Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Alles über das äußerliche Aufarbeiten von alten Radios. Lackieren, beizen, leimen, polieren, ... hier ist es richtig.
Forumsregeln
Regeln
Impressum
klausw
Geographik
Geographik
Beiträge: 2661
Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Unterfranken-W

Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von klausw »

Zu dem Thema findet sich einiges im Netz, und es gibt sicherlich viele Wege, die nach Rom führen.
Beispiel: http://www.radiomuseum.org/forum/telefu ... eiste.html
Wie viele Restaurateure stand nun auch ich vor dem Problem, dass ich bei meinem frisch erworbenen Graetz 163 W http://www.radiomuseum.org/r/graetz_163w.html
(sehr gut erhaltene Technik, sehr mäßiges Gehäuse) die nicht mehr vorhandenen Zierleisten ersetzen musste.
Beim Kauf war nur noch 1 der Leisten als unvollständiges Fragment erhalten, so dass wenigstens Rückschlüsse auf das einstmalige Aussehen gezogen werden konnten.

Graetz hat seinerzeit eine Nut ins Radiogehäuse gefräst und darin eine zweiteilig aufgebaute Zierleiste verankert. Die Leiste besteht aus einem Kern aus Weichholz, der in die Gehäusenut getrieben wird. Der obere Teil dieser Weichholzleiste ist mit dünnem Messingblech (U-Profil) verblendet. Das Messing liegt somit, genau genommen, auf dem Gehäuse auf. Die Gehäusenut hat eine Breite von 2,5 mm. Jede Leiste ist ca. 75 cm lang.

Die Konstruktion führt dazu, dass viele der Leisten sich im Laufe der Jahre spalteten und abgerissen wurden, mindestens aber ziemlich unrettbar verdellt sind.

Holger 66, von dem ich das Gerät erworben hatte, riet mir zu Messingrundstäben, die es mitunter in Bastelläden gibt. Andere rieten mir zu Messingröhrchen (Meterware) aus Baumärkten.
Kurzum: weder in den hier sehr reichlich vorhandenen Baumärkten noch in den ansässigen Bastelläden fand ich Material in der erforderlichen Stärke.
Das Netz bietet Lösungen, die auf Grund des Portos dann teuer bezahlt werden, vom Versandrisiko (Knick) einmal abgesehen.

Nun zur Abhilfe, die ich letztlich als Lösung wählte (Puristen mögen jetzt das Lesen einstellen):
Im ortsansässigen Bastelladen gab es Alu-Runddraht in der exakt passenden Stärke 2,5 mm, der Rundwickel zu 2 m, Kostenpunkt: 1,93 Euro.
Hersteller: EFCO.

Das Material ist äußerst weich und lässt sich sehr gut verarbeiten. Den "Goldglanz" besorgte Goldmetallicspray aus der Sprühdose (Felgenlack), das vor Verarbeitung des Drahts dünn aufgesprüht wurde und möglichst 1 Tag austrocknen sollte.

Die so erzeugte "Messingleiste" kommt sehr nahe ans Original heran, zumindest wenn kein originalbestücktes Gerät zum Vergleich daneben steht.

Schwieriger war das Anbringen der Leisten. Obgleich der Draht sauber gearbeitet ist: die Nut war es nicht. Trotz sorgfältiger Entfernung alter Holz- und Klebreste, gab es Bereiche, die geringfügig (geschätzt: 0,05 mm ?) enger waren, so dass sich die neue Leiste nicht überall gleichmäßig hineinlegte.
Leichtes Hämmern (mit Herzklopfen, wegen befürchteter Furnierrisse) mittels 100g-Hammer und zwischengelegtem Weichholzstück sorgte schließlich für Fortschritt.
Ein Verdellen des Drahts blieb somit aus.

Das Ergebnis überzeugt. Die Leiste liegt sauber in der Nut, ein Verkleben war nicht erforderlich.

Dies nur als 1 Möglichkeit, sich zu behelfen.

In meinem Fall bot sich die Vorgehensweise aus 2 Gründen an:
1.) das Gerät wurde auf Grund zahlreicher tiefer Gehäusemacken nicht vollrestauriert, sondern nur in Gänze gesäubert, glattgeschliffen und anschließend mit Beize + Ballenmattierung aufgehübscht. Es blieb also "Patina", zu der die Leisten sich gut ins Bild fügen.

2.) Ich bin ein extrem ungeduldiger Mensch, der derzeit noch ein wenig Urlaub hat. Langzeitprojekte laufen bei mir Gefahr, Langzeitabstellruinen zu werden :? .

Gruß
k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
Benutzeravatar
holger66
Moderator
Moderator
Beiträge: 4311
Registriert: Do Dez 18, 2008 6:27
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Nettetal

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von holger66 »

Bilder bitte....

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
Benutzeravatar
Fitradioantenne
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 197
Registriert: Sa Dez 19, 2009 0:20
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Wohnort: Burgdorf bei Hannover

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von Fitradioantenne »

Ja, Bilder wären hier angebracht. Ich kann mir das Ganze nicht ganz vorstellen.
Ich bin sonst gar nicht so schwer kapito.
Vielleicht liegt es auch an dem heissen Wetter, das wir heute hatten. Wir hatten hier in Burgdorf bei Hannover immerhin 32°C.
Also bitte schöne Fotos :idea: . Die Leisten möchte ich mir genauer ansehen :shock: .

Gruß Jo :hello:
schön dass es sie noch gibt, die guten alten Röhrenradios !
klausw
Geographik
Geographik
Beiträge: 2661
Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Unterfranken-W

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von klausw »

Fitradioantenne hat geschrieben:Ja, Bilder wären hier angebracht. Ich kann mir das Ganze nicht ganz vorstellen.
...Also bitte schöne Fotos :idea: . Die Leisten möchte ich mir genauer ansehen :shock: .

Gruß Jo
:hello:

Da liegt der Hase im Pfeffer: es gelingt MIR im Regelfalle nicht, schöne aussagekräftige Detailfotos zu schießen, egal von was. Bin in dieser Hinsicht schwerstens untalentiert, trotz aller Fotografiertipps.

Nehme es mir trotzdem mal vor, werde das Gerät dazu aber nicht ins Freie wuchten (22kg) :oops: .

Ergebnis siehe hier:
Die Leiste steht übrigens rundum gleichmäßig über das Gehäuse hinaus, d.h. der Bild-Eindruck, im unteren Bereich würde sie im Gehäuse "verschwinden", ist eine optische Täuschung.
Zierleiste Graetz 163 003a.jpg
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
klausw
Geographik
Geographik
Beiträge: 2661
Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Unterfranken-W

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von klausw »

holger66 hat geschrieben:Bilder bitte....

H.
:hello: Ist erledigt

Gruß
k.
Benutzeravatar
Rockabella73
Opus
Opus
Beiträge: 74
Registriert: Di Okt 23, 2012 17:15
Wohnort: Dortmund

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von Rockabella73 »

Danke für Dein Bericht hier, der Hilft mir nun auch weiter.
Hatte ihn schon mal vor langer Zeit unter Favoriten gesetzt, für den Notfall meines Graetz 176W.
Stehe auch vor den Problem seit nun ein paar Monaten bezüglich der Zierleisten, da bei mir zwei von vieren hinüber sind.
War auch schon mehrfach im Baumarkt, um nach Messingrohr oder- blech zu schauen. Messingblech war bei mir bisher absolut gar nichts und Messingrohr zu dick und nicht biegsam.
Dann werde ich es nun auch mal mir das Material besorgen, was Du dazu genutzt hast. Deine Bilder haben mich sehr überzeugt!!... :)
Erst mal muß ich aber schauen, ob es in Dortmund noch ein Bastelladen gibt.... :? .
Da Deko Buschmann nicht mehr gibt...shit!!

Gruß
Sonja
Ralf
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1588
Registriert: Mo Nov 26, 2007 10:39

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von Ralf »

Goldenen Aludraht gibts in der Bucht.

http://www.ebay.de/itm/Aludraht-Alumini ... 0935946286
Benutzeravatar
SABA78
Geographik
Geographik
Beiträge: 2205
Registriert: Do Jun 28, 2012 18:29
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Rheinhessen, Nähe Wörrstadt

Re: Ersatz der Zierleisten Graetz-Modelle 1952/53

Beitrag von SABA78 »

Hallo.
Zu dieser Problematik hatte ich einst in einem Thread meinen bescheidenen Beitrag geleistet.

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=33&t=9862

Ein Grundig 2030, dass ich damals ablaugte und neu lackierte bereitete mir das gleiche Problem.
In einer Filiale vom großen C in Mainz fand ich in der Modellbauabteilung Messingröhrchen mit dem passenden Durchmesser.
Ich bog die Röhrchen zurecht, steckte Messingnägelchen in die Nut im Gehäuse, lötete die Röhrchen dann vorsichtig an und drückte die Röhrchen dann in die Endposition.
Das Biegen geht recht einfach. Mann bekommt schnell ein Gefühl für das Material.
Später sichtbares Lötzinn habe ich mittels Drehmel weggeschliffen. Die Röhrchen lassen sich gut polieren.
Das Ganze fand ich hinterher besser als das Original.

Man sollte die Messingröhrchen möglichst vor der Endmontage polieren. Bei meinem Versuch waren die Messingröhrchen schon fest angedrückt. Trotz doppeltem Abkleben mit Malerkrepp hatt der Lack Schaden genommen. Er verfärbte sich leicht hell und milchig. Auf dem Foto in o.g. Thread sieht es aber deutlich schlimmer aus als es ist.


Gruß,
Daniel.
Gruß,
Daniel


Baden Baden, Beromünster, Paris, Rom…
...Eine ganze Welt ist auf der Skala des SABA-Empfängers vereint