heute möchte ich euch mal mein 4. Röhrenradio zeigen (äh, also ein 2. und 3. gibt es auch, das zeig ich euch noch..

Es ist ein Loewe Opta Venus Plastik 560 W.
Ein sehr interessantes Gerät, wie ich finde, da es wohl ein bewegtes Leben hinter sich hat.
Bekommen habe ich das Radio von Herbert vor zwei Monaten. Er hat es nur etwas entstaubt (soweit es ohne Chassis ausbauen möglich war), die Röhren geprüft und wenn nötig ersetzt, und eine gute EM4 reingemacht (die alte war Matsche). Herbert hat das Radio aus dem Radiomuseum Linsengericht gefischt. Ja, das Radio stand schon in einem Museum! Aber nur im Keller...
Bei dem Zustand aber auch nicht verwunderlich (Chassis zu diesem Zeitpunkt schon ausgebaut):

Aua..

Aua


Hat wohl mal jemand die Bude geräuchert.. habe ich aber nichts dran gemacht, Stoff waschen ist mir zu gefährlich:

Die Rückwand - da steckt was - dazu später:

Schaltplan klebt innen auf der Revisionsklappe - das ist schon mal gut.

Man beachte die Regler oben links:

Ohne Worte:

Man konnte das Licht dieser Lampe von außen sogar noch sehen!


Dreck..

.. soweit man sehen kann.

Angefangen sauber zu machen:


Bezahlt habe ich Herbert für dieses Radio 20,00€, die er so weitergeleitet hat ans Radiomuseum.
Und 20 weitere Euros für die schöne EM4 (Bilder gleich..).
Dann ging es ans technische.
Spielen tat das Radio auf allen Wellen. Die Kontakte im Tastensatz waren aber nicht mehr die allerkontaktfreudigsten. Außerdem lief der Sender im UKW-Modus innerhalb der ersten Viertelstuunde weg. Stellte man nach etwa 10-15 Min wieder scharf blieb der Sender auch drin.
Und dann war da ja noch das äußerliche..
Mit dem Gehäuse erstmal runter zu papa in die Werkstatt. Haben uns dann um das "Loch" oben gekümmert. Das Holz wurde dort stark eingedrückt. Erste Idee: Holz von unten wieder hochdrücken und es sollte wieder eben sein. Pustekuchen! Das Holz war derart zusammengequetscht worden, das es sich nicht wieder in die ursprüngliche Lage drücken ließ. Also das Holz von innen her komplett weggepröckelt, bis auf die äußerste, von außen zu sehende Schicht. Dann soweit wie möglich hochgedrückt, von unten eine Leim/Späne Mischung rein, dünnen Holzklotz drüber geleimt, Klemmzwinge.. passte.
Blieben da noch die ganzen tiefen Macken. Was machen? So lassen? Nein. Ausspachteln, nein, Holzmasserung weg, Farbton treffen.. nein. Alle Stellen ageschliffen und mit dunkler Beitze drüber.
Und dann Klarlack, mehrere Schichten. Aber nur punktuuell.
Dann alle Messingteile poliert.. stundenlang. Dann das ganze Gehäuse mit Wachs poliert.. stundenlang.
Die Skalenscheibe dann auch ordentlich geputzt.
Dann ging es an die Technik. Die übliche Kondensatorkur vollzogen. Netz-/Siebeelkos aber gelassen, Becher wird nur minimal warm, und der Netzbrumm ist auch nur sehr gering. Ansonsten eigentlich alle "Bösen" raus.
Dann noch den Gleich-riecht-er mit Dioden neugemacht. Allerdings "Freiluft" unterm Chassis.
Der Seelengleichrichter wurde beängstigend warm, daher das neumachen.
Testlauf:
Radio funzt noch, UKW-Sender läuft leider trotzdem weg.
Da ich nicht die Mittel habe, es zu beheben, ließ ich es so.
Also Radio zu, drei Tage spielte es wunderbar.
Dann am 4. Tag, einschalten, PENG!!
Radio am darauffolgenden Tag wieder auseinandergenommen.
Radio mit zwischengeschalteter 40W Glühbirne eingeschaltet = Feuerwerk im UKW-Kasten. *****Bitte in diesem Forum auf die Ausdrucksweise achten/ Automatisch zensiert!******.
Und so wie es nun mal zu mir passt: Ein zugelöteter UKW-Kasten. Und dann ein Anfänger der so ein Ding noch nie offen hatte?
Nein, lieber nicht.
Nun gingen sechs Wochen ins Land, bis zum letzten Wochenende.
Da war der Herbert wirder da


Ein Kodnensator im UKW-Kasten war durchgeschlagen. Von de Kondensatuor war fast nur noch der Draht da


Den Gleichrichter hat er mir dann auch gleich noch neu gemacht und schön im Gehäuse des Alten "verpackt".
Probelauf - funzt. Der UKW-Sender läuft zwar immer noch weg, aber dabei haben wir es fürs erste belassen, wir hatten noch anderes auf dem Zettel, was zu machen war..
Nur um den Tastensatz haben wir uns noch schnell gekümmert, ganz in den Griff bekommen haben wir es leider noch nicht.
Also den ganzen Kasten wieder zsuammengebaut und Probelauf.
Doch nichts. Nix Musik, nix magscihes Auge - nichts.
Radio auf den Kopf gestellt, Revisionsklappe ab., und Herbert stach es fast direkt ins Auge. Neben dem Tastensatz hatte sich noch ein alter Kondensator versteckt. Es war die 9 Khz-Sperre. Also ein Kondensator mit Spule (oder umgekehrt?!). Da kein Ersatz vorhanden war, nur komplett abgekniffen.
Dann alles wieder zu. Probelauf - funzt.
Nun noch Bilder vom vorerst fertigen Radio:
Leider etwas verwackelt:

Sieht deutlich besser aus:

Dort war mal das "Loch".

Weitere Bilder:



Innenansicht:

Und das hier macht das Radio noch ein Stück interessanter, denn das steckte hinten:

Reparaturschein vom 03.10.1955.

Abgeliefert einen Tag später:

Was an dem Radio genau gemacht wurde kann ich nicht mehr genau erkennen. Ich erkenne nur, das es auch überprüft wurde, gut, nahezu logisch..
Arbeitszeit war jedenfalls eine Stunde.

Und das ganze zu einem aus heutiger Sicht unvorstellbar günstigem Kurs:

So fiel Herberts Röhrenprüfung aus:

Und wieder zu:

Die Schallwand spiegelt sich in der Messingleiste


Das Loewe Opta hat fürs erste das Telefunken von seinem Platz verdrängt:

Ein schönes Auge. Interessant die teils noch sehr helle Leuchtkraft im Auge. Herbert meinte, das Auge war wohl mal in einem Radio verbaut, wo es nie soweit ausgeschlagen ist. Deshalb ist die Leuchtkraft an diesen Stellen auch noch sehr gut!



Über den Siemens Klangmeister RS 12 (als Entzerrvorverstärker) haben wir meinen Plattenspieler ELAC PC 870 auch noch angeschlossen -funzt auch gut.
Herbert meinte noch, im Forum wurde mal berichtet, dass ein weglaufender UKW-Sender auch mit der ECC 85 zusammenhängen kann. Würde man eine nagelneue einsetzen, könnte es weg sein.
Sollte ich mir wohl mal eine besorgen.
Auf jedem Fall nochmal ein gaanz großes Dankeschön an Herbert, für die Reparatur und für sein letztes gutes Auge


Ich hoffe ihr könnt euch genau so freuen wie ich mich

mfg Tim