Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

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Tornadone
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Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Tornadone »

Mahlzeit zusammen,

wie im Vorstellungsthread schon erwähnt möchte ich mich neben dem Herrichten von zumindest einem Radio auch dem Bau eines kleinen Gitarrenverstärkers widmen.
In der Vorstufe sollen dabei 2 ECC83 werkeln.
Bei der Endstufe bin ich mir noch nicht sicher. Im Schaltplan ist eine ECC99,aber ich tendiere eher zur EL84. Die hätte ich schon da und ist ein Klassiker. Da bin ich aber noch für alles offen.

Momentan fange ich gerade an das Ganze wenigstens theoretisch zu durchdringen und beschäftige mich mit der ersten Baugruppe, dem Netzteil.

Hier möchte ich als Basis das noch vorhandene Netzteil aus dem alten Emud Radio nehmen. Erstens muss ich es nicht kaufen und 2. sieht so eine Gleichrichterröhre (AZ11) einfach geil aus. :)

Und genau hierzu habe ich einige Verständnisfragen:

1. Noch vor der Primärwicklung befinden sich einige Bauteile deren Sinn sich mir nach Vergleich anderer Schaltungen nur teilweise erschließt. An einem der 2 Netzanschlüsse vor der Sicherung (0,7 A) befindet sich eine Drosselspule mit vorgeschaltetem Kondensator (laut Schaltplan 50pF, eingebaut ist ein 30pF Glasrohr-Teerklebedings bei dem ich leider die Spannung nur fragmentarisch mit "1500V" ablesen kann). Der C geht auf "NA". Ist das die Masse? Ich könnte mir vorstellen, dass er hochfrequente Störungen verhindern soll. So ein "NA" gibt es auch in der Nähe der Antenne. Brauch ich das überhaupt, wenn`s kein Radio werden soll?

2. 2 weitere 5nF 350V Cs gehen jeweils von einem der Netzanschlüsse auf Masse. Ich vermute Ähnliches wie oben. Sehen Schaltungsmäßig wie die "Blinddärme" an den Gleichrichteranoden aus. An der Anode gibt`s die aber hier nicht!

3. Reicht mir die Ladekapazität von max. 60uF bei der AZ11 überhaupt für eine EL84? Original im Radio war eine EL41, die ja der Vörgänger der EL84 sein soll. Der ganze Siebteil fehtl bei dem Netzteil und wird sowieso neu gebaut.

4. Von der Anodenwicklung geht noch eine 0,2 A Sicherung gegen Masse. Reicht die zur Absicherung, oder ist da zusätzlich ein "Sicherungswiderstand" anzuraten? Hier sind im Schaltplan 2 Stck. mit jeweils 70 und 30Ohm (und noch zwei abgegriffenen Spannungen von -7V und -2V, die ich aber nicht brauche) eingezeichnet.

4. Ach, hat jemand schlichtweg einen Schaltplan für ein passendes Netzteil? Die Größe der Drosselspule in der Siebung muss ich ja auch noch bestimmen um von den sekundären 280V auf 255V zu kommen (Im Schaltplan sind 300Ohm für 250V angegeben).

5. Und zuletzt: Der Trafo liefert 2 x 6,3V (300mA) Heizspannung. Nun sind aber diese 2 Abgriffe mit 2 Glühlämpchen verbunden. Also zwischen + und +. Klar, ist Wechselstrom, aber wozu sind die? Und einer der beiden (durch die Lämpchen ja verbundenen) Abgriffe geht wieder mit 5nF auf Masse. Auch hier wieder gegen Hochfrequenzeinstreuungen? Und: brauch ich`s?

Ich hoffe das kommt jetzt alles nicht zu banausenhaft rüber, aber ich versuche mir eben erstmal ein grundsätzliches Verständnis anzueignen bevor ich überhaupt erst den Lötkolben in die Hand nehme oder sogar Strom da durch jage.

Wiederum schonmal ein dickes Danke im Vorraus und viele Grüße in die Runde.

Roman
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eabc
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von eabc »

Hallo Roman,
die sogen. Störschutz C,s brauchst du nur im Radio, wenn überhaupt, denn das Netz ist stark "verseucht"
Mehr als 60 µF darfst du der AZ nicht anbieten, der Ladestromstoß belastet Sie sonst über Gebühr, 47 µF sollten hier die bessere Wahl sein. Die AZ benötigt getrennte 4 V Heizspannung, deshalb wohl die zusätzliche Wicklung.
Mehr als eine EL84 verkraftet die AZ ebenfalls schlecht.
Für einen Verstärker ist eine Anodenstrom Drossel eh Pflicht, die Anodenspannung für die Vorröhren ist einzeln mittels Elkos auf Rippelarmut zu bringen.
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harry

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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von rettigsmerb »

Zu Deiner Frage mit dem 50pF Kondensator:
"NA" steht für Netzantenne. Wird bei dem Projekt nicht verwendet, kann ersatzlos entfernt werden.

Generell sollte man bei Rundfunkempfängern diese Option "Netzantenne", "Lichtantenne", "Lichtnetzantenne" oder wie sie alle einmal geheißen habe nicht mehr verwenden. Denn zum Einen geht davon eine gewisse Gefahr aus, zum Anderen ist das Netz heutzutage durch Schaltnetzteile und Co so verseucht, dass man sich damit nur Störungen einhandeln würde.
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Tornadone »

Danke euch beiden schonmal.

Dann fliegen die teerverpappten Glasröhrchen also ersatzlos raus. :) Auch recht. Und ich muss nicht für Ersatz sorgen.

Elkomäßig wird das ganze dann ja auch eher putzig aussehen. Da ich für die CLC-Siebung eh 2 brauche reichen da um die 25uF. Ist im Originalschaltplan auch so. Der Wert ist nur nicht so wirklich gut zu finden. Ich denke ich werde 2 x 27 uF nehmen.
Ist da 450V O.K. oder soll ich noch etwas mehr Headroom einplanen?

Das mit der Ripplearmut hab ich noch nicht ganz kapiert. Aber ich lerne ja noch..... :)
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von eabc »

Roman, für den Lade,- und ersten Siebelko nimm mal je 47µF/450V Typen, für die Vorröhren dann kannst du dann 22µF oder weniger nehmen.
Rippelarm ist nur "Denglisch" und bedeutet Brummarm :mrgreen:
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Tornadone »

:mrgreen: :mrgreen:
Bedankt.

2 x 47 uF geben dann aber deutlich mehr als 60 uF. Ob das die AZ11 mitmacht? Wie geschrieben sind`s im Radioschaltplan 2 x 25 uF.

Ich hab jetzt auch mal vorsichtig den Trafo abgelötet, da er mit der oben drauf sitzenden Röhrenfassung ja nicht so sehr praktikabel ist. Ich will ja keinen Turm bauen. :wink:
Da ist mir aufgefallen, dass ich einen Abgriff zuviel auf der Sekundärseite habe. Er war zusammen mit einem der 2 Heizungsplusse an eine Lötfahne gelötet und kommt direkt von einer Ecke der seitlichen Pappscheiben. Wie der Mittelabgriff der Anodenleitungen. Nur auf der anderen Seite. Weiß jemand was das sein könnte?
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von eabc »

Die Max. 60µF gilt nur für den Ladekondensator und das ist immer der erste hinterm + des Gleichrichters.
Zur Identifizierung des Trafos würde das genaue Radiomodell helfen
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Tornadone »

Ich danke dir nochmals.
Matt hat mich auch gerade per PN aufgeklärt, dass nur der erste der Ladeelko ist. Werde da dann eher einen 50er nehmen. Evtl.auch gleich so ein Alu-Doppelelko mit 50+50. Sieht poliert sicherlich super aus. :mrgreen: Und das Auge hört ja mit.

Das Radio war ein Emud Super 781 UW. Originalschaltplan habe ich mir runtergeladen.

Ich hab aber nur noch das Gehäuse mit Trafo, Gleichrichterröhre, Drehknöpfen, Rückwand und Lautsprecher.
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von eabc »

Roman, wie ich es mir bereits dachte und hier aber auch schon schrieb, die AZ11 benötigt eine extra 4 V Heizung und hier hängt dann auch die vom GL generierte DC dran
Dann kommt die 6,3 V Hzg, und die 3 drähte aus der Anodenspannungswicklung, wobei der mittlere dann über eine Sicherung an Masse kommt, KLAR ? :mrgreen:
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von BugleBoy »

Ich schreibe für Öffentlichkeit

maximale zulässige Ladeelko-Kapazität beim AZ11 (derselbe für AZ1 und RGN1064) gilt nur für Ladeelko (d.h. Elko der mit AZ11 direkt verbunden ist), nach Siebswiederstand / drossel darf man theoretisch bei Siebelko übertreiben.

D.h. man überlastet AZ11 nicht mit CRC Siebung mit 2x 50µF Elko (50µF -330 ohm -50µF)

Grüss
Matt
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von RE 084 »

Hallo Roman !

Eine schöne Röhre mit etwas mehr Schmackes ist die AZ4 .
Da kann man bei 300 Volt bis zu 200mA ennehmen, die braucht
dann aber auch 2,2 Ampere Heizstrom. Hübsche Cola-Flasche !


Gruß,
RE 084
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Martin »

EZ12 sehen zauberhaft aus, die haben beide Systeme übereinander.

lG Martin
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Tornadone »

Danke für eure Tipps. :)
Ich werde aber trotzdem bei der AZ11 bleiben. Die hab ich ja schon mit passendem Trafo und dank Matt jetzt auch passenden Elkos. Nur hoffentlich geht sie auch noch.
Bin mir nur noch nicht sicher, ob ich CRC oder CLC sieben soll. Mit Widerstand wäre nat. einfacher und günstiger, aber da verbrät es mir auch einiges an Leistung.
Ich muss mal rechnen..... Im original Schaltplan ist ne Drosselspule mit drin (330R). Allerdings werde ich mir die Drossel mangels Knoffhoff nicht selber rausrechnen können.
Insgesamt sollte das olle Netzteil auf jeden Fall mehr als reichen.
Bei der alten Röhrenbestückung (EF42, ECH42, EL41, EF43, EBC41, EM4) komme ich beim Aufaddieren an den Anoden auf 68,1mA (71mA liefert laut Schaltplan das Netzteil) und bei den Heizungen auf 2,03A.
Mit 2 x ECC83 und 1 x ECC99 sinds anodenmäßig 20,4mA und 1,46A für die Heizung.
Hoffentlich hab ich da jetzt keinen groben Denk-,bzw.Rechenfehler drin.....
Da hätt ich ja sogar noch Luft für ne Aussteuerungsanzeige. :mrgreen:
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von eabc »

Sollte es dir beim Verstärker auf Brummarmut ankommen, dann rate ich zur CLC Siebung, weil sie effektiver arbeitet.
M.f.G.
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Re: Netzteil mit Röhrengleichrichter für Verstärker

Beitrag von Tornadone »

Wäre mir auch lieber. Aber ich steht ziemlich auf`m Schlauch was die Dimensionierung der Drossel anbelangt.