Frage an die Empfänger-Profis

Fragen zum Betrieb von alten Radios und zum Anschluss von externen Geräten.
Forumsregeln
Regeln
Impressum
röhrix
Transmare
Transmare
Beiträge: 661
Registriert: Do Okt 02, 2008 13:03
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Ostrhauderfehn

Frage an die Empfänger-Profis

Beitrag von röhrix »

Hallo!
Gestern hatte ich eine Erlebnis der besonderen Art. Ich hatte in meiner MT RFT Rigoletto eine Skalenlampe fest gezogen. Beim anbauen der Rückwand hatte ich, wie sich später herausstellte, versehenlich ein Kabel des UKW-Dipols nicht eingesteckt. Als ich die MT einschaltete, war der Empfang meines Haussenders viel stärker als sonst. Volles mag. Auge. Andere Sender, die sonst sehr stark reinkommen, sind aber schwächer geworden.

Das habe ich dann gleich noch an der Tonfunk MT ausprobiert: Den 2. Stecker des Dipol ausgesteckt und -siehe da - das gleiche: Voller magischer Fächer! Seit 3 Jahren höre ich mit dieser MT jetzt diesen Sender mit gutem, aber eben nicht sehr gutem Empfang.

Kann mir jemand erklären, wie das kommt? Schirmt das 2. Kabel des Dipol vieleicht den ersten irgendwie ab?

Nachdenkliche Grüße
Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
edi
Geographik
Geographik
Beiträge: 3248
Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern

Re: Frage an die Empfänger-Profis

Beitrag von edi »

Ja, unter Umständen kann ein kurzes Stück Draht (Meßstrippe) in der richtigen Richtung besser funktionieren, als der eigene Dipol, oder auch nur eine Seite des Dipols besser empfangen, als beide zusammen.

Ein Dipol im (Röhren-) Radio ist immer ein Kompromiß- er ist ja nicht auf eine Frequenz abgestimmt -das wäre ja auch widersinnig-, in fast allen Fällen zu kurz, meist nicht in die optimale Empfangsrichtung gerichtet (nur eben für die Sender, die aus der optimalen Richtung senden), usw.
In manchen Geräten ist es nur lieblos gelöst, ein Stück aufgeschnittenes und gespreiztes Stück Flachband- Antennenklabel, manche Geräte haben einen Schmetterlings- Dipol mit einer Spule zwischen den Anschlüssen, um einen einigermaßen passenden Wellenwiderstand hinzubekommen, sehr alte Fernseher hatten einen solchen manchmal sogar drehbar eingebaut.

Bessere Lösungen:
Brauchbar: Antennenkästlis zum Draufstellen auf`s Gerät, die es früher für Fernseher und Radios gab, da waren 2 Teleskopstäbe drauf, die Halterung drehbar, und die Länge der Teleskopstäbe durch Einschieben/ Ausziehen verstellbar, manchmal noch schaltbare Anpaßglieder eingebaut.
Gut: ein möglichst hoch aufgehängter Ringdipol (empfängt aus allen Richtungen gleichstark), sehr zu empfehlen, die Universal- Lösung (Habe ich bei mir so).
Gut: Ein in Empfangsrichtung des Lieblingssenders gerichtete, für den Empfangsbereich gebaute Antenne. Das geht dann aber eben nicht für alle Sender, aber besser kann man den Lieblingssender terrestrisch nicht mehr empfangen.
Sehr gut: Wie vorher, aber Antenne per Dreheinrichtung drehbar, kann also auf jede Empfangsrichtung gestellt werden.
Aufwendig und teuer. Das machen im Allgemeinen nur Funkamateure.

Edi
röhrix
Transmare
Transmare
Beiträge: 661
Registriert: Do Okt 02, 2008 13:03
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Ostrhauderfehn

Re: Frage an die Empfänger-Profis

Beitrag von röhrix »

Hallo Edi!

Dankeschön :super:
Das lasse ich jetzt erst mal so. Zu 90% höre ich diesen Sender und den, den ich die restlichen 10 % höre, kommt auch so rein wie immer. Also alles Gut!

So ein "Kästli" wie Du es nennst suche ich schon seit geraumer Zeit, habe aber noch keines aus den 50ern gefunden. Es soll ja dazu passen :D .

Herzliche Grüße
Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.
Ultraschall
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 208
Registriert: Do Jun 02, 2011 8:19
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Berlin

Re: Frage an die Empfänger-Profis

Beitrag von Ultraschall »

Abend erstmal,
Eine Discone bringt aber auch gute Ergebnisse rein, wenn der Empfang rund sein soll. Bedarf aber etwas Platz für den Ort, wo sie nachher stehen soll.

Grüße aus dem Osten
Ultraschall
Freude in der Freizeit mit selbsgebauten Geräten.
Benutzeravatar
Fitradioantenne
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 197
Registriert: Sa Dez 19, 2009 0:20
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Wohnort: Burgdorf bei Hannover

Re: Frage an die Empfänger-Profis

Beitrag von Fitradioantenne »

Kann mir jemand erklären, wie das kommt? Schirmt das 2. Kabel des Dipol vieleicht den ersten irgendwie ab?
Hallo Ralph,
solch ein Effekt entsteht häufig bei kompletter Fehlanpassung.
Mit Anpassung ist dabei die (möglichst) gute Einhaltung des Wellenwiderstandes einer Antenne bei der Ankopplung der Antennenzuleitung gemeint. In diesem Fall 240 Ohm oder 300 Ohm. 240 Ohm war damals am Meisten verbreitet.

Mal angenommen, du hättest eine ideale, sehr gut abgestimmte Antenne, dann hätte die Antenne eine weitgehend lineare Empfindlichkeit über den gesamten Empfangsbereich (87 MHz bis 108 MHz). Die lineare Empfindlichkeit (Gewinn in dB) einer Antenne wird jedoch zunehmend schlechter, je weiter sich die Anpassung an den Wellenwiderstand entfernt. Die Empfinglichkeitskurve über den Empfangsbereich gesehen wird immer wellenförmiger.

Wenn du bei deinem Radio nur noch einen Stecker deines Antenenkabels in die HF-Buchse steckst, hast du sehr wahrscheinlich eine totale Fehlanpassung. Die Empfindlichkeit des eingebauten Dipols ist dann so wellig, das bei bestimmten Frequenzen der Empfang sehr gut ist, aber gleichzeitig, einige MHz davor oder dahinter sehr viel schlechter wird. In der Praxis sind die wildesten Effekte möglich. Die Ausbreitung der Funkwellen im Raum und die Reflexionen, die (fast) immer vorhanden sind, spielen ebenfalls eine erhebliche Rolle.

Meine Erklärung hier beschreibt nur ein typisches Verhalten basierend auf den Grundlagen.

War das einigermaßen verständlich?
Ich bin nicht unbedingt der beste Autor, wenn es um Erklärungen geht!

Gruß Jo
schön dass es sie noch gibt, die guten alten Röhrenradios !
röhrix
Transmare
Transmare
Beiträge: 661
Registriert: Do Okt 02, 2008 13:03
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Ostrhauderfehn

Re: Frage an die Empfänger-Profis

Beitrag von röhrix »

Hallo Jo!

vereinfacht ausgedrückt: Der übliche Dipol ist so abgestimmt, das der gesamte empfangbare Frequenzbereich so in etwa bedient wird. Auch hier gibt es Sender, die in der spezifischen Ortslage des Empfänger besser angepasst sind als andere. Bei einem Frequenzbereich von 87-100MHz läge die beste Empflindlichkeit (Anpassung an den Wellenwiderstand 240 Ohm) also bei 93,5MHz. Die Sender davor oder dahinter leiden unter der zunehmenden Welligkeit. - Also wie Edi schon schrieb: Ein Kompromiss. Meine Fehlanpassung verschiebt die beste Anpassung an den Wellenwiderstand also auf die Frequenz, auf der mein Sender sendet, in diesem Fall 96,5MHz.

Für meine beiden Sender ist die "Fehlanpassung" aber wohl die richtigere. Es kommen eigentlich alle Sender rein, die ich auch vorher empfangen konnte. Die zwei Besten sind aber jetzt die, die ich auch am meisten höre. Vorher war es umgekehrt, also alles Gut! Und Danke für die ausführliche Erläuterung.

Gruß Ralph
Ein Leben ohne Röhrenradio ist möglich, aber sinnlos.