UKW-Ausbreitung ist eine merkwürdige Angelegenheit. Hierzu habe ich eine Grundlagen-Frage, an der ich seit Jahren herumrätsele:
Ich wohne knapp 100 km Luftlinie vom Saarland entfernt. Als ich hier an den Rhein zog, gab es noch kein Digitalradio, und ich musste, wenn ich den Saarländischen Rundfunk hören wollte, diesen notgedrungen über UKW versuchen "reinholen". Als ich das probierte, erlebte ich eine Überraschung:
Über den SR-Grundnetz-Sender "Göttelborner Höhe" (Flächenmittelpunkt des Saarlandes) werden die Programme SR1 und SR3 dort mit je 100 kW Leistung ausgestrahlt. Hier, rund 100 km entfernt, ließ sich der Sender mit einem simplen Mono-Küchenradio mit Gehäuseantenne halbwegs empfangen, und sogar im Auto klappt es manchmal.
Das könnte man sich in ebenem Gelände ja alles noch vorstellen, aber nichtmehr, wenn man weiß, dass zwischen hier und dem Sender die Gebirgszüge des Pfälzerwalds liegen!!!
Neugierig geworden, spannte ich dann eine UKW-Behelfsantenne aufs Dach (einen simplen Halbwellendipol, auf UKW-Bandmitte abgestimmt, Höhe über Gelände ca. 5 Meter), angepasst an den asymm. 75-Ohm-Koaxeingang eines UKW-Tuners (Grundig T-301). Da war die Überraschung noch größer, die Programme SR1 und SR3 ließen sich in Mono vollkommen rauschfrei empfangen, und sogar Stereo klappte halbwegs, bei Zimmerlautstärke jedenfalls störte das Rauschen nicht. Bei diesem Versuch vermutete ich zunächst eine zufällige Überreichweite, jedoch blieb der Empfang auf Mono absolut langzeitstabil, nur bei Stereo merkte man am Rauschen ab und zu Feldstärkeschwankungen.
Das Ganze ist eigentlich ein Rätsel, insbesondere wegen des zwischen Sender und Empfänger liegenden Pfälzerwald-Gebirges (als Teil der Vogesen). Auch, wenn man Sender-Masthöhe usw. mitberücksichtigt.
Höhenprofil zwischen Göttelborn und hier - die Höhenachse ist natürlich stark gespreizt (Quelle: Geo-Daten des Landesvermessungsamts Rheinland-Pfalz):

Auch wenn das Folgende jetzt völlig verrückt klingt, ja geradezu nach Irrenhaus - trotzdem: Bei einer solchen Entfernung darf man die Erdkrümmung keinesfalls außer acht lassen - ich habe mal dem auf NN bezogenen Höhenprofil diese Erdkrümmung hinzuzugefügt:

Auch wenn es in Wirklichkeit natürlich längst nicht so dramatisch ist wie in den stark gespreizten Grafiken - die Frage ist trotzdem, wie die "quasi-optischen" UKW-Wellen dies alles überbrücken, ohne am Gebirge komplett abgeschattet zu werden.
Daran rätsele ich heute noch.
Hat jemand eine Idee? Oder hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Für Antworten oder Erfahrungen im voraus vielen Dank!
Gruß Ben
P.S.: Mit der Dach-Behelfsantenne war es wie mit jedem Provisorium - es war jahrlang in Betrieb
