Für 15€ konnte ich es mitnehmen. Das Emud Cherie ist ein Radio der untersten Preisklasse aus den frühsten 50er Jahren. Laut RM-Org kostete das Radio 1951-52 um 50 DM. Wer nur Ortssender auf Mittelwelle oder Langwelle hören wollte, dürfte mit diesem Radio gerade zufrieden gewesen sein.
Mein Exemplar ist die spätere Variante. Sie besitzt im Unterschied zum sonst wohl baugleichen Vorgänger noch einen Sperrkreis, der einfach von innen auf die Rückwand geschraubt ist und von außen durch einen Drehknopf eingestellt werden kann. Diese Variante kostete damals um 70 DM.
Die Röhrenbestückung kann laut RM-Org vom Aufdruck auf der Rückwand abweichen. Vermutlich war das hier auch bereits ab Werk der Fall.
Das Cherie ist laut Rückwand mit einer UF6 und einer UL2 bestückt. Bei meinem steckte eine UF5 und eine UL2 drin. Die sieben Teerkondensatoren waren schnell ersetzt, die fehlende Sicherung stellte auch kein Problem dar. Der Lautsprecher in meinem Gerät ist ein Ovaler Breitbänder. Auf den Bildern im RM sind nur Runde zu erkennen. Ob man damals einbaute, was gerade zur Verfügung stand lässt sich nicht sagen. Die Löcher für den Rundlautsprecher sind zwar in der Schallwand, aber Spuren eines anderen Lautsprechers sind nicht zu erkennen.
Der Vorwiderstand im Heizkreis hatte sich aus seiner Halterung gelöst, das war schnell zu behoben. Die Übersichtliche Schaltung war auch leicht mit dem Schaltplan zu kontrollieren und Verbastelungen konnten nicht festgestellt werden. Die Elkos von Siemens, die mir bisher immer sehr langlebig und meist noch mit ganz passablen Werten untergekommen sind, beließ ich erst einmal in der Schaltung.
Schaltungstechnisch bin ich ja, was Empfänger angeht, nicht sehr bewandert. Daher sind mir die Funktionen der Stellorgane nicht ganz klar. Einen Lautstärke-Poti gibt's nicht. Stattdessen ist ein Drehkondensator verbaut. Rechts an der Seite befindet sich ein weiterer Drehko. Einer scheint wohl für Kopplung, der andere für Rückkopplung zuständig zu sein.
Auf der Chassisrückseite befinden sich zwei Kippschalter einfacher Bauart. Einer ist der Netzschalter, der Andere der Umschalter für LW/MW. Nach etwas Einstellen und Experimentieren mit ca. 2m Draht konnte ich stark pfeifend den Heimsender abstimmen. Das Pfeifen war auch wegzustellen. Aber im Gegensatz zum Pfeifen war die Modulation vom Sender fast nicht zu hören. Mit keinem der Einstellorgane ließ sich daran etwas ändern. Da scheint also noch irgendwo der Wurm drin zu sein. Vielleicht ist der Empfänger aber auch einfach nicht empfindlich genug und ich müsste mal einen längeren Draht als Antenne verwenden.
So sehen halt meine ersten Versuche mit "historischer" Empfangstechnik aus

Das Gehäuse wurde nach der Badewannenreinigung leider sehr stumpf. Auch Polieren mit Wachsfreier Autopolitur half nicht viel.
Ein paar Durchgänge mit Ballistol und danach mit Renuvell verhalfen dem Gehäuse wieder zu akzeptablem Glanz. Neuwertige Farbtiefe erhielt es dadurch nicht. Als nächstes werde ich Wachs versuchen. Wenn das nix nutzt geht es mit Hartöl weiter. Das hat einer brauenen Philetta wieder zu hochglanz verholfen.