4Schichtdiode im Allstromer ?

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SteffiWR
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4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von SteffiWR »

Hallo :)
Ich habe aus Dänemark ein Herofon petite fm Allstrom Röhrenradio von 1958 mitgebracht. Es wurde bereits vor längerer Zeit im Radio einiges an Kondensatoren getauscht. Funktion ist bis auf Netzbrumm zufriedenstellend. Ein Widerstand R27 ( 500 ohm ) wird zu heiß. Der GL wurde einst gegen eine Gleichrichterdiode ersetzt. Könnte das der Grund für die zu starke Beanspruchung des Widerstandes sein? Im Schaltbild grün markiert: war da original eine Vierschichtdiode verbaut?
Vielen Dank und LG
Steffi
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fritz52
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von fritz52 »

Hallo Steffi,
willkommen im Forum der Radiovirus infizierten.
Ein 500 Ohm Widerstand bei 220 V Netzeinstellung, als Vorwiderstand, der nach dem Ersetzen des alten Selen Gleichrichters durch einen Silizium Gleichrichter. eingelötet wird, ist zu hochohmig. IdR sollte dieser Widerstand bei ca. 80-120 Ohm und 5-7 W Belastbarkeit liegen.
Voraussetzung aber, dass die Leistungsaufnahme, selbst bei der heutigen leicht erhöhten Netzspannung mit knappen 10 % Überhöhung, der entspricht, die auf der Rückwand aufgedruckt ist.
Auf deinem Schaltbild Auszug sehe ich, dass es eine Umlötmöglichkeit für 240 V gibt.
M. f. G.
fritz


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user44
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von user44 »

Das Symbol für den Gleichrichter entspricht zwar dem (nicht genormten) deutschen Symbol für eine Vierschichtdiode, aber es handelt sich um eine normale Gleichrichterdiode. In anderen Schaltplänen aus Dänemark bzw. Skandinavien findet man immer wieder diese Art der Darstellung.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner
SteffiWR
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von SteffiWR »

Hallo Fritz, hallo Werner,
vielen Dank für die Hilfe. Die Umlötmöglichkeit 240v am R29 werde ich im Gerät suchen und nutzen, falls möglich. Am Gerät liegen 230v bei 68 W Verbrauch statt angegebenen 60W an. Die Vorbesitzer haben das Problem beheben wollen, indem sie ein großes Loch in die Rückseite geschnitten hatten.... auch das Wärmeschutzblech über den Widerständen unter dem Holzgehäuse fehlt und wird ersetzt. Durch die Wärme hät der Lack bereits Schaden genommen.
LG
Steffi
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von fritz52 »

Moin Steffi,
wie hoch ist denn die Anodenspannung an beiden + des Becher Elkos im Netzteil ?
Und wie hoch ist die Kathoden Spannung am Pin 3 der UL84, gemessen über einer Zeitspanne von mind 15 Minuten.
Sollte diese Spannungen nach der Zeit X langsam ansteigen, dann ist die UL84 reif für den Austausch, weil sie dann an Gitteremission unheilbar erkrankt ist.
Und wechsele bitte den 500 Ohm Widerstand vor dem Gleichrichter, gegen einen 80-120 Ohm, wie bereits geschrieben.
M. f. G.
fritz


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SteffiWR
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von SteffiWR »

Hallo Fritz,
die UL84 hatte ich bestellt warte noch auf Lieferung. Ein bisschen Besserung gab's mit dem umlöten auf 240v. Leider hatte ich voll Vorfreude vergessen, die UABC80 wieder einzusetzen und nach dem Einschalten roch es nach verbranntem Holz und ich wäre an liebsten in Erdboden versunken.
Zum Glück läuft das Radio noch ohne neue Probleme und ich muss die Stelle finden, die ich beschädigt habe.
Die Umstellung auf 240v brachte eine gefühlte Verbesserung bezüglich Wärme. 120R mit 10 W ist bestellt und morgen messe ich am Ex Becher (wurde mal durch neue Elkos ersetzt).
LG
Steffi
Munzel
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von Munzel »

Wenn die UABC80 nicht drin ist, sollte gar nichts geschehen: keine Heizung, kein Anodenstrom.
Bernhard W
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von Bernhard W »

Die alte Gleichrichterdiode war doch vermutlich ein Selengleichrichter, bestehend aus ca. 20 in Reihe geschalteten Selen-Plättchen (Sperrspannung ca. 600 V). Der hatte dann ca. 20 V Spannungsfall in Flussrichtung.
Bei einer Silizium-Diode, z. B. 1N4007, beträgt die Flussspannung beim Impulsstrom ca. 1 V.
Hinzu kommt, dass heute der Scheitelwert der Netzspannung 15 V höher ist als 1958.

Zusammen genommen ist dann der Scheitelwert der Spannung an C50 ca. 35 V höher als vom Hersteller bemessen.
Weil dann auch höherer Strom fließt, wird die Welligkeit größer, der Mittelwert wird schätzungsweise ca. 30 V höher sein (250 V statt 220 V).

Die Verlustleistung an R27 steigt damit um schätzungsweise 25 %.

Bei dem bemessenen Betrieb nimmt die UL84 ca. 60 mA, die UF89 ca. 10 mA auf. Allein damit heizt R27 mit P = (70 mA)² * 470 Ω = 2,3 W.
Der Strom durch die anderen Röhren kommt noch hinzu, den habe ich jetzt nicht betrachtet.
Fazit: R27 ist mit 3 W extrem knapp bemessen.

Ohne Röhren bzw. kurz nach dem Einschalten ist die Spannung an allen Elkos jetzt auch ca. 35 V höher als vom Hersteller bemessen.
Die Elkos müssen dafür ausgelegt sein und kurzzeitig 400 V vertragen.
Wenn du das Gerät ohne Röhren eingeschaltet hast, darf dadurch nichts kaputt gehen.

Der Leckstrom der Elkos hinter R27 fließt selbstverständlich auch durch R27.

Die Umschaltung auf 240 V ändert nur den Heizstromkreis, nicht die Anodenversorgungen.

Für Betrieb an 230 V statt 220 V und vor allem, wenn eine 600-V-Selen-Gleichrichterdiode durch eine Silizium-Diode ersetzt wurde, würde ich einen Widerstand im Anodenkreis vorschalten, hier in Reihe zu R28.

Bernhard
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von yehti »

Moin!
Herofon...
Schnuckeliges kleines Radio.
Bei meinem war der Vierfachelko kaputt, ich hab 2 Doppelelkos eingebaut.
Der Zweite passt exakt in die Aufnahme von dem AEG-Selengleichrichter.
Stattdessen hab ich eine BY133 auf die Lötleiste mit den Widerständen gelötet und den Vorwiderstand angepaßt.
Außerdem haben sich alle Röhrenfassungen aufgelöst, passenden Ersatz findet man in manchen Nordmende-Fernsehchassis.
Die Fassung der UL sollte aber durch eine Keramikfassung ersetzt werden, die wird sehr heiß.
Achja, dein Schaltplan paßt nicht so ganz.
Da fehlt die Heizung der UCC85.
Den Richtigen gibt es bei Elektrotanya als HEROFON EJ 1717 RG 1958 SCH
https://elektrotanya.com/herofon_ej_1717_rg_1958_sch.png/download.html
Was noch...
Viele Schaltzeichen waren in Skandinavien anders als im Rest der Welt, das fällt unter anderem bei Quellefernsehern um 1970 auf.
Besonders Transistoren sind komisch.
Gruß Gerrit
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Könnte es sein, dass das Radio, um das es hier geht, die Ausführung ohne UKW ist?
[lnk]https://www.radiomuseum.org/r/muschner_petite_am_ej.html[/lnk]
Das würde erklären, warum es keine UCC85 gibt.

Lutz
Bernhard W
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von Bernhard W »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Könnte es sein, dass das Radio, um das es hier geht, die Ausführung ohne UKW ist?
Daran habe ich auch gedacht, als ich die E-Mail von Gerrit gelesen habe.

Aber Steffi schreibt "Herofon petite fm"

Bernhard
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von Bernhard W »

yehti hat geschrieben:... ich hab 2 Doppelelkos eingebaut.
Der Zweite passt exakt in die Aufnahme von dem AEG-Selengleichrichter.
Stattdessen hab ich eine BY133 auf die Lötleiste mit den Widerständen gelötet und den Vorwiderstand angepaßt.
Interessant. Hast du Unterlagen zum originalen Gleichrichter, z. B. Durchlass-Spannung in Abhängigkeit vom Strom?

An der Kathode der Diode liegt um +220 V, gestützt von C50, während die Anodenspannung -330 V betragen kann (alles ohne Toleranzen und Spannungsspitzen).
Über der Diode liegen dann 550 V. (Einweg-Gleichrichter)

Für Selengleichrichter (Sperrspannung um 30 V je Diodenplättchen) ist diese Schaltung nicht gut geeignet, man braucht sehr viele Plättchen in Reihe geschaltet, schätzungsweise 20 oder 22 Stück.

Beim negativen Scheitelwert der Netzspannung wird der Selengleichrichter vermutlich schon etwas rückwärts leitend. Die großen Selenplättchen vertragen das einigermaßen gut.
Ich nehme an, dass die beiden Drosseln am Netzeingang (L11 und L12) den kurzen Stromanstieg "drosseln". Die sind im Schaltplan leider auch nicht näher spezifiziert.

Eine Siliziumdiode hat ein viel kleineres Kristall, das beim Rückwärtsdurchbruch sehr schnell kaputt geht (100 mA * 1000 V = 100 W). Bei einer Siliziumdiode braucht man als Sperrspannung mindestens 1000 V (1N4007), besser noch höher. Die BY133 (Durchbruchspannung > 1600 V) ist dafür noch besser geeignet als die 1N4007.
Man könnte auch zwei Dioden 1N4007 in Reihe schalten, wenn man die mechanisch gut befestigen kann.

Bernhard
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von yehti »

Also, der Gleichrichter war ein Selengleichrichter in einem schwarzen Becher.
Ähnlich den Brückengleichrichtern in vielen Radios.
Angeschlossen mit Leitungen und in einer Schelle montiert.
Durchmesser 35mm, genau wie die neuen Elkos.
Gruß Gerrit
SteffiWR
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Re: 4Schichtdiode im Allstromer ?

Beitrag von SteffiWR »

Hallo zusammen,
Vielen lieben Dank für die vielen Tipps. Derzeit habe ich zu wenig Zeit für das Radio, so dauert alles seine Zeit. Ersatzteile sind mittlerweile alle hier. Ich berichte dann... 8_)
Es ist das FM Radio.
LG
Steffi
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