Blaupunkt Sultan 2620

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

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Monika B.
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Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Monika B. »

Servus zusammen,

da mir hier bei meinem Philips Capella schon prima geholfen wurde, wende ich mich mit einem neuen Problem an euch. Von einem netten Nachbarn habe ich ein "Blaupunkt Sultan, Typ 2620" geschenkt bekommen. Ein netter Nachbar ... Nachdem ich eine fehlende Röhre (EABC80) ersetzt hatte, kamen auch die ersten Töne aus dem Gerät. Ich habe dann die wenigen Spannungen, die im Schaltplan angegeben sind (der Plan lag übrigens dem Gerät bei, unter der Bodenabdeckung habe ich ihn gefunden) gemessen und die waren durchweg viel zu nieder, gleichzeitig wurde der Gleichrichter sehr warm.
Den ersetzen jetzt vier Dioden und ein 5 Watt Widerstand. Lade- und Siebelko habe ich auch erneuert, ebenso den Kathodenelko der EL84 und der kleine Elko am Demodulator (Ratio?). Die Spannungen passen jetzt ganz gut.

Grundsätzlich spielt das Gerät nun, hat aber nur sehr bescheidene Empfangseigenschaften (UKW). Mit der internen Geräteantenne sind nur zwei Sender rauschfrei zu empfangen, mit einer separaten Antenne ist es etwas besser. Und, die Abstimmung ist sehr komisch. Sehr komisch! Abgestimmt auf "Sendermitte" wird die Kiste total leise und leicht verzerrt. Links und rechts der Sendermitte ist der Empfang so lala.

Meine Frage: deutet das auf einen Defekt oder eher auf ein Abgleichproblem hin?

P.S. Vielen Dank für das Lesen meines Romans ...
Liebe Grüße
Moni
Radiothomas
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Radiothomas »

Hallo,

an eine Abgleich würde ich jetzt mal noch nicht gehen, es sind bestimmt noch Teer oder Wachskondensatoren verbaut, die sollten zuerst getauscht werden.

Mach mal ein Bild von der Platine, dann markieren wir was raus muss.

Viele Grüße Thomas
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Monika B.
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Monika B. »

Radiothomas hat geschrieben:Hallo,

an eine Abgleich würde ich jetzt mal noch nicht gehen, es sind bestimmt noch Teer oder Wachskondensatoren verbaut, die sollten zuerst getauscht werden.

Viele Grüße Thomas
Nö, nö. Da sind nur liebe Kondensatoren verbaut. Dennoch habe ich (obwohl sicherlich unnötig) den Koppelkondensator vor der EL84 und den am g1 der EABC erneuert. Zeitvertreib sozusagen ...
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volvofan58
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von volvofan58 »

Moin Moni,

nur vorsichtshalber, hast Du daran gedacht, das der Ratioelko mit + an Masse kommt? Nicht wissend, was in Deinem Schaltplan an Spannungen angegeben ist, habe ich Dir mal einen in die Cloud gelegt.

https://drive.google.com/file/d/1xbahpV ... sp=sharing

Wenn die Spannungen alle plausibel sind, gibt es für den schwachen Empfang auch noch die Möglichkeit einer verbrauchten ECC85. Das hat allerdings mit dem Abstimmproblem wenig zu tun. Hierfür käme eine verschlissene EABC80 in Frage, die hast Du aber schon ersetzt. Des weiteren ein fehlerhafter Abgleich, evtl. hat schon mal jemand dran gedreht, oder noch eines. Die EABC80 (nicht nur) sitzt ja auf einer Platine,
hier mal die Lötstellen an der Fassung kontrollieren und ggf. nachlöten, das betrifft auch die anderen Fassungen auf der Platine, besonders die EL84. Bedingt durch das Alter und die Wärme der Röhren verspröden die gerne mal, Sprich, es gibt da evtl. kalte Lötstellen.

Beste Grüße

Peter
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Monika B.
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Monika B. »

Servus Peter,

ja, der Elko (Ratio) ist natürlich korrekt gepolt. (Kathodenelko, Lade -und Siebelko auch ... :wink: )
Die ECC85 ist unschuldig (keine Änderung beim Tausch) und die EABC ist neu. Nagelneu!
Ich befürchte, dass es tatsächlich ein Abgleichproblem ist. Das wäre recht unangenehm, da ich lediglich über Mulimeter verfüge.

Liebe Grüße
Moni
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volvofan58
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von volvofan58 »

Moin Moni,

nur mit Multimeter einen Abgleich zu versuchen, wäre mehr als grenzwertig. Eventuell fällt ja jemanden anders dazu etwas ein, ich sehe eigentlich nur zwei Möglichkeiten.
Du suchst jemanden in Deiner Nähe der über entsprechendes Equipment verüfgt, oder schickst das Chassis jemanden. Für ersteres würde ich nur die Postleitzahl angeben, oder z.B. bereich Stuttgart, mehr dann nur per PN. Bei der zweiten Variante, würde ich nur das Chassis verschicken, wenn entspechende Markierungen angebracht werden, kann auch die Skalenscheibe zu Hause bleiben.

Beste Grüße

Peter
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paulchen
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von paulchen »

Da sind nur liebe Kondensatoren verbaut
Das sehe ich völlig anders.
Die da verbauten bekannten Bosch/Blaupunkt-Kondensatoren sehen zwar immer nett aus, sind aber am Ende normale Papierkondensatoren, wie auch ein Ero 100 mit der gleichen Ausfallrate nach den Jahren. Die gehören zumindest an den Spannungsbelasteten Orten erneuert, ebenso wie am Gitter der Röhren. Also eigentlich überall.
Wenn das noch nicht passiert ist lässt sich hier nicht weiter machen.
Zumindest meine Meinung zu dem Thema.

paulchen
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Peter2K
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Peter2K »

Hallo,

hier im Nachbarforum gibt es schon einen Bericht und Bilder dazu. Vllt. hilft das. https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=3615
Ja, diese Blechrollen mit Streifen darauf haben mich auch anfangs verwirrt. Wenn man die Funktion des einzelnen Kondensators im Gerät kennt, kann man auch auf das Wechseln verzichten.

Gruß,
Peter
andreas1962
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von andreas1962 »

Moin,

vor einigen Jahren hatte ich ein Blaupunkt Radiochassis Sultan 2612 repariert. Alle Papierwickelkondensatoren im Alu-Gehäuse hatten Leckstrom. Der Gleichrichter war hochohmig, die Klein-Elkos waren ausserhalb der Toleranz. Also wurden diese Teile erneuert. Siehe Bild.

Viele Grüße


andreas
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paulchen
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von paulchen »

Zumal die hier unter "F" als schlecht sogar gelistet sind.
https://dampfradioforum.de/viewtopic.php?t=2700
Woher kommt jetzt die Annahme das die gut sind?
Ich war früher Blaupunkt-Sammler und habe eine gewisse Anzahl von Geräten wieder hergerichtet (ich vermeide das Wort restaurieren). Diese Bauform ist nun alles, aber nicht "lieb".

paulchen
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Monika B.
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Monika B. »

Servus zusammen,

zu den Kondensatoren: ich habe jetzt noch den C723 erneuert. Alle restlichen Kondensatoren "vor" der EABC sind keramische. Die Koppelkondensatoren vor der EL84 und dem Gitter des Triodensystems der EABC hatte ich ja vorsichtshalber schon erneuert und die "Blechkondensatoren", die da am und um den AÜ hängen und die Gegenkopplung für die Klangregler beeinflussen, interessieren mich momentan nicht, weil der NF-Bereich funktioniert und alles "hinter" der EAB(C) nach meiner Meinung weder mit der Empfindlichkeit (Empfang FM) noch mit dem komischen Abstimmverhalten zu tun haben kann.
Die zwei angegebenen Spannungen (am Ladeelko und Siebelko) passen so in etwa, an der EF89 und E(C)H81 ist Anoden - und Schirmgitterspannung zu messen und der UKW Tuner bekommt auch Spannung (hinter W703 und W704).

Daher bezweifle ich, dass hier ein Kondensator für das komische Abstimmverhalten sorgt, sondern habe den Demodulator (Ratio) im Verdacht. Da ich aber wirklich ein "elektronischer Laie" bin, (das bisschen, was ich kann, habe ich mir in den letzten 3 -4 Jahren angelesen) lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Gruß
Moni
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glaubnix
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von glaubnix »

Hallo Moni,

deine Gedankengänge sind weitgehend logisch nachvollziehbar. Der von dir geschilderte Effekt scheint in der Tat auf eine Fehlabstimmung des Ratio-Kreises L722 hinzuweisen. Du könntest versuchen bei max. Ausschlag des MA (Magisches Auge) durch bedachtes Verstellen von L722 nach Gehör die beste unverzerrte Wiedergabe zu erreichen. Besser ist es aber wenn du ein auf eingestelltes DC-Multimeter (am Besten ein analoges) zwischen den Messpunkten 'F' und 'P' anschliesst und dieses dann, immer noch mit Bedacht, mittels L722 auf -0- Anzeige abgleichst.
Wenn der ZF-Verstärker sonst ordentlich abgeglichen ist sollte die beschriebene Massnahme zum Erfolg führen. Falls der ZF-Verstärker Abgleich insgesamt 'verorgelt' ist, wäre wohl ein 10,7MHz Meßsignal (also Meßsender, Signalgenerator) erforderlich. Die schwache Empfangsleistung kann durch einen solchen Fehlabgleich zurückzuführen sein.
Da du aber alle Spannungen im ZF-Teil gemessen hast, sollte kein elektrischer Fehler vorliegen - hast du denn wirklich alle Spannungen, Schirmgitter und Anodenspannungen gemessen? Liegen auch die Spannungen am UKW-Kästchen (1) und (6) im üblichen Bereich? (1)-> Oszillator-Anode ca. 140V (lt.) SB; (9)-> Vorstufen-Anode hier sollte eine etwas höhere Spannung anliegen >140V, in meinem Schaltbild sind dazu keine Angaben vorhanden... zudem felht in meinem SB die Verbindung L907 (heißes Ende) zu C907 (Trimmkondensator).
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Monika B.
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Monika B. »

Servus Peter,

ich werde morgen (oder eventuell heute Nachmittag) noch einmal die Spannungen (UKW Tuner, Anode und Schirmgitter ECH81/ EF89) messen und hier bekannt geben. Dann wäre es nett, wenn Du mir sagen könntest, ob die plausibel sind.

Zum Abgleich: Die EM84 kann ich nicht als Anzeige verwenden. Das Magische Auge hat wohl am "Grauen Star" gelitten und ist wegen fehlender Behandlung erblindet ... aber die Spannung am Elko (C764) sollt doch auch als "Max. Anzeige" gehen?
Ein Analogmultimeter für den Abgleich auf "0" habe ich nicht. Da müssen die Ohren und ein Digitalmultimeter genügen.

Ich warte noch mit der Kurbelei an L722 bis Du die Spannungen, die ich noch einmal genau messe, gesehen hast.

Liebe Grüße
Moni
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von timmi351 »

Ich finde es merkwürdig das der Empfang sowohl links als auch rechts von der Mitte besser ist.
Für mich deutet es so auf eine verschlissene eabc 80 hin. Oder aber vieleicht auf einen defekten oder verpolten Ratioelko. Aber beides ist ja bereits gewechselt. Ist denn der Ratioelko wirklich mit plus auf Masse und auch der Minuspol dort wo er vorher gesessen hatte?
Lg
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Monika B.
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Re: Blaupunkt Sultan 2620

Beitrag von Monika B. »

Hier die gemessenen Spannungen:

ECC 85 Oszillator (Pin1) ca. 120V und Vorstufe (Pin6) ca. 150V
E(C)H81 Anode ca. 220V, Schirmgitter ca. 90V (Triodensystem -AM-habe ich nicht gemessen)
EF89 Anode ca. 225V, Schirmgitter ca. 76V

Am "Ratio-Elko" (C764/ 2µF, jetzt 2,2µF) komme ich beim "stärksten" Sender auf ca. 19V, das scheint mir etwas wenig ...

Netzteil: Ladeelko ca. 285V, Siebelko ca. 235V

Für mich sehen die Spannungen gut aus und ich befürchte, dass ich tatsächlich am Bandfilter kurbeln muss. Und da habe ich, da ich keinen Messsender habe, etwas Bammel.

Liebe Grüße
Moni
P.S. wie kommt man eigentlich auf den Namen "Ratio, oder Ratiofilter" für den Demodulator? Was hat der mit "logig" oder "vernunft" zu tun? Gut, doofe Frage, würde mich aber interessieren.