interessante Gegentaktschaltung
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- Transmare
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interessante Gegentaktschaltung
Hallo Forenmitglieder und Mitleser,
Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die letzte Woche noch in erreichbarer Nähe angebotene Arabella einem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Am Lack habe ich noch einiges zu tun, aber bei dem Gerät lohnt sich das. Nachdem ich mir die Schaltung mal auszugsweise angesehen habe, fiel mir im Bereich der Endstufe eine Besonderheit auf. Die Katodenwiderstände werden über eine Filterschaltung auf Masse geführt. Schalter m,n und s betreffen Tonband, TA und UKW. Daher gehe ich davon aus, das der Filter bei AM seine volle Wirkung entfaltet. Jetzt habe ich zuerst die Masseverbindung für die Katodenwiderstände vermisst. Die Schalter sollen aber vermutlich den Filter nur halbieren. Kann mir jemand sagen, was dieser Filter bewirkt? Die vergleichbaren Othello- und Tannhäuserschaltungen sind genauso aufgebaut. Es ist also kein Darstellungsfehler. Die beiden Kondensatoren sind mit je 50nF auch keine typischen Katodenelkos.
Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die letzte Woche noch in erreichbarer Nähe angebotene Arabella einem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Am Lack habe ich noch einiges zu tun, aber bei dem Gerät lohnt sich das. Nachdem ich mir die Schaltung mal auszugsweise angesehen habe, fiel mir im Bereich der Endstufe eine Besonderheit auf. Die Katodenwiderstände werden über eine Filterschaltung auf Masse geführt. Schalter m,n und s betreffen Tonband, TA und UKW. Daher gehe ich davon aus, das der Filter bei AM seine volle Wirkung entfaltet. Jetzt habe ich zuerst die Masseverbindung für die Katodenwiderstände vermisst. Die Schalter sollen aber vermutlich den Filter nur halbieren. Kann mir jemand sagen, was dieser Filter bewirkt? Die vergleichbaren Othello- und Tannhäuserschaltungen sind genauso aufgebaut. Es ist also kein Darstellungsfehler. Die beiden Kondensatoren sind mit je 50nF auch keine typischen Katodenelkos.
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Gruß
Matthias
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Hallo Matthias,
das ist kein Darstellungsfehler, aber auch nichts wirklich Besonderes. Es ist die bekannte 9kHz Sperre, um bei AM Empfang störende Pfeifgeräusche durch benachbarte Sender zu unterdrücken. -- Dieses Problem haben wir ja mittlerweile nicht mehr.
Die Funktion der 9kHz-Sperre in der Katodenleitung beruht auf einer starken Gegenkopplung, indem man je einen Parallelschwingkreis einfügt. Da dieser bei Resonanz einen hohen Widerstand in den Katodenkreis einbringt, wird die Verstärkung bei dieser Frequenz stark herabgesetzt.
Bei einer Kreiskapazität von 50nF sollten die Spulen eine Induktivität von ca. 6,25mH aufweisen - falls mir kein Rechenfehler unterlaufen ist...
das ist kein Darstellungsfehler, aber auch nichts wirklich Besonderes. Es ist die bekannte 9kHz Sperre, um bei AM Empfang störende Pfeifgeräusche durch benachbarte Sender zu unterdrücken. -- Dieses Problem haben wir ja mittlerweile nicht mehr.
Die Funktion der 9kHz-Sperre in der Katodenleitung beruht auf einer starken Gegenkopplung, indem man je einen Parallelschwingkreis einfügt. Da dieser bei Resonanz einen hohen Widerstand in den Katodenkreis einbringt, wird die Verstärkung bei dieser Frequenz stark herabgesetzt.
Bei einer Kreiskapazität von 50nF sollten die Spulen eine Induktivität von ca. 6,25mH aufweisen - falls mir kein Rechenfehler unterlaufen ist...
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.
Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Genau.
Was die Masseverbindung der Kathodenwiderstände betrifft: Diese läuft in beiden Fällen, sowohl bei ein- als auch bei ausgeschalteter 9 kHz-Sperre, über deren Spule. Das hat den Vorteil, dass sich beim Ein- und Ausschalten der Sperre der Gleichstromwiderstand im Kathodenkreis und somit der Arbeitspunkt der Endröhren nicht ändern.
Die Schaltkontakte halbieren das Filter nicht, sondern schließen die Spule kurz und machen es somit unwirksam.
Lutz
Was die Masseverbindung der Kathodenwiderstände betrifft: Diese läuft in beiden Fällen, sowohl bei ein- als auch bei ausgeschalteter 9 kHz-Sperre, über deren Spule. Das hat den Vorteil, dass sich beim Ein- und Ausschalten der Sperre der Gleichstromwiderstand im Kathodenkreis und somit der Arbeitspunkt der Endröhren nicht ändern.
Die Schaltkontakte halbieren das Filter nicht, sondern schließen die Spule kurz und machen es somit unwirksam.
Lutz
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Danke für die Antworten, und gleich zwei neue Fragen:
Warum hat man diese Sperre nicht fest verbaut sondern schaltbar gemacht? Ich vermute, weil 9kHz auch den hörbaren Bereich betreffen.
Dann wäre ich doch heute gut beraten, den Schaltkontakt (zumindest für UKW) zu prüfen oder die Schaltung tot zu legen, weil ich bei unfreiwillig aktiver Sperre Rückwirkung auf die Wiedergabequalität habe. Der Gleichstrompfad über die Induktivität leuchtet mir ein, abe ich bleibe dabei, das bei aktivem Schaltkontakt zwei Spulenhälften und die Kondis parallel gegen Masse geschalten werden. Damit ergibt sich eine neue Filterschaltung mit halber Induktivität und doppelter Kapazität. Vermutlich liegt die neue wirksame Frequenz dann nicht mehr im hörbaren Bereich aber rein theoretisch wird der 9kHz Filter nicht überbrückt sondern im Wert verändert.
Ich möchte das ganze nur richtig verstehen, dass es funktioniert sehe ich ja.
Warum hat man diese Sperre nicht fest verbaut sondern schaltbar gemacht? Ich vermute, weil 9kHz auch den hörbaren Bereich betreffen.
Dann wäre ich doch heute gut beraten, den Schaltkontakt (zumindest für UKW) zu prüfen oder die Schaltung tot zu legen, weil ich bei unfreiwillig aktiver Sperre Rückwirkung auf die Wiedergabequalität habe. Der Gleichstrompfad über die Induktivität leuchtet mir ein, abe ich bleibe dabei, das bei aktivem Schaltkontakt zwei Spulenhälften und die Kondis parallel gegen Masse geschalten werden. Damit ergibt sich eine neue Filterschaltung mit halber Induktivität und doppelter Kapazität. Vermutlich liegt die neue wirksame Frequenz dann nicht mehr im hörbaren Bereich aber rein theoretisch wird der 9kHz Filter nicht überbrückt sondern im Wert verändert.
Ich möchte das ganze nur richtig verstehen, dass es funktioniert sehe ich ja.
Gruß
Matthias
Matthias
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Hallo Matthias,
das Filter wirkt nur bei AM, die Schalter überbrücken ja bei UKW und extern. Habe mich bei meinem Tannhäuser 58 auch erstmal gewundert, aber es ist ja eine Gegentaktstufe!
Alfred
das Filter wirkt nur bei AM, die Schalter überbrücken ja bei UKW und extern. Habe mich bei meinem Tannhäuser 58 auch erstmal gewundert, aber es ist ja eine Gegentaktstufe!
Alfred
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Hallo,
bei dieser Denkweise seh ich ein Problem. Weil die Auswirkung auf die Resonanzfrequenz waere dann gleich null.
Waere auch nur bei getrennten Spulen richtig. Nach dem Schaltbild wuerde ich aber von einem gemeinsamen Kern ausgehen.
Gruß Dirk
bei dieser Denkweise seh ich ein Problem. Weil die Auswirkung auf die Resonanzfrequenz waere dann gleich null.
Waere auch nur bei getrennten Spulen richtig. Nach dem Schaltbild wuerde ich aber von einem gemeinsamen Kern ausgehen.
Gruß Dirk
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Hallo Matthias,
die Sperre wurde schaltbar gemacht, weil das "Pfeifproblem" nur auf Mittelwelle, wegen der im Wellenplan vorgeschriebenen Trägerabstände, auftrat. Bei UKW- und TA- Wiedergabe hätte sich der Pegeleinbruch bei 9kHz nachteilig auf das Klangbild ausgewirkt.
Nun, der Versuch einer Erklärung, weshalb die Resonanzkreise bei abgeschalteter Sperre keine Wirkung haben:
Bei überbrücktem Kreis (m4-m5 geschlossen) fließt der Katoden-Gleichstrom, wie gehabt über die Katodenwiderstände und den ohmschen Anteil der Spulen nach GND ab. Wechselspannungsmässig jedoch, ist die (Signal-) Spannung, wegen der gegenphasigen Ansteuerung der Endröhren an dem geschlossenen Schaltkontakt 0 Volt. Das bedeutet, dass an dem Schwingkreis keine Wechselspannung anliegt und er daher keinen Einfluss mehr auf den Verstärkungsfaktor hat. -- So gesehen braucht man sich über die Schwingkreise selbst keine Gedanken zu machen. Andererseits, wenn doch, denke ich, dass sich an der Resonanzfrequenz der Kreise selbst nichts ändern sollte, denn es wurden eigentlich "nur" zwei Kreise mit gleicher Resonanzfrequenz parallel geschaltet. Abhängig vom Kopplungsgrad der Spulen könnten sich jedoch die Resonanzpunkte gegenseitig leicht verschieben (Irrtümer nicht ausgeschlossen). Zwecks einfacherer Nachvollziebarkeit auch für andere Mitleser habe ich deinen SB-Auschnitt von den unübersichtlich parallel liegenden Schaltkontakten befreit und die Situation bei abgeschaltetem Sperrkreis dargestellt.
die Sperre wurde schaltbar gemacht, weil das "Pfeifproblem" nur auf Mittelwelle, wegen der im Wellenplan vorgeschriebenen Trägerabstände, auftrat. Bei UKW- und TA- Wiedergabe hätte sich der Pegeleinbruch bei 9kHz nachteilig auf das Klangbild ausgewirkt.
Nun, der Versuch einer Erklärung, weshalb die Resonanzkreise bei abgeschalteter Sperre keine Wirkung haben:
Bei überbrücktem Kreis (m4-m5 geschlossen) fließt der Katoden-Gleichstrom, wie gehabt über die Katodenwiderstände und den ohmschen Anteil der Spulen nach GND ab. Wechselspannungsmässig jedoch, ist die (Signal-) Spannung, wegen der gegenphasigen Ansteuerung der Endröhren an dem geschlossenen Schaltkontakt 0 Volt. Das bedeutet, dass an dem Schwingkreis keine Wechselspannung anliegt und er daher keinen Einfluss mehr auf den Verstärkungsfaktor hat. -- So gesehen braucht man sich über die Schwingkreise selbst keine Gedanken zu machen. Andererseits, wenn doch, denke ich, dass sich an der Resonanzfrequenz der Kreise selbst nichts ändern sollte, denn es wurden eigentlich "nur" zwei Kreise mit gleicher Resonanzfrequenz parallel geschaltet. Abhängig vom Kopplungsgrad der Spulen könnten sich jedoch die Resonanzpunkte gegenseitig leicht verschieben (Irrtümer nicht ausgeschlossen). Zwecks einfacherer Nachvollziebarkeit auch für andere Mitleser habe ich deinen SB-Auschnitt von den unübersichtlich parallel liegenden Schaltkontakten befreit und die Situation bei abgeschaltetem Sperrkreis dargestellt.
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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.
Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Die beiden Teilwicklungen sitzen auf einem gemeinsamen Spulenkörper, haben einen gemeinsamen Kern und sind so gepolt, dass sie bei geschlossenem Schaltkontakt antiparallel liegen. Dadurch ist die Induktivität unwirksam, zumindest aber sehr stark verkleinert. Letzteres hätte zur Folge, dass die Resonanzfrequenz oberhalb des Hörbereiches liegt, also auf den Klang keinen Einfluss mehr hat.
Lutz
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Danke nochmals für die Erklärungen. So langsam wird mir die Besonderheit im Bezug auf Gegetaktendstufen auch klarer.
Mich beschäftigt aber noch der Gedanke, dass der Überbrückungskontakt funktionieren muss oder ich erhalte eine Verschlechterung des möglichen Klangbildes ohne das über Spannungsmessung eingrenzen zu können. Vermutlich würde man das mit einem Oszi sofort sehen. Ich werde mal ausprobieren, wie deutlich man den Unterschied hören kann.
Mich beschäftigt aber noch der Gedanke, dass der Überbrückungskontakt funktionieren muss oder ich erhalte eine Verschlechterung des möglichen Klangbildes ohne das über Spannungsmessung eingrenzen zu können. Vermutlich würde man das mit einem Oszi sofort sehen. Ich werde mal ausprobieren, wie deutlich man den Unterschied hören kann.
Gruß
Matthias
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Re: interessante Gegentaktschaltung
Sehr deutlich wird der Unterschied nicht sein, denn in diesem Frequenzbereich sind die Amplituden pro Frequenzintervall nicht mehr groß. Vermutlich wird man im direkten Vergleich gerade eben einen Unterschied hören, sonst fällt dieser nicht auf. Akustische Eigenschaften des Raumes, in dem das Gerät aufgestellt ist, verursachen manchmal ähnliche Effekte (Auslöschung von Frequenzbereichen), ohne dass man das bewusst wahrnimmt.
Es gibt auch Radios, bei denen der 9 kHz-Sperrkreis nicht abschaltbar ist, zum Beispiel der Tannhäuser 55.
Lutz
Es gibt auch Radios, bei denen der 9 kHz-Sperrkreis nicht abschaltbar ist, zum Beispiel der Tannhäuser 55.
Lutz