Altes RPG - Erklärung

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joseph_st
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Altes RPG - Erklärung

Beitrag von joseph_st »

Servus,
nach einer etwas längeren Bastelpause aufgrund von viel Arbeit, habe ich jetzt wieder etwas Zeit, um in die Werkstatt zu gehen. Dieses Wochenende bin ich auf Willhaben zufällig über ein altes, selbstgebautes Röhrenprüfgerät gestolpert, welches mir in meinem Arsenal noch gefehlt hat. Da es ein Selbstbau ist, gibt es leider keine Bedienungsanleitung. Das RPG ist wirklich schön aufgebaut, leider werde ich aus den Bezeichnungen nicht wirklich schlau.
Die unterste Reihe an Kabeln mit Bananenstecker ist mir klar, diese sind die Röhrenpins. Das Rote Kabel mit der Nummer 10 führt nur zu der roten Bananenbuchse unter den Sockeln. Die erste Reihe an Bananenbuchsen von unten sind die Heizspannungen, wobei 0 und Kath. miteinander verbunden sind.
Leider ist mir noch nicht vollkommen klar, was man mit dem Schalter "Prüf - Heiz" umschaltet (die Heizspannung abschalten wäre beim Prüfen ja etwas unlogisch) und mit dem Drehschalter "Strom" (Dieser sieht von innen wie ein Messbereichsschalter aus) bezwecken soll. Auch was man bei "übrige Elektroden" einstecken soll, ist mir nicht ganz klar, da diese alle miteinander verbunden sind.
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Würde mich freuen, wenn sich hier jemand auskennt und mir etwas auf die Sprünge helfen könnte :D

Gruß
Joseph
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Welle26
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Re: Altes RPG - Erklärung

Beitrag von Welle26 »

Hallo Joseph,

die "übrigen Elektroden" sind einfach zusammengeschaltet, was für eine einfache Emissionsprüfung das übliche Prinzip wäre.
Das rote Kabel könnte vielleicht mal einem Außenkontakt gedient haben, die Kathode wird dann wiederum einseitig an der Heizspannung auf Masse liegen, weshalb sie auch auf die 0V-Heizspannungsbuchse gebrückt ist.
Die Umschaltung "Heiz / Prüf" kann ich mir aus dem Stand jetzt auch nicht erklären, aber bei einem Probelauf sollte sich ja was zeigen.
So wie der Schalter verkabelt ist, wird die Anodenspannung damit wohl erst nach dem Anheizen der Röhre zugeschaltet, aber das ist nur eine Mutmaßung.
Der Drehschalter dürfte in der Tat eine Messbereichserweiterung für das Instrument sein, denn die Widerstände liegen parallel zum Messgerät, wenn ich das richtig sehe. Da die Skala mit µA beschriftet ist, dürfte das für die allermeisten Röhren auch nötig sein.
Ich würde einfach mal eine Röhre mit bekannten Daten (EL84 oder eine sonstige Wald- und Wiesenröhre) reinstecken und ausprobieren.
Die Anzeige ist aber ohne Vergleichswerte guter Röhren vermutlich wenig aussagekräftig, es sei denn, man rechnet sich das über die Widerstände am Drehschalter raus.

Viele Grüße
Max
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joseph_st
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Re: Altes RPG - Erklärung

Beitrag von joseph_st »

Hallo Max,
vielen Dank für deine Antwort!
Das mit der zuschaltbaren Anodenspannung hört sich logisch an, wohin wird diese aber zugeschalten? Die Anode wird ja vermutlich auch zu den "übrigen Elektroden" gesteckt werden, da ich nichts anderes sehe.

Gruß,
Joseph
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Re: Altes RPG - Erklärung

Beitrag von Welle26 »

Hallo Joseph,

üblicherweise arbeiten diese einfachen Schätzeisen so, daß die Kathode an Masse liegt und alle übrigen Elektroden zusammengeschaltet mit einer festen Spannung beaufschlagt werden.
Der Strom, der dann über alle Elektroden gleichzeichtig fließt, ergibt in der Summe den Strom, den die Kathode liefern kann, also die Emissionsfähigkeit der Kathode, die mit dem Verschleiß der Röhre abnimmt. Dein RPG schaltet im Prinzip jede Röhre als Diode, wenn Du so willst.
Dabei wird die Röhre nicht geregelt und die Prüfspannung scheint hier auch nicht einstellbar zu sein, wodurch die Aussagekraft beschränkt ist - der beste Test für eine Röhre ist nach wie vor die Messung an der Schaltung, in der sie verwendet werden soll.
Selbst andere Aussagen wie Elektrodenschluss oder Vakuumprüfung, die viele Geräte noch bieten, scheinen hier nicht vorhanden.

Der Begriff der Anodenspannung ist hier zugegebenermaßen ein wenig irreführend, denn sie liegt nicht nur an der Anode an.
"Prüfspannung" wäre wohl passender, aber die 250V hinter dem Gleichrichter eines Radios, die man oft als Anodenspannung bezeichnet versorgen ja auch nicht nur die Anoden der Röhren. Aber das ist Wortklauberei...

Viele Grüße
Max
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Re: Altes RPG - Erklärung

Beitrag von joseph_st »

Hallo Max,
vielen Dank für die Erklärung! Dann müsste ich bei einer Doppeltriode, angenommen ECC85, nur ein Triodensystem während des Tests in die übrigen Elektroden einstecken, richtig?

Habe das Gerät jetzt einmal mit einer EL84 getestet und verstehe so langsam, wie alles funktionieren soll. Der Prüf-/Heizschalter zeigt in beiden Fällen Emission an, das heißt er schaltet die Prüfspannung nicht ab. Er schließt am Heiztrafo eine Primärwicklung kurz, wodurch die Röhre mit ca. 2 V überheizt wird. Ich vermute, dass das zum schnellen Aufheizen der Röhre verwendet werden soll, und danach auf "Prüf" umgeschaltet werden soll.
Der Bereichsschalter hat noch etwas Kontaktschwierigkeiten, diese werde ich am Wochenende mit einem Glasfaserpinsel und T6 behandeln. Ich vermute auch, dass die alten Kohlemassewiderstände schon etwas außer der Toleranz sind, da eine Einstellung sehr vom Schema abweicht.
Auch die beiden betagten Philips-Elkos werde ich wechseln, da es bei diesen die Überdrucköffnung schon etwas herausgedrückt hat.

Gruß,
Joseph
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Re: Altes RPG - Erklärung

Beitrag von glaubnix »

Hallo Joseph,

ich habe mir kurz erlaubt das Prinzip deines 'Röhrenschätzeisens', schaltbildmässig, grob darzustellen. Alles dazu wurde bereits gesagt, nun auch ein Bild dazu. Dieses Teil arbeitet im wesentlichen genau wie das Euratele, welches einst im Zuge eines Radiolehrganges angeboten wurde. Deshalb habe ich auch den Netztrafo von diesem in mein SB 'eingebaut'. Weshalb man bei deinem Gerät derart viele Strombereiche vorgesehen hat ist nicht ganz klar, da die Aussagekraft ohnehin nicht überwältigend ist -da braucht man nicht allzu viele Stellen hinter dem Komma. Das Wort "Anodenspannung" habe ich deshalb in "" gesetzt, weil deren Wert nicht wirklich im üblichen Bereich der Anodenspannungen einzuordnen ist. Es werden wohl nicht wesentlich mehr als 20Volt sein. Den rt/ws Draht habe ich aus deinen Bildern übernommen er führt die Anodenspannug (+UB) dem Amperemeter-Umschalter zu. fo bedeutet Heizfaden Nullanschluss (also ein Ende des Heizfadens) K=Katode. Alle restlichen Elektroden kommen, wie könnte es anders sein, an 'übrige Elektroden'.
Rö-Schätzeisen-net.jpg
Hilfstrafo, Gleichrichtung und Siebung ist das, was sich auf deinen Bildern 2&4 rechts oben in der Ecke befindet, auch die beiden blauen Elkos gehören dazu.
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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
joseph_st
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Re: Altes RPG - Erklärung

Beitrag von joseph_st »

Hallo Peter,
tut mir leid für die verpätete Antwort. Vielen Dank für den vereinfachten Schaltplan, damit ist die Funktionsweise für mich einfacher nachzuvollziehen.

Habe mittlerweile fast alle Kohlemassewiederstände getauscht, da fast alle über 50% über ihrem angegebenen Wert waren. Auch die beiden Elkos habe ich getausch, obwohl diese noch einigermaßen gut waren.
Ganz schön schaut es nicht aus, aber es funktioniert :wink:
Zum Vergleichen funktioniert das Messgerät super, mit etwas Übung werde ich die optimalen Einstellungen auch noch herausfinden.

Vielen Dank nochmals für die Erklärungen!
Gruß,
Joseph