Erhalten habe ich das Gerät mit zwei weiteren Radios von einem alten Fernsehtechniker zwei Orte weiter. Der Stil des Radios gefiel mir sofort, dieser weisse Rand aus Plastik und die rundliche Form. Dieses Gerät muss fertig und dann in mein Zimmer. Diese Hartnäckigkeit würde sich noch später auszahlen.

An einem Samstag habe ich dann mit der Demontage angefangen. Ablöten des Lautsprechers, lösen der Masseschraube für die Bodenklappe und das Lösen der vier Bodenschrauben. Beim Herausheben des Chassis sah ich, das es vorne total schief war.
Hier war eine Schweißnaht gerissen und die Skale hing auf halb Sieben. Ich konnte mittels einer Schraube und Unterlegscheiben das Chassis wieder zur Verbindung überreden und die Skale retten.. Ein Glück, es war nichts passiert!
Nun zur ersten Sichtkontrolle. Einige alte Ero- sowie ein paar Wachskondensatoren. Keiner der Kondensatoren war ausgelaufen, daher wagte ich einen ersten Probelauf. Daher Vorschaltlampe vors Gerät geklemmt und dann alles an den Trenntrafo.
Der spannende Moment den jeder kennt: Was wird passieren? Wird das Gerät laufen? Wie sieht das magische Auge aus?
Und da passierte einiges: Beim Radio glühten nur die Skalenbirnchen schwach vor sich hin, allerdings gab die Vorschaltlampe ihr allerbestes und schlug voll aus. Auch brummte der Netztrafo lauft… kein gutes Zeichen... hier fließt ein zu hoher Strom.
Als erstes hatte ich Gleichrichter und Elko in Verdacht. Der Elko war noch in Ordnung, daher hab ich den Selengleichrichter ausgebaut und durchgemessen. Das Ergebnis war ein glatter Kurzschluss zwischen Anodenanschluss (+) und Masse (-). Gut gut, der Gleichrichter musste schonmal neu, allerdings sieht der Transformator auch nicht sonderlich gut aus, er ist ziemlich dunkel:

Braun gebrannt: Ganz sauber sieht der Trafo nicht mehr aus
Als Test habe ich den Trafo also nochmal abgeklemmt und dann eingeschaltet. Der Trafo rörrte immer noch und die Lampe ging an. Mist, der Trafo war kaputt. Es musste also Ersatz besorgt werden. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Claus (nordmender) für einen Ersatztrafo Nach Austausch des Netztrafos, des Gleichrichters, der Netzelkos und dem Einsetzen von Vorwiderständen für den Gleichrichter, war das Netzteil schonmal wieder startklar.
Nun konnte ein weiterer Test erfolgen. Über den TA Anschluss hatte ich einen MP3 Player angeschlossen um so zu testen ob der NF-Teil schonmal läuft. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Der NF-Teil lief, die Spannungen waren in Ordnung. Hier musste ich beim Testen jedoch bemerken, dass die im Lautstärkepoti integrierte Höhenblende sich nicht mehr verdrehen lies. Auch mit ein paar Spritzern Öl von außen war da nichts zu machen. Ersatz hatte ich nicht, daher musste eine OP am offenen Herzen durchgeführt werden. Daher das Poti abgelötet und rausgeschraubt, mit ein wenig Angst die Nieten aufgebohrt und das Poti zerlegt. Die Angst war unberechtigt, denn allzu viele Kleinteile die rausfallen konnten, kamen nicht zum Vorschein. Verharztes Öl war die Ursache für das Festsitzen, nach einer Reinigung und neuem Schmieren war das Poti wieder einsatzbereit. Das Zusammensetzen war ein wenig schwieriger. Erst habe ich es mit Sekundenkleber versucht, das hielt aber nicht. Auch hier möchte ich mich wieder bei Claus (nordmender) bedanken. Er gab mir den Tipp, einfach Draht durch die Nietenhülsen zu ziehen und dann auf einer Seite zu verzwirbeln. Das hält das Poti super zusammen.
Somit waren schonmal Netzteil und NF-Stufe wieder in Stand gesetzt. Als nächster Schritt fand das Austauschen der Kondensatoren statt. Das waren bei der E13 ganze 11 Stück, hauptsächlich Wachskondensatoren.

Ausbeute: Auch die EM84 musste getauscht werden
Nach dem Austausch der Kondensatoren wollte ich einen Empfangstest machen. Auf LW,MW,KW sowie auf UKW kein Empfang… so ein Mist, ECH81 und EF89 getauscht, brachte aber leider nichts. Kein Empfang auf UKW? Da war bei Nordmende doch was… !Ach ja richtig! Defekter Scheibenkondensator und Widerstand im UKW Tuner. Also habe ich den Tuner aufgeschraubt und siehe da, ein defekter Trimmer und ein defekter Widerstand. Nach Austausch beider Bauteile und Trimmerabstimmung nach Gehör war schonmal was auf UKW zu empfangen, jedoch nicht wirklich gut. „Da soll wohl noch was verstimmt sein“ ,dachte ich. „Machen wir erst einmal mit L,M,K weiter… Doch hier war nichts zu finden. Die Schaltkontakte waren alle in Ordnung und auch die Spannungen stimmten überall mit denen im Schaltbild überein. Nach einigen Abenden der Verzweiflung fiel mir auf, das ein Spulenkern auf dem Tastensatz komplett zerbrochen war… War hier schon einer am Werkeln? Aus einem Rigoletto konnte ich einen passenden Kern ausbauen und dort reinschrauben. Das Entfernen des alten Kerns war eine Qual…
Mangels Messgeräte musste ich versuchen nah Gehör abzugleichen, jedoch hatte ich auch nach zwei Abenden kein Glück… Verzweiflung machte sich breit. Es musste mehr wie ein Kern verstimmt sein, vermutete ich. Vielleicht wurde bei UKW auch noch mehr verdreht? Die am leichtesten zu erreichenden Kerne waren die der ZF Bandfilter. Die waren mit abgenommener Rückwand leicht zu erreichen. Nach einem Blick in das Schaltbild wusste ich, welche Kerne für UKW zuständig waren.
Nach vorsichtigen geringem Verdrehen wurde das Signal bedeutend besser. Ich hab dann die Kerne nach Gehör und Ausschlag der EM84 eingestellt und hatte nun einen super Empfang auf UKW.
Dann dieser Stelle war ich mit dem Chassis schon zufrieden. Natürlich muss das Gerät noch auf UKW nachgeglichen und auf L,M,K komplett abgeglichen werden, aber das werde ich machen, wenn ich gelernt habe, wie das genau geht.
Das Gehäuse habe ich einem Freund gegeben, der hat es dann aufbearbeitet:

Das aufbereitete Gehäuse
Den Nordmende-Schriftzug habe ich mit einem Goldstift neu nachgezogen:

Und nochmal das fertige Gerät, welches nun bei mir im Schlafzimmer seinen Dienst leistet:

Grüße Marco
