Frage zu ECH81

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Heiko
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Frage zu ECH81

Beitrag von Heiko »

Hallo zusammen,

Wie schon vermutet bei meiner Vorstellung hier, habe ich nun die erste Frage zu meinem Röhrenradio, einem Nordmende Turandot 59/614, welches ich gerade aufbereite. Das Radio ist funktionsfähig, allerdings war/ist der Klang auf UKW verzerrt, nicht dramatisch, aber eben hörbar und störend, wenn man länger UKW hört, insbesondere bei Zisch-/S-Lauten fällt mir das auf.

Ich hatte dann die diversen Spannungen gemessen, welche laut Schaltplan anliegen sollen, und dabei einen defekten Kondensator an Pin 1 (G2/G4) der ECH81 gefunden. Laut Schaltplan soll die Spannung hier 65 V betragen, gemessen hatte ich fast 160 V aufgrund des defekten Kondensators. Da ich das Radio erst seit Kurzem besitze, weiß ich nicht, wie lange es vorher mit diesem Fehler betrieben wurde. Im Datenblatt der ECH81 finde ich zu Ug2+4 eine Spannung von 100 V.

Nach dem Wechseln des Kondensators ist die Spannung auf 75 V heruntergegangen, immer noch nicht der Sollwert, aber die Verzerrungen wurden dadurch deutlich reduziert, sind aber immer noch hörbar.

Im Gegensatz zu allen anderen Röhren in dem Radio hat die ECH81 einen deutlichen und großflächigen Belag im Kolben, fast umlaufend und nicht nur den Getterspiegel oben im Kolben, siehe Bild unten.

Ist dieser Belag normal bei diesen Röhren oder möglicherweise ein Ergebnis der zu hohen Spannung an G2/4 und sollte somit ausgetauscht werden?

Grüße
Heiko
ECH81.jpg
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olli0371
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von olli0371 »

Hallo Heiko,

diese Röhre hat mit den von dir beschriebenen Verzerrungen nichts zu tun. Ich hab nun keinen Schaltplan für dein Radio, deshalb kann ich auch nicht sehen, was für einen Kondensator du da ausgewechselt hast. Stell doch bitte einen Ausschnitt vom Plan hier ein und markiere mal, was du ausgewechselt hast. Deiner Beschreibung nach finde ich etwas merkwürdig, das die Spannung an dem g2/4 sich durch auswechseln nun niedriger einstellt als vorher.
Ich vermute eher, das deine ECH81 etwas schlapp ist und deshalb die g2/4 Spannung höher ist als im Schaltplan. Aber wie gesagt - erstmal den Plan einstellen.

Der Belag ist bei diesen Röhren normal. Ist wohl Gettermaterial, was zur Bindung von Rest Sauerstoff dort aufgebracht wurde.

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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countryman
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von countryman »

Bei meinem Graetz war das Zischeln durch einen kleinen Nachgleich mit Hilfe dieses Forums zu mindern. Nach der umfassenden Kondensatorkur war es dann ganz weg.
https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=21&t=21015
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Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Heiko »

Hallo Oliver,

einen Ausschnitt aus dem Schaltplan hänge ich unten an, der defekte Kondensator ist/war C112, gelb markiert. Dieser hatte einen ohmschen Widerstand von 85 Ohm und lag parallel zu R111 mit 39K. Nach dem Austausch ging die Spannung an dem Messpunkt von knapp 160 V runter auf 75 V und die Verzerrungen auf UKW wurden dadurch deutlich reduziert.

@countryman, alle verdächtigen Kondensatoren in dem Radio sind bereits getauscht, die Gleichspannungsversorgung wurde ebenso runderneuert.

Hinweis, den ganzen Schaltplan gibt es z.B. hier:
https://elektrotanya.com/nordmende_859.614.00_turandot_59_sm.pdf/download.html

Grüße
Heiko
ECH81_2.jpg
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glaubnix
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von glaubnix »

Hallo Heiko,

zur Beseitigung der Zischlaute könnte ein geringer Nachgleich des Ratio Sekundärkreises im Schaltplan L102/103 im Lageplan pos. 6 erfolgreich sein...
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Heiko »

Hallo Peter,

danke für den Tipp! Das werde ich im Hinterkopf behalten.

Grüße
Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Heiko »

Servus,

hier noch ein kurzer Nachtrag zu dem geschilderten Problem. Mein Verdacht oben ging ja in Richtung ECH81. Ich hatte mir nun bei ATR ein paar Ersatzröhren beschafft und nach und nach die Röhren in meinem Radio getauscht und dabei jeweils insbesondere auf die Verzerrungen/S- und Zischlaute geachtet.

Etwas überrascht war ich, dass ein Tausch der ECH81 keine Verbesserung brachte, auch der Tausch der EABC80 brachte nichts, erst als ich die EF89 getauscht hatte, stellte sich eine hörbare/deutliche Verbesserung ein.

Ich behaupte nicht, dass ich im Moment verstehe warum, aber das Verhalten ist reproduzierbar. Mit der alten EF89 sind die leichten Verzerrungen insbesondere bei den S- und Zischlauten hörbar, mit der 'neuen' EF89 praktisch nicht mehr.

So rein interessehalber, vielleicht kann sich hier jemand einen Reim auf dieses Verhalten machen ?

VG, Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das von der EF89 verstärkte Signal wird dem Ratiodetektir zugeführt. Daher ist es gut vorstellbar, dass dieser mit verschiedenen Röhren unterschiedlich gut arbeitet. Zum Beispiel dann, wenn die Signalamplitude sich unterscheidet oder das Signal nicht sauber begrenzt wird. Dabei wird aber auch der von Peter erwähnte Fehlabgleich des Ratiokreises eine Rolle spielen. Mit anderen Worten: Bei korrektem Abgleich des Ratiokreises wird das Radio vermutlich auch mit der alten EF89 verzerrungsfrei spielen.

Lutz
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Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Heiko »

Servus und danke für den Hinweis auf mögliche Gründe. Den Abgleich des Ratiokreises oben behalte ich im Auge, für den Fall, dass das Radio doch wieder auffällig werden sollte. Im Moment spielt es aber zu meiner vollsten Zufriedenheit.
VG, Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Heiko,

noch etwas zum "Belag" deiner ECH81:

Eine solche Verspiegelung haben manchmal auch andere Röhrentypen, z.B. EF80, EF85, EF89, ebenso die dazugehörigen Röhren der U-Serie.
Diese Verspiegelung ist kein Gettermaterial. Ebenso entsteht eine solche Verspiegelung der Röhre nicht in Laufe der Zeit durch den Betrieb, sondern diese Verspiegelung war bereits da als die Röhre fabrikneu die Produktion verlassen hat.

Gruß

Roland
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Heiko
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Heiko »

Hallo Roland,

danke für den Hinweis. Ich hatte mir zwischenzeitlich Austauschröhren besorgt und die 'neue' ECH81 hat ebenfalls diesen Belag. Und tatsächlich funktionieren die alte ECH81 (wie auch die neue) ohne Probleme.

Grüße
Heiko
edi
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von edi »

Funkschrotti hat geschrieben:Diese Verspiegelung ist kein Gettermaterial.
Doch, ist es.
Eine Bariumverbindung, die auf der Getterwanne lag, wurde nach dem Auspumpen der Röhre mittels Hochfrequenzerhitzung verdampft, und schlägt sich auf der Glaswand als spiegelnder Belag nieder, welcher fürderhin Gasreste chemisch bindet.
Sinn ist das Binden von Gasresten, die bei der Erwärmung aus den Metallteilen austreten.
Funkschrotti hat geschrieben:Ebenso entsteht eine solche Verspiegelung der Röhre nicht in Laufe der Zeit durch den Betrieb, sondern diese Verspiegelung war bereits da als die Röhre fabrikneu die Produktion verlassen hat.
Genau so ist es.
Aber... diese Schicht kann sich verfärben, oder auch dicker werden- ich sah Röhren, bei der Belag knitterig war wie Stanniolfolie, und sich ablöste.
Diese Röhren waren allerdings uralt, aus den 20er/ 30er Jahren.

Bei den Amerikanern sind Uralt- Röhren mit "Regenbogen- Getter" sehr beliebt, das in Metallic- Regenbogenfarben schillert.
Funkschrotti
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Edi,

nein, diese Verspiegelung ist KEIN Gettermaterial !!! Wenn eine Röhre Luft gezogen hat sieht man es. Dieser Teil der Verspiegelung wird nicht durch Luft oxidiert, sondern nur das Gettermaterial oberhalb.

Gruß

roland
edi
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von edi »

Och nöööö...

Funkschrotti, das mit dem Getterzeug weiß ich nun schon seit 57 Jahren, weil es so im "Ratheiser" stand, und ich als Knirps "das Buch gefressen" habe.

Ich habe Auschnitte gemacht:
Ratheiser "Rundfunkröhren- Eigenschaften und Anwendung", 4. Auflage 1940, S. 21/22
Und Barkhausen weiß das auch: "Lehrbuch der Elektronenröhren", 11. Auflage, 1965, Band 1, S.22

Die Röhre im Bild wurde seitlich liegend durch eine fette HF- Spule gezerrt, die mit HF das Getterzeug in der Getterwanne verdampft. Und der Getterspiegel -der heißt ja nicht umsonst so- ist meist genau darüber.
Getterspiegel_Ratheiser.jpg
Gettern-Barkhausen.jpg
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edi
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Re: Frage zu ECH81

Beitrag von edi »

Hier ein "Leuchtendes Beispiel" für die Funktion des Getterspiegels.
Eine EF860, Langlebensduaerröhre, ähnlich der EF80. Sie hat noch Anodenstrom, und ist -schwach- steuerbar.

Die hatte mal einen Getterspiegel, aber die Röhre hatte wohl noch viele Gasreste in den Teilen, oder Luft ist an den Stiften durchdiffundiert, da reichen Millionstel Millimeter, die Wirkung dauert über Jahrzehnte.

Der Getterspiegel besteht aus Barium/ Thorium, und sieht normal metallisch aus. Durch Binden der Gasreste entstehen Oxide, ein weißes Pulver.

Die Röhre hatte genug Gasreste für die Oxydationsreaktion.
Und so ist der Getterspiegel nun nur noch ein heller Hauch.
Immerhin ist noch ein Ia meßbar. Aber ich mußte den Meßbereich auf einen höheren Wert stellen- bei normalen Spannungen ist er zu hoch.
Auf jeden Fall entsteht ein violettes Leuchten im System- Hinweis auf schlechtes Vakuum. Sowas sollte bei solchen Kleinleistungsröhren nicht vorkommen.
Nur mit voller Anodenspannung ist eine schwache Steuerungswirkung erkennbar.
Aber beim Vakuumtest des RPG knallt der Zeiger ganz hoch, das ist der Beweis: Absolut schlechtes Vakuum.
Dsci6683_EF860_Getterspiegel_verbraucht.jpg
Dsci6678_EF860_Pruefung_RPG_800.jpg
Dsci6680_EF860_Violettes_Leuchten_800.jpg
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Zuletzt geändert von edi am Di Dez 03, 2024 20:04, insgesamt 2-mal geändert.