Opus 8 / Knacksen nach einschalten

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Nutzi
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Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von Nutzi »

Hallo ,

Ich hab ein kleines Problem mit einem Opus 8 Chassis einer Musiktruhe. Nach dem Einschalten habe ich ein gelegentliches "Knacksen" aus den Lautsprechern.
Das Problem tritt auf , nachdem die Röhren aufgeheizt sind und anfangen zu arbeiten. Also so etwa 15-20 Sek nach dem Einschalten, immer mal ein kurzer Knacker aus dem Lautsprechern.
Nach ca. 2-3 Minuten ist dieses Problem weg, das Gerät spielt sauber jeden Tag ca. 10 Stunden. Ohne irgendwelche Knacker.

Gerät hatte Minimalinstandsetzung, also Koppelkondensatoren neu, Kathodenelko Endstufe und Ratioelko neu, C73 neu, Becherelkos formiert und gemessen ok.
Elko vor den Hochtönern nur gemessen. Nachdem dieses Problem mehrere Tage auftrat habe ich alle restlichen Kondensatoren um die Endstufen und am AÜ erneuert.
Das Knacksen bleibt. Und läuft über beide EL84. Ohne EL 84 kein Knacksen, mit beiden EL84 aber ohne Vorröhre und ohne EABC80 kanckkst es.
Wie gesagt nur nach dem Einschalten für die ersten 2-3 Minuten immer mal, vielleicht 5 - 15 mal etwa. Unabhängig vom Tatensatz (auch auf TA oder bei keiner gedrückten Taste)
unabhängig vom Lautstärkeregler (auch auf ganz leise gedreht, wird auch nicht lauter wenn man aufdreht) Das Knacksen ist tieffrequentig, dauert nur ca. 1/10 Sekunde und kommt hörbar nur über die Tieftöner. Röhren sind nicht das Problem, die habe ich alle schon getauscht.

Ich weiß nicht so recht wo ich noch suchen kann....messen kann ich da nicht wirklich was, Gleichrichter und Spannungen sind plangerecht und in Ordnung
Vielleicht hat ja irgendjemand eine Idee....

Bild
lg Karsten

Erfahrungen sind etwas ganz tolles, leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie gebraucht hätte...
Binser
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von Binser »

Hi,

tippe mal auf einen Funkenüberschlag, entweder durch Isolationsfehler im AÜ oder, falls vorhanden, in der Pertinaxfassung einer der Endröhren. Typischerweise treten solche Fehler beim Aufheizen auf, also wenn die Anodenspannung noch sehr hoch ist. Bei fortschreitendem Betrieb und einhergehendem Abfall der Anodenspannung ist der Fehler dann meist weg.
Würde mal ein mA-Meter mit Peak-Hold-Funktion beim Aufheizen in die Anodenleitung legen (z.B. an Stelle der Anodensicherung) und schauen, welcher Strom beim Knacksen fließt. Oder den Anodenkreis erst schließen, wenn die Röhren warm sind und eruieren, ob der Fehler dann noch da ist.

Grüße,

Jörg
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holger66
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von holger66 »

So eine ähnliche Idee, wie der Jörg hätte ich jetzt auch gehabt: ich hätte das Chassis am Stelltrafo sanft angefahren, um die Spannungsspitze "abzuknicken". Wenn das Geräusch dann nicht auftaucht, ist die Erwägung eines Funkenüberschlages recht wahrscheinlich.

Andere Idee: was passiert, wenn Du die Elektrostaten abklemmst ?

H.
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Nutzi
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von Nutzi »

Überschlag/Durchschlag war auch mein allererster Gedanke. Allerdings lag meine Vermutung ohne groß zu testen an irgendeinem Kondensator. Wie gesagt war Minimalinstandsetzung nur der wichtigsten zu Anfang. Also hab ich alle C im Bereich Endstufe und AÜ , und alle andern C mit Massebezug getauscht. E-Staten hatte danach auch schon in Verdacht, zumal die beide direkt zwischen den Basslautsprechern sitzen und das Geräusch eindeitig von dort kommt. Aber auch bei abgeklemmten E-Staten knackst es.
Ich hab keine "megaflinken" Meßgeräte, aber Anodenspannung bzw. auch der Spannungsabfall über dem Anodenwiderstand sind beim Knacksen mit Digital oder Analogmultimeter nicht
meßbar anders. Ziehe ich beide EL84 ist Ruhe. Röhrensockel sind keine mehrlagigen Pertinax, die sind 2-3 mm hoch aus Bakelit oder Kuststoff. Eigentlich die zuverlässigere Sorte.
Das Knacksen ist auch nicht besonders laut, bei Zimmerlautstärke überhört man es wenn man nicht explizit drauf achtet. Ich hatte mal einen Kondensatordurchschlag einen Kondensators, das Knacken war 10 mal lauter.
Aber es liegt auf jeden Fall an der höheren Ladespannung zu Beginn. Auf 220 V knackst es öfter und länger als auf 240V eingestellt. Und ausgebaut auf meinem Tisch knackst es garnicht !?
Das habe ich erst beim 3. Ausbau ( übrigens eine schei** Arbeit bei dieser engen Truhe) realisiert. Ausgebaute Chassis hab ich immer am Trenntrafo, der ist bissel abgewickelt und reduziert ca. 25V
Also hab dann nur ca. 210V und kein Knacksen mehr. Nur wie lokalisiert man die durchschlagende Stelle ohne aufwändige Meßtechnik ?
Ich hatte schon einige Funkestrecken in Röhrensockeln, aber die waren immer sichtbar oder durch Röhrenwackeln provozierbar. Bei diesem Gerät passiert beim wackeln garnix.
Aus Magel an Einfällen werde ich wohl als nächstes die neuen Chinaröllchen um die Endstufe und AU nochmal tauschen, ich hatte schonmal einen defekten eingebaut.
Aber dann bin ich mit meinen Ideen am Ende. Den AÜ könnte ich noch abklemmen und mal durchmessen, wenn ich irgendwelche Werte hätte.
lg Karsten

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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von eabc »

Moin moin Karsten,
auch ich vermute einen Spannungsüberschlag selbiger Art, möglich sind aber auch Kontaktprobleme an den Röhrenpins bzw. den Röhrensockeln besonders der EABC80.
M.f.G.
harry

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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von holger66 »

Wenn das Deine Truhe ist, sie also in Deinem Einflußbereich verbleiben soll, würde ich das einfach lassen. Probleme an Röhrensockeln werden mit der Zeit schlimmer. Was ist denn die Fassung der EABC80 für ein Modell, eher kein Keramik, oder ? Die sitzt doch bei dieser Serie Chassis in so einem Häuschen mit den beiden Filtern mit drin, oder ? In dem Fall würde ich das ganze Häuschen tauschen und das inwendige FM-Filter nachgleichen.

Nur so als Erfahrungswert: ich hatte ein einziges Mal einen defekten AÜ mit Funkenüberschlägen, bei einem Graetz war das. Das war dermaßen laut, daß es an eine frische Bratwurst in der Pfanne erinnerte, bei angeschlossenem Lautsprecher sogar wie ein Dutzend Würste.

Gruß
Holger
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von Nutzi »

Ja, das ist mein eigener Schrank.
Also das Knacksen ist recht leise, AÜ würde ich erst ganz zuletzt vermuten. Auch kein Funkenschlag im Sinne von vollen Durchschlag /Kurzschluß von Anodenspannung.
Im Moment hab ich das Gerät jeden Tag 10 Stunden in Funktion. Röhrensockel der EABC kann ich nicht sehen im eingebauten Zustand. Ich meine der war Pertinax, ich hatte das Filtergehäuse offen und den Radioelko getauscht, ist schon paar Tage her...so genau kann ich mich nicht erinnern. Wackeln an der EABC oder Klopfen ans Filtergehäuse bewirkt nix, wackeln an allen Röhren bewirkt nix.
Ich muss irgendwann demnächst das Chasis eh nochmal rausnehmen weil ich MW und TA bissel Kontaktprobleme mit dem Tastensatz beseitigen muss. Dann werd ich mir den Filterbecher nochmal genauer ansehen. Auch mal im dunkeln von allen Seiten schauen ob mal beim Einschalten irgendwo Funkenstrecke sehen kann. vielleicht liegt das Problem ja auch im Tastensatz, obwohl ich da kein Umschaltknacksen habe. Aber halt manchmal kein Kontakt nach dem umschalten auf TA und garkeinen auf MW.
lg Karsten

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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von makersting »

So ein nicht sonderlich lautes Knacksen lag bei mir an einer schlechten, selbst produzierten Lötstelle am EL84-Sockel, die schwer einsehbar war. Ich war mit lange sicher, dass alle Lötstellen gut seien. Auch mehrfach nachgelötet hatte ich schon. Erst als ich aus lauter Verzweifelung alle neu verbauten Bauteile begann wieder auszubauen, kam mir ein Koppelelko nach Ablöten des ersten Beins entgegen.
Das Lötzinn war am Bauteildraht gut dran, aber am Sockelpin eben nicht. Das konnte ich nicht sehen, weil das Lötzinn den Pin selbst von unten gesehen voll verdeckte. Bis zu dem Moment wollte ich nicht glauben, dass mir nach 30 Jahren Lötpraxis soetwas passieren könnte.
Ergo, Lötstellen haargenau untersuchen und ggf. Lötstützpunkte vom Lot befreien, reinigen und neu verlöten.

Gruß
Martin
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von Nutzi »

holger66 hat geschrieben:Wenn das Deine Truhe ist, sie also in Deinem Einflußbereich verbleiben soll, würde ich das einfach lassen
Es gibt Neuigkeiten von meiner Truhe, genauso habe ich das auch erstmal gemacht, Betrieb sowieso nur unter Aufsicht, also abwarten, bis sich heute das Problem beim Einschalten von selbst gelöst hat. Sozusagen in Knall und Rauch aufgelöst. C75, ein 2,2µ Elko.....hat erstaunlich lange gehalten in der 100V Ausführung :roll:
Dafür ist der Ratioelko mit 400V gut dimensioniert. Elkos falsch einlöten passiert mir nicht, niemals :twisted:
lg Karsten

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holger66
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von holger66 »

Hehe, der 2µF liegt zur zusätzlichen Siebung an der Anodenspannung der EABC80, richtig ? Dann bekommt er es für die ersten 30 Sekunden bei Betriebsbeginn volle Kanne ab. Dann ist es kein Wunder, wenn ein Elko mit nur 100V die Grätsche macht. Da der Ratioelko denselben Kap.-Wert hat, hattest Du die beiden vertauscht ?

Hast Du ein Bild von dem zerschossenen Bauteil ?

H.
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von hf500 »

Moin,
deshalb merke:
Elkos, die irgendwie an der Anodenspannung liegen, muessen grundsaetzlich in der Spannungsfestigkeit fuer die Leerlaufspannung des Netzteiles bemessen werden (*).
Fuer das "gewoehnliche Dampfradio" bedeutet das 350-400V Spannungsfestigkeit.

(*) Ausnahmen findet man schonmal bei Geraeten mit indirekt gehezter Gleichrichterroehre. Sie ist so gebaut, dass sie als letztes warm wird und somit das Netzteil auf ein Geraet trifft, das schon Strom abnehmen kann. Der Leerlauffall beim Anheizen kommt also praktisch nicht vor.

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Peter
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Re: Opus 8 / Knacksen nach einschalten

Beitrag von Nutzi »

Die Wichtigkeit der Spannungsfestigkeit von manchen Elkos ist mir durchaus vertraut. Man muss dann aber auch den richtigen an die passende Stelle einlöten.
Ich hab die beiden 2.2µ Elkos schlicht vertauscht, bzw. garnicht auf die Spannungsfestigkeit geschaut. So ist der 400V als Ratioelko eingebaut worden.
Beide hatten gleiche Baulänge, der "dickere" war untypischerweise der mit der kleineren Spannungsfestigkeit. Eigentlich ist dicker = höhere Spannung.
Hat aber wohl auch was mit Bauform und Hersteller zu tun. Ich kann mich noch gut erinnern dass ich ewig alle möglichen Kisten durchgewühl habe um überhaupt einen 2.2er in 400V zu finden.
Egal, jetzt ist ein 4.7er in 400V drin und das "Knacksen" ist seit dem Knall auch verschwunden :mrgreen:

Bild
lg Karsten

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