Nordmende Skandia (=Elektra) 3/612 Tuner-Reparatur

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Röhrenberti

Nordmende Skandia (=Elektra) 3/612 Tuner-Reparatur

Beitrag von Röhrenberti »

Liebes Forum :hello: ,

ich bin ratlos.

Bei meinem Nordmende Skandia (=Elektra) 3/612 kokeln zwei Widerstände
im UKW-Teil.

Ein Widerstand ist zudem mit Kupferlackdraht umwickelt (Spule?) und
parallel mit dem Widerstand verlötet. Ist das in Ordnung?

Ich habe das Radio (mein erstes Röhrenradio - Holzgehäuse war makellos,
ebenso die Glas-Skala) vor einer Woche auf dem Flohmarkt gekauft.
Nach dem Einschalten hat er tadellos funktioniert. Doch schon nach
ein paar Minuten, je wärmer er innen wurde, desto "lausiger" wurde der
Klang (besonders die Bässe nur noch ein "krächzen"). Nach jeweils
20 Minuten habe ich ihn für mehrere Stunden ausgeschaltet.

Beim letzten mal stieg bereits kurz nach dem Einschalten eine zarte
Rauchfahne vom UKW-Teil auf. Habe es geöffnet und das anliegende
Foto gemacht.

Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand Rat wüßte.

Gruß

Bernhard
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eabc
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von eabc »

Moin moin Berhard,
willkommen im DRF.
Der mit Draht umwickelter Widerstand ist Original und dient Dämpfungszwecken, das dieser kokelt ist aber nicht normal und ein Hinweis, das u.a. Kriechströme aufgrund von Feuchtigkeit und Schmutz/Staub im UKW Tuner auftreten.
Verdächtig für diesen Fehler könnte die Röhre ECC85 selbst sein ...was aber mit Feuchtigkeit selbst weniger zu tun hat, genau so wie ihre Fassung (...was aber sichtbar sein sollte) oder in wie in vielen Fällen, die C-Trimmer, die zu kurzschlüssen neigen.
Schlimmer aber ist deine "Blauäugigkeit", ein Netzstrom betriebenes Gerät der 50er Jahre fachmänisch ungeprüft, mit 230 V/AC zu bestromen.
Richtiger wäre es gewesen, das du dich zuerst in die Thematik einliest und dann erst praktizierst, bestimmt hast du etwas von einer " Kondensatorkur " gehört.
Diese Kur basiert auf Erfahrung, das zumindest die mit hoher Spannung belasteten Kondensatoren zu wechseln sind, da diese aufgrund ihrer Jahrzehntelangen aufnahme von Luftfeuchtigkeit "Inkontinent" werden und die AC/DC über Gebühr so stark belasten, das Gerätebrände nicht selten sind.
Zuletzt geändert von eabc am So Mai 15, 2016 5:56, insgesamt 2-mal geändert.
M.f.G.
harry

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radio-volker
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Reinigung ist wirklich angesagt, da hat Harry recht und mich würde ausserdem dieses Bauteil interessieren, das sieht aus wie ein verrotteter Elko oder Ko auf der Platine. Siehe schwarzer Pfeil.
Das das Radio nach einer Weile nur noch krächst, könnte wohl daran liegen, das die Spannungen zusammenbrechen im UKW Tuner und/oder auch die Röhre verbraucht ist. Mein Rat: Schaltplan besorgen und messen. Aber Harry hat das auch schon gesagt.

Bild
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von glaubnix »

Ergänzung: Dass der "drahtumwickelte" Widerstand verkohlt ist halte ich für unwahrscheinlich (die vermeintliche Kohle ist wohl eher der braune Farbcodering).

Der wirklich verkokelte Widerstand (2k2) ist ein typischer Fehler bei den N-Mende UKW-Teilen. Meist ist daran der Trimmkondensator, in der linken Ecke zu sehen, schuld. Gelegentlich aber auch die ECC85.

Nachsatz: Beiträge haben sich wohl überschnitten - sind ja schon einige wach heute - Guten Morgen!
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von volvofan58 »

Moin,

mir fällt etwas auf, oder täuscht das? Alles ist dreckig, nur die Fassung schön sauber und glänzend, Kontaktspray?

@Volker
Das ist L60.

Beste Grüße
Peter
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von eabc »

Moin moin Peter,
deshalb schrieb ich evtl ist,s die Fassung.

Wähle mal bitte ein frohes Lied für deine "Mietzekatze" damit sie ein lächeln aus dem Mundwinkel zaubert :mrgreen: :super: :hello:
M.f.G.
harry

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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von Elko »

Zum verkokelten 2K2 Widerstand möchte ich mich den Ausführungen von Peter R. anschließen.

Und liefere hierzu auch die Erklärung/Raparaturanleitung.
Ist nicht von mir, sondern von Claus!

Im Gerät ist der Standard Tuner mit kapazitiver Abstimmung,(wie seit ca. 1958 durchgängig bei NM) verbaut.
Da gibt es den immer wieder kehrenden Fehler des abgebrannten Widerstandes von 2,2KOhm,der die UKW-Vorstufe versorgt.
Ursache dafür ist Schluß des Zwischenkreis Trimmers.

Diesen Fehler stellt man folgendermaßen fest:
Es fehlt die Anodenspannung am 1.System der EEC85 durch einen abgebrannten 2,2 K Widerstand.
Die Ursache dafür liegt im Kurzschluß des Scheibentrimmers.
Messen ist einfach: bei gezogener Röhre fehlt dann die Gleichspannung an Pin1 der Röhrenfassung.
Wenn sich das so ergibt, muß der Tuner geöffnet werden.

Vorgehensweise:
Chassis ausbauen
-ECC85 ziehen
-oben auf dem Tuner das ZF Kabel ablöten
-5 Schrauben der Tunerkappe rausdrehen ( 3 hinten,2 vorn am Deckel)
-Deckel abziehen
-Widerstand 2,2kOhm (liegt an der Seite in Richtung Skala) überprüfen,ist oft sichtbar verkokelt)
-die Ursache ist der davor montierte Trimmer Kondensator 3-12pF
-Trimmer ersetzen,neuen Widerstand einsetzen.
-Danach Spannung messen,vor hinter neuem Widerstand
-wenn ok,Tuner wieder verschließen
-Gerät sollte nun wieder auf UKW spielen
-Trimmer Abgleich bei ca. 100MHz auf beste Anzeige der EM84 reicht meist aus,wenn keine Erfahrung mit Meßsender o.ä.
noli turbare circulos meos

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Martin
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von glaubnix »

Hallo allerseits, ...so schmutzig finde ich den Tuner aber nicht wirklich - und vor allem nicht im Zusammenhang mit dem verkohlten Widerstand.

Hallo Volker, das "verrottete" Bauteil scheint sich in ähnlicher Form in allen UKW-Tunern dieser Baureihe zu finden. Es ist der 200 Ohm Widerstand (R58) in Reihe mit der Drossel (L60) - von der Katode der Vorstufenröhre nach GND. Das zusammengefrickelte Gebilde sieht wirklich nicht besonders professionell aus! Dazu noch ein Bild:
Süd-Mende-verrottet-.JPG
Hier ist auch der möglicherweise als Verursacher in Frage kommende Trimmkondensator gekennzeichnet (Pfeil).
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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Na wir legen uns mal vorläufig auf den Trimmerfehler fest, das hatten wie ja schon mal ein einem anderen fred.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von eabc »

Kurzer Einwand, nicht das nun beim Berhard der Eindruck entsteht, das dies der einzige Fehler sei, der Hauptfehler aber, das auswechseln der "Inkontinenten Teer,- und Malzbomben C,s in der AC/DC-Spannungsversorgung sollte nicht vergessen werden, genau so wie der erste Probelauf danach, mittels Vorschaltlampe.
M.f.G.
harry

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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von Elko »

Hast völlig Recht Harry!

Die logische Reihenfolge wäre fast auf der Strecke geblieben.
noli turbare circulos meos

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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von Röhrenberti »

Liebe Forenmitglieder,

zunächst besten Dank für die freundliche Aufnahme durch
rege Anteilnahme an meinem Nordmende-Problem(en).

Ich sehe nun deutlich klarer. Ich denke mal, dass der R59
(2,2 K) der deutlich verkokelte R (im Foto (2)) ist. Der Trimmer
dürfte C60 sein (Foto Schaltplan angefügt).

Der drahtumwickelte R müßte R57 (120 Ohm) sein. Er ist definitiv
an beiden Enden gedunkelt / matt und hat deutlich sichtbar kleine
Löcher. Werde ihn also auch austauschen und versuchen, die "Spule"
um den Ersatzwiderstand anzubringen.

Die Artikel über "schlechte" und "gute" C's habe ich mir
bereits Anfang der Woche zu Gemüte geführt, ebenso den
Artikel mit dem Vorschalten einer Glühlampe, allerdings
erst nach der ersten Inbetriebnahme...

In Zukunft weiß ich Bescheid. Danke dafür!

Daraufhin habe ich ein Röhrentonbandgerät Grundig TK 23 DeLuxe
(Baujahr etwa Nordmende-Radio = etwa 1962)
zwecks Materialkunde und Bauteilgewinnung komplett zerlegt
und hierbei festgestellt, daß Grundig - bis auf zwei Elkos - nur
"gute" und "sehr gute" Kondensatoren und Widerstände
(alle glänzen noch wie am ersten Tag!) verbaut hatte.

Die ECL 86 des tadellos funktionierenden Grundig TK 23 konnte
ich für das Nordmende-Radio verwenden. Die ECL86 im Nordmende
hatte innen an mehreren Stellen dunkelgraue, flammenartige Verfärbungen
an der Glasinnenwand.

Da diese Aktion für mich eine größere Herausforderung darstellt,
wird einige Zeit ins Land gehen, bis ich hier im Forum Vollzug melden kann.

Bis dahin Euch allen nochmal herzlichen Dank für die hilfreichen Tips!

Bernhard
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glaubnix
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Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von glaubnix »

Hallo Bernhard,

die Bauteile R57, L59 im Anodenzweig würde ich erst mal in Ruhe lassen, du kannst lediglich testen, ob L59 Durchgang hat d.h: ob sie ordentlich verlötet ist. Sonst würde ich empfehlen im UKW-Teil lediglich den 2k2 und gegebenenfalls den Trimmer zu tauschen. Man sollte möglichst vermeiden im UKW-Teil unnötig "herumzubraten", weil jede Veränderung der Bauteillage zu Verstimmungen führen kann.

Weiterhin erlaube ich mir auf einen Fehler im SB hinzuweisen. Da fehlt nämlich eine Masseverbindung, ohne welche der aufgetretene Kurzschluss nicht möglich wäre und das Gerät auch nicht ordentlich funktionieren wüde. Also habe ich die Verbindung "nachgerüstet" und mit "!" versehen. Siehe Bild:

momentan weigert sich das System mein Bild zu laden, werde es später noch einmal versuchen ...Bruzzel, Qualm -- vielleicht der 2k2 ??
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
Röhrenberti

Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von Röhrenberti »

eabc hat geschrieben:... der Hauptfehler aber, das auswechseln der "Inkontinenten Teer,- und Malzbomben C,s in der AC/DC-Spannungsversorgung sollte nicht vergessen werden, ...
Habe schon einen ausgemacht (Foto) - C182 6,8nF 400V~ ... und erst mal entfernt.
Messungen mit Digi-Multimeter ergab
Widerstand > 40 MegOhm,
Kapazität 10,60 nF

trotzdem entsorgen?


Gruß

Bernhard
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Röhrenberti

Re: Widerstände kokeln, einer ist mit Kupferlackdraht umwick

Beitrag von Röhrenberti »

glaubnix hat geschrieben:Hallo Bernhard,

Weiterhin erlaube ich mir auf einen Fehler im SB hinzuweisen. Da fehlt nämlich eine Masseverbindung, ohne welche der aufgetretene Kurzschluss nicht möglich wäre und das Gerät auch nicht ordentlich funktionieren wüde. Also habe ich die Verbindung "nachgerüstet" und mit "!" versehen. Siehe Bild: ...
Hallo Peter,

danke für die Hinweise. Der Fehler im Schaltplan interessiert mich stark. Foto < 180 KB?

Danke

Bernhard