Schaltungsdetail bei Grundig 6099

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holger66
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Schaltungsdetail bei Grundig 6099

Beitrag von holger66 »

Hallo Forum,

gestern bekam ich das Gerät eines Freundes auf den Tisch, alles funktionierte - außer UKW. Nach kurzem Testen die Schlußfolgerung: der Oszillator schwingt nicht an.

Ein Blick in die Schaltunterlage brachte folgendes Detail des UKW-Tuners:

Bild

Fehlerursache war der defekte Drahtwiderstand mit 8 Ohm an der Kathode der Oszillator-EC92. Das ist ein SEHR eigenartiges Bauteil. Es handelt sich um einen Keramikkörper, der mit ca. 7 Windungen eines sehr dünnen Widerstandsdrahtes bewickelt ist. Er hatte aufgegeben, als Ersatz habe ich die nächste Näherung eingebaut, die ich in meinem Fundus auftreiben konnte, einen winzigen Widerstand mit 6,8 Ohm in konventioneller Ausführung.

Damit spielt das Gerät nun wieder, die Fleißarbeit des Kondensatortauschs übernimmt nun der Freund selbst.

Es verbinden sich für mich damit aber drei Fragen:

1) Warum steht die Kathode der zweiten EC92 über 8 Ohm plus 40pF an Masse ?

2) Warum wurde ein Drahtwiderstand und kein konventionelles Bauteil verwendet ?

3) Warum ist im Schaltplan für die Kathode keine Spannung eingezeichnet ? Mit so einer Angabe käme man leichter auf die Fehlerursache.

Nebenbei war dies das erste Mal, daß ich mir den Stationsspeicher der Modelle 6099/6199 mal selber in Aktion anschauen konnte und noch mit geöffnetem Tuner. Es ist ingeniös gelöst, das kann man nicht anders sagen. Ein enormer konstruktiver Aufwand, der aber nur bei diesen beiden Geräten tatsächlich verwirklicht (und verkauft) wurde.

Vielen Dank für Eure Beiträge.....

Holger
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capstan
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Re: Schaltungsdetail bei Grundig 6099

Beitrag von capstan »

holger66 hat geschrieben:
1) Warum steht die Kathode der zweiten EC92 über 8 Ohm plus 40pF an Masse ?
Das scheint ein Sperrkreis gegen Oberwellen zu sein, man nutzt die Induktivität des gewickelten Drahtwiderstandes.
2) Warum wurde ein Drahtwiderstand und kein konventionelles Bauteil verwendet ?
Durch den Drahtwiderstand erhält man einen reellen Widerstand und eine Induktivität mit einem Bauteil.
3) Warum ist im Schaltplan für die Kathode keine Spannung eingezeichnet ? Mit so einer Angabe käme man leichter auf die Fehlerursache.
Durch den geringen Anodenstrom ist der Spannungsabfall vernachlässigbar, stabilisiert aber den Oszillator.

Bernd
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röhrenradiofreak
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Re: Schaltungsdetail bei Grundig 6099

Beitrag von röhrenradiofreak »

Zur Frage 3):

Den Spannungsabfall am Kathodenwiderstand kann man anhand des angegebenen Anodenstroms (4,5 mA) leicht ausrechnen. Er beträgt 36 mV.

Eine so kleine Spannung kann man mit einem analogen Multimeter nur sinnvoll messen, wenn dieses einen entsprechend kleinen Messbereich hat. Viele damalige analoge Messgeräte haben aber einen kleinsten Gleichspannungsbereich von 3 oder 6 Volt. Wenn der Zeigerausschlag nur ungefähr 1 % des Messbereiches beträgt, ist das mit so einem Messgerät eine sehr ungenaue Messung.

Lutz
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holger66
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Re: Schaltungsdetail bei Grundig 6099

Beitrag von holger66 »

Vielen Dank für Eure Antworten. Das mit der Induktivität hatte ich mir schon gedacht, mir war aber der Zweck nicht klar.

Ich hoffe nun, daß sich der von mir eingesetzte konventionelle Widerstand nicht negativ auswirkt. Kann man sonst den alten mit passendem Widerstandsdraht neu bewickeln ? Ich habe so einen Draht mal irgendwo gesehen, ich meine, es wäre ein mechanischer Tankanzeiger eines Autos gewesen. Der war aber viel dicker. Hier ist er eher dünner als ein Haar und deswegen wohl auch durch.

H.
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Re: Schaltungsdetail bei Grundig 6099

Beitrag von hf500 »

Moin,
eine Alternative waere eine entsprechende UKW-Drossel in Serie mit einem Widerstand. Der Drahtwiderstand liefert beides in einem Bauteil, ist etwas guenstiger zu haben und auch einfacher in der Montage, ein Loetstuetzpunkt weniger.

73
Peter
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Re: Schaltungsdetail bei Grundig 6099

Beitrag von capstan »

holger66 hat geschrieben: Ich hoffe nun, daß sich der von mir eingesetzte konventionelle Widerstand nicht negativ auswirkt.
Hallo Holger,
90% aller Tunerschaltungen haben diese LC (RC) Kombination ja gar nicht, also wird es auch ohne funktionieren.

Kann man sonst den alten mit passendem Widerstandsdraht neu bewickeln ?
Original Wiederherstellung ist natürlich die Kür, Widerstandsdraht bekommt man zu kaufen.
z.B.: https://www.conrad.de/de/o/widerstandsd ... 41370.html
In der Bucht verkauft man ihn auch in Meterstücken.

Bernd