"Hai-End in Perfektion"

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Schirmgitter
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"Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Schirmgitter »

Hallo,

hier mal ein Beispiel wie ein Verstärker nicht aussehen sollte.
Diesen Drahtverhau hat ein gutgläubiger Mitmensch als „Verstärker vom Feinsten“ in der E-Bucht erstanden. Da er aufgrund von Bruzzelgeräuschen, Verzerrungen und einem permanenten Grundbrumm nicht wirklich mit dem „feinen Teil“ zufrieden war, der Verkäufer jedoch zweifellos die angeschlossene Signalquelle, die Verkabelung oder gar ein verseuchtes Stromnetz als Ursache ausmachte und, da es sich ja um ein gebrauchtes Gerät aus einem Privatverkauf handelt, jegliche Garantieansprüche oder gar eine Rücknahme abgelehnt hat, ist es bei mir zur Reparatur gelandet.
Aber was bitte, soll man hier reparieren? Diese Kiste kann man nur ausräumen und neu aufbauen. Oder die zwei Griffe am Chassis benutzen um das "Hai-End Gerät" zur Müllkippe zu tragen.
Hier ein paar Bilder (für Leute mit einem guten Nervenkostüm)

Bild

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Gruß,
Micha
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holger66
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von holger66 »

Sowas konnte Philips/NL schon in den 50er-Jahren. Da funktionierte es allerdings, naja, eine Weile.....

:jump: :jump: :jump: :jump: :jump:

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Schirmgitter
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Schirmgitter »

holger66 hat geschrieben:Sowas konnte Philips/NL schon in den 50er-Jahren. Da funktionierte es allerdings, naja, eine Weile.....

:jump: :jump: :jump: :jump: :jump:

H.

Aber doch bestimmt nicht so dilletantisch, oder etwa doch? Du machst mir Angst.
Habe inzwischen mal das Schaltbild rausgemalt.

Bild

Nix Besonderes, Standardschaltung. Der "Brummfehler" liegt am Massebezug der Heizspannung. Den hat der Edelbastler hinter den Gleichrichter gelegt. Der Grundbrumm ist jetzt weg.
Wobei ich es eh als Quatsch empfinde den Phasendreher und die Vorstufe hier mit Gleichspannung zu heizen....Unsinn.
Die anderen Mängel sind mit Sicherheit an üblen Löt (besser Kleb) stellen zu finden. Aber so kann man die Kiste wirklich nicht lassen. Das wäre unverantwortlich.

Gruß,
Micha
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Munzel »

Hm. Typisches Kütiba-Niveau.
Entweder unrepariert zurückgeben oder richtig machen.
Ich hätte evtl. die erste Stufe galvanisch an die Phasenumkehrung angekoppelt und die Gegenkopplung in die Katode der 1. Stufe eingespeist. Sonderlich stark ist die Schaltung ohnehin nicht gegengekoppelt. Das sollte man verbessern.

MfG
Munzel
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Schirmgitter
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Schirmgitter »

Munzel hat geschrieben:Hm. Typisches Kütiba-Niveau.
Was bitte? Übersetz mal für mich.

Ansonsten: Ja, genau meine Meinung.

Gruß,
Micha
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von radio-volker »

Servus,
In früheren Zeiten nannte man so etwas RKDZ- Aufbau.
Gruss aus Trient,
Volker
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Munzel
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Munzel »

Kütiba: Küchentischbastler.
Wenn Du Dich zu einem Neuaufbau entschließen solltest, laß es Dir nur gut bezahlen. Lohnt sich ein Neuaufbau im Hinblick auf die Transformatoren überhaupt?


MfG
Munzel
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Schirmgitter »

radio-volker hat geschrieben:Servus,
In früheren Zeiten nannte man so etwas RKDZ- Aufbau.
Nun, ich stamme zwar auch aus früheren Zeiten....aber RKDZ? Was heißt das?

Gruß,
Micha
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Schirmgitter »

Munzel hat geschrieben:Kütiba: Küchentischbastler.
Wenn Du Dich zu einem Neuaufbau entschließen solltest, laß es Dir nur gut bezahlen. Lohnt sich ein Neuaufbau im Hinblick auf die Transformatoren überhaupt?


MfG
Munzel
Ich glaube ja.
Der Netztrafo ist von Welter und die AÜs von Reinhöfer. Also nicht schlecht. Die Frage ist nur ob der E-Bucht Geschädigte
noch mal etwas tiefer in die Tasche greifen möchte / kann.

Gruß,
Micha
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von radio-volker »

Servus,
RKDZ = Rasant-Klemm-Drill-Zwirbel Aufbau.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von röhrenradiofreak »

Viel wichtiger, als edle, teure und mitunter auch überteuerte Teile zu verwenden, ist ein sinnvoller Aufbau. Daran hapert es oft, sei es nun aus Unkenntnis oder aus Faulheit. Dann bildet sich der Erbauer entweder ein, dass die klanglichen Mängel eben normal sind, oder er lässt sich so sinnvolle Spezialteile wie sauerstofffreie Kabel, abgeschirmte Netzkabel (für den Kabelweg außerhalb des Gerätes!), 24 Karat vergoldete Steckverbindungen, spezielle Gehäusefüße und wer weiß was noch alles aufschwatzen. Das beseitigt zwar die Mängel nicht, aber macht den Verkäufer reich. Beides habe ich schon mehrfach erlebt.

Vorstufenröhren mit Gleichspannung zu heizen, macht je nach Schaltungskonzept durchaus Sinn. Aber nicht, wenn die vermeintliche Gleichspannung, wie in diesem Fall, durch falsche Wahl des Massebezugs eben doch eine Wechselspannung ist.

Lutz
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Schirmgitter »

Guten Morgen,
röhrenradiofreak hat geschrieben:Viel wichtiger, als edle, teure und mitunter auch überteuerte Teile zu verwenden, ist ein sinnvoller Aufbau. Daran hapert es oft, sei es nun aus Unkenntnis oder aus Faulheit. Dann bildet sich der Erbauer entweder ein, dass die klanglichen Mängel eben normal sind, oder er lässt sich so sinnvolle Spezialteile wie sauerstofffreie Kabel, abgeschirmte Netzkabel (für den Kabelweg außerhalb des Gerätes!), 24 Karat vergoldete Steckverbindungen, spezielle Gehäusefüße und wer weiß was noch alles aufschwatzen. Das beseitigt zwar die Mängel nicht, aber macht den Verkäufer reich. Beides habe ich schon mehrfach erlebt.
Wobei man natürlich den luftigen, frei im Raum stehenden Klang, den die in Vollmondnächten von Mönchen in Tibet gewickelten und gesegneten Kondensatoren liefern mit langweiligen WIMAs nicht erreichen kann. :wink:
röhrenradiofreak hat geschrieben:Vorstufenröhren mit Gleichspannung zu heizen, macht je nach Schaltungskonzept durchaus Sinn. Aber nicht, wenn die vermeintliche Gleichspannung, wie in diesem Fall, durch falsche Wahl des Massebezugs eben doch eine Wechselspannung ist.

Lutz
Ich bin der Meinung, dass man fast immer Wechselspannung auskommt. In der alten Rundfunk-und Studitechnik hat es ja bestens funktioniert, wie z.B. dieser Mikophonvorvestärker zeigt.
https://www.irt.de/IRT/publikationen/braunbuch/V77.PDF

Gruß,
Micha
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Klarzeichner »

Tachchen die Runde.

Selbstverständlich reicht die Wechselstromheizung, solange der Verstärker nur mit mindestens Line-Pegel hantiert, was hier ja der Fall ist.

Ich finde auch, du solltest das Gerät neu aufbauen (das Chassis selber mit den montierten Trafos macht ja einen ganz guten Eindruck) - sofern der Eigentümer dir das auch vernünftig bezahlt. Ich habe Null Mitleid mit diesem, wie kann man als Laie ein Selbstbaugerät eines Unbekannten für Geld kaufen, noch dazu ohne Rückgaberecht? Wirklichg selber Schuld! Das Ergebnis ist dann so ein Schrott wie dieser hier. Das muss man wirklich komplett ausräumen und bei Null beginnen.

(Okay, kommt drauf an was er bezahlt hat, Trafo und Übertrager haben ja schon einen gewissen Wert.

"Daran hapert es oft, sei es nun aus Unkenntnis oder aus Faulheit." (Lutz)
Unkenntnis, das ist immer Unkenntnis. Großmäuler, die meinen alles zu können, nachdem sie einen Lötkolben richtig herum zu halten gelernt, aber sont keine Ahnung von nichts und keine Erfahrung haben.

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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von röhrenradiofreak »

Schirmgitter hat geschrieben:Ich bin der Meinung, dass man fast immer Wechselspannung auskommt. In der alten Rundfunk-und Studitechnik hat es ja bestens funktioniert, wie z.B. dieser Mikophonvorvestärker zeigt.
https://www.irt.de/IRT/publikationen/braunbuch/V77.PDF
Wenn die Kathode direkt an Masse liegt, sind oft keine Maßnahmen gegen Brummen nötig. Ansonsten kommt man bei Stufen, die sehr kleine Pegel verarbeiten, nicht drum herum.

In diesem Mikrofonverstärker gibt es für die Vorstufenröhre eine separate Heizwicklung und einen Entbrummer (das 250 Ohm-Trimmpoti), und die HeIzleitungen sind geschirmt.

Das geht aber nicht immer. Bei Vorstufen von Stereogeräten, die mit einer ECC... bestückt sind, kann man nicht mit einem Entbrummer arbeiten. Denn je nach Schaltung gelingt es nicht, das Heizungsbrummen in beiden Systemen gleichzeitig zu minimieren: entweder sind die Heizfäden in Reihe geschaltet, dann klappt es gar nicht, oder sie sind parallel geschaltet, dann hängt es von Toleranzen innerhalb der Röhre ab. Behelfen kann man sich dadurch, dass das zweite System für eine Stufe mit höherem Pegel verwendet wird, wo das Brummen nicht so viel ausmacht. Aber man muss für beide Vorstufenröhren getrennte Heizwicklungen und Entbrummer vorsehen. Da ist das Heizen mit Gleichspannung doch vielleicht die einfachere Lösung.

Lutz
Heinz
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Re: "Hai-End in Perfektion"

Beitrag von Heinz »

Hallo Micha,
Schirmgitter hat geschrieben: Aber was bitte, soll man hier reparieren? Diese Kiste kann man nur ausräumen und neu aufbauen.
Für's verschrotten sind die enthaltenen relativ hochwertigen Bauteile (Übertrager, Trafo, Endröhren, Gehäuse) eigentlich zu schade. Ob sich eine "Reparatur" lohnt, ist sicher fraglich.
In diesem Fall würde ich auch für einen Neuaufbau plädieren. Sofern es die Umstände zulassen.

Der Grund für den Neuaufbau wäre für mich weniger die etwas chaotische Verdrahtung. Da werfe ich mittlerweile einen etwas altersmilden Blick drauf. Verdrahtung nach dem Prinzip der schwäbischen Hausfrau ist ja auch keineswegs eine Garantie für optimale "performance".
Ich sehe das Problem eher in der - in meinen Augen - suboptimalen Schaltung.
Wenn ich mir das Datenblatt der Endröhren ansehe, erscheint mit die Impedanz im Gitterkreis wie im Schirmgitterkreis deutlich zu hoch. Zumindest im Gitterkreis würde ich etwa um den Faktor 5 heruntergehen. Das allerdings ist mit einer ECC83 als Treiberröhre nicht zu machen. Zu überprüfen wäre angesichts der Schaltung auch nochmal ob die Endröhren zu den verwendeten AÜs passen.

Das alles liefe auf eine weitgehende Neuentwicklung der Schaltung hinaus.
Schwierige Entscheidung.

Gruß

Heinz