Hilfe bei Grundig 2147

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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delatube
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Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von delatube »

Hallo in die Runde.
Ich bin dabei ein Grundig 2147 aufzubauen. Das Gehäuse habe ich fertig. Die Kondensatoren werde ich demnächst austauschen, auch wenn das ein ganz schönes Gefummel ist. Von den verbauten Teilen her, ist dieser Typ sehr auf preisbewusste Herstellung ausgelegt, aber es funktioniert noch alles. Das Skalenseil UKW habe ich erneuern müssen - meine Lieblingsaufgabe.
Nun meine Fragen:
Wie notwendig ist auch der Wechsel des Siebelkos? Es brummt nichts außergewöhnlich und er wird nicht heiß.
Wenn alles funktioniert, sollte ich die Röhren dennoch wechseln?

Und kann mir jemand von Euch helfen mit einem passenden oder ähnlich brauchbaren Tastensatz. Leider ist er nicht mehr vollständig. Am besten in der grauen Ausführung. Und sorry, dass ich mein Gesuch auch an dieser Stelle noch einmal eingebracht habe!

Vielen Dank für Eure Hilfe!
MFG,
dela
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röhrenradiofreak
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von röhrenradiofreak »

Mehr als 90 % der Radios, die ich überholt habe, laufen mit ihren Original-Elkos, teilweise seit vielen Jahren im Alltagsbetrieb, ohne Probleme. Wenn also, wie bei Deinem Radio, keine Anzeichen für einen Defekt des Elkos zu bemerken sind, würde ich ihn daher drinlassen. Ich weiß, dass einige hier im Forum das anders sehen, sie tauschen bestimmte Teile generell aus.

Ähnliches gilt für die Röhren. Die weit verbreitete Meinung, dass eine Röhre nach soundso vielen Jahren bzw. Betriebsstunden so verbraucht ist, dass sie ersetzt werden muss, trifft so pauschal nicht zu. Aufschluss würde die Prüfung mit einem Röhrenprüfgerät geben. Auch dabei stellt man fest, dass bei den meisten Geräten über 90 % der Röhren im "Gut"-Bereich liegen, erst recht, wenn die Geräte einwandfrei funktionieren (magische Augen sind davon ausgenommen).

Steht kein Röhrenprüfgerät zur Verfügung, kannst Du folgendes tun: An der Endröhre die Kathodenspannung messen. Liegt sie in der Nähe des im Schaltplan angegebenen Sollwertes, ist die Endröhre in Ordnung. Die anderen Röhren könntest Du testweise durch bekannt einwandfreie ersetzen, sofern solche zur Verfügung stehen.

Beim Austausch von Röhren im Empfangsteil ist gelegentlich ein Nachgleich erforderlich, besonders dann, wenn die Ersatzröhren keine Originaltypen, sondern, wie heute oft, ausländische "Ersatztypen" sind. Hat man keine Möglichkeit, den nachgleich fachgerecht durchzuführen, würde der Tausch der Röhre also etwas verschlimmbessern.

Lutz
delatube
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von delatube »

Vielen Dank für deine Antwort.
Es ist gut zu hören, dass nicht immer alles gleich ausgetauscht werden muss und es hierzu auch positive Erfahrungen gibt. Allerdings werde ich mir mal die sensiblen Kondensator-Stellen im Schaltplan, wie Koppelkondensatoren, ansehen und hier ggf. auf Durchgang überprüfen. Ein Kandidat ist definitv defekt, da hier die Vergussmasse schon rausquillt.

Was mich nur wundert ist, dass wenn eigentlich nach Meinung viele anderer im Fourm, machen Typen (ERO 100, Papier, Teer uws.) generell und immer defekt sind, warum z.B. das Radio soweit einwandfrei funktioniert? Müsste die Funktion nicht deutlich eingeschränkt sein, bei über 30 eigentlich defekter Kondensatoren in allen Schaltungsteilen? Oder ist das dann eine Frage der Zeit? Welche Teile würdest du denn "auf jeden Fall" prüfen und tauschen?

Vorsichtshalber betreibe ich aber das Radio nur in meiner Anwesenheit. Man weiß ja nie...

Vielen Dank und viele Grüße!
dela
VG,
dela
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röhrenradiofreak
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die Prüfung "auf Durchgang" macht nur mit einer hohen Messpannung Sinn. Mit einem normalen Multimeter im Widerstandsbereich sieht man nichts.

Der kritischste Kondensator bei diesem Radio ist C6 (4,7 nF) zwischen der EABC80 und der EL84. Den kannst Du indirekt wie folgt prüfen: Messe (bei runtergedrehter Lautstärke) die Kathodenspannung der EL84, dann löte ihn einseitig ab und messe die Kathodenspannung nochmal. Wenn sie sich ändert, ist der Kondensator auszutauschen.

Lutz
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Otto
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von Otto »

delatube hat geschrieben:

Was mich nur wundert ist, dass wenn eigentlich nach Meinung viele anderer im Fourm, machen Typen (ERO 100, Papier, Teer uws.) generell und immer defekt sind, warum z.B. das Radio soweit einwandfrei funktioniert?dela

In dem Satz steckt ein Fehler. Es mag ja sein, dass das Radio spielt, von "einwandfrei" kann aber keine Rede sein. Dass es nicht einwandfrei gespielt hat kann man nach Tausch div. Teile sofort feststellen. In der Regel liegen zwischen vorher und nachher Welten.

Freundliche Grüße Otto
Zuletzt geändert von Otto am Mo Aug 05, 2013 13:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das ist so ähnlich wie bei einem Auto, bei dem die Reifen abgefahren, der Luftfilter verdreckt und die Zündung verstellt sind. Das fährt auch noch mehr oder weniger. Nach Reparatur allerdings deutlich besser.

Lutz
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von Blue Fox »

Hallöle,

die Sieb-Elkos haben bei mir bisher auch wenig Probleme gemacht. Bei inzwischen fast dreißig Geräten, die ich zwischen hatte, habe ich diese nur bei vieren ersetzt. Das heißt, das Original bleibt meistens im Gerät und wird abgeklemmt. Es werden - soweit Platz da ist - möglichst unters Chassis zwei einzelne neue Elkos eingelötet. Andere ersetzen den Siebelko gegen einen neuen, oder höhlen den alten aus, um die neuen zu verstecken, kann man natürlich auch machen - ist Geschmackssache.

Wenn das Radio nicht brummt, sonst nichts heiß wird, und der Gleichrichter noch genügend hohe Ausgangsspannung hat (mindestens 1,1 mal Netzspannung reicht für mich noch aus - andere sehen dass vielleicht strenger), lasse ich alles so wie es ist.

Wesentlich wichtiger sind natürlich die Koppel-Cs, da hier hohe Gleichspannungen vom folgenden Gitteranschluss ferngehalten werden sollen. Die sollten eigentlich immer ersetzt werden.

Strenge Maßstäbe sollte man auch für die Kondensatoren anlegen, die hohe Spannungen führen, und die teilweise gegen Masse liegen. Es gibt in der Nähe von Netztrafos teilweise ebensolche Teile (meist 5nF) die zwischen den Ausgangsanschlüssen des Trafos und dem Chassis liegen. Früher habe ich sowas mal ersetzt. Mittlerweile habe ich mich aber belehren lassen, und entferne diese Kondensatoren. Wenn da mal ein Schluss vorliegt, kann ggf. die Netzspannung auf dem Chassis anliegen. Ähliches gilt für den kleinen Kondensator beim Nordmende Elektra für die Netzantenne - aus Sicherheitsgründen weg damit, eine Wurfantenne tut´s hier auch.

Ach ja, und der Ratioelko sollte für den ungetrübten UKW-Genuss auch getauscht werden, ist meistens nicht mehr sonderlich in Schuss. Der ist im Schaltplan auch für ungeübte schnell zu finden, da hier der Pluspol an Masse liegt.

Weil´s bei mir in der letzten Zeit öfter vorgekommen ist, dass diese Kondensatoren schlapp machen auch ein Hinweis auf die Elkos an den Kathoden vor allem der Endröhren. Wenn die einen Schluss haben, verschiebt sich der Arbeitspunkt der Röhre, da die negative Vorspannung fehlt. Erst heute habe ich einen neuen Kathodenelko an einer EL41 eingesetzt, und hatte prompt einen besseren und lauteren Klang.

Den Rest kann man lassen, muss man aber nicht. Gerade bei Radios mit Klangregelung habe ich jedoch meist wesentlich besseren und kräftigeren Klang feststellen können, wenn ich die verbrauchten Kandidaten ausgetauscht habe. Hier kann man aber auch die alten drin lassen, wenn die Kapazitäten stimmen, und das Multimeter keinen "Kurzen" meldet.

Natürlich gibt es gerade bei diesem Thema viele Ansichten, und andere sind ebenso gerechtfertigt. Es kommt halt darauf an, wo man bei der Restauration hin möchte. Ich verfahre wie oben, da meine Geräte bedenkenlos betriebsbereit sein sollen.

Gruß,

Volker
Die Kinder von heute sind Tyrannen! Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.
Sokrates, griech.Philosoph, 469-399 v.Chr.

Das halbe Leben besteht aus Warten. In der anderen Hälfte versucht man sich zu erinnern, worauf.
delatube
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Re: Hilfe bei Grundig 2147

Beitrag von delatube »

Danke für die vielen Antworten und Ratschläge. Ich werde mich dann, so wie es die Zeit zulässt, den Baustellen nacheinander widmen.
Die Hinweise auf die besonders sensiblen Kondensatoren und Elkos sind super. Gibts da ähnliche Kandidaten bei den Widerständen? Immer wieder lese ich von "hochohmig" gewordenen und auszutauschenden (und dass das aber eher für Geräte bis Ende der 50er ein Problem ist?!?).
Da das Grundig-Radio fliegend aufgebaut ist, scheue ich mich etwas vor allzu großen Eingriffen und Tauschaktionen, um nichts kaputt zu machen. Ich weiß, das ist nicht die richtige Heransgehensweise. Muss mich da noch vortasten. Drum sind euren gezielten Tipps sehr hilfreich!

Ich werde berichten.

Vielen Dank und Grüße!
dela
VG,
dela