Wobbe Notar W

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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AME
Philetta
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Wobbe Notar W

Beitrag von AME »

Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und möchte hier mal von meinem ersten Röhrenradio berichten, ich habe mich bisher vor allem für Welt-/Kofferempfänger der 1970er/80er interessiert. Sollte das hier langweilig oder fehl am Platz sein gebt mir bitte einen Hinweis.

Das Notar stammt angeblich aus einer Sammlung, vielleicht ist es ja schon mal jemandem begegnet. Es scheint nicht verbastelt zu sein aber ich sehe zumindest 2 Reparaturen. Skalenantrieb und Wellenschalter funktionieren, der Lack an der Oberseite ist sehr matt, bläulich/grau verfärbt und wirkt, als hätte man ihn falsch gereinigt. Knöpfe sind i.O. und vollständig. Es ist kein Rauchergerät. Die Lautsprecherbespannung sieht bis auf kleinere Fehlstellen noch sehr gut aus und ist auch nicht mürbe. Das Netzkabel ist noch sehr gut aber ich weiss natürlich nicht wie es unter dem Geflecht aussieht.

Der Skalenaufdruck für LW sieht seltsam aus, als hätte jemand versucht ihn nachträglich fest zu reiben ..? Das Rot der Skala ist sehr verblichen (UV vermutlich?)
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Detail des Skalenglases
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Die Elektronik ist augenscheinlich okay, Kurzschlüsse im Bereich Netzanschluss konnte ich nicht messen. Bei einem kurzen Test mit Vorschaltlampe wurden nur die rechten Röhren warm, das müssten EL41 und AZ41 sein wenn ich mich jetzt recht erinnere.

Leider fing die Arbeit gleich "gut" an. beim Versuch die Achsverlängerung des Wellenschalters zum Ausbau abzunehmen war die Schraube nur teilweise entgegenkommend ... leider war der Kopf das einzige was sich bewegte :? Ich habe schließlich die drei Befestigungsschrauben des Montagewinkels mit Winkelschraubendrehern lösen müssen weil das Chassis mit Achsverlängerung nicht heraus will. Das war eine ziemliche Würgerei weil man nur schlecht daran kommt und den Schraubendreher nicht mal um 90 Grad frei drehen kann. Es hat aber nach einiger Zeit geklappt und das Chassis ist jetzt draussen. Das Schräubchen der Achsverlängerung werde ich wohl ausbohren müssen, es ist glatt abgerissen.

An der Skalenbeleuchtung fiel mir etwas auf. Das hintere Lämpchen ist kaputt aber noch original, das vordere funktioniert, ist aber ein Ersatz. Die hintere Lampe ist etwas länger, so dass der Glühfaden genau über der Kante des Skalenglases liegt. Ich frage mich, ob Wobbe das absichtlich als Kantenbeleuchtung gestaltet hat um so die Schrift von vorn zu beleuchten. Der Faden der kürzeren Ersatzlampe liegt hinter der Skala und lässt die Schrift nur müde glimmen. Man könnte die Fassungen aber entsprechend justieren.

Waren Kantenbeleuchtungen in der 50ern üblich?
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Im Gehäuse sind einige Markierungen angebracht, darunter ein Name (Hußeck? Rußeck?) und der Stempel einer GmbH. Kann mir dazu jemand Hinweise zu den Markierungen geben?
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Ich sehe auf manchen Abbildungen im Netz, dass der Lautsprecher mit einer Art Schutzhülle aus dünnem Stoff versehen ist. Meiner hat das nicht, kann mir jemand zu dem Zweck der Hülle etwas sagen?
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Die Rückwand war verformt, das habe ich inzwischen behoben. Außerdem war sie mit Klebstoffresten verschmutzt, vermutlich weil beide Haltebleche an der Gehäuseoberseite abgebrochen sind und dann Klebeband verwendet wurde. Der Klebstoff ließ sich trocken mit einer Ziehklinge abziehen, Reste reagierten gut auf Ethanol, nicht so gut auf Isopropanol, die Farbe der Rückwand wurde dabei nur geringfügig und nicht sichtbar angelöst.

Jetzt wo das Chassis freigelegt ist werde ich mich mal mit Schaltbild und viel Zeit davor setzen und versuchen, die Schaltung nachzuvollziehen. Eine schöne Bastelei für den Winter (falls ich denn mal Zeit haben sollte :-)

Schönen Abend erstmal,
Andreas
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paulchen
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Re: Wobbe Notar W

Beitrag von paulchen »

Mit der Skalenbeleuchtung hast Du schon richtig erkannt. Eigentlich ist der Sinn bei vollflächig bedruckten sie mit einer Hintergrundbeleuchtung auszustatten. Da erscheinen dann die helleren und vor allem nicht bedruckten Sektionen schön hell. Nun sind aber im LW Bereich augenscheinlich von hinten dieser vollflächig überpinselt worden (Bedruckung durch Feuchtigkeit gelöst??). Damit ist ein durchscheinen nicht mehr möglich und dieser Bereich müsste eigentlich dunkel bleiben. Strahlt man nun die Scheibe an den Kanten an, besteht eine gute Chance das diese Bereiche wieder zu erkennen sind.
Die gezeigte Skalenlampe (original) ist eine ganz normale Bauform wie sie überall verwendet wurde.
Es gab auch Skalenbedruckungen, wo die Belechtung seitlich in die Scheibe geworfen wurde. Ein Beispiel dazu hier
[lnk]https://www.radiomuseum.org/r/nordmende_500_10.html[/lnk]
oder ganz viele (gleich erstes Foto zB.)
[lnk]https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=32&t=219[/lnk]
Da leuchtet im Dunkeln dann wirklich die Beschriftung (spezielle Farbe) und sieht sehr edel aus.

Stempel und Namen im Inneren des Gehäuses sind in der Produktion des auswärts gefertigten Gehäuses entstanden. Dies war eine üblich Sache der Qualitätskontrolle und der Endabnahme während des Produktionsablaufes der Hersteller.
Findest Du querbeet bei fast allen Radioherstellern. Die meisten und vor allem die Kleinen (dazu zählt mit Sicherheit Wobbe) haben ihre Gehäuse extern herstellen lassen.

Der fehlende Staubsack beschreibt eigentlich durch seinen Namen schon seine Funktion. Fernhalten von Staub. Dieser sollte unter keinen Umständen in den Luftspalt zwischen Magnet und Schwingspule gelangen, was Kratzgeräuche verursachen würde. Später wurden dann bis in die heutige Zeit, dort von der Vorderseite eine Kappe aufgeklebt.

Ich hoffe Dir einige Fragen beantwortet zu haben.
Wenn Du die Suchfunktion bemühst, wirst Du einige Beiträge über dieses Modell finden.

paulchen
fritz52
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Re: Wobbe Notar W

Beitrag von fritz52 »

Hallo Andreas,
mit dem Wobbe Notar hast du zwar, schaltungstechnisch einen Standard Super, jedoch mit zwei "Schmankerln" die das wären, dass das Magische Auge (EM4) mit seinem Trioden System als NF-Vorverstärker mit benutzt wird, sowie einer separaten Gittervorspannungs Erzeugung, die nicht nur, wie Standardmäßig üblich, für die HF-Feldstärke Regelung sondern auch für die Endstufe verbaut wurde. Die durch den Einsatz eines recht niederohmigen Widerstandes (130 Ohm) und einem Parallel Elko (100µF/mind. 16 V) mit + an Masse realisiert wird.

Bedenke bitte auch, dass neben der Gehäuse Restaurierung auch die elektrotechnische gehört. D.h. dass alle Papierwickel Kondensatoren und die klein Elkos zu wechseln sind. Bei den Netzteil Becher Elkos lohnt sehr oft der Versuch diese zu formieren, bevor Sie mit voller Anodenspannung bestromt werden.
Letztendlich wird oft auch eine Kontaktreinigung des Wellenschalters und der Potis notwendig sein.
Zuletzt geändert von fritz52 am So Sep 22, 2024 8:04, insgesamt 1-mal geändert.
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:
AME
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Re: Wobbe Notar W

Beitrag von AME »

Danke Paulchen,

ich hatte irgendwie angenommen, Kantenbeleuchtungen seien eine neuere Erscheinung. Die Skala des Notar ist übrigens auf der linken Seite grün, sie ist werksseitig farbig. Die rote Farbe im LW-Bereich könnte durchaus noch werksseitig sein, nicht übermalt.

Es gibt hier einen längeren Notar-Thread, den habe ich schon gelesen. Dürfte sehr hilfreich sein.


Andreas
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paulchen
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Re: Wobbe Notar W

Beitrag von paulchen »

Ja, das Rote ist original. Wenn Du die Scheibe von hinten betrachtest, sollte da aber schwarze Farbe drüber sein. Sieht von vorn zumindest so aus.

paulchen
AME
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Re: Wobbe Notar W

Beitrag von AME »

Danke Fritz,

von der Besonderheit bei der EM4 habe ich schon gelesen, das mit der Gittervorspannung kannte ich noch nicht. Ich muss mich da weiter einlesen und will auch erstmal das Schaltbild nachvollziehen. Wie gesagt: Röhre ist neu für mich. (Ich habe noch einen alten Radiomann mit Röhre, vielleicht fange ich damit erst mal an. Man ist nie zu alt zum lernen.) :-)

Interessant ist, dass die freie Verdrahtung - zumindest bei einem so einfachen Gerät - gar nicht so unübersichtlich ist wie ich erst annahm. Im Gegenteil ist manches leichter zu erkennen als bei Platinenbauweise wo man Bestückung und Leiterbahn eben nicht gleichzeitig sehen kann.

Andreas
AME
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Re: Wobbe Notar W

Beitrag von AME »

paulchen hat geschrieben:Ja, das Rote ist original. Wenn Du die Scheibe von hinten betrachtest, sollte da aber schwarze Farbe drüber sein. Sieht von vorn zumindest so aus.

paulchen
Achso, danke. Das Glas ist noch am Chassis, ich kann die Rückseite nicht richtig sehen. Das schaue ich mir aber noch genau an.

Edit:
Das Skalenglas ist sehr einfach abzunehmen. Die eigenartigen Reibespuren am LW-Teil der Skala scheinen werksseitig bei der Produktion entstanden zu sein.
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Die Beschichtung der Rückseite ist in einwandfreiem Zustand, daran hat niemand gebastelt. Kein Grund, etwas zu überarbeiten.
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In der Durchsicht sieht man kleinere Ablösungen, Alterserscheinungen halt. Das Glas wird von vorn gereinigt, mehr ist nicht zu tun. Nach sauber kommt kaputt.
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Schönen Sonntag,
Andreas
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