Batterietruhenradio von 1926?

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Gery
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Batterietruhenradio von 1926?

Beitrag von Gery »

Selbst nach sehr langer Suche, in allen so möglichen Internetquellen, habe ich immer noch keine Ahnung was das für ein Radio ist. Aufkleber oder Typenschild keines Vorhanden.
Auf einer Röhre kann man noch RE 134 lesen. Insgesamt besteht das Radio aus 5 Röhren. Rechts die 2 Röhren fehlen, sonst kann ich nichts mehr an Typenbezeichnung der anderen erkennen. Die Spulen wurden von Körting hergestellt. Ich finde das Radio so schön, das ich da bei einer Auktion einigen Zaster geboten hatte. Wer kann mir näheres über dieses Radio sagen, und evtl. den Wert.

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Danke für die Infos vorab.

LG Gery
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Schumi
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Beitrag von Schumi »

Meine nachstehend angeführte Vermutung ist auch nur ein Stochern im Nebel, aber vielleicht besser als nichts: Die Bedienelemente und Skalen deuten für mich auf eine österreichische Firma wie Minerva, Kapsch, Eumig oder Radione der Baujahre 1927-29 hin. Es könnte sich auch um einen Bausatz aus dieser Zeit handeln.
Gruß
Schumi

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
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minifon
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Beitrag von minifon »

Guten Abend,

nach den Fotos zu urteilen handelt es sich um einen recht aufwändigen Eigenbau. Die drei Spulen deuten auf einen Dreikreiser hin , mit angeschirmten Kammern, um ungewollte Kopplungen zu vermeiden. Mitte / Ende der zwanziger Jahre gab es recht viele Bauanleitungen zum Selbstbau von Radiogeräten, es gab sogar Radiobastelclubs.
Zu der Zeit hat Körting sehr hochwertige Einzelkomponenten gebaut, wie Übertrager und Lautsprecher, schon alleine die werden z.T. hoch gehandelt, Eigenbaugeräte allerdings (leider) eher nicht. Ein schönes Stück Zeitgeschichte, es gibt viel Eigenbauten aus der Zeit, aber eher selten so aufwendige.

Mit freundlichem Sammlergruss in die Runde

Udo
+ Deutsches Kofferradioasyl +
edi
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Beitrag von edi »

Ich hoffe, die Anfrage ist nicht, um einen Wert für Bucht- Weiterverkauf zu ermitteln... Sowas gehört restauriert- optisch und vor allem auch technisch.

3 Kreise, separat abgestimmt (!)- meist noch Antennenkopplung, dazu Rückkopplung, evtl. Neutralisation, das ist Radioempfang pur- wie die ersten Motorräder, mit Riemenkupplung, Bürstenvergaser und Hand- Gas- Regulierhebel im (!) Tank, außenliegenden und außengeschmierten Ventilfedern- und Hebeln, Dekompressionsventil und Handschalthebel.

Ein Laie kriegt da keinen Ton raus, nur der Besitzer kriegt das hin, und mit Ergebnissen, die sich heute noch sehen lassen können... eine sehr sorgfältig eingestellte Abstimmung nebst Rückkopplung und Neutralisation kann eine hervorragende Durchlaßkurve und äußerst trennscharfen Empfang ermöglichen. Ein Superhet mußte früher aufgrund der physikalischen Eigenschaften der Drehkondensatoren immer mit einem Kompromiß bei der Abstimmung leben... nur an 2 Punkten war der Gleichlauf exakt übereinstimmend. Die separate Abstimmung dreier Kreise benötigt Fingerspitzengefühl, ermöglicht jedoch eine maximale Einstellung auf eine Frequenz. Diese Einstellorgie muß natürlich für jede andere Frequenz wiederholt werden...

Spiegelfrequenzen und aufgrund eines Oszillators erzeugte) Interferenzen, und die damit verbundenen Störungen, wie Interferenzpfeifen und Hintergrundgebrabbel eines auf der Spiegelfrequenz arbeitenden Senders... kennen 3- Kreiser nicht.

Da ist der Bediener noch Chef im Maschinenraum- der einzige, der das bedienen kann und darf...
Käpt'n Kirk braucht 105% Leistung, der Bordingenieur des Schwesterschiff schafft 108, Scotty justiert noch etwas an den Dilithiumkristallen- und schafft 115%... (Science Fiction- Serie "Star Trek")

:D

Edi
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Beitrag von Erik »

edi hat geschrieben: Da ist der Bediener noch Chef im Maschinenraum- der einzige, der das bedienen kann und darf...
Käpt'n Kirk braucht 105% Leistung, der Bordingenieur des Schwesterschiff schafft 108, Scotty justiert noch etwas an den Dilithiumkristallen- und schafft 115%... (Science Fiction- Serie "Star Trek")

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Beitrag von Erik »

Schumi hat geschrieben:Es könnte sich auch um einen Bausatz aus dieser Zeit handeln.
Wenn die Schlitze der Schrauben zufällig stehen, ist es keine kommerzielle Fertigung. Bei einer kommerziellen Fertigung gehen die Schlitze mit der Maserung. So hat mir das jedenfalls ein Orgelbauer mal erklärt.
Gery
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Beitrag von Gery »

Vielen Dank für Eure Antworten,
nein ich werde diesen "Maschinenraum :-D " nicht verkaufen, sondern erst ein mal reinigen, und das Gehäuse so belassen wie es ist. Etwas mit Wachs behandeln, und die fehlenden Röhren beschaffen.
Da ich vor habe, beim 1. Rundfunkmuseum Rheinland-Pfalz in Münchweiler ein aktives Mitglied zu werden, liegt es ganz klar auf der Hand, den interessierten Menschen, dieses als Ausstellungsobjekt zu Verfügung zu stellen.
Ich freue mich schon auf den Tag, diesem super Teil mal Töne zu entlocken, auch ohne Radioführerschein. :-D

LG Gery
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,
Das da sind die Könner!
Pah! Bleistiftspitzer und Bügeleisen als Bedienelemente! :lol:

Da war Scotty schon besser drauf als er mal zu Mr. Spock sagte:

"Mr. Spock, - das Schiff fühlt sich nicht wohl!" :)


Gruß

Rocco11
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http://www.youtube.com/watch?v=PZUL6cPc26g&feature=related
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drahtfunk
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Eigenbau

Beitrag von drahtfunk »

Hallo,

auch nach meinem Dafürhalten handelt es sich bei dem gezeigten Gerät um einen Selbstbauempfänger.
Die Eisenkernspulen mit Rändelschrauben- das gab es damals als Katalogware für Bastler. Auch die Stecksockel für die Röhren sind solche Teile. Die auf der Fläche verkratzten, mit Feilspuren versehen Schirmbleche zeugen auch davon.

Ich habe auch noch so einen ähnlichen Empfänger im Keller, da sind noch E10- Skalenlämpchen mit Kohlefaden drin.

Meist sind die jeweiligen Bastler über den technischen Aufbau nicht hinausgekommen- es fehlen oftmals komplette Gehäuse. Sobald das Gerät einigermaßen Empfang brachte, gab man sich offenbar zufrieden.

Hier ist das anders.
Drei Abstimmkreise, da hat sich jemand richtig Mühe gemacht.
Als erstes würde ich dazu raten, anhand des Fundzustandes eine Schaltungsaufnahme zu machen. Das erleichtert die Inbetriebnahme enorm. Auch, falls dort die falschen Röhren stecken.

Aufgrund des komplexen Zustandes in recht guter Erhaltung lohnt eine restauration in jedem Falle.

Die Bauzeit würde ich auf Ende 20er Jahre taxieren.

Halte uns mal auf dem Laufenden!

Gruß drahtfunk
Schützt unsere Muttersprache!

Im übrigen:

Unerlaubtes Drehen am Radioapparat führt zu schweren Verstimmungen beim Hausherren, und ist daher bei Strafe verboten!