unbekanntes Radio

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Pit1965
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unbekanntes Radio

Beitrag von Pit1965 »

Moin von der Küste,

ich wusel mich gerade durch meinen Radiohaufen. ich habe hier nun ein unbekanntes Gerät stehen. Sieht fast wie ein selbstbau oder Bausatz aus. Muss aus der Zeit direkt nach dem Krieg sein das die Röhrensockel mit 1943 und 1944 beschriftet sind. Röhren sind leider keine mehr drin.
Kann jemand das Gerät zuordnen? Was ist das für ein RAdio. Die Rückwand ist noch da, aber keine Angaben zu Röhren oder Typ drauf. Hier die Fotos.

viele Grüße Peter
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röhrenradiofreak
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Re: unbekanntes Radio

Beitrag von röhrenradiofreak »

Auf dem ersten Bild sieht man, dass die Röhren in den Fassungen stecken. Die Teile, auf denen die Jahreszahlen stehen, sind die Böden der Wehrmachtsröhren, vermutlich der Typ RV12P2000. Diese stecken kopfüber in den Fassungen. Um sie herauszuziehen, gibt es normalerweise einen kleinen Griff, der in das Gewinde am Boden eingeschraubt ist. Diese Griffe fehlen in Deinem Gerät, eine M3-Schraube tut es auch.

Das ist ein typisches Notzeitradio aus den unmittelbaren Nachkriegsjahren, das unter Verwendung vorhandenen Materials aufgebaut wurde. Es ist ein Audion, also ähnlich einem Volksempfänger. Solche Geräte wurden in jener Zeit sowohl von Bastlern, als auch in Radiowerkstätten zusammengebaut. Radios aller Art waren sehr begehrt, weil die Serienfertigung vieler Hersteller noch nicht wieder in Gang gekommen war und weil viele Radios in der Kriegszeit oder am Kriegsende zerstört wurden, verloren gingen oder beschlagnahmt wurden.

Ist das rote Bauteil links neben dem Drehko ein Selengleichrichter oder ein Lastwiderstand? Wenn ersteres, ist das Radio für den Betrieb am Wechselstromnetz geeignet und hat drei Verstärkerstufen. Anderenfalls wird entweder eine der drei Röhren als Gleichrichter verwendet und es gibt nur zwei Verstärkerstufen, oder es ist ein Gerät zum Betrieb am Gleichstromnetz.

Lutz
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Re: unbekanntes Radio

Beitrag von Pit1965 »

Moin Lutz,

habe gerade nachgeschaut, das sitzt tatsächlich was drin, man kann aber nicht sehen was. Sind aber dann sehr kleine Röhren, anscheinend Stahlröhren. Ich hatte die immer deutlich größer in Erinnerung. Um die rauszukriegen muss man anscheinend den Röhrensockel lösen, von vorne kommt man auch nicht ran. Naja, irgendwann ist es eh fällig dann wird es ordentlich zerlegt. Währe natürlich schön einen Schaltplan und Bestückung zu haben. Das Gehäuse sieht zumindestens sehr profesionell gemacht aus.
Das rote sieht aus wie ein Selengleichrichter. Es ist auch ein normales Netzkabel dran.

Mal ne andere Frage: als erstes will ich mein Blaupunkt Palma 2435 überholen. Bei den Condensatoren ist mit im Schaltplan aufgefallen das bei einigen nur die Grüße steht, z.B. 50 und bei anderen steht 10T. Was sind das für Werte?

Peter
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röhrenradiofreak
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Re: unbekanntes Radio

Beitrag von röhrenradiofreak »

Nein, das sind keine Stahlröhren.
https://www.radiomuseum.org/tubes/tube_rv12p2000.html

Und die Röhrensockel brauchst Du auch nicht lösen. Die Röhren lassen sich wirklich in Richtunmg Geräterückseite herausziehen. Wahrscheinlich ist das sehr schwergängig: erstens wurden die Wehrmachtsröhren so konstruiert, dass sie sehr fest in der Fassung sitzen, weil sie auch in Militärfahrzeugen und an anderen Stellen mit starken Erschütterungen verwendet wurden. Zweitens kann es nach so vielen Jahrzehnten gut sein, dass sie in den Fassungen festgegammelt sind.

Da das kein serienmäßig gefertigtes Radio ist, wirst Du wahrscheinlich keinen Schaltplan finden, sondern musst diesen selbst aufnehmen. Das Datenblatt der verwendeten Röhren und Schaltpläne ähnlicher Geräte können dabei eine Hilfe sein.

10 T steht für 10 Tausend pF, also 10 nF. 50 steht möglicherweise für 50 pF.

Lutz
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Re: unbekanntes Radio

Beitrag von Pit1965 »

Super, danke. Hast mir sehr geholfen.