Verbastelung in einem Autoradio

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik für frühe Transistorgeräte bis in die 1970er Jahre.
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röhrenradiofreak
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Verbastelung in einem Autoradio

Beitrag von röhrenradiofreak »

Heute hatte ich ein Autoradio Blaupunkt Minden von 1970/1971 auf dem Tisch:
https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt_minden.html
Es spielte zwar ein wenig, aber der Empfang war schwach, die Sender auf der Skala um mehrere MHz verschoben, die Skalenlampe defekt und am Lautstärkeregler gab es Aussetzer.

Nach dem Öffnen des Radios fiel mir ein Loch auf, das jemand ins Gehäuse des Ratiofilters gebohrt hatte. Es hat etwa 6 mm Durchmesser und ist nicht sauber gebohrt worden, wohl mit einem ungeeigneten oder völlig abgenudelten Bohrer. Aus dem Löch ragte ein Stückchen 1,5 mm² Litze, die einige mm über dem Filtergehäuse abgeschnitten war (im Foto schon entfernt). Daran lag die Ratiospannung an, überlagert von Resten des ZF- und NF-Signals.
Loch.JPG
Im Filter war dieses Kabelstückchen an einen Anschlussdraht einer der beiden Dioden angelötet. Die Lötstelle zeugte nicht gerade von herausragenden Lötfertigkeiten. Da dieser Punkt auch nach unten aus dem Filter herausgeführt ist, wäre es gar nicht nötig gewesen, ein Loch zu bohren, um dort etwas anzuschließen.
Ratiofilter.JPG
Aber was wollte derjenige dort anschließen?
Eine Feldstärkeanzeige vielleicht? Diese wäre sinnvoller direkt am Ratioelko anzuschließen.
Wollte er eine AFC-Schaltung bauen (dieses Radio hat keine AFC)?
Oder das NF-Signal vor der Deemphasis abgreifen, z.B. für einen Stereodecoder? Dafür wäre dieser Anschlusspunkt falsch.
Oder wollte er nur einen Messpunkt schaffen?
In jedem Fall wäre der Punkt, den er angezapft hat, auch auf der Leiterplatte unter dem Filter zugänglich gewesen (Anschluss f7).

Einen Fehler, den er auf diese unkonventionelle Art beheben wollte, habe ich auch nicht gefunden: Nach einem kompletten Abgleich, dem Ersatz der Skalenlampe und dem Nachlöten der Anschlüsse des Lautstärkepotis funktioniert das Radio wie neu.

Lutz
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