. Die Temperatur misst derzeit 35,8 Grad, sehr langsam steigend.

Gruß, Sebastian