Erste Lebenszeichen des "Globus"

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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McLolly
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Erste Lebenszeichen des "Globus"

Beitrag von McLolly »

Hallo ihr "Röhries"!

Ich habe nach längerer Zeit nun doch mal mit den Arbeiten an dem Loewe Opta Globus angefangen, den mir René aus Celle Ende August netterweise überlassen hat.
Vielen Dank nochmal dafür :danke:
Nach einer kurzen Prüfung auf offensichtliche Kurzschlüsse und dergleichen erfolgte ein kurzer Probelauf unter ständiger Beobachtung von Anodenspannung und -Strom, sowie mit Vorschaltlampe. Die AM-Bereiche waren soweit okay, meine abstimmbare Rahmenantenne sorgte dabei für einen brauchbaren Eingangspegel. Etliche Sender waren gut hörbar, wurden allerdings bei steigender Lautstärke rauh und unsauber. -> Kap-Verlust Kathodenelko der Endröhre, wie sich später herausstellte.
Dann UKW. Ohje, nichts. Hmm, ein bisschen hin- und herdrehen, die Dipolschleife noch mal anders hinlegen, naja und dann war doch ein bisschen was hörbar, auf vollster Lautstärke und mit mir als Reflektor die Dipolantenne ausbreitend vor dem Fenster stehend.
Och naja, dass von der einfachen Schaltung mit Flankendemodulator ohne aktive Vorstufe bei UKW-Betrieb keine Wunder zu erwarten sind, hatte ich bereits aus anderen Forumsbeiträgen erfahren. Aber gerade deshalb hatte mich dieses Gerät ja so fasziniert, weil ich mal wissen wollte, wie das nun konkret so ist.
Okay, die Bedingungen sind aber auch hart bei uns hier auf der Insel. Ganze drei Sender bis 100 MHz (dahinter wären noch zwei "Private", aber die gibts nur mit Radios, die über 100 MHz hinausgehen) kommen hier mit einer annehmbaren Feldstärke an, alles andere ist so weit weg oder so schwach, dass man mit dem Globus kaum ein Chance hätte.
Auf einem dieser Sender (NDR 1) trällerte mir gerade Howie Carpendale was von "Samstag Nacht" und "da hätte ich nur meine Lieder" ins Ohr, als mir einfiel, dass es just Samstag spätnachmittag war. Toll, wie der Programmdirektor des NDR manchmal die Lebenssituation seiner Hörer vorrausahnt, dachte ich noch so bei mir, als einer der fiesen 5nF-Entstörkondis ein Einsehen hatte, und mit einem energischen Knistern und Zischen die drohende Depression beendete.

Jaja, ich weiss, die Biester sollte man GLEICH entfernen, aber, is' ja nix passiert. Um einen ersten Eindruck von den Empfangsqualitäten dieser Schaltungsart zu erlangen, hatte es ja immerhin gereicht.
Danach ging es auch erstmal los mit dem Austausch der wichtigsten Kondensatoren und Elkos und mit dem Entfernen der 5nF-Teile. Ausserdem muss das Gerät mal unsanft auf die Vorderseite gelandet sein, denn der kombinierte Tonregler/Bandbreite-Schalter war aufgedrückt worden, liess sich aber wieder zusammensetzen und provisorisch verschliessen. Falls jemand noch so ein Ding übrig hat, gerne her damit :)
Dann hab ich noch das Skalenseil so aufgelegt, dass Zeiger und tatsächliche Abstimmung wieder in die gleiche Richtung laufen und zwei neue Skalenlämpchen spendiert.
So präpariert ging es an den nächsten Probebetrieb, und was soll ich sagen, das hat schon richtig viel Gutes. Die Tonqualität hat erheblich gewonnen, die Empfangsqualität auf UKW nicht wirklich, aber mit geduldiger Ausrichtung der Dipolantenne lassen sich nun drei Sender so gut darstellen, dass man den Lautstärkeknopf sogar bis auf die Hälfte zurückdrehen kann. Die Abstimmung ist etwas gewöhnungsbedürftig, da man offenbar den Punkt kurz vor oder hinter dem Maximum finden muss, wo man den optimalen Kompromiss zwischen guter Lautstärke und minimaler Verzerrung erhält. Aber das soll ja bei den Pendler-Schaltungen noch mieser sein, hörte ich. Also, ich kann damit leben.

Natürlich ist die Restauration längst nicht abgeschlossen. Zum einen fehlen ja noch Bilder, zum anderen bestelle ich mir jetzt erstmal einen Satz Kondensatoren von bekannter Adresse, denn die kleinen süssen Würfelchen, die Herr Reichelt mir geschickt hat, sind das Letzte für so einen freitragenden Aufbau.
Was mir noch etwas Kopfzerbrechen macht, ist die Tatsache, dass die Anzeige der EFM irgendwie auf einen festen Zwischenwert "eingefroren" zu sein scheint. Sie ändert sich jedenfalls nicht, egal wie gut oder schlecht ein Sender reinkommt. Entweder da ist eine Gleichspannung überlagert, die da nicht hingehört, oder es liegt ein anderes Problem vor. Aber das wird schon noch, erstmal die ganzen neuen "gelben Bonbons" einbauen, dann nochmal den Schaltungsteil genau durchmessen.

Bis hier hin erstmal.
Viele Grüße von der Nordsee,
Carsten.
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Walterh
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Re: Erste Lebenszeichen des "Globus"

Beitrag von Walterh »

Hallo Carsten

Das mit dem Bandbreiten-Schalter scheint ein Serien-Problem zu sein. Bei dem von mir reparierten Gerät war er nicht mehr rettbar.

Ansonsten hat das Gerät die der Schaltung entsprechende Empfindlichkeit auf UKW. Für mich in guter Empfangslage OK, aber dieses Gerät war klar noch für AM-Empfang (mein Eindruck auch speziell KW) optimiert.
Loewe_Globus.jpg
Viele Grüsse, Walter
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McLolly
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Re: Erste Lebenszeichen des "Globus"

Beitrag von McLolly »

Zwischenstand

So, der Globus hat seine Probestunden gut absolviert und steht auf seinem Platz, wo er, fröhlich dudelnd, auf die entgültige technische und optische Restauration wartet.
Im Vordergrund sieht man noch die Rahmenantenne für den Mittelwellenempfang, schräg darüber meinen ehrwürdigen Regulator mit Pfeilkreuz-Uhrwerk (wohl Vorgänger von Junghans), den ich vor zwei jahren hab machen lassen. Ich hatte Glück, noch einen Uhrmacher gefunden zu haben, der sich auf alte mechanische Werke versteht. Er hat 7 marode Lagerbuchsen und das Minutenrad erneuert. Jetzt läuft die Uhr wieder schön gleichmässig mit einem Falschgang von maximal einer Minute pro Woche. Ich selbst hätte das wohl nie so gut hinbekommen, da bleib ich lieber bei meinen Radios :)

Sobald die neuen Kondensatoren und etwas Zeit da sind, geht es darum auch weiter.

Bis dahin viele Grüße,
Carsten.
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