Philips GM2880

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Christoph
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Philips GM2880

Beitrag von Christoph »

In eingien Vorkriegs-Serviceanleitung von Philips ist ein Messsender abgebildet, der GM2880.
So einen habe ich vor ein paar Jahren mal gekauft.
Allerdings hat da jemand seine defekten Röhren "entsorgt". Die Röhren haben da garnicht reingepasst und waren alle defekt. Deswegen stand er lange Zeit im Regal.
GM2880_6.jpg
Immerhin ist er optisch noch sehr gut erhalten, momentan aber noch zerlegt.

Bestückt ist er mit einer G1054 (=1873) und drei E409 (=REN1104). Da ich aber keine der Röhren habe, habe ich erstmal eine G1064 und drei REN904 eingebaut. Damit funktioniert er auch erstmal.
GM2880_10.jpg
Erstaunlich ist, dass die Siebelkos noch ziemlich gut sind. Zwar sind von den 32µF nur noch 17µF und 24µF übrig, aber immerhin liegt der Leckstrom nur bei 300µA.
Dann waren noch fünf Teerkondensatoren drin, zwei als Entstörkondensatoren (ersatzlos gestrichen) und drei im Bereich um NF-Modulationsgenerator. Die Isolatin lag noch bei gut 3MOhm, allerdings habe ich doch alle ersetzt.

Interessant ist auch, dass er für die einzelnen Bereiche keine Trimmkondensatoren gibt, sondern stattdessen Keramik-Rohrkondensatoren eingebaut sind, bei denen so lange der Belag abgekrazt wurde, bis die Frequenz richtig war.

Beeindruckend ist auch die freie Verdrahtung mit blanken Draht.
GM2880_4.jpg
GM2880_7.jpg
GM2880_3.jpg
Der Sinus der Modulationsgenerator ist etwas verbeult und liegt bei etwa 300Hz, laut Anleitung sollten es aber 400Hz sein.

Dafür ist das Ausgangssignal, vom niedrigsten Bereich abgesehen, erstaunlich sauber.
Auch die eingestellte Frequenz stimmt in den unteren Bereich erstaunlich genau mit der Skala überein. Die Abweichungen in den höheren Bereichen kommen wohl von den nichtmehr originalen Röhren. Die Kapazitäten der Röhre dürften bei dieser Bauart doch ziemlich streuen. In der Anleitung steht auch das die Röhren nicht untereinander vertauscht werden dürfen.

Jetzt muss ich "nur" noch einen Satz passende Röhren finden...
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Grüße
Christoph
hoeberlin
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Re: Philips GM2880

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, Christoph,
Schönes Gerät!
einen Tipp möchte ich Dir geben: Der / die Entstörkondensatoren sollten m.E. nicht ersatzlos ausgebaut, sondern fachgerecht ersetzt werden.
Begründung: Die Schaltung des Gerätes sieht die Kapazität zwischen den Trafowicklungen im ungüstigsten Fall als "mit Netzfrequenz geschaltete Kapazitäten", weil nur dann beide Enden der Anodenwicklung HF-mäßig an Masse liegen. Die Kapazität im Netztrafo kann dann zu Modulationsstörungen führen.

Das Problem tritt jedoch bei Brückengleichrichterschaltung wesentlich stärker auf, Rundfunkgeräte haben dann, wenn keine Erde angeschlossen ist, üblicherweise ein häufiges starkes Brummen oder knattern in den AM Bereichen. Baut man dann die entstörkondensatoren ein, ist dieser Effekt weg.

VG Henning
Schlau ist, wer weiss, wo er nachlesen kann, was er nicht weiss
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz
Christoph
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Re: Philips GM2880

Beitrag von Christoph »

Über die Kondensatoren habe ich auch schon nachgedacht, aber:

Das gute Stück hat so eine Buchse für die alten "Bügeleisenstecker", aber ohne Schutzkontakt. Die Buche ist komplett aus Bakelit. Das Gehäuse aber Metall und natürlich Masse.

Direkt an der Netzbuchse sind zwei 8nF Glimmer(?)Kondensatoren, die gegen das Gehäuse gehen. Denen würde ich sogar noch vertrauen. Ableitstrom und Isolation mit VDE0701 Prüfer sind OK.
Dann kommt eine Drossel, danach zwei 100nF Kondensatoren die auch gegen das Chassis gehen. Bei 230V und 50Hz ergibt sich bei 100nF ein Ableitstrom von ca. 7mA. Das ist mir doch etwas viel.
Ich hätte allerdings noch ein paar von diesen schönen blauen Y1 4,7nF Kondensatoren.

Ich habe schon überlegt welche von denen einzubauen? Andereseit haben die sich bei Philips mit den 100nF ja auch mal was dabei gedacht.

Hier gibt es auch einen Schaltplan:
http://frank.pocnet.net/instruments/Philips/HR/T&M.html

Ich überlege außerdem noch das Gehäuse zu erden.
Grüße
Christoph
Gery
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Re: Philips GM2880

Beitrag von Gery »

Christoph hat geschrieben:Ich überlege außerdem noch das Gehäuse zu erden.
Hallo Christoph ein echt schönes Gerät, ich würde es auch erden. Sicherheit sollte da echt vor gehen!
Danke fürs vorstellen :hello:
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Re: Philips GM2880

Beitrag von saarfranzose »

ob es wirklich gut ist die Erdung auf das zu prüfende Radio zu übertragen? Es kommt wohl auf den Einzelfall an.
Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)
Christoph
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Re: Philips GM2880

Beitrag von Christoph »

Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher was ich mache.
Das Gute ist aber schonmal, das man das Gerät ohne verbasteln Erden kann. Ich habe schonmal aus dem Netzstecker ein Erdungskable mit Kabelschuh rausgeführt. Neben der Netzbuchse ist eine Schraube an der man perfekt das Gegenstück zum Kabelschuh befestigen kann.
Da die Schraube auch sonst keine Aufgabe hat, war sie vermutlich sogar zum Erden vorgesehen.

Andereseits bin ich doch am überlegen, alle netzseitigen Entstörkondensatoren durch 4,7nF Y Kodensatoren zu ersetzen und doch nicht zu erden.
Ich bin mir noch nicht sicher was ich machen soll.

Das das Radio auch über den Messsender dann geerdet würde ist richtig.
Andererseits hat mein etwas modernerer Messsender und mein Oszi Masse und Erde verbunden.
Grüße
Christoph
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Re: Philips GM2880

Beitrag von Christoph »

So, fertig! Zur Perfektion fehlen nur noch die richtigen Röhren.
GM2880_20.jpg
Der Messsender hat keine in Hz geeichte Skala, sondern nur eine "Gradeinteilung". Auf den Kurven oben auf dem Gerät kann man die Teilung für die gewünschte Frequenz für jeden Bereich ablesen.
Erstaunlich ist, dass im unteren Frequenzbereich die eingestellte Frequenz relativ genau ist. Bei 10MHz liegt der Messsender allerdings ca. 180kHz zu hoch. Vermutlich liegt das aber auch an den getauschten Röhren.

Der Messsender hat folgende Funktionen:
Messsender 100kHz bis 21,5MHz, AM modulierbar.
Div. Festfrequenzen im Mittel- und Langwellenbereich.
Ein fester Oszillator bei etwa 800kHz.
Stellt man in diesem Modus den Messsender auf 801kHz kann man im Radio die 1kHz Schwebung hören. Dies kann laut Anleitung genutzt werden um den Frequenzgang des NF-Teils zu prüfen.

Das Ausgangssignal ist, dafür das es im Grunde von nur einer REN1104 erzeugt wird, erstaunlich sauber. In den meisten Bereichen ist es in der Tat ein relativ ordentlicher Sinus. Der Oberwellenabstand liegt laut FFT vom Oszi je nach Frequenz bei 15-30dB.
GM2880_18.jpg
Dann habe ich mich doch fürs Erden entschieden. Es ist optisch (und vermutlich auch VDE-Gemäß) nicht ganz perfekt, bietet aber nach meiner Meinung einen guten Kompromiss zwischen Sicherheit und Originalität (die Schraube war schon vorhanden, es musste als nichts "verbastelt" werden).
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Grüße
Christoph
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Re: Philips GM2880

Beitrag von Schlappmacher »

Hallo,

ui, mal ein richtig altes Stück, meinen Glückwunsch! Hat ja richtig schöne Patina.

Die Schutzleiter/PE-Verbindung finde ich sinnvoll und richtig. Falls der Messaufbau in Zukunft mal erdfrei geschaltet werden muss, würde ich per Trenntrafo den Prüfling wie auch den Generator massefrei betreiben.

Weiterhin Viel Spass mit dem Gerät.

Der Schlappmacher
"Digital is a special case of Analogue", Bob (Robert C.) Dobkin