Verharzte Potis und Drehkos

Grundlagenwissen für Anfänger und Fortgeschrittene. Alles was man über alte Radios wissen sollte und kann.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios, Gute und böse Kondensatoren
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frank_w
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Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von frank_w »

Hallo,
in den weiten des Internets habe ich folgendes gelesen.
Wie bekomme ich verharzte Potis und Drehkos wieder gängig, ganz einfach Lötkolbenspitzte raus und Poti- oder Drehko- Achse in den Lotkolben rein.
Der Lötkolben erwärmt die Achsen und das verharzte Öl fließt aus den Lagern, nun noch ggf. die Lager ölen.
Gruß Frank

Strom macht klein schwarz und häßlich
Phalos Southpaw
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von Phalos Southpaw »

Ich tränke das ganze in Reinigungsbenzin und blase es nachher gut aus.
Vorteil: Der Dreck wird größenteils mit raus geblasen. Bei deiner Möglichkeit bleibt einiges an Harz und Dreck im Poti und setzt sich später wieder fest.
Das ist meine Erfahrung.
rettigsmerb
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von rettigsmerb »

Für mich hat sich eine Kombination aus beiden Methoden sehr gut bewährt. Statt dem Lötkolben (Weller WECP20, hat keine Bohrung für die Lötspitze) verwende ich ein regelbares Heißluftgebäse, mit dem die Welle/das Lager erhitzt wird. Sowie der alte Schmodder ausfließt, wird er mit einem Küchentuch abgewischt und anschließend nach dem Abkühlen mit Spiritus der Rest aus dem Lager gewaschen. Zum Schluss wird das Lager mit harz-und säurefreiem Feinöl versorgt - das hält jahrelang vor...
klausw
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von klausw »

Folgende Methode meinerseits, falls man das Poti nicht aus dem Gerät ausbauen möchte. Meist bereiten ja Doppelpotis Ärger, bei denen z.B. der Klangregler ein ganzes Radioleben in einer Stellung stand.

In diesem Fall nehme ich die Knöpfe ab (nicht alle sind ja aus Bakelit, und damit schmelzgefährdet) und schraube einen hitzebeständigen Ersatzknopf auf die betroffene Achse. Sodann erwärme ich mit der Lötkolbenspitze die betroffene Achse in dem Bereich, wo sie in die Verschraubung führt (Lötkolben auf Achse halten, ca. 2 Minuten). Dann erste vorsichtige Drehversuche am Poti. Das Ganze zunächst wiederholen, bis eine gewisse Leichtgängigkeit eintritt. Dann dünnes Öl (z.B. sogenanntes "Fahrradöl") entlang der Achse in Richtung Gewindestutzen träufeln und weiter die Achse hin- und her drehen. Etwas abkühlen lassen und erneut probieren. Wenn's dann wieder etwas schwerer geht, hat das dünne Öl noch nicht in Gänze seinen Weg an die verharzte Stelle gefunden, also wiederholen.

Allerdings mit Augenmaß! Nicht das Poti mit Öl ertränken, nur die Schmiere im Bereich des Gewindestutzens muss wieder gängig werden.
Konkret verdünnt man also das steif gewordene Originalfett (da sind ja keine riesigen Mengen drin). Bisher habe ich damit keine negativen Erfahrungen machen müssen.
Anders sieht es natürlich aus, wenn ein Poti aus dem Ersatzteileregal über die Lagerungsjahre festgegangen ist.

Gruß
k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
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glaubnix
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von glaubnix »

Hallo allerseits,

bei richtig festsitzenden Potis hat man gelegentlich ein Problem wenn sie am einem Anschlag stehen. Oft habe ich schon Fälle erlebt, dass die Potis nach den Löseversuchen völlig defekt waren, weil der "User" mit Gewalt weiter in Richtung Anschlag gedreht hat bis es "knack" sagte und der Anschlag danach Geschichte war.

In solchen Fällen ist es hilfreich mittels Ohmmeter den Schleiferstand des Potis zu ermitteln und im Falle "Anschlag" die richtige (los-)Drehrichtung herauszufinden. So lassen sich Beschädigungen des Anschlagmechanismus umgehen.
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo zusammen,

manchmal, wenn auch noch Korrosion ins Spiel kommt, hilft dann wirklich nur noch zerlegen!

Ich hatte vor einiger Zeit ein Saba Villingen W3 auf der Werkbank, da half nicht mal mehr erwärmen!
Das Poti widersetzte sich einer wochenlangen Behandlung mit Ballistol.
Nach dem warmmachen ließ sich das Poti zwar kurzzeitig etwas drehen, sobald es wieder abgekühlt war, war alles so fest wie vorher.

Hier musste die Potiwelle regelrecht ausgepresst werden!
Die ganzen Verschmutzungen im Lagerbereich ließen sich nur noch mit feinem Schmirgelpapier und Stahlwolle entfernen.

Nach gründlicher Reinigung und aufbringen von frischem Schmiermittel lief das Poti wieder wie neu.

Die Zerlegung hat auch den Vorteil, dass man zwecks Reinigung auch gut an die Widerstandsbahnen herankommt.


Grüße

Martin
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von Klarzeichner »

Hallo Martin

"Das Poti widersetzte sich einer wochenlangen Behandlung mit Ballistol."

Ballistol ist ja nun auch mit seinen mäßigen Kriecheigenschaften nicht das Mittel der Wahl!

Gruß
Stefan
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paulchen
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von paulchen »

Danke Stefan!
Es ist hier leider immer wieder zu lesen das man alles mögliche in den Radios einsetzt, Hauptsache es macht irgendwas.
Hier wäre zB WD40 angebrachter gewesen, das an anderen Stellen immer wieder fälschlicherweise als Schmiermittel versucht wird einzusetzen. Ballistol würde ich im Radio maximal als Pflegemittel einsetzen.
Zu dem Tip von Frank. Da mußt Du bei etwas neuzeitlichen Drekos aber aufpassen, da dort teilweise Kunststofflagerbuchsen verwendet werden.
Verharzte Achsen bekommt man gut mit Petroleum wieder sauber. Allerdings sollte man immer versuchen (nun wieder meine Erfahrung) dies bei demontierten und zerlegten Poti zu machen.

paulchen
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Re: Verharzte Potis und Drehkos

Beitrag von rettigsmerb »

Auch wenn man es von der Chemie her eigentlich nicht erwartet, aber bei mir hat sich Spiritus als Lösemittel für das verharzte Schmierzeugs noch am Besten bewährt. WD-40 geht zwar auch, aber längst nicht so gut. Naja, und Ballistol ist eigentlich ein Schutz- und Pflegemittel für die Herren Smith, Wesson & Co. :wink: :mrgreen: