Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

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edi
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Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von edi »

Hallo, Dampfradiofreunde,

Ich habe jetzt eine Anzahl Geräte mit schwergängigen Potis, sowie 2 Kartons (!) mit Neu- (Alt-) Potis, auch diese sind schwergängig. Aber richtig schwer !
Fast alle DDR- Potis. Deren Fett geht, wie ich feststellte, besonders durch Kälte fest, und der Zustand bleibt.

Ich habe einige Röhrenvoltmeter, deren Nullsteller und Endsteller haben winzige Knöpfe- kaum drehbar.

Bei Restaurationen pflegte ich oft die Potis zu öffnen, zu zerlegen, die Achse und die Buchse zu entfetten, und neu mit Silikonöl/ Fett zu schmieren, und zusammenzubauen. Meist waren Nieten wegzubohren, und Kleinstschrauben mit Muttern zu verwenden.

Das funktioniert hervorragend, und keins der Potis ist schwergängig geworden.

Aber ich habe nicht mehr so viele Kleinstschrauben, und es sind auch jede Menge Potis zu machen.

Ich las schon von Versuchen, oben ein 1mm- Loch in das Anschraubgewinde zu bohren, und dort mit einer Kanüle dünnflüssiges Öl einzuspritzen.
Habe ich auch mal gemacht, aber ist nicht die Lösung, auch dünnflüssige Öle unterwandern das festgewordene Fett nicht. Ich habe nur Erfolg bei leicht festgegangenen Potis gehabt.

Idee von mir, bei Bowdenzügen klappt es prima:
Bei ausgebauten Potis kann man u. U. Achse u. Potigewinde von unten in einen passenden Gummitrichter einführen, diesen mit dünnem Öl vollgießen. Evtl. ist das Fett irgendwann wieder leichtgängig.
Ich habe ebenfalls nur Erfolg bei leicht festgegangenen Potis gehabt.

Ich habe auch schon versucht, eine mit Öl vollgesaugte Filzmanschette um die Achse am Buchseneingang zu plazieren... der Erfolg war wieder nur mäßig, und nicht von Dauer.

Ein sehr dünnes DDR- Ölspray, welches auch gute Kriechfähigkeit hatte, gibt es seit 1990 nicht mehr.
Silikonöl schmiert super, unterwandert aber überhaupt nicht.
Waffenöl wirkt -wenn überhaupt- nur sehr kurz.
WD40... geht, aber so kriechfähig ist es nicht, ähnliche Produkte- ebenfalls nicht.

Wärme hilft, aber auch nicht lange. Danach manchmal... noch fester.
Hat jemand noch eine Idee hierzu ?

Edi
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paulchen
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von paulchen »

Die Probleme hat wohl hier schon jeder gehabt.

Meine Methode.
Poti ausbauen. Danach erwärmen der Achse (Lötkolben). Solange diese noch warm ist in ein Petroleumbad legen und fleißig drehen. Durch das Zeug löst sich das alte Fett. Aber auf den Brandschutz achten!!!
Zur Not wiederholen.
Anschließend gleich mit entsprechenden Öl neu schmieren. Die Potibahn nicht vergessen (ich nehme Oszillin).

Diese Methode funktioniert eigentlich immer irgendwie. Einzige größere Arbeit dabei ist das ein- und ausbauen des Potis.

paulchen
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Diodenwolf
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von Diodenwolf »

Hallo edi,
nach einer vermeintlich elektr. Störung an meinem Mercedes, gelange ich in Besitz einer Sprühdose mit einem Langzeitschmiermittel OHNE Silikon. Auf der Dose steht "super lube" PTFE. Es hat hervorragende Kriecheigenschaften und löst in sekundenschnelle alle festsitzenden Teile. Dauerhaft - versteht sich.
Ich habe gerade meine neue Baustelle damit wieder gängig gemacht. Beide Drekos und Regler waren absolut fest.
Meistens reicht schon ein Tropfen auf die jeweilige Welle oder Achse.
Für die Behandlung elektr. Kontakte ist wohl Oscillin im Moment der Renner. (Steht vor mir - ist aber unbenutzt).

Gruß Wolfgang
Der Klügere gibt nach, dachte sich die Sicherung.
edi
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von edi »

OK, Super Lube ist vorgemerkt.
Danke für den Tip.
Z. B. Amazon Amiland hat`s, De nicht. Auch andere Händler nur Ausland.
Mal sehen, wo ich das Zeug herkriege.

Edi
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von fotoralf »

Diodenwolf hat geschrieben:Auf der Dose steht "super lube" PTFE.
Wo hast Du das her?

Ralf
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Diodenwolf
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von Diodenwolf »

Hier in die Runde,
Auch ich habe versucht, über das Internet an "super lube" zu kommen. Vergeblich!
Vertrieb über Paca GmbH. Die liefern aber nur an den Fachhandel bzw Industrie.
Meine Nachbestellung ging dann noch einmal an MB Herbrand (www.herbrand.de)
Finde gerade ad hoc keine Rechnung. Weiß aber, dass die Leute bei Herbrand sehr zugänglich sind.
Es ist eine 75ml Dose.
Geholfen?

Gruß Wolfgang
Der Klügere gibt nach, dachte sich die Sicherung.
fotoralf
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von fotoralf »

Dann werde ich die Paca GmbH morgen mal anrufen. Die werden ja wohl wenigstens wissen, an wen sie das hierzulande verkaufen.

Ralf
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tillk
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von tillk »

Hallo,

ich bin in der glücklichnen Lage nichts mehr zu müssen sondern nur noch aus Spaß
was zu machen. Und ich mache nur was mit Bauteilen die ich auch kenne und das
sind DDR-Bauteile.
Jedes DDR-Poti läßt sich öffnen und auch wieder verschließen.
Alle Teile die Metall auf Metall laufen bzw. reiben bekommen Vaseline, kostet in
der Apotheke ca 1,20€. Alle Teile die Metall auf irgenwas Anderes reiben bekommen
NEO-Ballistol, das kann man auch trinken und kostet ca. 2,5€ für 0,25 Liter.
Alle Scalen bekommen Haarlack der billigsten Sorte ohne Wettertaft o.ä.
Was ist denn "TUNER 600" ?
Was ist denn "Kontakt 60" ?
U.s.w.
Das ist Reklame, weiter nichts. Jeder will seinen chemischen Cocktail verkaufen.
Grüße
edi
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von edi »

Jedes DDR-Poti läßt sich öffnen und auch wieder verschließen.
Die Verbindungsart ist Vernietung, oder formschlüssige Verbindung mittels maschinell umgebogener Laschen.
Nieten: Aufbohren- Schraube, Mutter. Wenn man hat. Ich habe meine Vorräte an kleinen und kleinsten Schrauben verbraucht.
Die Laschen kann man nur noch 1 x aufbiegen, beim Zubiegen... war's das, da sind`se wech. Selbst wenn man das vorsichtig tut- der Materialzusammenhalt ist zerstört, die halten nichts mehr wirklich zusammen. Das Material gibt mehrfaches Verformen nicht her.
Diese Gehäuse sind aber gut lötbar, also verlöte ich die grundsätzlich. Hat den Vorteil, daß man das Gehäuse nun öfter öffnen kann- wenn dies überhaupt nötig ist.

Ballistol habe ich noch nicht verwendet, ich habe NVA- Waffenöl, das dürfte wohl nicht wesentlich anders sein.
Aber Waffenöl hat sich nicht bewährt.

All das läßt sich in meinen Restaurationsberichten nachlesen.
Ist aber sehr zeitaufwendig.
Und ich habe eine größere Menge Potis zu behandeln, eingebaute, und auch Lagerbestände.

Wenn es ein Mittel gibt, welches ohne Demontage das verharzte Fett löst, * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* das Zeug ausspülen kann, und an dessen Stelle für lange Jahre da bleibt, so daß man nicht den Maschinenpark für die Instandsetzung benötigt, wäre das die beste Lösung.

Edi
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von rettigsmerb »

Moin in die Runde,

PTFE = Polytetraflourethylen, Handelsname "Teflon". Gibt es auch von CRC-Industries (ex Kontakt-Chemie) als "Teflon Spray". Das Zeugs ist nicht schlecht, wo es einmal eingedrungen war kommt es nicht wieder heraus.

Das Produkt wird auch als Trennmittel in der kunststoffverarbeitenden Industrie verwendet.

Als alternatives Lösemittel für verharzte Fette benutze ich herkömmliches Benzin - unter Beachtung des Brandschutzes natürlich! Hartnäckige Fälle tauche ich über Nacht mit der Achse voran in ein passendes Gefäss, so dass das Poti bis kurz vor dem Gehäuserand im Sprit steht. Nach mehrmaligem Hin- und Herdrehen und Nachbaden wird das alte Fett weitestgehend ausgewaschen. Nach dieser Prozedur gut ablüften lassen und mit Silikonöl nachschmieren.

Das Verfahren funktioniert auch sehr gut bei den alten quasi-offenen Luftdrehkondensatoren.

Schöne Grüße,
Herbert
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von fotoralf »

Kurzer Zwischenbericht:

Die Firma Paca hat mich an "busschmiede.de" verwiesen. Die haben zwar ein Paca-Superlube im Angebot, jedoch vermisse ich den Hinweis auf PTFE. Ich habe mal angefragt, ob das dieses Produkt ist, und werde berichten.

Eine ausgemacht dumme Idee war es hingegen, bei Amazon nach "super lube" zu suchen. Jetzt werde ich bei jedem Einloggen mit Angeboten aus dem Erotikbereich überschüttet... ;-)

Stay tuned...

Ralf
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von Diodenwolf »

Hallo in die Runde,
News in Sachen "super lube".
Ich habe gerade mit Herrn Klose von der Firma Herbrand gesprochen.
Das Mittel wird nach wie vor angeboten und auch intern benutzt.
MB Teilenummer: Q 5250010
Für Anfragen hat Herr Klose mir seine E-Mail Adresse gegeben.
j.klose@herbrand.de

@Edi und Ralf
Der Versuch macht klug.

Gruß Wolfgang
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von JohnD »

Moin,
ich würde mal mit einem Poti aus der Reservekiste eine Reinigung im Ultraschallbad versuchen, Juweliere haben so etwas, falls nicht vorhanden. Zahntechniker auch.
So bleibt anstelle des Zerlegens nur noch der Ausbau nach.

Der Test sollte aber zunächst zeigen, ob die Dinger denn auch ganz bleiben.

VG Jochen
ECH81 im Eimer? Mischen impossibel.
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von fotoralf »

Ich habe ein recht manierliches Ultraschallbad. Knöpfe gehen damit, wenn sie nicht allzu sehr versaut sind, Brillen und so'n Kram sowieso, aber festsitzende Potis würde ich dem nicht zutrauen.

Ralf
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Re: Große Mengen schwergängiger Potis. Idee ?

Beitrag von jrundel »

MfG jrundel