Grundig TK 121

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Rosel
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Grundig TK 121

Beitrag von Rosel »

Hallo,

ich habe ein Problem mit dem Motor des Gerätes. Er hat 2 110V Wicklungen und je eine mit 12V für die Endstufe und 50V für den Oszillator. Der Motor brummt im Betrieb sehr laut und wird sehr warm. Das Ablöten der Sekundärspannungen brachte keine Besserung. Der Motor dreht leicht und läuft gut nach. Hat jemand eine Idee wie ich den Fehler finden kann?

Viele Grüße
Rosel
Bernhard W
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Bernhard W »

Rosel hat geschrieben:...Der Motor brummt im Betrieb sehr laut und wird sehr warm. Das Ablöten der Sekundärspannungen brachte keine Besserung. Der Motor dreht leicht und läuft gut nach...
Hallo Rosel,

der Motor benötigt ein phasenverschobenes Erregerfeld, das ihm die Drehrichtung vorgibt.

Soweit ich die Schaltung verstehe, wird die Phasenverschiebung erzeugt durch C33 (1 µF).

C33 kann defekt sein oder die Verbindung ist unterbrochen, z. B. wenn Si 3 ausgelöst hat.

Bernhard
Rosel
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Rosel »

Hallo Bernhard,
danke für deine schnelle Antwort, der Austausch von C33 brachte leider keinen Erfolg. Die Verbindung zwischen Motor und Kondensator ist auch ok, die Sicherung hat einen Innenwiderstand von 11 Ohm.

Rosel
ELEK
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von ELEK »

Hallo,

Sicherung 11 Ohm ?? Klingt ein bischen viel (sofern nicht Übergangswiderstände beim Messen vorhanden waren) !

Gruß Ingo
Rosel
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Rosel »

Ich hatte die Anschlußkabel und den Sicherungshalter mit gemessen. Die Sicherung selbst hat nur 8,8 Ohm bei 100mA. Auch wenn ich den Kondensator direkt an den Motor löte bringt es keine Verbesserung.

Rosel
Bernhard W
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Bernhard W »

Seltsam.
Der Motortyp steht leider nicht in meinem Schaltplan. Aus der Schaltung tippe ich auf Kondensatormotor.
Es könnte auch ein Motor mit (nicht gezeichneter) Kurzschlusswicklung sein, die bei Plattenspielern üblich waren. Aber dann sehe ich in C33 bzw. dessen hoher Kapazität keinen Sinn.

Der Widerstand der Sicherung kam mir auch ziemlich hoch vor, deshalb habe ich nachgeschaut:
EN 60127-2 Blatt 3 (5 x 20 mm, träge, kleines Ausschaltvermögen) lässt 2,5 V bei 100 mA zu, d. h. bis 25 Ohm. Die Sicherung ist in Ordnung.

Wenn alle Verbindungen angelötet sind:
Welche Spannungen stehen an C32 (Soll: 17 V), an C31 (Soll: ca. 60 V) und an C29 (Soll: ca. 40 V)?
Leuchten die beiden Lampen normal hell?

Gruß Bernhard
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omega
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von omega »

Hallo,
das sollte ja die richtige Bauform/Motortyp sein:
http://forum2.magnetofon.de/bildupload/ ... 008-03.jpg
also kein Kondensatormotor im klassischen Sinn.
Man sollte die Wicklungen vermessen, und deren Spannungen. Auch auf Schluß kontrollieren.
Ich würde einen Windungsschluß nicht ausschließen.
Hier würde eine vergleichende Messung der Leistungaufnahme mit einem baugleichem Motor helfen, ohne elektrische und mechanische Last.

Viele Grüße, Michael
ELEK
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von ELEK »

... Danke Bernhard fürs Nachsehen ! Irgendwo muß ja die Energie zum Abschmelzen noch herkommen, wenn der Nennstrom deutlich überschritten wird... Nicht umsonst sind solche Sicherungen teurer, je kleiner der Nennstrom ist.

Gruß Ingo
Bernhard W
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Bernhard W »

omega hat geschrieben:Hallo,
das sollte ja die richtige Bauform/Motortyp sein:
http://forum2.magnetofon.de/bildupload/ ... 008-03.jpg
also kein Kondensatormotor im klassischen Sinn.
Man sollte die Wicklungen vermessen, und deren Spannungen. Auch auf Schluß kontrollieren.
Ich würde einen Windungsschluß nicht ausschließen.
Hier würde eine vergleichende Messung der Leistungaufnahme mit einem baugleichem Motor helfen, ohne elektrische und mechanische Last.
Auf dem Foto schön zu sehen:
Der Läufer hat schräge Kurzschlusswindungen (die hellen Streifen)
Am Blechpaket des Stators sind versetzt angeordnet vier Kurzschlusswindungen (in der Draufsicht als schräge schwarze Streifen erkennbar)
Damit ist das ein Spaltpolmotor. Die versetzen Kurzschlusswindungen erzeugen die Phasenverschiebung.

Dann ist ein Windungsschluss eher wahrscheinlich.

Leider habe ich keine Vergleichswerte.
Aber eine Vergleichsmöglichkeit ist ja schon eingebaut:
Die beiden (außen liegenden) Wicklungen für 110 V (A-B und D-E) müssen den gleichen Widerstand haben.
Und von keiner darf es eine Verbindung zum Chassis geben.

Dreht sich der Motor im Betrieb noch?
Wenn ja:
Steht der Spannungswähler vielleicht auf 110 V?
(dieser "Trafo" hat durch den Rotor einen großen Luftspalt. Vielleicht reicht der erhöhte Stromfluss nicht zum schnellen Auslösen von Si 1. Die löst bei 230 V * 630 mA * 1,1 = 160 W frühestens nach 1 h aus.)
Wenn nein:
Wurden die Wicklungen A-B oder D-E mal abgelötet und eine könnte vertauscht wieder angelötet worden sein?
(dann sollte allerdings Si 1 auslösen)

Bernhard
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Rosel »

Hallo Bernhard,

C32 = 18,6V
C31 = 61,0V
C29 = 39,7V

Die Spannungen über den Motorwicklungen 117,7V AC und 118,0V AC
Ich konnte am Gerät keine Vorreparaturen feststellen. Der Spannungswähler steht auf 220 - 230V. Die Anschlußkabel am Motor sehen nicht aus als ob dort schon gelötet wurde.

Rosel
Bernhard W
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Bernhard W »

Hallo Rosel,

die Spannungen sind alle in Ordnung, da sind auch keine Anschlüsse vertauscht.

Einen Fehler in der Schaltung kann ich nicht erkennen.

Trafobrummen kommt von Magnetostriktion, meistens der Trafobleche. Die Ursache können zu hoher magnetischer Fluss oder lose Bleche sein.

Schlechte elektrische Isolation zwischen den Blechen führt zu höheren Wirbelströmen, die Wärme erzeugen. Das kommt aber relativ selten vor, weil die Blechoberflächen mit der Zeit eher korrodieren und für Wirbelströme großflächige Kontakte vorhanden sein müssen.

Mit solchen Motoren hatte ich bisher keine Probleme, außer mit den Lagern.
Vielleicht hat ein anderer Mitleser noch einen Tipp.

Bernhard
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Bernhard W »

ELEK hat geschrieben:... Irgendwo muß ja die Energie zum Abschmelzen noch herkommen, wenn der Nennstrom deutlich überschritten wird... Nicht umsonst sind solche Sicherungen teurer, je kleiner der Nennstrom ist.
Korrekt. 0,1...1 W sind schon nötig, damit der Draht schmilzt.

Je höher der Schmelzstrom, desto dicker ist der Draht und desto mehr Wärmeleistung wird über die Kappen abgeführt.

Sicherungseinsätze mit großem Ausschaltvermögen sind mit Sand gefüllt, der kühlt den Draht zusätzlich. Die brauchen besonders viel Leistung zum Schmelzen und sind deshalb besonders hochohmig.

Bernhard
Rosel
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Rosel »

Wenn ich die Spannung auf 160V herunter regele, dann verschwindet das Brummen kompl. und der Motor dreht sich noch.

Rosel
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Bernhard W »

Rosel hat geschrieben:Wenn ich die Spannung auf 160V herunter regele, dann verschwindet das Brummen kompl. und der Motor dreht sich noch.
Das könnte durch Sättigungseffekte wegen zu hohem magnetischem Fluss ausgelöst werden.
Bei Sättigung sinkt die Induktivität der Spulen und der Primärstrom steigt. Das führt zu höheren Verlusten im Drahtwiderstand.

Funktioniert der "Rest" des Geräts?

Der Strom, der durch die Lasten fließt, also durch G1, G2, die beiden Lampen und C33, schwächt das magnetische Feld, der Eisenkern gerät weniger in Sättigung.
Wenn etwas von den Lasten fehlt, gerät der Trafo vielleicht schon in die Sättigung, obwohl ich den Luftspalt als relativ groß einschätze.

Das könnte auch der Grund für C33 (1 µF) sein. Der soll vielleicht etwas zusätzlichen Laststrom erzeugen, um den magnetischen Fluss im Eisenkern zu reduzieren.
Der Strom ist allerdings phasenverschoben. Das Zusammenspiel mit den impulsförmigen Strömen durch die Gleichrichter habe ich nicht untersucht.
Nach deinen Tests bringt C33 aber keine Änderung.

Bernhard
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Re: Grundig TK 121

Beitrag von Rosel »

Das Gerät funktioniert nach kleineren Reparaturen perfekt. Aufnahme und Wiedergabe in guter (für das Baujahr) Qualität. Eigentlich schade um das schöne Gerät. Ich suche schon nach einem Schlachtgerät um den Motor auszutauschen.

Rosel