Heute habe ich an dem Nordmende Fidelio letzte Arbeiten verrichtet. Nun bin ich damit erstmal durch.
Das Radio steht hier nun schon seit April. Es war ohne Funktion und das war einer der Gründe, es erstmal auf die Warteliste zu setzen. Zum einen arbeite ich mich langsam in diese Materie ein und zum anderen bin ich ja nicht auf der Flucht


Sieht auf den ersten Blick gut aus. Das Gehäuse bleibt Original, ebenso die Schallwand, die nur wenig Patina zeigte. Zunächst wurde der Staub entfernt.

Erste Sichtkontrolle, Sicherung und Netzversorgung sind erste Stationen vor irgendwelchen Experimenten mit Einschalten. Staub ist der größte Störfaktor bei älteren Radios.

Staub behutsam entfernen, mit einem weichen Pinsel und mit Hilfe eines Staubsaugers gehe ich hier vor. Die Chassisunterseite mit den Schaltkontakten blase ich vorsichtig mit Pressluft aus. Hartneckiger Staub wird letztendlich vorsichtig mit Q-Tipps oder einer Zahnbürste entfernt. Auch hier wird zunächst eine Sichtkontrolle vorgenommen, bevor der Stecker in den Trenntrafo gesteckt wird. Bei genauen hinsehen fallen schon einige Bauteile auf, die irgendwann mal ersetzt wurden. Am auffälligsten ist hier der C82, der mal gegen ein Keramik Kondensator ersetzt wurde. Ist ja auch nicht verkehrt, nur das Teil funktionierte nicht, wie sich später heraus stellte. Der Mechaniker hatte die Abgeschirmte Leitung mit dem Lötkolben verschmort. Hier ist es sehr wichtig, zu prüfen, das das innere Kabel nicht auch verschmolzen ist und mit dem an Masse angeschlossenen abgeschirmten in Berührung kommt. Eigentlich müßte es raus und durch ein neues ersetzt werden ! Der schwarze C81 war auch Tot, wie sich später herausstellte.

Aber noch ist hier Sichtkontrolle angesagt. Lose Bauteile? verbrannte Widerstände? Kondensatoren, die sich ihres Teerinhalts entledigt haben? Wenn alle Kontrollarbeiten ohne Verdächtige Bauteile beendet sind, geht es an erste Probeinbetriebnahme.

Mit dem Trenntrafo langsam wieder an 220 Volt gewöhnt, konnte ich erste Messarbeiten vornehmen. Erste Ergebnisse waren einige Sender und mäßiger Ton auf allen Wellenbereichen. Nach einigen Min. wurde der Gleichrichter zu warm, das Messergbnis zeigte auch das dort nur noch 199 Volt rauskamen. Ich hab den Gleichrichter auf dem Chassis belassen und von unten seitlich einen neuen Gleichrichter eingebaut. Ist nen schönes Gefühl, ein gut gefülltes Lager zu haben und Neuteile zu verbauen. Dieser Austausch war wie ne Frischzellenkur. Bei der planmäßigen Messkontrolle aller im Schaltplan angegeben Messtellen waren lediglich 3-5 Volt Differenz, die ich auf das moderne Digitalmessgerät zurückführe. Der Gleichrichter gab jetzt 286 Volt ab, das war ausreichend. Nun konnte ich Schritt für Schritt die Bauteile überprüfen. Zwischendurch prüfte ich einzelne Bauteile , wie Trafos und den Elko auf übermäßige wärmeentwicklung. Der Elko mußte weichen, statt der verlangten 50 + 100 µF waren dort 29 und 76 µF. Ich führe mal einige der ersetzten Teile auf: C87 mausetot! C 85 statt 100µF 190! C 55 statt 0,025 µF 0,115 R 21 soll 140 Ohm haben, war hochohmig und wurde ersetzt. Ebenso der R 22 der statt 50 K-Ohm das ganze mit 65 K-Ohm gehörig ausbremste. C 89 hatte eine kalte Lötstelle. Die Anfangs besagten C 82 und C 81 sind auch ersetzt.

Um das Lautstärkepoti herum wurden alle Kondensatoren ersetzt. Auch der abgeschirmte mit dem 10 M-Ohm Widerstand, hier war der Widerstand defekt und versuchte sich als Teerheizer. Dieser Kandidat ist durch den Eigenbau ersetzt, sieht zwar auf den ersten Blick etwas seltsam aus, erfüllt aber seinen Zweck.
Nun war bereits das gröbste abgeschlossen. So langsam konnte das Chassis wieder an seinen Platz zurück gebaut werden.

Skalenglas und Bedienknöpfe werden zum Schluß gereinigt, ebenso die Tasten.

Schöner Klang, die Arbeit hat sich gelohnt. jedoch spinnt das mag.


Das Gehäuse machte nicht viel Arbeit. Etwas aufpoliert und die Zierleisten ebenso, erstrahlt es in Würde gealterten, aber sehr guten Zustand.

Fast zu schön, um von der Rückwand verdeckt zu werden.

sämtliche Übeltäter liegen als Ausbeute vor dem Radio. Ganz vorn die beiden Widerstände R 33 und R 34 vom Mag.


Ist noch das Originale, etwa 80 % Leuchtkraft, schätze ich. Es bleibt und wird auch nicht durch ein Russenauge ersetzt.
Alles in allen bin ich vom Nordmende überzeugt. Nichts verbaut, guter Schaltplan und volle Funktion auf allen Bereichen. Wie bei den Geräten der 50er jahre üblich, ist die Kurzwelle ungewöhnlich gut und auch auf Mittelwelle macht das Sender suchen Spass. Der UKW Empfang ist überzeugend gut. Hier brauchte nichts abgeglichen werden, die Arbeit konnte ich sparen

Radiogrüße

Hans Detlef