Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

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hf500
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von hf500 »

holger66 hat geschrieben: Sehr seltsam, diesen WIMA Durolit ist auch nicht mehr wirklich zu vertrauen.
Moin,
Wima Durolit sind Papierkondensatoren. Und auch ich musste lernen, dass bei denen Kunstharzumhuellung nicht ausreicht, jedenfalls nicht ueber fast 60 Jahre ;-).
Das waren an sich gute Kondensatoren, stirnkontaktiert und so, aber daran, dass sie so alt werden sollten, hat man nicht gedacht. Das Papier zieht Wasser durch die Umhuellung, da kann man nichts machen. Eine Ueberpruefung meiner NOS Bestaende an Durolit zeigte schon vor Jahren, dass sie alle mehr oder weniger "nass" sind.

Was die Widerstaende angeht: Saba gehoerte zu den Wenigen, die Kohlemassewiderstaende verwendeten. Nicht durchgaengig, aber zu oft. Lag wohl, wie z.B. bei Braun auch, am US-Mutterhaus :D Dort waren naemlich Massewiderstaende die Regel, hierzulande war eher "Schichtwiderstands-Land".
Auf deinem Bild kann man rechts unten noch so ein Ding sehen, R32.

Hier hatte auch einer Freude mit den Dingern. Das Geraet habe ich auch, ich werde da auch noch mal reinsehen muessen...:

https://www.viehl-radio.de/homeda/saba/studio1.html

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Peter
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tgrassner
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von tgrassner »

Moin!

Wenn die Durolit sehr rissig an der Oberfläche sind, dann ist immer davon auszugehen, dass sie Feuchtigkeit gezogen haben. Manche sehen jedoch noch tadellos aus. Diese belasse ich idR an unkritischen Stellen der Schaltung, allerdings niemals als Koppel-C, in der Anodenleitung oder gar als Entstörer.

Ich habe auch einen größeren Posten NOS aus einer Werkstattauflösung bekommen. Dort waren die Durolit teilweise rissig, teilweise tadellos. Die rissigen waren in der gemessenen Kapazität alle zu hoch.

Erofol II sind meiner Meinung nach immer noch über jeden Zweifel erhaben.

Holger, bist Du mit der Lautstärke des Freudenstadt zufrieden? Rein theoretisch gesehen. Ich habe den Nachfolger mit (weitgehend?) gleicher Endstufe und finde, dass z.B. 2xEL84 mehr Power hat...
Grüsse aus dem Münsterland

Thorsten
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von röhrenradiofreak »

Eine ELL80 liiefert im Gegentaktbetrieb eine Ausgangsleistung von etwa 9 Watt, zwei EL84 je nach Betriebsspannung und Anodenstrom zwischen 11 und 17 Watt. Bei 17 Watt wird der Unterschied hörbar sein (knapp 3 dB), bei 11 Watt nicht (weniger als 1 dB). Aber bei der subjektiven Lautstärke spielen auch noch andere Dinge eine Rolle: der Wirkungsgrad des Lautsprechers einschließlich Gehäuse, die Verluste im Ausgangsübertrager, der Frequenzgang...

Lutz
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von holger66 »

Zur Lautstärke: ich kann nicht wirklich klagen, das Gerät klingt sehr schön. Aber man muß den Lautstärke schon recht weit aufdrehen, um reichlich Zimmerlautstärke zu erreichen. Subjektiv würde ich auch denken, daß ein Stereo-Radio mit 2*EL84 mehr "Lunge" haben könnte, habe aber jetzt nicht den direkten Vergleich. Ein Mono-Gerät mit 2*EL84 hat deutlich mehr Wumms (sozusagen Doppel-Wumms ?), da habe ich reichlich Vergleiche. Warum man diesen Weg mit diesen komplizierten Röhren gegangen ist damals ? Vielleicht wollte man den Kunden am Ende der Röhrenradio-Ära noch einmal einen letzten Kaufanreiz geben ? Aber vielleicht lag es auch an den Klirr-Meßwerten ? In der Preisklasse mußte es ja Stereo sein und zwei EL95 mit jeweils extra Phasendrehstufe war nicht mehr en vogue. So ein Gerät habe ich auch (Graetz Fantasia 822). Auch da kommt gefühlt mehr heraus.

An dem Gerät ist mir noch mehr aufgefallen - lt. rmorg sollte es diese Version gar nicht geben. Es hat nämlich das Gehäuse in Nußbaum mittel matt mit der waagerecht geschlitzten Holz-Schallwand. Dazu aber die dunkelgrauen Tasten und Knöpfe und auch das dunkelgraue Skalenglas, was es eigentlich nur bei der Version 15 Stereo und der Version 15F geben sollte. Und jetzt wird es lustig: das Skalenglas hat die KW-Skala für den kompletten Bereich, das Gerät empfängt aber nur das 49-Meter-Band.

Hier die drei Links zum rmorg zum Anschauen und Vergleichen der Bilder:

https://www.radiomuseum.org/r/saba_freu ... tereo.html
https://www.radiomuseum.org/r/saba_freu ... tereo.html
https://www.radiomuseum.org/r/saba_freu ... tereo.html

Mein Gerät dürfte also mal aus zwei Geräten zusammengebaut worden sein - Oldtimerfreaks mit Sinn für "matching numbers" dürften die Haare raufen. :lol:

Ich finde aber, daß das Holzgehäuse mit der dunklen Skala und den dunklen Teilen sogar besser aussieht.

Ich stelle später ein Bild des Istzustandes ein.

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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holger66
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von holger66 »

Die Maus soll keine Schleichwerbung für den WDR sein....

H.
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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von hf500 »

tgrassner hat geschrieben:Moin!
Wenn die Durolit sehr rissig an der Oberfläche sind, dann ist immer davon auszugehen, dass sie Feuchtigkeit gezogen haben. Manche sehen jedoch noch tadellos aus. Diese belasse ich idR an unkritischen Stellen der Schaltung, allerdings niemals als Koppel-C, in der Anodenleitung oder gar als Entstörer.
Moin,
praktisch an modernen Kapazitaetsmessgeraeten ist, dass sie bei "nassen" Kondensatoren ueberhoehte Kapazitaetswerte anzeigen. Und das zeigt mir, dass auch einwandfrei aussehende Kondensatoren "nass" sind, bzw. sein koennen, wie mir o.g. Ueberpruefung meiner NOS-Bestaende gezeigt hat. Ich hatte da oft schon das Doppelte des Nennwertes.
Ersatzweise kann ich noch den Isolationswiderstand bis 2G Ohm und max. 1000V messen. Ergibt bei z.B. 500V auch schon "nette" Resultate...
Durolit, so schoen sie waren, bleiben bei mir nicht mehr drin.

EROfol 2 sind Kunstfolienkondensatoren und damit weitgehend feuchtigkeitssicher.

Die Ausgangsleistung:
In Katalogen etc. ist bei den Saba "Gegentaktradios" mit ELL80, ECLL800 eine verhaeltnismessig geringe Ausgangsleistung in der Gegend von oft 5W oder sogar weniger angegeben. Die Roehre wird also nicht ausgenutzt, was hoffentlich ihrer Lebensdauer zugute kommt.
Edit: Hier 31mA Gesamtkatodenstrom, wo 50mA moeglich waere.

Zeitgenoessisch, zur Einfuehrung der ECLL800, gab es dazu einen Bericht in der Funkschau. Der wesentliche Grund fuer diese Roehre war, damit eine relativ leistungsfaehige, klirrarme Endstufe bauen zu koennen, die im Aufwand kaum mehr als eine EL84 erfordert, auch was das Netzteil angeht. Dafuer gibt es mehr Leistung und einen geringeren Klirrfaktor.

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Peter
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Re: Saba Freudenstadt 15M: Endstufenproblem

Beitrag von Radiothomas »

Hallo,

aber auch hochwertige Kapamessgeräte (die vorher den ohmschen Widerstand ermitteln) zeigen einen erhöhten Wert bei "nassen" Kondensatoren, die Kapazität ist tatsächlich höher da Wasser eine ca. 20 fache Dielektrizitätszahl hat, als trockenes Papier.

Viele Grüße Thomas