Telefunken Rondo 55 - Der Vorbericht

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Rocco11
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Telefunken Rondo 55 - Der Vorbericht

Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

dies ist noch nicht der Beginn des eigentlichen Reparaturberichtes.
Ich habe heute nur mal ausgepackt und eine grobe Bestandsaufnahme gemacht.
Am Freitag bekomme ich einen Grundig 2050 als Auftragsarbeit. Der ist dann zuerst an der Reihe. Da dort der magische Fächer im Ar... ist, und der Rondo ebenfalls einen hat, muß ich im Vorfeld klären inwiefern ich da Bestellungen zusammenfassen kann.

Den Telefunken Rondo habe ich letztes Jahr bei Ebay ersteigert.
Obwohl das ganz gewiss kein Spitzengerät ist, hat mir dieses Gerät gleich sehr gut gefallen. Beim Anblick seines Äußeren kommt einem gleich Omas urgemütliches Wohnstübchen in den Sinn.

Auf den ersten Blick macht er einen ganz ordentlichen Eindruck.
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Ein Einschalttest (über Regeltrenntrafo) ergab ein einwandfreies Funktionieren auf allen Wellenbereichen.
Keine Regler sind schwergängig. Der Höhenregler kratzt etwas. Sonst reagiert alles vorbildlich. Beide Skalenzüge sind ebenfalls leichtgängig.
Ferritanzeige dreht sich, - nicht jedoch deren Anzeigerosette.
Der magische Fächer ist so gut wie tot!

Die Tasten sind häufig benutzt worden.

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Wie schon oft, hat auch hier die AUS-Taste einen kleinen Riss. Damit man diesen auch unweigerlich zur Kenntnis nimmt, pflegt sich hier Dreck bevorzugt abzusetzen. :x Die Taste "Bandbreite" sieht vorne aus, wie wenn sie von der Katze mit ausgefahrenen Krallen häufig betätigt worden wäre.

Ein Problem sehe ich beim Lack auf mich zukommen.

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Bild

Der Decklack ist an manchen Stellen abgeblättert. Dort wo er noch vorhanden ist, ist er durchgängig rissig. Diese Risse ziehen sich auch durch die umlaufenden Goldstreifen. Das heißt, wenn dieser Decklack erneuert werden sollte, dann sind die Goldstreifen weg. :(
Hier werde ich zu gegebener Zeit auf einige Tips angewiesen sein.
Dieses Problem kann ich kaum alleine bewältigen.

Die Rückwand ist in einem tadellosen Zustand.

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Innen ist sogar ein Schaltplan.

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Das Innere ist erstaunlich sauber. Da kann ich diesmal auf Pressluft verzichten. Das Chassis ist offenbar galvanisch verzinkt und völlig rostfrei.

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Ein Blick unter das Chassis zeigt, daß alles unverbastelt ist. :D

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Gefunden habe ich bisher ca. 10 Kondensatoren, die zumindest einer strengen Prüfung bedürfen. Teils sind es teervergossene Papp- oder Kunststoff(?)röhrchen, - teils sind es ERO-ähnliche Kandidaten.
Die, die es nötig haben, werden dann nach alter Väter Sitte wiederaufbereitet. :P

Auf der Rückwand ist noch ein Schriftzug, mit dem ich nichts anfangen kann.

Bild

Was bedeutet "Mit Armstrong Lizenz hergestellt" ????
Ist da die Anordnung des UKW-Dipols gemeint ??? :roll:


Gruß

Rocco11
Zuletzt geändert von Rocco11 am Sa Jun 27, 2009 4:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Schumi
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Beitrag von Schumi »

Hallo Rocco,

die Armstrong-Lizenz betrifft die Rückkopplung. Eventuell hilft Dir dieser Link weiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Edwin_Armstrong

Beim Gehäuse wirst Du um einen Lackauftrag nicht umhinkommen, diese Fehler kann man nicht mehr kaschieren.
Die Goldstreifen lassen sich durch Aufkleber ersetzen, wenn man für eine Lackierung der Streifen nicht über die geeigneten Mittel und Fähigkeiten verfügt.
Gruß
Schumi

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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo Schumi,

danke für Deine Hinweise, - insbesondere zur Lackierung.
Da kann ich mir dann schon mal im Vorfeld Gedanken machen, was da noch auf mich zukommt. :roll:

Ich werde dann zu gegebener Zeit nochmals um Deine Unterstützung bitten.

Gruß

Rocco11
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Die "Armstrong-Lizenz" bezieht sich auf die Frequenzmodulation. Diese selbst hat Herr Armstrong zwar nicht erfunden, aber wesentlich weiterentwickelt und etliche Patente im Zusammenhang mit FM angemeldet. Alle Hersteller von Radios mit UKW haben diese Patente benutzt, Telefunken war so ehrlich, Lizenzgebühren dafür zu zahlen und hat dies auf den Radios vermerkt. Viele andere Hersteller haben die Patente verletzt, was Herrn Armstrong letztendlich zum Selbstmord getrieben hat.

Lutz
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Beitrag von Christopher »

röhrenradiofreak hat geschrieben:... Viele andere Hersteller haben die Patente verletzt, was Herrn Armstrong letztendlich zum Selbstmord getrieben hat.

Lutz
Hallo!

War das nicht schon vor 1950 als Armstrong wegen irgendwelcher Gerichtsverhandlungen selbsmord begangen hat?

Soviel ich weiß hat TFK die Armstrong-Patente für Deutschland erworben und alle anderen Radiofirmen in D mussten Lizenzgebühren an TFK zahlen.
TFK hat ja bis in die 70er eh fast nur von seinen Patanten gelebt.

Gruß Christopher :)
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Die Wahrheit

Beitrag von Radiowerkstatt »

Was Christopher sagt ist die Wahrheit in Europa speziell in "D".
Was Lutz sagt betrifft RCA in USA.

http://www.fathom.com/seminars/10701020/


http://fecha.org/armstrong.htm

und zur Not auch hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Edwin_Howa ... or_Gericht
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Amstrong hat sich 1954 aus dem 13. Stock eines New Yorker Hochhauses gestürzt, nachdem ihn etliche Patentstreitigkeiten immens viel Geld gekostet hatten.

Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass Telefunken von ihm Rechte auf eine FM-Demodulatorschaltung erworben hat. Ich möchte mich nicht dafür verbürgen, dass das stimmt, aber der Aufdruck auf den frühen UKW-Radios von Telefunken spricht immerhin dafür.

Lutz
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Jetzt wird schon her was

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Lutz.

Die RCA hat fuer die gesamte Industrie in "D", vertreten durch die IGR (Intressengemeinschaft fuer Rundfunkrechte, etliche Patente verwalten lassen, d.h. das Geld einheben. Spaeter (ca 60er) hat Telefunken einige Patente davon gekauft und selbstkassiert.

Multiplikative Mischung, Pentodenbegrenzer, Ratiodetektor.


Deshalb hat Philips bis zum Ablauf des Ratiopatents, in teuren Radios, nie einen Ratio eingebaut. Nur den Riegerkreis oder Phasendetektor.

Bei GR musste ich immer der Patentabt. angeben welches Patent in welchem Geraet benutzt wird.
Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am Sa Jun 13, 2009 20:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Wie auch immer, Armstrong gehörte zu den Erfindern, die zwar auf der technischen Seite hervorragendes geleistet, aber damit finanziell völligen Schiffbruch erlitten haben. Ähnliches Pech hatten z.B. die Erfinder des Dampfschiffes, der Nähmaschine, des Gummireifens oder des Drahtfunks. Nur Wenige zogen aus ihren Erfindungen so großen wirtschaftlichen Nutzen wie T.A. Edison.

Lutz
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Schumi
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Beitrag von Schumi »

An dieser Stelle ein Dankeschön an Lutz und Johann für die weiterführenden Links und zusätzlichen Informationen zu Armstrong :super:
Gruß
Schumi

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