Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Egal ob Hifi, moderne Elektronik, PC und andere Technik. Hier ist alles richtig, was nicht in die anderen Unterforen passt.
Forumsregeln
Regeln
Impressum
Benutzeravatar
holger66
Moderator
Moderator
Beiträge: 4309
Registriert: Do Dez 18, 2008 6:27
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Nettetal

Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von holger66 »

Kurze Story: ich verkaufte via ebay ein wirklich schickes Kofferradio Schaub-Lorenz Touring 70 deluxe mit zwei Stationstasten. Optisch guter Zustand und spielbereit. Dafür gab es knapp 105 Euro. Eher etwas wenig nach meinem Dafürhalten. Egal.

Das Gerät kam beim Empfänger an und machte keinen Mucks mehr. Daraufhin schickte er es mir retour, ich ihm die Knete abzüglich der Portokosten.

Fehler: die Endstufe hat zwei AD155, uralte Ge-Transen, naja, das Gerät ist von April 1966, drei Monate älter als ich. Einer davon hatte dermaßen das Zeitliche gesegnet, daß zwischen der Plus- und der Minus-Leitung vom Batteriefach Durchgang war. Ein bißchen gesucht, den Fehler gefunden und einen AD162 eingebaut, den ich aus einer Schlachtung zufällig rumliegen hatte. Radio spielt wieder.

Frage: kann dieser Fehler durch unsanfte Behandlung auf dem Hinweg passiert sein oder hat der Käufer, bspw. durch ein verpolt angeschlossenes Netzteil, den Fehler verursacht ? Kann so ein Ge-Transistor nur durch Erschütterung den Geist aufgeben ? Wer hat damit Erfahrungen ?

Gruß & Dank
H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
Funkschrotti
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1916
Registriert: Fr Okt 26, 2007 10:24
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Holger,
das der Transistor durch Erschütterungen kaputt geht, dürfte extrem unwahrscheinlich sein. Sowas hatte ich noch nie.
Das hat sicherlich eine andere Ursache gehabt.

Gruß

Roland
hoeberlin
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1887
Registriert: Fr Okt 24, 2008 18:16
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Wohnort: Berlin

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, Holger,
ich kann mich meinem Vorredner nur anschliessen. Transistoren durch Erschütterung defekt > hatte ich in den letzten >20 Jahren nicht.
Aber: Fehlerhafte Lötstellen oder unsichere Kontakte ( Ruhestromeinstellung ) haben schon so mache Endstufe zerstört.

Verpoltes NEtzteil halte ich für sehr unwahrscheinlich, sofern das Netzteil keine zu hohe Spannung abgibt.

Wichtig ist die korrkte Ruhestromeinstellung, und die gleiche Stromverstärkung der Transistoren. Insbesondere der Ersatz eines AD155 durch AD162 muss anhand der Datenbücher überprüft werden.
Dann muss unbedingt der Ruhestrom korrekt eingestellt werden, und auch über die Zeit ( Betrieb mit höherer Lautstärke über > 10 Minuten, anschliessende erneute Ruhestrommessung ) geprüft werden.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

Gruß, Henning
Erik
Geographik
Geographik
Beiträge: 2245
Registriert: Mi Apr 28, 2010 23:51

Beitrag von Erik »

Diese alten Kofferradios bzw Transistoren haben Hitze nicht so gut weggesteckt. In der Sonne stehend und voll aufgedreht, evt. noch eine exteren Box dran, da brannten die gerne mal durch.

Wenn ich als Teenager mir mal etwas Geld mit solchen Reparaturen verdiente, dann war die Ursache immer Dauerbetrieb mit einem externen Lautsprecher. Es waren aber meist Kassettenrecorder. Ich habe dann da, wo die Transistoren saßen, Löcher ins Gehäuse gemacht.
Benutzeravatar
Manne
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 191
Registriert: Sa Okt 07, 2006 19:50
Wohnort: DE-NI-H

Beitrag von Manne »

Hallo Holger,

dass der Endstufentransistor grad beim Kunden hoch gegangen ist, war wahrscheinlich Zufall. Bei gebrauchten Geräten weiß man ja vorher nie, wie die gequält wurden. Hitze, Ruhestrom wurde schon genannt, da sind die Germaniumdinger sehr empfindlich..

Sowas ähnliches hatte ich mal mit meinem Metz Stereo-Transistor-Receiver v. 1965. Lief tadellos, plötzlich "Knack", rechter Kanal tot.

Gruß
Manne
Zuletzt geändert von Manne am So Jul 18, 2010 7:09, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
holger66
Moderator
Moderator
Beiträge: 4309
Registriert: Do Dez 18, 2008 6:27
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Nettetal

Beitrag von holger66 »

Hallo Henning und alle,

vielen Dank für Eure Antworten.

Henning, der AD162 wird in der mir vorliegenden Vergleichstabelle und auch beim rm.org als einziger Vergleichstyp zum AD155 geführt, ich hatte zufällig noch einen rumliegen, da habe ich es probiert. Für die Ruhestromeinstellung bräuchte ich die Schaltunterlagen, hat die jemand ?

Die Sache hat sich wirklich so abgespielt: ich habe ein funktionierendes Gerät verpackt und verschickt, der Käufer behauptet, ein defektes Gerät aus der Verpackung gezogen zu haben. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen.

Gruß
Holger
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
Benutzeravatar
Bosk Veld
Geographik
Geographik
Beiträge: 2710
Registriert: Sa Jan 09, 2010 15:49
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Sauerland

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Holger,

bei einem Lieferanten meiner vorigen Firma wurden bei bestückten Leiterkarten u. a. Vibrationstests durchgeführt, um sie für eine entsprechende Umgebung zu optimieren. Die Leiterkarten wurden fest eingespannt und verschiedenen Beschleunigungen ausgesetzt. Dabei variierten die Vibrationsrichtung, die Frequenz und die Höhe der Beschleunigung; bis zu 6 g bei Frequenzen bis 200 Hz .
Auf der Leiterkarte war ein Leistungshalbleiter in einem Metallgehäuse TO-3 verbaut.
Ein paar Anschlußdrähte bedrahteter Bauteile rissen direkt an der Platine ab, ein großer stehender Elko hob ab. Ein Relais klapperte bei einer bestimmten Frequenz mit, und zwei Stecker rappelten sich los.
Der Leistungstransistor hat keinen Schaden genommen.

Ich habe mal in einen 2N3055 reingeguckt; da ist nichts drin, was sich losrappeln könnte.
In einem Kofferradio wird ein Stoß zudem durch das Gehäuse gedämpft. Wenn der Transistor tatsächlich mechanisch zerstört worden wäre, wäre das Radiogehäuse wohl nicht mehr zu erkennen gewesen :) .

Gruß, Frank
Andy
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jan 23, 2010 17:48
Wohnort: München

Beitrag von Andy »

Hallo,
auch ich halte eine mechanische Zerstörung des Transistors für extrem unwahrscheinlich. Es sei denn, einer der Anschlußdrähte reißt außen ab, aber so etwas sieht man ja beim Auslöten. Gerade Germaniumtransistoren sind extreme Mimosen, was die Temperaturempfindlichkeit und Überlastung angeht. Die max. Materialtemperatur ist erheblich geringer als bei Silizium und wird daher bei Überlastung schneller erreicht und überschritten. Es reicht also durchaus eine zu knappe Kühlung, höhere Umgebungstemperaturen und etwas zuviel Leistung und das war's. Wenn dann noch der Ruhestrom etwas zu hoch eingestellt ist (kann sich mit der Zeit auch ändern), geht das sehr schnell. Ich hatte mal ein Netzteil mit Germaniumleistungstransistoren als Längsregler, ein winziger Kurzschluß (kurzes Berühren mit Drahtende) hatte trotz Strumbegrenzung nur noch eine Qualmwolke aus dem Lüftungsschlitz zur Folge.

Gerade bei Germaniumtransistoren ist die Ruhestromeinstellung ziemlich knifflig und instabil, wegen der kleineren Schwellspannungen ändert der sich bei geringen Parameteränderungen (z.B. Alterung) schneller als bei Silizium. Oft wird bei solchen alten Schaltungen auch kein weiterer Transistor als Regelglied für die Temperaturkompensation verwendet, häufiger findet man stattdessen einen NTC. Damals waren Transistoren noch richtig teuer...

Meine ersten Bauversuche von größeren Endstufen (>10W) mit Germaniumtransistoren waren aus diesen Gründen nur bedingt erfolgreich, erst mit Siliziumtransistoren kam der "Durchbruch". Die erste derartige Endstufe noch mit dem 2N3055...

Gruß
fiete

Beitrag von fiete »

Hallo!

Kurzschluß am Lautsprecher mögen die auch nicht.
Bei meinen TFK Bajazzo hatte sich mal der Niet am Lautsprecher der die Platine mit den beiden Lötösen trägt gelöst, so daß beide Kontakte den Korb berührten. Beide AD 155 defekt.
Impedanzunterschreitung auch nicht. Externe Boxen unterschreiten oft die Nennimpedanz. Z eines Lautsprechers ist über den Frequenzbereich nicht konstant. Aber das wurde ja bereits erwähnt.
Elkokur gemacht? Wenn die Koppelelkos austrocknen, fehlen die Bässe, so daß der Kunde weiter aufdeht.

Off topic, paßt aber zum Gerät: Wenn auf MW so alle 50 kHz eine laute Brummstelle auftritt, so daß man denkt: Alles HF verseucht, war doch früher nicht , so liegt es oft am Netzteil.
Mal unter "Netzteile für QRP Geräte " suchen.
Das alte Netzteil mit dem Selengeichrichter (ausreichende Sperrschichtkapazität) existiert oft nicht mehr und die Fernostware mit ihren 1N400x Gleichrichtern sorgt für Brumm indem sie die abgestrahlte ZF mit 50 Hz moduliert, die dann wieder empfangen wird. Alle Netzgleichrichterdioden in "Sichtweite " des Gerätes mit 100 nF brücken und Ruhe ist.
Sobald ich abstimmbaren Brumm bemerke, suche ich nach Geräten in denen die Kondensatoren fehlen.

Viele Grüße

Friedrich, DM3FS
herr_kules
Philetta
Philetta
Beiträge: 11
Registriert: Do Jul 23, 2009 10:06
Wohnort: Nähe Ludwigsburg

Re: Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von herr_kules »

An meinem Schaub und Lorenz Touring Europa ist leider auch einer der beiden AD155 über den Jordan gegangen. Weiß jemand wo man einen passenden Ersatz herbekommen kann?
Gery
User gesperrt
User gesperrt
Beiträge: 2881
Registriert: Mo Apr 05, 2010 18:00

Re: Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von Gery »

Hallo herr_kules schau mal hier: http://www.electronic-search.de/ die haben den AD155 Germaniumtransistor, allerdings kann ich zur Firma nichts berichten, da ich bei denen noch nichts bestellt habe. Oder hier: http://electronicpool.de/list/details.php?bez=Ad155

Zum Thema, in dem Buch Transistor-Praxis von Heinz Richter wird erwähnt das Transistoren durchaus keine mechanischen Belastungen abhaben können. Wie die AD155 jetzt aufgebaut ist, weis ich nicht. Das Buch ist von 1960, und im Anhang in der Liste in der Tabelle keine AD155 zu finden.
Zitat aus dem Buch auf Seite 67 :"Man kann also mit Spitzentransistoren bereits Hochfrequenzschaltungen aufbauen. Das trifft jedoch auch bei den Flächentransistoren heute schon zu, so das der Spitzentransistor stark an Bedeutung verloren hat. Hierfür ist vor allem die wesentlich geringere Stabilität verantwortlich, d.h. er ist gegen mechanische und elektrische Überlastungen erheblich empfindlicher als der Flächentransistor." Wenn man sich den Aufbau dieser Transistoren in seiner Skizze anschaut dann wird einem klar warum sie nicht mechanisch belastet werden dürfen. So sind diese mit dünnen Kontaktdrähtchen ausgestattet, die nicht vergossen sind.
Benutzeravatar
Radiomann
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1887
Registriert: Do Dez 28, 2006 17:03
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**

Re: Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von Radiomann »

Hallo,

Heinz Richter hat sich zwar viel Mühe mit seinen Erläuterungen gegeben, aber beim AD 155 handelt es sich m.W. bereits um einen Flächenleistungstransistor. Die Empfindlichkeit der Spitzentranssitoren wie von H. Richter beschrieben, besteht hier somit nicht und dürfte hauptsächlich auf zeitnahe HF-Typen beschränkt gewesen sein; Spitzentyp deshalb, um die beim Flächenmodell relativ hohe Kapazität zu umgehen, die sich bei HF Anwendung nachteilig ausgewirkt hätte. Außerdem waren die ersten funktionsfähigen Transistoren ebenfalls Spitzenmodelle (nach der Art des PNP-Übergangs, nicht der Qualität!)

Daher vermute ich hier eher Probleme mit der Kontaktierung der Anschlüsse zum Halbleitermaterial, ähnlich wie beim Bondering.
edi
Geographik
Geographik
Beiträge: 3248
Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern

Re: Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von edi »

Mechanisch hervorgerufene oder hervorrufbare Defekte kamen bzw. kommen gelegentlich vor.

Bei einigen Leistungstransistoren mit großem Metallgehäuse war die Ursache eine im Gehäuse eingeschlossene, lose drinliegende "Tablette" aus einem weißen Material, -ich weiß nicht, was die für eine Aufgabe hatte-, die konnte die gebondeten Drähtchen beschädigen.

Einige Transis waren anfällig für Mikrophonie, von "Bimmeln" bis zur echten Mikrofonwirkung, teilweise mit zeitweisem Totalausfall durch Anklopfen. Damit waren die in einer Schaltung natürlich unbrauchbar.
Berühmt waren dafür einige Germanium- Transis aus der damaligen UdSSR.

Solche Defekte waren aber sehr selten, und dürften kaum irgendwo Erwähnung gefunden haben.

Bei heutigen, vergossenen Gehäusen aus Kunststoffen oder Keramikwerkstoffen kommt sowas (wahrscheinlich) nicht mehr vor.

Edi
Gery
User gesperrt
User gesperrt
Beiträge: 2881
Registriert: Mo Apr 05, 2010 18:00

Re: Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von Gery »

Hallo Edi,
Sie haben Recht, die heutigen Transistoren dürften mechanisch ziemlich alles weg stecken. So dürften bereits bei Beginn der Raumfahrt spezielle Typen entworfen worden sein, die den gewaltigen Kräften der Raketenstarts stand hielten. Ich habe hier leider nur die Transistor Vergleichsliste Teil 2: Siliziumtransistoren von RFT aus der ehemaligen DDR da. Sonst würde ich mal ein paar Daten vom AD155 rein stellen. Mal schauen vielleicht bekomme ich ja noch Teil eins.
Benutzeravatar
xscotty1990
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 759
Registriert: Sa Mai 15, 2010 15:33
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Niedersachsen

Re: Können AD155 durch Erschütterung ableben ?

Beitrag von xscotty1990 »

Guten Abend,

vielleicht kann ich da aushelfen, ich habe ein Franzis Transistor Taschenbuch:

AD155:

Hersteller: AEG Telefunken Material: Germanium (ist klar) PNP-Transistor

Umax: 15V / 2A
Ptot: 6W+
B: >35
If: 500mA
fg: 11Khz
"There is no dark side of the moon, really... as a matter of fact it’s all dark."