Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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2_Stroker
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Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo miteinander,

Momentan habe ich ein Grundig 1060 Zauberklang auf dem Tisch.
Die Problemkondensatoren sind entfernt und ordnungsgemäss ersetzt, der Selengleichrichter und der grosse Siebelko ebenfalls ersetzt (plus 220Ohm Vorwiderstand für Spannungsanpassung).
Das Radio hat mitlerweile ca. 2h gelaufen, wobei nach einer halben Stunde sich die EL84 in den Suizidial-Modus begab und plötzlich begann, wie irre Anodenstrom zu ziehen. Jetzt ist eine nagelneue EL84 montiert und die Spannungen stimmen meines Erachtens nun in etwa. Das Radio spielt gut.

Nun zum eigentlichen Problem:
Ich habe nun fortan alle Spannungen gemäss dem Schaltplan kontrolliert und bin an manchen Messpunkten stark neben dem Sollwert!!
Ich habe den Schaltplan angehängt mit den Mess-Ergebnissen, die Spannungen habe ich mit einem Fluke 287 (alle Messungen gegen GND) gemessen. Grün erachte ich persönlich als gut, orange als kritisch und rot als schlecht.
Bild
Kann mir hier bitte jemand helfen? Als gelernter Elektroniker EFZ der Neuzeit bin ich überhaupt nicht zu stolz zuzugeben, dass ich hier ein Wenig scheitere. Es fehlt schlicht die Erfahrung.

Gruss :hello:

Gruss
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olli0371
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

ich denke, die G2-Spannung an der ECH81 ändern sich mit der Stärke des eingestellten Senders. Die automatische Verstärkungsregelung sorgt dafür.
Die Spannung wird erzeugt an der EABC 80 und kommt über R43 am das Gitter 1 der ECH81. Dadurch ändert sich deren Arbeitspunkt abhängig von der Feldstärke.
Probiere doch mal, ob sich die Spannung verändert, wenn man einen anderen Sender einstellt.

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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BugleBoy
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von BugleBoy »

Nebenbei erwähne ich auch Innenwiderstand von Voltmeter aus Dampfsradiozeit, relativ niedrigohmig ist der. Und deine Fluke ist hochohmig, da wunderte man dafür dass paar Spannung (inbesionders in ZF-Kreis und paar Punkte) viel zu hoch angezeigt wird.

Grüss
Matt
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von rettigsmerb »

Frage: Arbeitet das Gerät eigentlich auf Lang- Mittel- und Kurzwelle einwandfrei? Der Anodenspannung nach von nur 104 Volt an der Triode der ECH81 liegt der Verdacht nahe, dass der Oszillator nicht schwingt und es damit auf diesen Wellenbereichen schweigt. Sollte es jedoch spielen, wäre R11 (33k Ohm) auf Werthaltigkeit zu prüfen.

Dass die AVR einen so massiven Einfluss auf die Schirmgitterspannung hat, erscheint mir eher unwahrscheinlich. Hier vermute ich, dass der Fehler der viel zu niedrigen Anodenspannung der Triode durchschlägt.

Die Messwerte des Fluke darf man als plausibel ansehen. Im SB findet sich der Hinweis auf die Verwendung eines Röhrenvoltmeters, welches den gleichen Innenwiderstand aufweist.
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weiser_uhu
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von weiser_uhu »

ja, die Anodenspannung der Triode der ECH ist etwas mickrig, kann am Vorwiderstand oder Abblockung liegen. Ich würde da aber nur was machen, wenn es Probleme beim AM-Empfang gibt, sonst nix machen.

Ansonsten finde ich, alles kann so bleiben. 10% Abweichung macht gar nichts. Und danach passiert auch nicht gleich was, kommt darauf an, wo es ist.
Grüße vom
-charlie-
2_Stroker
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo zusammen,
Erstmal Danke für die Antworten, ich werde heute Abend die Ergebnisse eurer Empfehlungen posten.
Das Gerät spielt auf MW, oder besser gesagt, ich empfing schwach einen Sender ohne Antenne.Weitere, genauere Test folgen natürlich.

Mir ist noch folgendes in den Sinn gekommen:
Kann es sein, dass auch ein oxydierte Kontaktsatz an den Tastensätzen mitschuldig ist?

Gruss :hello:
rettigsmerb
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von rettigsmerb »

Ein schlechter Kontakt wäre denkbar: 9d-9e. Dieser Kontakt schaltet bei ausgelöster UKW-Taste (Ruhekontakt) die Anodenspannung zum AM-Oszillator durch. Die Spannung müsste sich bei L-M-K-Betrieb und ganz leichtem Drücken der UKW-Taste bis kurz bevor die Raste auslöst dann "wackelig" zeigen. Hierzu wäre allerdings ein analoges Zeigermessgerät vorteilhafter, da dieses den Schwankungen schneller folgt als ein Digitalmultimeter.
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo zusammen,

Leider schweigt das Radio auf MW und LW, es brubbelt und rauscht nur. Am Ende des Senderbereiches kommt ein lautes Kratzen aus dem LS, das hatte ich schon einmal, wahrscheinlich berühren sich die Platten des Drehkos!
Dieser ist zwischen den Platten noch ein Wenig verunreinigt (Staub der letzten 30Jahre), ich denke aber nicht, dass das ein Problem verursachen könnte.
Des Weiteren habe ich den Kontaktsatz 4k-4l geprüft, wobei ich am Elkobecher C64 245V anliegen habe und auf der nach dem Kontaktsatz liegenden EM85 die selbe Spannung messen kann. Der Kontaktsatz erscheint mir deshalb Ok.

Auch habe ich gemessen:
Den Kontaktsatz 9d-9e, dieser scheint zu funktionieren!
Ausserdem den Widerstand R11 33Kohm --> gemessen 33.04Kohm (Schöner gehts fast nicht, doch ändern diese alten R's vielleicht ihren Widerstand plötzlich unter Last ??
Auf R11 fallen rund 130V ab. Das ergibt einen Strom von 3.9mA, wenn man vom Sollwert des Widerstandes ausgeht (Sollwert des Stromes ist aber 2.8mA!)
Somit denke ich, dass hier was mit der Gitterspannung falsch läuft (liege ich richtig?)
Die ECH81 habe ich probeweise getauscht, der Fehler blieb der Selbe!

Gruss
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von weiser_uhu »

versuche einmal, die Wellenbereichsschalter zu reinigen. Falls es Silberkontakte sind, werden diese mit der Zeit schwarz und funktionieren nicht mehr. Bist Du sicher, dass die Austauschröhre auch i.O. ist? Manchmal steckt man nur alte, unbrauchbare Röhren hin und her...
Plattenschluss kannst Du mit einem Durchgangsprüfer feststellen, ausblasen mit Druckluft und durch die Zwischenräume mit einer dünnen, aber stabilen Folie hindurchfahren, falls das ausblasen nichts hilft. Ggf. justieren, aber vorsicht!!

Dass sich die Widerstandswerte unter Last verändern ist eher unwahrscheinlich.
Möglicherweise schwingt der Oszillator nicht, das kann viele Ursachen haben, da muss man suchen...
Falls Du einen Oszillografen hast, müßtest Du die Schwingungen des Oszillators feststellen können, ansonsten funktioniert auch ein Grid Dipper im Absorptionsmodus.

Inzwischen grüße vom
-charlie-
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von rettigsmerb »

Hallo Zweitakter :D

demnach kämen für mich als nächste Kandidaten in Frage (in absteigender Reihenfolge):

> der Drehkondensator C35
> Kondensator C30 (340pF)
> R40 (33 k Ohm)
> C24 (47pF)

sowie die Röhre ECH81 - sicherheitshalber einmal mit einer Röhre aus einem bekannt funktionierenden Gerät tauschen, wenn möglich.
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Salü zusammen, :D
Gleich zu Beginn der Messungen habe ich die ECH81 gewechselt (einfachste Methode), welche neu aus russischem Nachbau stammt und in meiner Phillips Stella funktionierte.
Nach dem Wechsel spielte das Radio immer noch nicht, also prüfte ich erneut den Kontaktsatz und reinigte diesen (Mit Spiritus und Druckluft, ausgebaut habe ich ihn noch nicht). Zwischen 9d und 9e im geschlossenen Zustand messe ich 0.2Ohm.
Den Drehkondensator habe ich mittlerweile erneut gereinigt, er scheint mir ok zu sein (habe zwischen den Rillen vorsichtig ein Stück Papier durchgeschoben.

Weitere Messungen mit dem Röhren-Oszillographen ergaben folgendes: (Übrigens alle Messungen gegen GND)
Am Anodenpin der ECH81 messe ich ein Sinusförmiges Signal mit einer Amplitude von 45V. .Ausserdem verändert sich die Amplitude beim Drehen des Senderwahlrades. Die Frequenz beträgt ca. 1Mhz
An den Gittern der ECH81 habe ich sinusförmige, jedoch nicht sehr schön aussehende Signale.
Ausserdem brummt und brabbelt das Radio (auf MW,LW) und wird zwischenzeitlich still. Dann beginnt alles wieder von vorne.

Es tut mir leid, dass ich momentan keine genaueren Angaben habe, könnten diese Informationen dennoch zwischenzeitlich aufschlussgebend darüber sein, ob der AM Oszillator funktioniert?
Ich messe nun die Teile durch, welche von Rettigsmerb als mögliche Problemquellen angegeben wurden.

Edit:
Ich habe nun folgende Bauteile gemessen:
-R10 33kOhm (Der Wert stimmt, Überbrückung durch Tastenmechanik funktioniert)
-C35 Drehkondensator (Ohmisch gemessen, kein Durchgang)
-C24 und C30 (Ohmisch durchgemessen, kein Durchgang)
Ausserdem habe ich alle Spulen kurz mit dem Durchgangsprüfer gecheckt, es liegen keine Windungsunterbrüche vor.

Bin jetzt noch grad 4h in der Werkstatt gestanden, steh irgendwie aufm Schlauch :|

Gruss


Gruss
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weiser_uhu
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von weiser_uhu »

wenn Du an der Anode der Triode ein Signal hast, dann geht der Oszillator.
Kannst Du die ZF von der Anode der E(C)H bis zum Demodulator prüfen? (Messsender, Griddipper oder zweites Radio?).
Wenn ZF geht und Oszillator schwingt, würde ich im Vorkeris/ Antennenkreis weiter suchen... dort etwas einspeisen.
Ich hab ein KML-Radio, da ist am Tag fast nichts zu hören, MW 1 Sender. Abends nach Einbruch der Dunkelheit ist aber recht viel los auf allen Bändern.

Inzwischen Grüße
-charlie-
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo weiser_uhu,

Ich habe bei mir einen Frequenzgenerator rumliegen und habe diesen probeweise mal an den Antennenanschluss gehängt.
Das Ergebnis ist interessant, das Radio empfängt diese Frequenz und das magische Auge schlägt aus, wenn der eingestellte Frequenzbereich des Radios und die des Freq.Gen aquivalent sind.

Beispiel:
Frequenzgenerator habe ich auf 1000kHz eingestellt, Amplitudenhöhe 0.5Volt - Sinus
Das Radio ist im Senderwahlbereich auf 1.000kHz eingestellt, magisches Auge reagiert mit absolutem Vollausschlag.
Ebenso auf Langwelle, dort habe ich 150kHz eingestellt, das Pfeifen höre ich auch.

Das würde eigentlich bedeuten, dass der Signalweg funktioniert? :Schulterzuck:
Ich frage mich, warum dann die Spannung an Anode der ECH81 nicht stimmt.

Prüfen tue ich derweil weiter, muss auch noch kurz den Heizkreis überarbeiten, das schweizer 230V Netz mit seinen 236V bei mir daheim überlastet die Röhren, da 7V Heizspannung!
Melde mich wieder.

Gruss
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weiser_uhu
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von weiser_uhu »

0,5 Volt Eingangsspannung ist natürlich eine Menge. Kannst Du mal runterregeln, in die Mikrovolt .... :?
Jedenfalls funktioniert die Mischstufe mit dem Oszillator.
Manchmal ist im Vorkreis / Antennenkreis ein Kurzschluß (Kondensator, Anliegestelle....) oder Unterbrechung, vom Fehlabgleich mal abgesehen.

Mach auch mal eine vernünftige Antenne dran, mit 1m Draht, das wird bischen wenig sein. Aber für einen starken Sender müßte auch das reichen.

Grüße vom
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von rettigsmerb »

Unabhängig von den Messungen an dem Grundig-Radio - wie sieht es denn generell mit dem Lang- und Mittelwellenempfang bei unseren eidgenössischen Nachbarn aus? Mit beispielsweise einem Kofferradio könnte das ja recht leicht verifiziert werden.

Hier in D hat man es ja im Sparwahn für chique befunden, nach und nach wie ein Krebsgeschwür Mittelwellensender stillzulegen. In manchen Regionen (wie bei hier mir) ist damit tagsüber Funkstille. Dafür hat sich die "Sendeleistung" von Schaltnetzteilen usw. massiv erhöht - wenig melodisch :wut: . Erst mit dem Einsetzen der Dämmerung werden hier zahlreiche Auslandsstationen und der Deutschlandfunk hörbar. Obwohl... - gefühlt sind das in den letzten zwei, drei Jahren auch immer weniger geworden :heul: