Lautsprecher Reparatur

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Yamanote
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Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Hallo zusammen,

ich hab hier einen großen Ovallautsprecher aus einem Saba Bodensee W3, der Probleme macht.

Rein optisch sieht alles top aus, allerdings spielt er keine tiefen Frequenzen mehr und die Schwingspule scheint nicht mehr frei beweglich zu sein. Wenn man mit den Fingern auf die Membran drückt, hört man ein schabendes Geräusch, egal von welcher Seite man drückt. Ich denke, daß der Lautsprecher wohl einmal zu viel Feuchtigkeit abbekommen hat und deshalb an Oxidation im Luftspalt leidet.

Hat jemand von Euch schon einmal sowas repariert?
Viele Grüße,
Günter
andreas1962
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von andreas1962 »

Moin Günter,

ist es ein Saba Permadyn Lautsprecher mit der Stempelung 15-240x350 5Ohm 1675 U 15? Solch einen habe ich hier auf einer Schallwand aus einem Saba Radio. Ein Hochtöner ist auch dabei. Die Membrane lässt sich ohne Schleifgeräusche bewegen.

Eine Reparatur würde ich versuchen, wenn kein Ersatzlautsprecher gefunden wird.


Viele Grüße


andreas
Yamanote
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Hallo Andreas,

genau das ist der Lautsprecher. Ich hab auch noch einen Meersburg W4 bei dem der Lautsprecher fehlt, allerdings hat der den 1675U10. Ich bin somit jetzt schon zwei Lautsprecher im Minus...

Der Meersburg bekommt einen (oder zwei) moderne Lautsprecher, beim Bodensee möchte ich aber zuerst einmal einen Reparaturversuch starten. Interessanterweise sieht man außen am Lautsprecher absolut keinen Rost, aber der Polkern ist wohl aufgeblüht, so wie sich das anhört. Also muß der Gammel aus dem Luftspalt, entweder chemisch oder mechanisch.
Viele Grüße,
Günter
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Also zerlegt wäre der Lautsprecher schon mal.
comp_GH2_6512.jpg
Wie erwartet war der Polkern oxidiert, ich habe ihn mit 400er und 1200er Schleifpapier bearbeitet und dann den Luftspalt sorgfältig gereinigt. Das sollte jetzt passen.
comp_GH2_6506.jpg
Jetzt stellt sich die Frage nach der besten Methode für den Zusammenbau, also wie die Spule zentrieren und womit die Pappmembran an den Blechkorb kleben.
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Viele Grüße,
Günter
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Die Staubschutzkappe auch noch ausgeschnitten, damit ich die Schwingspule zentrieren kann:
comp_GH2_6515.jpg
Und noch ein Update, die vorbereitete Zentrierung für die Spule mit vier Plastikstreifen:
comp_GH2_6520.jpg
Die Zentrierspinne ist zum Glück geschraubt, für die Verklebung der Papiermembran werde ich wohl Pattex Kontaktkleber verwenden.

Lustiges Detail am Rande: Den Bodensee W3 hatte ich damals extra als Schlachtgerät gekauft, um den Lautsprecher dann in den Meersburg einzubauen. Aber mit dem Schlachten hab ich es nicht so, deshalb hab ich stattdessen eine weitere Lautsprecherbaustelle erhalten...
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Günter
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olli0371
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von olli0371 »

Hallo Günter,

das mit den Schlachtgeräten ist wirklich ein Krux - Man braucht Teile davon und hinterher bringt man es doch nicht fertig (-;

Die Reparatur scheint also gelungen - Hut ab und schön dokumentiert. :super:

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Hallo Oliver,

danke, man tut was man kann, zumindest lernt man dadurch was dazu. Aber ich wäre trotz der genauen Vorbereitung fast noch auf der Zielgeraden gescheitert.

Im Saba Film wird sogar gezeigt, wie die Lautsprecher damals zusammengebaut wurden, ab Minute 21 zirka:
https://www.youtube.com/watch?v=0iwd38tdCSA

Der Haken bei der Sache ist, daß das nur mit neuen Membranen so elegant funktioniert. Es ist nämlich nicht so leicht, die große ovale Pappmembran bei der Montage vernünftig auszurichten, besonders wenn auch noch der Rand vom Ausbau schon etwas lädiert ist. Da wäre es wohl besser, wenn man die Membran getrennt von Schwingspule und Zentrierspinne montieren könnte. Also zuerst die Spule zentrieren, dann die Membran an den Blechkorb kleben und danach erst die Membran an die Spule. Aber das spielts halt leider nicht.

Kurz zusammengefaßt:
Die Schwingspule zentrieren und die Pappmembran mit Kontaktkleber am Lautsprecherkorb ankleben funktioniert nicht. Durch die große ovale Membran verzieht es die Spule trotzdem und man bekommt sie nicht mehr kratzfrei zentriert. Erschwerend kommt noch hinzu, daß der Luftspalt nicht gerade üppig bemessen ist.

Nachdem eh schon alles egal war, hab ich die Membran noch einmal abgelöst - der Kontaktkleber hält gut und besser ist sie dabei nicht geworden. Egal, ich hab sie noch einmal neu verklebt, diesmal ohne Zentrierung und einfach nur Auge mal Pi. Was soll ich sagen, ich hatte Glück und nach ein paar Zentrierversuchen war der Lautsprecher doch glatt kratzfrei.
Keine Ahnung, wie sie das damals im Werk zentriert haben. Eine halbe Stunde herumprobiert auf gut Glück haben sie jedenfalls sicher nicht...

Hier das Endergebnis, alleine der neue Filzring war schon eine halbe Doktorarbeit. Ich hab nur 4mm dicken Filz, brauchen tut man aber 8mm:
comp_GH2_6528.jpg
Wahrscheinlich wäre Holzleim besser gewesen als Pattex, weil man da noch korrigieren kann. Dafür muß man halt wieder alles fixieren zum Aushärten.

Abschließend noch eine Impedanzmessung, die rote Kurve ist die Referenz von meinem zweiten Bodensee W3:
comp_Saba_1675U15.jpg
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Viele Grüße,
Günter
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Der Hochtöner vom Bodensee W3 hat leider das gleiche Problem, ich hatte es schon befürchtet.
Man sieht es schön am Impedanzverlauf, rote Kurve = guter Lautsprecher als Referenz, weiße Kurve = defekter Lautsprecher:
comp_HT.jpg
Feuchtigkeit hat also beide Lautsprecher beschädigt, obwohl am Radio sonst kein nennenswerter Rostbefall zu finden ist. Mal schauen, ob sich auch der Hochtöner noch reparieren läßt.
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Viele Grüße,
Günter
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Re: Lautsprecher Reparatur

Beitrag von Yamanote »

Also der Hochtöner hat auch so seine Tücken und die Papiermembran ist noch filigraner. Beim Auslösen muß man schon sehr aufpassen, daß sie nicht reißt. Den Luftspalt saubermachen war kein Problem, das Einkleben der Membran hat mich wieder nicht überzeugt. Vielleicht sollte ich mir doch einmal einen ordentlichen Sickenkleber besorgen...

Der Hochtöner hat keine Zentrierspinne, sondern stattdessen eine Messingschraube in der Mitte, mit der die Membran am Polkern fixiert wird. Beim Anziehen dieser Schraube hats dann leider "ratsch" gemacht. Die Membran war wohl schon etwas mürbe und ist genau in der größe der Unterlegscheibe ausgerissen. Wegen Frust gibts keine Fotos vom Malheur! Ich hab dann ein Stück Papier ausgestanzt, auf das Loch aufgeklebt und mit einem Edding schwarz angemalt. Als Notreparatur gehts durch. Der Lautsprecher spielt soweit sauber, ist aber bis 2kHz hörbar leiser, darüber hört man keinen Unterschied zu einem einwandfreien Lautsprecher. Die Resonanzfrequenz ist ok, die Impedanzspitze fällt aber niedriger aus, weil der Flicken die Membran/Aufhängung wohl steifer/härter macht. Tja, wieder was gelernt, beim nächsten mal besser...
Viele Grüße,
Günter