Grundig Musikgerät 98As

Hier könnt ihr die schönsten Stücke eurer Sammlung zeigen oder Geschichten zu besonderen Radios erzählen.
Gery
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Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Gery »

Hallo und guten Morgen,
heute möchte ich ein wenig von einem Reparatur-Projekt erzählen, das ich gestern erlebt habe.
Also es ging um den 98As von Grundig dieser hatte folgende Mängel: Skalenzeiger hängt, lässt sich nicht aus schalten, quietscht bei bestimmten Lautstärken-Einstellungen, und bei AM-Empfang ist ein Bereich der bei der Frequenzwahl ruschelt.

Erst mal zu den einfachen Dingen, dem Senderwahlregler. Dieser war komplett fest, und das Skalenseil hing falsch aufgewickelt schief herum.
Skalenseil ab gewickelt und den Drehkondensator mittels WD24125 und sanftem hin und her wieder gelöst. Skalenseil neu aufgewickelt, fertig.

Beim Ausschalter, ein einpoliger Knebelschalter der mit einer Schlittenmechanik hin und her geschoben wird mit WD534561 behandelt, und eine neue Feder eingesetzt, fertig.

AM-Empfang der ruschelt, Plattenschluss an der äußere Platte am Drehkondensator, gerichtet fertig.

So jetzt kommen wir zu dem Teil, an dem ich trotz Klimaanlage in der Werkstatt ganz schön ins schwitzen gekommen bin.
Das Radio fängt ab einer bestimmten Lautstärkestellung an zu pfeifen, pro Durchgang 3 Stellen. An dem Radio hat schon jemand etwas unprofessionell versucht, die Erdeanschlussbuchse gleich mit dem 3 poligen Zuleitungskabel mit zu schleifen. Okay Ideen muss man halt haben :lol: wird natürlich wieder beseitigt.
Was aber in aller Welt ist dieses sche... Gepfeife? UKW und Mittelwelle laufen hervorragend, und die Abstimmungen stimmen perfekt. Das Empfangsteil ist also in bester Ordnung. Auf TA das gleiche Gepfeife in grün, also kann es nur der Verstärkerteil des Radios sein.
Röhren mit dem RPG überprüft, sind alle in besten Zustand. Okay also dann mal den Koppelkondensator C25 10nF zum Triodensystem der ECL86 austauschen. Das Ergebnis war null quietscht immer noch. Mancher wird sich fragen, warum ich den Kondensator ersetze? Ganz einfach wenn ich den alten zum Messen einseitig auslöte, dann kann ich auch gleich einen neuen ein löten.
Und ja ich habe zuvor alle Spannungen gemessen, die im Schaltplan eingetragen sind (eigentlich nicht erwähnenswert, da dieses ja vorausgesetzt ist). Da muss ich Grundig mal loben, der Plan ist sehr übersichtlich und mit vielen Messpunkten gekennzeichnet, sogar die Röhrenmesspunkte sind mit Strom und Spannungsangaben gekennzeichnet. Auch die Abgleich-Anleitung erste Sahne, sehr gut verständlich.
Na gut dann schmeiße ich halt noch den C27 50µF Elektrolytkondensator raus mir war gerade mal so danach :lol:
Es folgt jetzt eine halbe Stunde lang, alle Lötpunkte auf der Platine nach löten, und alle Verbindungsleitung neu an löten.
Das Pfeifen ist noch da :shock: irgend wo muss sich doch der blöde Schwingkreis bilden. Mönsch Meier, die Röhren waren ja laut RPG alle bestens. Eine ECL86 habe ich nicht im Lager um mal einfach zu probieren, also was nun?
Mit einem isolierten Schlitzschraubendreher habe ich nun alle Bauteile abgetastet ob sich wegen der veränderten Kapazität irgend was verändert. Und siehe da, jedes mal wenn ich af den ausgetauschten Koppelkondensator C25 gehe ist das Pfeifen weg.
Okay da wende ich mal Trick 17 an und wickele Litze spulen förmig um den Kondensator um das anschließend auf einen Massepunkt zu löten.
Nix, das Pfeifen ist jetzt zwar etwas leiser aber immer noch relativ laut da. Also wieder weg mit meiner Konstruktion, gut man hätte das auch so lassen können, so war es dann halt ein abgeschirmter Kondensator.
Mein Blick fiel jetzt auf die EAF 801, nun die hat ja ein schönes Blechkleidchen um die Röhre wegen der Abschirmung zum Drehkondensator hin und umgekehrt.
Sollte ich mal der ECL86 auch probeweise so etwas verpassen? Bingo, die blöde ECL86 war das, die von irgend wo eine Einkopplung bekommt, oder selbst zu schwingen anfängt. Lautsprecher kann es nicht sein da abgeklemmt und an einen anderen vom Messplatz angeklemmt.
EGAL meine Geduld war eh ein wenig strapaziert von der langen Sucherei. Nun hat sie ein Kleidchen und das Radio spielt wie am ersten Tag.
Am Gehäuse befindet sich noch ein Aufkleber, der da natürlich nicht hin gehört. Klar der muss ab, das gehört aber wieder zu der Gehäusekunst die ich nicht beherrsche :lol:
Alles gereinigt, teilweise mit dem Ultraschallbad. Nun sieht das Radio wieder aus wie neu, und wenn der blöde Aufkleber endlich weg ist, wird es wieder in das Gehäuse eingebaut.
RM.org hat nicht viele Bilder von dem Gerät, meine Bilder können gerne in die RM-Datenbank eingepflegt werden.
Das Bild vom fertigen Radio, wird hier im DRF noch nach gereicht.

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Die ECL86 mit neuem Gewand
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Ein Aufkleber ist schneller drauf geklebt, als ihn wieder zu entfernen
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Allen ein schönes Wochenende!
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eabc
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von eabc »

Hallo Gery,
ich meine auch das so wie Du es schreibst die ECL wohl der Verursacher der Schwingung ist.
Nachteil der Blechummantelung ist die verminderte Wärmeabfuhr der Röhre, das solltest Du nun eine Weile lang beobachten. Evtl. liegen etwaige Leitungen bzw. sind mögliche Leitungsabschirmungen nicht dort wo Sie sein sollten und wären somit der Auslöser des Pfeifens. Auch käme eine unzureichende Siebung ( vertauschte Leitungen auf derPrimärseite des AÜ) in betracht.
M.f.G.
harry
Zuletzt geändert von eabc am Sa Jul 28, 2012 7:46, insgesamt 1-mal geändert.
M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo.

der Grund ist, dass jemand eine Fassung eingebaut hat ohne Abschirmung.
Eine PREH- Fassung mit Abschirmung bei der der Waermeshaushalt der ECL stimmt.


http://www.radiomuseum.org/r/grundig_mu ... _98as.html

als (dessen) Vater sollte ich das Wissen.
johann
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von holger66 »

Radiowerkstatt hat geschrieben: als (dessen) Vater sollte ich das Wissen.
johann
Das sind die Momente, bei denen ich den Göttern des Internet auf Knien für die Existenz des DRF danke ! Und Johann natürlich auch.

:danke: :danke: :danke:

Johann, so nebenbei: stimmt die Preisangabe 300 Mark im rmorg ? Da hatte die Inflation wohl schon ganz schön zugeschlagen.

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Holger.

Du hast Glueck, nach einer Woche Klinik, bin ich zwar Zuhause aber nicht therapiert.

Da muessen noch einige Handgriffe gemacht werden.

zu den 300.-- DM
Das waren im KATALOG mir <*> "unverbindliche Richtpreise" sogenannte "Mondpreise"
Von der Höhe aus, wurden die Händler- Rabatte gerechnet.
- 25 bis 40%
gruss johann
Gery
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Gery »

Hallo Johann,
hätte ich dich doch lieber gleich gefragt, als da stundenlang rum zu fummeln. Na so war aber der Lernfaktor besser.
Die 300 DM Verkaufspreis hatten mich schon gewundert, ist ja schon eine Stange Geld gewesen.
Das Radio hat seinen 5 Stunden Dauertest bestanden, thermische Probleme gab es an der Röhrenabschirmung keine. Ich muss jetzt nur noch den blöden Aufkleber weg bekommen, ohne das ich da was beschädige.
Johann ich wünsche dir eine gute Besserung!!!

Viele Grüße
Gery
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von saarfranzose »

versuche es mal mit Sonnenblumenöl, Gery! Ich meine das ernst.
Gruß,
Jupp
------------------------------
Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo hier nochmals.
Im Labor /Konstruktion gab es ganz amtlich den Niveatest !
Damit wurden der Druck auf den Erzeugnissen auf Haltbarkeit geprüft.
Die Creme unterwandert den Lack oder Kleber.
Daher auf der Zeichnung als Bedingung: NIVEA- fest.

johann
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paulchen
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von paulchen »

Alles richtig und aus der Praxis bestätigt.
Mein Tip dazu - Lampenöl. Paraffin unterwandert so ziemlich jeden Kleber von Etiketten und Aufklebern.
Altes Hausmittel...

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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Gery »

Hallo liebe Radiofreunde,
vielen Dank für Eure Tipps die ich alle ausprobiert habe.
Zum Aufkleber selbst, es ist bzw. war :mrgreen: ein Aufkleber bester Qualität. Er war komplett aus Kunststoff und hatte sich die Jahre quasi mit dem Radio vereinigt.

Tipp vom Jupp: Selbst mit enormer Kraftanstrengung war da mit dem Sonnenblumenöl nichts zu machen. Rapsöl und Olivenöl ging auch nicht. Ein Papieraufkleber hätte da bestimmt verloren.

Tipp von Johann: Meine Hände sind wieder geschmeidig, aber der blöde Aufkleber ging davon auch nicht ab.

Tipp von Paulchen: Konnte ich nicht ausprobieren, Kanister mit dem Zeug ist nicht auffindbar.
Danke für eure Hilfe :danke:
So habe ich in der Küche mal geschaut was den so alles an Mittelchen rum steht. Das erste was mir in die Hand fiel war Ceranfeldreiniger, bingo mit dem Mittel hat es bestens funktioniert ohne das ich den Decklack beschädigt habe.
Also Aufkleber ab gerubbelt, trotz Mittel hat dieses 20 Minuten gedauert. Zum Glück läuft ja gerade Olympia im Fernsehen :lol:
Danach mit einem nassen Lappen die Rückstände vom Mittel entfernt, und mit einer Möbelpflege "Fernol" poliert.
Morgen kommt noch eine neue "Anschlussschnur" :lol: dran und die Wiedervereinigung von Gehäuse und Chassis.

Bild

Gruß Gery
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von Gery »

Hallo,
der kleine Grundig ist fertig, und läuft schon fleißig den ganzen Tag mit seinen 3 Röhren.

Bild

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RM.org darf gerne die Bilder in die Datenbank übernehmen.

Viele Grüße
Gery
klausw
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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von klausw »

Radiowerkstatt hat geschrieben:....zu den 300.-- DM
Das waren im KATALOG mir <*> "unverbindliche Richtpreise" sogenannte "Mondpreise"
Von der Höhe aus, wurden die Händler- Rabatte gerechnet.
- 25 bis 40%
Ich habe zum Aspekt der "Preisgestaltung" der Radios in den 60ern mal etwas recherchiert und werde dazu ein eigenes Thema in einer Rubrik für Forenmitglieder einstellen.

k.

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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von captain.confusion »

Hallo Gerry,

die EL86 wurde oft mit einem - ich nenn ihm mal Antischwingkondensator - ausgestattet. Ich war jetzt zu falu den Schaltplan des 98er anzuschauen, aber ich hatte mal ein ähliches Problem mit einem EL86 Siemens: http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=10094

Übrigens würde ich noch die blauen Valvo-Elkos austauschen. Die haben teilweise seltsame Werte. Diese Erfahrung habe ich auch mit alten Siemens Elkos gemacht.

Grüße: Frank
Viele Grüße aus der Pfalz!

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Re: Grundig Musikgerät 98As

Beitrag von klausw »

Wirklich schön geworden, Dein Gerät, Gery.

Ich greife mal diesen älteren Beitrag auf, da ich mir ein ähnliches Gerät geschossen habe, das sich noch in der Zulieferung befindet, und zwar den Burschen hier:
http://www.radiomuseum.org/r/grundig_mu ... 117_1.html

Etwas älter als Deiner, auch mit der 3-Röhren-Technik, und eigentlich mit dem Holzquergehäuse so gar nicht mein Sammelgebiet. Dennoch hat mich Dein Beitrag, sowie die anderen zur Technik dieser Gerätefamilie, inspiriert, mir sowas auch mal zuzulegen.

"Mein Gerät" hat die Holzvariante "Rüster" und soll nach Aussage des Besitzers komplett und gehäuseseitig in gutem Zustand sein. Wollen wir mal hoffen, dass es den Transport gut übersteht und sich an der Oberseite nicht die berüchtigten Glasabstellränder befinden.

Ggf. mache ich dann mal einen eigenen Beitrag auf.

Gruß
k.

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