Grundig 4077 Schaltplan gesucht

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klausw
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Re: Grundig 4077 Schaltplan gesucht

Beitrag von klausw »

Hallo Klaus-Dieter,
ich habe hier noch ein übriggebliebenes 4077 Chassis stehen, dem ich in langen Sitzungen eine Klangverbesserung beibringen wollte, was mir in bezug auf die geräteeignen Lautsprecher nicht wirklich gelang. Daher kann ich aus der Erfahrung folgende Aussagen treffen:

Das Gerät hat eine doppelte gehörrichtige Lautstärkeregelung. Selbst wenn alle Bauteile getauscht und somit tiptop sind, ist das eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Beim Regeln der LS gibt es ja "3 Klangzonen", was zumindest mir nicht gefällt. Ein Abklemmen der LS-Anzapfungen verändert einiges, ist aber suboptimal.
Der Konstrukteur hat, dem Zeitgeist folgend, ja einiges an Klangfeatures verbaut:
5 Klangtasten, 4 Klangpotis, dazu die 3-stufige gehörrichtige LS-Regelung.
Das war es, was mir letztlich missfiel: wenn man eine gute Grundeinstellung gefunden hatte, für den Sender den man hörte, warf die LS-Regelung dies beim Lauterstellen über den Haufen. Zumal auch der eingebaute Hauptlautsprecher mit heutigen Radiodarbietungen so seine Probleme hatte, wenn man etwas Bass gab und zudem etwas Lautstärke wollte.
Der Nachfolger 4097 schien mir in dieser Hinsicht verbessert, weswegen ich in mein sehr gutes (helles!) Gehäuse ein solches Chassis einbaute.

Beim Poti ist Obacht geboten: die dort verbauten Dinger (nicht nur beim 4077, z.B. auch im 3097/4097) sind konstruktiv nicht der letzte Hit, da die Achse in ihrer Halterung im Potischleifer mit der Zeit Spiel bekommt. Das irritiert dann beim Regeln, in etwa wie bei einem Fahrzeug, das hohes Lenkspiel aufweist.
So man das Poti auseinandernehmen muss, empfiehlt es sich, das Ganze gut zu verkleben.

Was die verbrauchte EM34 betrifft: hier funktioniert die Greinacher Kaskade, so man sie verbauen will, nicht gut: man hat (zunächst) Brumm drin. Genauso gut kann man die Spannung am Ladeelko abgreifen, da die EM im Gerät mit verhältnismäßig niedriger Spannung betrieben wird, aber selbst dann erhöht sich etwas der Brumm, weswegen es eines Schaltungskniffs bedarf. Dazu gibt's aber bereits einen Beitrag hier im Forum.

k.

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Re: Grundig 4077 Schaltplan gesucht

Beitrag von grueni »

Hallo Lutz und Klaus,

danke für eure konstruktiven und ausführlichen Beiträge.
röhrenradiofreak hat geschrieben: Du hast geschrieben, dass Du die Tastatur mit einem Mittelchen gereinigt hast. Wenn das nicht vollständig wieder ausgespült wurde, können sich Pertinaxisolierungen damit vollsaugen, das kann zu solchen (und schlimmeren) Erscheinungen führen.
Es ist aber auch möglich, dass eine Störquelle außerhalb des Radios das verursacht.
Ich hatte absichtlich kein Kontakt 60 und Kontakt WL an dieser Stelle verwendet. Ich hatte auch nur den Bereich KW und UKW Umschalter behandelt, der Effekt trat aber auch bei TA auf.
Ich habe jetzt gemerkt, dass das nicht immer da ist - du wirst als wahrscheinlich mit deinem Tipp, dass das von außerhalb kommt, richtig liegen. Dennoch möchte ich demnächst mal die Siebkondis tauschen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Wenn man den 15nF ablötet, ändert sich die ganze Geschichte in der Tat. Ich habe C59 dann mal durch einen anderen Kondi mit 10 nF (hatte gerade nichts anderes mehr da) ersetzt und mir scheint es nun ein wenig besser. Es kann natürlich auch sein, dass der Effekt durch die Behandlung des Potis mit Kontaktspray sich gebessert hat. Konnte ich am Abend nicht mehr testen, denn das sollte ja noch verdunsten.

Was Klausw schreibt, kann ich aber dennoch auch unterschreiben. Ich glaube einfach, hier wollte man zu viel mit zu wenig Mitteln. Das Klangregelwerk schluckt meiner Meinung nach schon durch die teilweise verwendeten sehr kleinen Kapazitäten und großen Widerstände viel Vorstufenleistung weg.
Diese besteht ja auch nur aus der Triode der EABC80. Die eine EL84 scheint mir etwas überfordert mit der Aufgabe drei Lautsprecher anzusteuern.
Wenn man gewohnt ist den Lautstärkeregler für Hörlautstärke um etwa 20° aufzudrehen, dann hört man beim 4077 fast noch nichts. Bei der 90° Stellung, die dort so halbwegs passt, würde ich mit meinem 5010 den Nachbarn vom Sofa pusten :wink:
Meine SO161 Truhe von 1958 (also ein Jahr jünger) hat ein ähnliches Klangregelwerk, aber die hat auch drei halbe ECC83 und eine EL95 Gegentakt-Endstufe pro Kanal (NF Stereo), das ist auch eine andere Preisklasse und die geht richtig ab.

Zum im Hintergrund in der Radiowerkstatt trällern zu lassen ist das 4077 aber schon auch ok. und eigentlich ein ganz nettes Radio.
Mein Gehäuse ist auch relativ hell und vorzüglich erhalten. Die nächsten Tage poste ich mal Bilder.

Klaus-Dieter
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Re: Grundig 4077 Schaltplan gesucht

Beitrag von röhrenradiofreak »

grueni hat geschrieben:Ich hatte auch nur den Bereich KW und UKW Umschalter behandelt, der Effekt trat aber auch bei TA auf.
Das besagt nichts. Wenn Du mit dieser Behandlung am KW- oder UKW-Umschalter einen Isolationsfehler hervorgerufen hast, der zu einem winzigen Funkenüberschlag führt, kann das durchaus ins NF-Teil übersprechen und somit immer hörbar sein.
grueni hat geschrieben:Die eine EL84 scheint mir etwas überfordert mit der Aufgabe drei Lautsprecher anzusteuern.
Wenn man gewohnt ist den Lautstärkeregler für Hörlautstärke um etwa 20° aufzudrehen, dann hört man beim 4077 fast noch nichts. Bei der 90° Stellung, die dort so halbwegs passt, würde ich mit meinem 5010 den Nachbarn vom Sofa pusten :wink:
Meine SO161 Truhe von 1958 (also ein Jahr jünger) hat ein ähnliches Klangregelwerk, aber die hat auch drei halbe ECC83 und eine EL95 Gegentakt-Endstufe pro Kanal (NF Stereo), das ist auch eine andere Preisklasse und die geht richtig ab.
Wenn eine EL84 mit der Ansteuerung von drei Lautsprechern überfordert wäre, wären sehr viele Röhrenradios Fehlkonstruktionen. Es kommt vielmehr darauf an, was man erwartet.
Natürlich hat eine Gegentaktendstufe Vorteile. Aber dass eine Endstufe mit 2 x EL95, also 6 Watt, hörbar so viel mehr leistet als eine Endstufe mit einer EL84 und 4,5 Watt, halte ich für einen Irrtum. Denn das menschliche Gehör kann einen Lautstärkeeunterschied von 1 dB unter günstigen Bedingungen gerade noch wahrnehmen, das entspricht schon fast dem Leistungsunterschied zwischen diesen beiden Endstufen.
Die Gründe für die hörbaren Unterschiede zwischen diesen Geräten liegen also woanders:
- in einem durch größeres Gehäuse besseren Wirkungsgrad der Lautsprecher im Musikschrank (besonders im Bassbereich)
- in einer anderen Abstimmung des Klangregelnetzwerkes
- der Musikschrank hat zwei Endstufen, also 2 x 6 Watt
Der Drehwinkel des Lautstärkereglers ist kein Maß für die Leistungsfähigkeit eines Gerätes. Angenommen, ein Gerät erzeugt bei um 20° aufgedrehtem Lautstärkeregler dieselbe Lautstärke wie ein anderes bei um 90° aufgedrehtem Lautstärkeregler. Das erste Gerät ist aber schon an seiner Leistungsgrenze, d.h. fängt bei weiterer Erhöhung der Lautstärke an zu verzerren. Beim zweiten kann man den Regler noch viel weiter aufdrehen, bis es anfängt zu verzerren. Welches Gerät leistet dann mehr?

Lutz
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Re: Grundig 4077 Schaltplan gesucht

Beitrag von grueni »

Das 4077 Projekt ist nun abgeschlossen. Ich habe noch den Lade- und den Siebelko getauscht, weil doch sich immer wieder ein Brumm einstellte. Man sah am Boden zudem, dass an einer Stelle (der Doppelkondi ist liegend eingebaut) Elektrolytflüssigkeit austrat. Ich bin nun etwas beruhigter wenn das Gerät mal läuft und ich nicht daneben sitze.
Mit den anderen "Macken" lebe ich, das Gerät läuft ja im Prinzip ordentlich.

Hier kommen noch die versprochenen Bilder:
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